Gegenwartsliteratur.
Live.
Nur im Internet.
Aus der Provinz.

Lesen

Bild: random 42. Tobias Peuke. 2025.

 

 

Der Brillenträger betrachtete die graue und wirklich überall beliebige Landschaft, die rechts und links an den Zugfenstern vorbeizog. Flaches Land, tief hängende Wolken. Brach liegende Felder warteten auf den ersten Frost. Die lichten Kiefernwälder atmeten den feinen Niesel tief ein und wieder aus. Den Namen des Dorfes, in das ihn der andere Brillenträger erst vor ein paar Stunden zum spontanen Sit-In eingeladen hatte, hatte er dabei wie alle anderen auch das aller erste Mal gehört: Junkenhof. Er hätte weniger lustig klingen können.

Die Gastbegerin stand gerade in der Tür des kleinsten Bauernhauses als er langsam auf den Dreiseitenhof rollte. Ihr Mantel wölbte sich stolz über ihrem Bauch und sie lachte das gleiche offene Lachen mit dem er sie vor so vielen Jahren kennengelernt hatte. Neben ihr stand der andere Brillenträger, seinen Sohn an der linken Hand, der beiden zu gleichen Teilen nicht ähnelte.
„Du bist ja doch da!“
„Hatte ich doch geschrieben!?“
„Äh, nee?“
„Oh, muss wohl in einem der Funklöcher der letzten Stunden passiert sein. Sorry.“ Die Freunde begrüßten sich wie sich Freunde begrüßen, die sich nur zwei bis drei Mal im Jahr sehen, dafür aber jedes Jahr seit mehr als 20 Jahren, also wie immer. „Wie lange geht euer Novemberbreak schon?“
„Wir sind seit Montag Abend hier. Das Dorf ist so voll wie immer. Du hättest nirgends noch ein Bett gekriegt.“
„Na, zum Glück kenne ich ja Herrn und Frau Sowieso aus dem Friedrichshain.“ Er trat sich die Schuhe ab und drängelte sich an den beiden vorbei in die warme Stube. Wir sollten nicht kalt werden, ich bin eh schon angeditscht“, schaffte er noch zu sagen, bevor er hastig nach einem Taschentuch suchte, in das er unangenehm laut hineinhustete. „So klingen in Berlin bestimmt auch gerade alle, was?“
„Frag nicht. Du kannst dir vorstellen was in der Kita los ist.“
„Kann ich. Das gleiche wie überall.“
„Und außerdem, du weißt schon: Mal wieder ne kurze Flucht in die Eindeutigkeit und och ma raus ausm scheen grau’n Berlin, mal raus aus der ganzen Randomness, wo immer alles so, na ja, irgendwie sowohl mit … als auch ohne Augenzwinkern ist. Dies. Das. Fascheeste?“
„Krass. Hast du das vorher aufgeschrieben?“
Der andere Brillenträger verdrehte nur die Augen und verschwand in der Küche, um den gerade fertig gezogenen Tee und den Sandkuchen zu holen, den die drei am Vormittag zusammen gebacken hatten.

Eine halbe Stunde später saßen sie ein Haus weiter am Kaffetisch, auf dem auch die Kuchen der anderen Familien standen, mit denen die beiden hier gemeinsam so etwas wie Herbstferien machten. Der andere Brillenträger erklärte ihnen gerade allen gerne und ausschweifend, warum es bald schon wieder nicht mehr angesagt sein würde, die Wochenenden hier draußen in der Mark zu verbringen. Schon letztes Jahr wären hier die meisten Ecken schon viel zu versnobt gewesen. Von wegen „Neue Hamptons“ und so. Nichts mehr übrig vom Provinzkunstcharme, in allen Kleinstgalerien nur noch Werke von irgendwelchen Berliner Alkoholiker*innen. Er hatte sich schnell ich Rage geredet, und der Brillenträger versuchte ihn mit Humor auszubremsen, schließlich saßen Kinder mit am Tisch. „Also ich hab ja neulich gelesen, dass die Uckermark eher so die „deutschen Catskills“ sein sollen, fand den Vergleich dann aber schnell doch ganz schön sch…äbig.“ Die Gastgeberin stupste ihre Nachbarin an und kommentierte augenzwinkernd: „Weder noch, oder? Wie weit wäre es denn zum Strand? Oder in die Berge? Die Herren verbringen definitiv zu viel Zeit im falschen Feuilleton.“ In diesem Moment liefen vor dem Fenster ein paar Kinder durch den Regen und fuchtelten mit den Armen als würden sie mit Tennisbällen jonglieren. Der andere Brillenträger stand vom Tisch auf, nahm den letzten Schluck Kaffee aus seiner Tasse und ging zur Musikanlage. „Technics. Röhrenverstärker. Steht hier locker schon seit 30 Jahren. Der braucht mal was frisches.“ Und nur wenige Momente später schallten eindringliche Melodien durch den Raum, sein Sohn schwang begeistert die Arme im Takt, und die Tür nach draußen war fest verschlossen.

 

„Seine Angst ist mеine Angst.
Seine Wut ist mеine Wut.
Seine Liebe ist meine Liebe.
Sein Blut ist mein Blut.“

(Rosalia: Berghain. 2025)

 

Kurz bevor es zum Abendbrot in das dritte und größte Haus des Hofes gehen sollte, saßen die Männer der Wochenendgesellschaft unter einem Pavillon, der den Gelegenheitsrauchern eine Gelegenheit bot, und führten eine borderline cringe Unterhaltung über Post-Ironie, wobei sie den Begriff selbst, jedes Mal wenn sie ihn verwendeten, mit ihren Fingern in fingergroße Anführungszeichen setzten. „Also erstmal sprichst du das komplett falsch aus: Es heißt ,Six-Sääven’.“
„Du musst es ja wissen. Wie oft hast du das in den letzten Wochen gehört?“
„Viel weniger oft als ihr jetzt glaubt. Im Grunde ist das schon wieder durch.“
„Das glaube ich nicht.“
„Und wieso nicht?“
„Na, weil das die perfekte Metapher für alles ist.“
„Das sind nur zwei Ziffern. Die zufällig nebeneinander liegen. Jedes Kindergartenkind kann so lustig sein.“
„Eben!“
„Was meinst du mit ,eben’?“
„Alles ist, nur noch, random. Relevanz entsteht ausschließlich durch Kontext.“
„Oh, dann gebe ich euch mal Kontext“, schaltete sich die Gastgeberin ein, „und danach kommt ihr bitte wieder rein, die Suppe wird sonst kalt.“ Sie zeigte ihnen ein kurzes Reel auf ihrem Handy: Ein Grundschüler erklärt seiner Mutter widerwillig, was denn nun wirklich der Sinn hinter allem war: 6 mal 7 sei ja wohl bekanntlich 42! Und damit aber noch nicht genug, denn 2025 + 42 sind ja wohl 2067. Die Mutter lacht lauter als ihr Sohn. Aber der kannte den Witz ja auch schon und konnte deswegen post-ironisch lächelnd weiter seiner Dinge nachgehen. Die Männer konnten sich schwer auf ihren Stühlen halten. „Leute, dagegen ist das letzte Trump-Gerücht ja tatsächlich nur noch lame.“
„Und das wäre?“
„Ja, will ich auch wissen. Hab seit fünf Tagen keine Nachrichten mehr gelesen.“ Doch da kamen die Kinder auf den Hof, um ihre Väter und den Brillenträger wieder an den perfekt gedeckten Tisch zu holen.

Nach dem Essen, und nachdem alle Kinder in der oberen Etage des selben Hauses eingeschlafen waren, mühte sich die Wochenendgesellschaft mit der unvermeidlichen Ost-West-Diskussion ab, aber nicht einmal mit der grenzwertigsten Ironie konnten sie dem Thema heute noch etwas spannendes entlocken. Stattdessen verstiegen sie sich schnell auf eine Art Wochenendhaus/Urlaubsdorftratsch, denn jede und jeder von ihnen hatte in der letzten Woche entweder beim Bäcker, beim Fleischer oder im Café irgendetwas aufgeschnappt, das so weder in Berlin noch in der Provinz aufzuschnappen gewesen wäre. Da gab es die Geschichte mit den Spritzen auf dem einzigen Spielplatz in Junkenhof, die hier noch nach Wochen an jedem Tresen weitergesponnen wurde, bis es gestern zur folgenden Version reichte: Nein, eben kein Heroin. Auch kein Ivermectin. Nicht mal altes Astra-Zeneca. Die Spritzen gehörten angeblich dem Mann, der sich am oberen Ende des Dorfs eingemietet hatte, um innerhalb von drei Wochen mindestens 25 Kilo abzunehmen, ohne dass ihn groß jemand in Bewegung gesehen hätte. Oder da gab den handfesten Gooner-Skandal um die drei Burschenschaftler aus Bautzen. Nach einer Woche exzessiver Orgie sollen sie sich gegenseitig so dermaßen auf die Ketten gegangen sein, dass einer nach dem anderen durchs Dorf gelaufen war und allen erzählen wollte, was die jeweils anderen beiden als Vorlagen so benutzen würden. Die wildeste Behauptung sollte irgendwas damit zu tun gehabt haben, dass einer der drei dabei erwischt wurde, wie er ein Reaction Video aufgenommen hatte, wozu er KI-Pornographie benutzt haben soll, in der die anderen beiden eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hätten. Der Upload war aber wohl noch verhindert worden. Als letztes wusste der andere Brillenträger noch von den drei Paaren aus Stuttgart zu berichten, die gleich hier gegenüber im Vierseitenhof eine nicht unwesentliche Cannabisplantage betrieben. Im Dorf wurde sich erzählt, die Cannabis-Cocktails, die seit der Erntezeit ausgegeben würden, seien absolut kein Grund für eine Zurücknahme des entsprechenden Gesetzes. „In der Uckermark!“, fügte er gespielt empört hinzu, „hier hat die AfD im Frühling auch bloß 38% Prozent geholt.“
„Und? Habt Ihr mal probiert?“
„Trauen wir uns nicht, wegen der Kinder.“
„Würde noch jemand einen Espresso-Cremant nehmen? Es ist noch nicht mal Neun.“

Die uralte Standuhr im Wohnzimmer schlug 1 Uhr, und der Brillenträger saß alleine unter dem Pavillon, die anderen waren vor wenigen Minuten ins Bett gegangen; Kinder betrachten das mit dem Ausschlafen seit jeher eher post-ironisch. Er zündete sich eine letzte Zigarette an und wartete auf einen Hustenanfall, der aber niemals kam.

 

 

9. und 16. November

 

S13:Ep 9 und 10(u) – Who Cares About Anything For Real, Anymore?

 

Merz erklärt den Bürgerkrieg in Syrien für beendet,
vielen wöllten zurück und es gäbe keinen Grund mehr für Asyl,
Spahn sieht in der Rückkehr eine „patriotische Pflicht“,
Wadepfuhl aber stellt bei Besuch in Syrien fest,
dass dort niemand menschenwürdig leben kann

– Merz teasert Schutzzölle für Stahl an
– Merz muss der Jungen Union die Sache mit der Rente noch mal erklären

Streek sagt, alte Menschen brauchen keine teuren Medikamente mehr

Cop30:
Newsom kommt statt Trump
Merz verspricht Regenwald zu schützen
(neuer Fonds klingt tatsächlich ganz gut)
Indigene stürmen die Halle in Belem am ersten Tag,
den Vorplatz am zweiten Wochenende

– Kalmaegi wütet auf den Philippinen und über Vietnam (knapp 200 Tote)
– nachts kein Trinkwasser in Teheran
– nächster Taifun auf den Philippinen (knapp eine Million Menschen werden evakuiert)
CO2-Ausstoß weiter gestiegen

Bürgerkrieg im Sudan auch wieder interessant:
Gräueltaten in Al-Fashir

Kriegsprotokoll. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe.
Woche 187 und 188.

Montag: Pokrowsk und Kupjansk halten nicht mehr lange durch. In elf weiteren Orten schlagen Drohnen und Artilleriegeschosse ein. Dienstag: Kein Liveticker. Mittwoch: Kein Liveticker. Donnerstag: Kein Liveticker. Freitag: Bundeswehr General Sollfrank vermutet bereits morgen einen russischen Angriff auf die Nato. Samstag: Die Herbstoffensive läuft wie üblich: Die Energieinfrastruktur der Ukraine ist permanent am Limit. Sonntag: Die Ukraine schlägt zurück: In Belgorod sind 10.000e ohne Strom. Montag: Kein Liveticker. Dienstag: Wadepfuhl stellt weitere 40.000.000 Winterhilfe zur Verfügung. Mittwoch: Zwei ukrainische Minister müssen wegen Korruption ihr Amt niederlegen. Donnerstag: Kein Liveticker. Freitag: In der Nacht wird Kiew mit Raketen und Drohnen angegriffen. Merz bittet Selenskyj am Telefon darum, dass doch bitte nicht so viele wehrfähige junge Männer nach Deutschland kommen. Samstag: Der nächste Korruptionsskandal fliegt Selenskyj um die Ohren. Sonntag: Kein Liveticker.

– Neuer Wehrdienst:
freiwillig bis zum Spannungsfall,
ab nächstes Jahr werden wieder EKG-Griffe vorgenommen (aber nur nach Zustimmung)

– „Man braucht sich da nichts vorzumachen oder schönzureden: Die heute im israelischen Parlament in der ersten von mehreren nötigen Sitzungen beschlossene Ausweitung der Todesstrafe ist charakteristisch ein faschistisches und rassistisches Gesetzesvorhaben. Allein der Punkt, dass das Gesetz nur für Araber gelten soll, die Juden töten, nicht aber für Juden, die Araber oder andere Menschen töten, ist ein Irrwitz.“ (Torsch)

Gatsby-Party on the same night SNAP ended
(„a little party never killed nobody“)

NYC-Wahl:
Musk nennt Mamdani einen „charismatischen Schwindler“ (vor der Wahl)
Trump droht New York mit Streichung von Fördermitteln bei Demokratie
– Mamdani gewinnt (höchste Wahlbeteiligung seit 1960)
– Neben dem Erfolg bei der Bürgermeisterwahl in New York gewann die Demokratische Partei auch die Gouverneurswahlen in den beiden US-Bundesstaaten Virginia und New Jersey. Die drei Abstimmungen galten als wichtiger Stimmungstest für Trump rund ein Jahr nach seiner Wiederwahl zum Präsidenten. Und auch die Abstimmung im Bundesstaat Kalifornien über eine von den Demokraten angestrebte Wahlkreisreform konnte die Partei US-Medien zufolge für sich entscheiden.
– Trumps Reaktion auf TS: …AND SO IT BEGINS!,
Trump is not talking and posting anymore, he is „truthing out“ (Fox),
laut Fox beginnt der Exodus der Immohaie gen Florida

Jon Stewart bleibt in 2026

Shutdown mit neuer Rekordlänge (43 Tage)
– President Donald Trump and his administration have until Friday to find funds for full SNAP benefits after a Rhode Island judge ordered the government to restore food aid payments halted by the government shutdown.
– 2. Novemberwochenende: 40 Flughäfen nur noch bedingt einsatzbereit
Trump bei Orban am Lügen über Walmart-Thanksgiving Packung
Epstein Files wohl noch viel belastender als vermutet (way more):
Among the more than 20,000 Jeffrey Epstein documents released Wednesday (November 12th), in one email Epstein writes, „would you like photos [sic] of donald and girls in bikinis in my kitchen.“, dann auch noch ein paar schwere Finanzskandale dabei, nächste Woche stimmt das House für full release?
– auch schlimm: nicht wenige Journalisten wussten also seit Jahren Bescheid und haben nichts gesagt, das gleiche gilt für Dems/Reps mit Insight
Trump befiehlt Untersuchungen, ausschließlich für Dems
MTG kriegt keine Love mehr

„The sleeping giant of America is roaring“ (Stimmung kippt contra Trump?)

Musk on its way to be a trillionaire (tesla shareholders)

Al-Sharaa (Syrien)
einen Tag nach Streichung von der Terrorliste
auf Staatsbesuch in den USA

Trump verspricht jedem US-Bürger 2.000 Zoll-Dividende
Trump begnadigt Giulliani und andere, von denen er viele gar nicht kennt
Trump wird bei NFL Game gnadenlos ausgebuht
Trump verklagt die BBC (wegen Doku über den 6. Januar), die entschuldigt sich halbherzig

– Dems caved on the Shutdown, a new vote on healthcare in December
– Shutdown ended after 43 days, next up: january
Noem verspricht 10k Bonus für TSA Workers, die ohne Bezahlung Pässe kontrolliert haben

– Gerüchte über eine Invasion Venezuelas werden laut
(bis jetzt noch „Operation Southern Spear“)

„Antifa Ost“ (Deutschland) jetzt Terrororganisation in den USA

Seattle just sent a political shockwave across the country — and the sound you heard was big-tech billionaires clutching their pearls as voters handed the keys to the city to a 43-year-old community organizer who rents a 600-square-foot apartment and doesn’t even own a car.

– Did Trump blow Clinton?

Nawrocki (Polen) will einfach mal keine guten Richter

Uhu am 9. November: „Noch nie waren Demokratie und Freiheit so angegriffen.“
– einen Tag später gibt Sahra W. ihren Parteivorsitz ab, Fabio rückt nach, Sahra bleibt aber in führender Position dabei…
Uschi Glas hat herausgefunden, dass ihr Vater bei der Waffen-SS war, als sie herausfinden wollte, dass sie jüdische Vorfahren hat

– „Als Treffpunkt haben sich die ca 15 bis 22 jährigen Neonazis den sogenannten „Tannenpark“ aka Mauerpark auserkoren. Von dort aus erstreckt sich eine regelrechte Graffiti-Wand aus rechtsextremistischen Parolen im Umkreis von 500 m und vereinzelt darüber hinaus. Und obwohl das Rathaus selbst Attacke der unschönen Farbattacken wurde, schweigen sich die Vertreter:Innen darin über die Problemlage aus.
Mittlerweile ist bekannt geworden, dass hier in Halberstadt und sogar direkt aus diesem Umfeld eine 15 – 20 Mann starke Schlägertruppe entspringt, die sich hinter ihrem Führer „Adolf“ zusammenraffen.“
Chupalla warnt vor … Polen
Erik Ahrens (der „neue Goebbels“) haut die AfD bei Zapp in die Pfanne

– Prozessauftakt zum Weihnachtsmarktattentat in MD

Quedlinburger Markt wird geschmückt, nach Karnevalsumzug zum Fremdschämen

– Horror Start für Cooper Flagg, nur am Losen, AD kaputt… dann fliegt GM Harrison endlich, sonst hätte wahrscheinlich demnächst die Arena gebrannt. Go Cooper, get your own!
Duke Running Mate Kon Knueppel im Moment Top Rookie
AR und The Don momentan bestes Backcourt-Duo der Geschichte (Offense),
auch wenn sie gegen OKC ganz schlecht aussehen

 

Gegen 4.20 Uhr zwanzig am Sonntag Morgen war er aus einem viel zu leichten Schlaf aufgewacht und hatte sich wieder unter den Pavillon gesetzt, so warm wie möglich angezogen, auch wenn er der zweiten Erkältung in diesem Herbst eh nicht mehr entkommen konnte. Vor ihm blinkte der Cursor auf dem hell erleuchteten Schwarzen Spiegel und wartete darauf, dass der Brillenträger seinen Traum von eben als Prompt in irgendein KI-Tool eingab. Stattdessen aber schwieg er diese noch nicht wahr gewordene Erinnerung und halluzinierte wortlos vor dem stillen Textdokument: Es muss 2028 gewesen sein. Er und die Suse. Und seine Kollegin vom französischen Untergrund. Und noch so viele mehr. Irgendwo in der Quedlinburger Innenstadt. Mal auf den Stufen des Rathauses, mal hinter den Stadtmauern, mal auf brennenden Barrikaden vor dem Studiokino. Auch das Wetter hatte ständig gewechselt. Schnee und Hagelschauer. Sengende Blitze und noch viel sengendere Sonne. Abgedeckte Dächer und glühendes Kopfsteinpflaster. Überall herrschten Chaos und Not. In nur drei Jahren waren ihre schlimmsten Albträume wahr geworden. Schlägertrupps patrouillierten durch die Gassen, Touristen gab es schon seit zwei Jahren nicht mehr. Die Faschisierung der Provinz musste eine unvorstellbare Dynamik entwickelt haben, seit die AfD die Regierung führte. Suse, die Kollegin vom französischen Untergrund und er bastelten verzweifelt Steinschleudern in den Kellern der Hölle. Keiner war weggegangen, alle waren geblieben. Die Schlacht dauerte eine Woche. Nur wenige überlebten. Der Brillenträger schrak plötzlich auf. Der Pavillon auf dem Dreiseitenhof war von einer Windböe umgeworfen worden und er saß unter einem nackten Sternenhimmel. Bis zum Sonnenaufgang schlief er dann so tief wie seit langem nicht.

Natürlich veranstalten sie alle gemeinsam einen Brunch am Sonntag Vormittag. Die Wolken hatten sich verzogen, und von Osten schien die Morgensonne durch die offene Seite des Hofs, erst am Horizont waren einzelne Bäume auszumachen, die nur beinahe im Dunst verschwanden. Die Gastegeberin und ihr Sohn saßen dem anderen Brillenträger und ihm selbst gegenüber. Der jüngste am Tisch malte mit einem tannengrünen Filzstift auf seine Serviette, nur für den Stamm fehlte ihm noch die richtige Farbe. „Oha, er weiß also schon, was Weihnachten ist?“
„Was glaubst du? Mindestens drei mal am Tag müssen wir ihn anlügen.“
„Das schafft ihr. Was sagt er zu deinem Bauch?“
„Das verraten wir nicht, weil es wahrscheinlich sogar ihr Name wird.“ Der Brillenträger lachte in seinen Kaffee. Da fragte ihn der andere Brillenträger, ob er bis Weihnachten durchhalten würde und brauchte nichts weiter in seine Stimme zu legen, so dass der Brillenträger wusste, wie ernst das trotz der frühen und heiteren Stunden gemeint war. „Ich denke ja. Und wenn nicht, dann eben nicht. Wäre keine Schande, oder?“ Der andere Brillenträger drehte seine beiden Handflächen nach oben und hielt sie vor seinem Zwerchfell parallel nebeneinander. Dann begann er langsam, seine Hände abwechselnd hoch unter runter zu bewegen, als wöge er jede mögliche Antwort behutsam ab. „Oder einfach mal blau machen nach dem Volkstrauertag? Der werfe die erste Kartoffel, der nicht schon selbst irgendwann mal …“ Er winkte ab. „Wann fährt dein Zug? Ich bring dich.“
Der Brillenträger zog sich sein Cap etwas tiefer ins Gesicht und rutschte im Stuhl etwas nach hinten: „Noch nicht.“

 

 

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