Bild: State of Mind. Quedlinburg. Dezember 2024.
So.
Es ist zwar noch nicht Sonntag,
aber ich muss wohl
heute schon weitermachen;
sagt die Deadline.
Und sie hat Recht.
In den nächsten drei Tagen,
es ist gerade Donnerstag Abend,
kommt nämlich
aber mal so viel
Social Engineering
auf mich zu,
dass ich froh sein kann,
wenn mich die Deadline
am Sonntag Abend
überhaupt noch ernst nimmt.
Die heißeste Phase der Vorweihnachtszeit
beginnt also morgen
mit einem Freitag,
und zwar dem 13.
Es ist der bereits achte
in diesem Jahrzehnt,
und niemand muss daran erinnert werden,
was am ersten los war.
Und ja auch eigentlich immer noch ist,
aber zwischen Grippe,
Erkältung
und Covid-19
werden keine großen Unterschiede
mehr gemacht.
Kein Problem,
um das sich irgendjemand
noch besonders sonderlich kümmern könnte;
betrifft ja eh alle,
ist also normal.
Ganz normal
ist übrigens auch
das Wetter im Moment:
Am Montag lag für einige Stunden
schon leichter Schnee auf den Dächern,
die Temperaturen liegen seitdem
Tag und Nacht nahe der Null,
heute ist das Weltkulturerbe
wieder in nasskalten Nebel getaucht.
Am Rande der Stadt aber,
unter dem Liebfrauenberg,
unweit von Morgenrot,
lodern am Montag Abend
riesige Flammen
in den Winterhimmel.
Küchenradio und Internet
rufen alle Einwohner der Stadt
dazu auf „Türen und Fenster geschlossen zu halten“!
Der Lebensmittelgroßhandel
in Groß Orden
ist am nächsten Morgen
so gut wie vollständig (kontrolliert) ausgebrannt,
der Sachschaden entsprechend hoch (Millionen!).
Aber natürlich auch das kein Problem,
das dem Weltkulturerbe
dauerhaften Schaden zufügen kann,
immerhin wurde in Groß Orden
schon vor 1.000 Jahren
Wäsche gemacht.
Die Brandursache
ist auch fünf Tage später
noch unklar.
Passt irgendwie gut
zur aktuellen Durchschnittsstimmung:
Es is’ wie’s is.
Zu schlecht,
um nicht dauerfrustriert zu sein,
zu gut,
um noch nicht aufzugeben.
Da macht die eine oder andere Alarmglocke zusätzlich
den Braten auch nicht mehr fetter.
Krisenmüdigkeit,
vernünftiger Fatalismus,
Erschöpfung
und Burn On.
In diesem Sinne
nimmt der 286. Eintrag in diese Chronik
seinen gewohnten Lauf:
First Up mal wieder
das Klima:
Die wöchentlichen Jahrhundertkatastrophen
sind aus den Hauptschlagzeilen verschwunden,
noch bringt der Winter tatsächlich Abkühlung.
Das hält die Letzte Generation
aber nicht davon ab,
weiterzumachen.
Dieses Mal muss das Berliner Adlon dran glauben:
Auf den flachen Eingangstreppen
zu einer prominenten Flüssiggaskonferenz
kleben für viele Stunden Menschen in der Kälte.
Aus der Signalfarbe der letzten Jahre (Orange)
ist inzwischen ein giftiges Grün geworden,
das in dicken Schlieren
von den edlen Holztüren
nach unten tropft.
Zwei Meldungen aber
schaffen es noch bis die meisten Feeds:
Erstens:
In Malibu wüten im Dezember
immer noch Feuer,
denen inzwischen ebenfalls Namen gegeben werden:
„Franklin“ vernichtet
4.000 Hektar Land.
Zweitens:
Die Tundra ist jetzt offiziell
gekippt, was bedeutet,
dass eines der größten Permafrostgebiete der Welt
jetzt kein CO2 mehr bindet,
sondern frei gibt,
oder noch anders gesagt,
die Tundra kühlt nicht mehr,
sondern trägt jetzt zur Erwärmung bei.
2,0°C über dem vorindustriellen Niveau
sind also schon bis zum Ende dieses Jahrzehnts
locker drin.
Der Aktivismus der Letzten Generation
bleibt bis dahin verbittert auf dem Beton kleben.
Aber apropos Aktivismus.
In den USA wird in diesen Tagen
der Linksterrorismus neu definiert.
Und dieses Mal
nicht von den Rechten,
denn:
Luigi Mangione ist gefasst!
Wer?
Der Typ,
der letzte Woche
den anderen Typen
in Manhattan auf offener Straße
von hinten erschossen hat.
Die sich seitdem entspinnende Helden-Story
kannte ich so auch noch nicht:
In irgendeinem McDonald’s in Pennsylvania
wird er von einem jungen Mann erkannt
und an die Polizei gemeldet.
Die findet dann bei Luigi
die Tatwaffe
und ein dreiseitiges handgeschriebenes „Manifest“.
Polizeichef Tisch exzerpiert:
„It does seem that he had some ill will
toward corporate America.“
Und damit ist Luigi Mangione bekanntlich nicht allein.
Der CEO, den er öffentlich niedergetreckt hat,
gilt übrigens als einer
der ekelhaftesten Vertreter seiner Sorte.
Trotzdem ist es erstaunlich,
wie schnell sich sehr viele Menschen
hinter einen feigen Mörder stellen
und diesen zum „Working Class Hero“ hochjazzen.
Noch erstaunlicher ist das,
weil es sich bei Luigi
um vieles zu handeln scheint,
aber nichts davon
hat mit der Arbeiterklasse zu tun:
Luigis letzter Lebensmittelpunkt war auf Hawaii.
Das ausgemachte Rich Kid
hat davor in San Francisco gelebt,
gehörte zum weiteren Kreis des Silicon Valley,
besuchte ein Ivy League College an der Ostküste,
das er mit zwei Abschlüssen in Computer Science verließ
und war dort Mitglied einer elitären Studentenverbindung,
seine Eltern sind Anwalt und Zahnärztin.
Und: Luigi ist auffallend good looking.
Wie gemacht also für Social Media.
Und für die USA.
Richtige Helden müssen da eben auch schießen können.
Ob Donald Trump eigentlich schießen kann,
das weiß ich gar nicht,
das spielt aber auch gar keine Rolle.
Denn wer hat es geschafft,
erneut die „Time Person of the Year“
zu werden?
Genau,
man muss einfach nur
noch mehr Arschloch sein
als alle anderen.
(Dass das Time Magazine auch anders kann,
dazu später zum Glück noch mehr.)
Größte Konkurrenz dabei
bekommt der Frisurensohn
momentan aus den eigenen Reihen:
Top Wacko Nominee
RFK bekommt zwar Gegenwind
(75 Nobelpreisträger*innen sprechen sich
gegen ihn als Verantwortlichen für auch nur irgendwas aus;
und sowas haben die noch nie gemacht),
aber vielleicht auch deswegen
schlägt er seine Schwiegertochter als Vize-CIA-Chefin vor.
In erster Linie macht er das aber,
um endlich zu beweisen,
dass das CIA hinter der Ermordung seines Onkels steckt.
Da ich über Trump 2.0
aber spätestens in vier Wochen
wieder viel mehr schreiben muss
als mir lieb sein kann,
hier nur noch zwei weitere schreckenserregende Nominierungen:
Seine ex-Schwiegertochter in spe,
Kimberly Guilfoyle,
soll Botschafterin in Griechenland werden,
und Vorzeige-Wadenbeißer Richard Grenell
„Gesandter für Sondermissionen“.
Bevor wir uns dann
von diesen Marginalproblemchen
wieder in Richtung Maximalprobleme bewegen,
zunächst noch zwei Meldungen
aus dem Rest der Welt,
lose Enden nerven
wie undichte Luftballons.
In Rumänien
sind am Montag 20 besorgte Bürger
mit Waffen auf dem Weg nach Bukarest,
können aber noch rechtzeitig gestoppt werden
beim Versuch, die demokratische Absage der Wahlergebnisse
zu korrigieren.
Nebenbei kommt auch raus:
Zahllose Influencer*innen haben wohl
bezahlte Wahlwerbung gemacht,
und von denen verlassen gerade nicht wenige das Land,
auch in Richtung Osten.
Und damit zur zweiten Meldung,
bevor der Dritte Weltkrieg
weitererzählt werden kann:
In Süd-Korea
hat das Parlament immerhin im zweiten Anlauf
dann doch noch mit Vernunft gehandelt
und den Staatschef mit der seltsamen Kriegsrechtsauslegung
des Amtes enthoben.
War also gar kein so großes Problem.
Und zack.
Sonntag Abend.
Noch mehr Social Engineering
als zu erwarten gewesen war.
Und auch noch überwiegend gelungen,
bedenke ich den Schwierigkeitsgrad,
aber das behalte ich (vorerst) für mich,
denn was auch zählt:
Wieder eine Woche überstanden.
Wieder eine Woche
ohne Beginn des Atomkriegs,
ohne den Einmarsch der Chinesen in Südkorea
oder wenigstens den großen Börsencrash;
das Ende das Jahrzehnts ist immer noch fern,
die tausend Luftballons am Horizont
noch nicht rot genug.
Bis jetzt also alles nur wieder Stürme im Wasserglas,
angesichts der richtig großen Katastrophen.
Und die auffälligsten Red Flags
in Sachen Untergang des Westens,
nämlich die „Vorkriege“ des Dritten Weltkriegs,
mit denen seit insgesamt fast drei Jahren
wild in der Geschichte rumgewedelt wird,
die haben natürlich auch
ihre eigenen Vorkriege.
Und einer davon ist für den Moment
so etwas ähnliches
wie wirklich beendet.
Dazu gleich,
aber in Deutschland konnte es einigen
schon wieder nicht schnell genug gehen:
Vorne weg
die CDU und Jens Spahn,
der anscheinend denkt,
sich als Außenminister
einer schwarz-blauen Koalition
empfehlen zu müssen:
1.000€ Startgeld und ein Charterflug
zurück nach Syrien!
Das Bundesamt für Migration
folgt auf dem Fuß
und stoppt alle Asylanträge von Syrern.
Österreichs Kanzler Nehammer
kommt natürlich auch gleich
mit einem eigenen Abschiebeplan vom Klo.
Ex-Diktator Assad
bekommt jedenfalls tatsächlich
„Humanitäres Asyl“ in Moskau,
mitsamt Handschlag vor Kameras.
Ausliefern kann Putin
ja auch später noch.
Momentan würde es dem Folterpräsidenten
vor dem IStG aber wohl wirklich besser ergehen
als in der Heimat seiner Ahnen.
Die Foltergefängnisse werden nach und nach geöffnet,
und zwar alle.
Und schon die ersten Berichte
bestätigen die schlimmsten Vermutungen:
Es fehlen eigentlich nur noch
systematische Massenvernichtungen,
dann wäre ein Vergleich
mit den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nazis
ganz leicht möglich.
Der türkische Großwesir Erdogan
spielt derweil weiter ein doppeltes Spiel.
Zum Einen will er die Grenze
zwischen den beiden Ländern öffnen,
damit die Syrer*innen (ca. drei bis vier Millionen)
zurück in ihre zerstörte Heimat dürfen.
Zum Anderen
zieht das türkische Militär
vor Kobane auf.
Mit wem sich die Dschihadisten
wohl verbünden werden,
wenn es gegen die Kurden geht?
Nach nur einem Tag
haben sich in Deutschland die meisten
vom ersten Beißreflex der Reaktion erholt,
sogar die CSU schlägt am Dienstag schon
versöhnlichere Töne an,
der Kanzler am Abend sowieso.
Die Lage in Syrien ist
„noch sehr, sehr gefährlich.“
Und dann sickern endlich
die ersten handfesten Zukunftspläne durch:
Das Land soll bis März 2025
von einer Übergangsregierung geführt werden.
Geleitet werden soll diese
vom bisherigem Regierungschef
der Rebellenhochburg Idlib,
Mohammed al-Baschir.
Berichten zufolge studierte al-Baschir
Elektronikingenieurwesen
und islamisches Recht.
Er ist Anfang 40.
Die islamistische Gruppe Hayat-Tahrir al-Scham (HTS),
die den Aufstand gegen Assad angeführt hatte,
hat al-Baschir die Aufgabe angetragen,
das Übergangskabinett zu führen.
Mitglieder der scheidenden syrischen Regierung
sollen in den kommenden Wochen schrittweise
die Macht dem neuen Übergangskabinett übertragen.
Was danach wird, das verrät er nicht.
Einen Tag später verirren sich Gerüchte
über Wahlen im März ganz schnell wieder
im Schatten des Krieges:
Die Türkei und etliche Dschihadisten-Milizen
greifen Kobane an.
Die Verfassung
ist außer Kraft gesetzt.
Das Brot wird knapp.
Mit reichlich Sicherheitsabstand
trifft sich die Welt dann in Jordanien,
allerdings ohne auch nur einen Vertreter
der jetzt in Syrien machthabenden Milizen.
Ein neues Sykes-Picot-Abkommen (1916)
lauert unter den Kartentischen.
Am Wochenende dann
sorgt sich die Tagesschau aber schon wieder um die Zukunft
und fragt, was jetzt eigentlich
aus Assads Coptagon-Imperium wird.
Wer kriegt jetzt die ganzen Panzerschokoladenpillen?,
weil: Wer hat’s erfunden?
Morgen jedenfalls
öffnen in Syrien
die ersten Schulen wieder.
Und das war noch nie ein schlechtes Zeichen.
Also Syrien,
was darf’s sein?
Scharia
oder Starbucks in Damaskus?
Wenn da nur nicht noch
Israel unter Benjamin Netanyahu wäre.
Denn der muss schon wieder
aufgefordert werden,
die Angriffe auf Syrien zu unterlassen,
juckt den aber
wie immer null.
Was ihn dagegen juckt,
ist seine Unterhose auf der Angeklagtenbank,
denn er muss endlich mal
wegen der Korruptionsvorwürfe
vor Gericht erscheinen.
Außer der Darstellung
der Absurdität der Vorwürfe
fällt ihm da aber nicht viel ein.
Dann fordert die UN-Vollversammlung
eine sofortige Waffenruhe in Gaza,
aber egal;
25 tote Zivilisten
nach einem Luftangriff
am Donnerstag.
Kriegsprotokoll. Schreibtisch. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe.
Woche 141.
1.000.000. Montag: Friedrich Merz besucht Kiew: „Ich bin nach Kiew gereist, um der ukrainischen Regierung und den Menschen in der Ukraine zu versichern, dass die CDU/CSU-Bundestagsfraktion fest an ihrer Seite steht. Wir wollen, dass dieser schreckliche Krieg so schnell wie möglich endet und der Frieden in Europa wiederhergestellt wird.“ Selenskyj bringt dabei erneut westliche Bodentruppen ins Spiel. Am Abend fordert Merz erneut die Aufhebung der Taurus-Verweigerung, die Ukraine könne sich nicht mit einem auf den Rücken gebundenen Arm verteidigen. Dienstag: Soldaten schreiben von der Front nach Hause, man hat ihnen gesagt, sie sollen noch durchhalten, bis Trump die Verhandlungen beginnt. Polens Ministerpräsident Tusk erhofft sich Verhandlungen noch in diesem Winter. Der Tagesschau-Liveticker setzt erneut aus. Mittwoch: Auf Saporischija gehen Raketen nieder, mindestens zehn Zivilisten sterben. In Rostow schlagen ATACMS ein. Die EU beschließt neue Sanktionen, russische Schiffe dürfen kaum noch in europäische Häfen einlaufen. Donnerstag: Die Schlacht um Pokrowsk beginnt. Russland und Indien schließen ihren bis heute größten Öl-Deal ab. Orban schlägt Putin ein Waffenstillstand über Weihnachten an. Macron pusht 40.000 EU-Soldaten zur Friedenssicherung in der Ukraine, Polen dementiert. Die Nato geht von inzwischen 1.000.000 Opfern im Krieg aus. Am Abend herrscht Luftalarm über weiten Teilen der Ukraine. Freitag: Der Luftalarm bringt hunderte Drohnen und Marschflugkörper, hauptsächlich wird die Energieinfrastruktur getroffen. In Moldau wird der Notstand ausgerufen, Gasmangel. Erste Aufklärer sind bereits in Pokrowsk. Samstag: Im zentralrussischen Orjol brennt ein Treibstofflager nach einem ukrainischen Drohnenangriff. Oberst Reisner (Österreich) spekuliert über die Größe einer EU-Truppe, um den Frieden zu sichern: 100.000 – 150.000. Sonntag: Die gegenseitigen Drohnenangriffe werden jeweils größtenteils abgefangen. Die Dörfer Weselji Hai und Puschkino (Donezk) sind „befreit“. In Saporischija fliegt ein russischer Tanklastzug (40 Waggons) in die Luft.
Und damit zurück
zum übrigen Gossip,
denn angesichts dieser Tragödien
ist alles andere
doch nicht viel mehr
als abgestandene Luft,
die kaum hörbar aus einem Ballon entweicht.
Zunächst mal so richtiger Gossip,
mit Stars und Sternchen und so.
Der nächste erfolgreichste
Musikproduzent der letzten 30 Jahre
hat jetzt dann auch
etwas mehr als 99 Problems.
Nach den neuesten Anzeigen
steht Jay Z, der bald Ex von Beyoncé
nicht mehr viel besser als sein Buddy Diddy da.
Aber das nur nebenbei.
In Deutschland
ist ja nämlich
eigentlich
Alarmstufe Rot.
Morgen stellt der Kanzler die Vertrauensfrage.
Und die Parteien
bringen sich bereits mit ihren Programmen in Stellung.
Einfach mal drauf achten,
mit was
da wer
so seine Probleme hat:
Die CDU versenkt
die Abstimmung gegen §218 im Rechtsausschuss,
und eine etwaige Ablehnung
wäre mit den Stimmen der FDP und AfD
auch noch möglich.
Die CSU will
„Deutschland wieder in Ordnung bringen“.
Dafür lassen sich Söder und Merz
sogar gemeinsam für ein Plakat fotografieren.
Der kommende Kanzler
trommelt lautstark für Taurus und Nato,
während Söder im Warschauer Ghetto
den Geist von Willy Brandt bekniet.
Kollege Dobrindt
hält derweil den Haftbefehl gegen Netanyahu
für eine „bodenlose Dummheit“,
immerhin nur bei Welt TV.
Mario Voigt (CDU)
lässt sich in Thüringen
unter anderen von den Linken wählen;
egal, Hauptsache alle gegen den Faschismus.
Björn Höcke applaudiert
mit angespannten Kiefermuskeln.
Die FDP hat
eine neue Kampagne:
„Alles lässt sich ändern.“,
weswegen Christian Lindner
auch weiterhin der Partei vorsteht.
An dieser Stelle
zwei Ereignisse,
die den aktuellen Fortschritt
des Anarchokapitalismus
ganz gut zeigen:
Giorgia Meloni (Postfaschistin)
verleiht Javier Milei (so was ähnliches)
die italienische Staatsbürgerschaft.
Andere, die auch italienische Großeltern haben,
warten auf so eine Geste im Schnitt 20 Jahre.
Und was Gesten angeht,
damit sich kennt sich der Turbokapitalist nun mal aus:
Der Christian
spendet bei „Ein Herz für Kinder“
ganze 2.000€,
und begründet das
maximal Kotzreiz auslösend
mit: „Sie kennen ja meine berufliche Situation.“
Sowas macht es dem Grünen Habeck
natürlich leicht,
postwendend mit einer
„Milliardärssteuer“
die Bildung
retten zu wollen.
Wie egal alles ist,
zeigt auch die Wahl
zum Topgesprächsduell der Woche:
Bei Maischberger
„diskutieren“
Beatrix von Storch (AfD)
und Philipp Amthor (CDU).
AfD-Oberschleimsack,
Maximlian Krah
verliert zwar gegen Böhmermann („Käferzelt“-Affäre),
aber er ist auch wieder da:
Er tritt an für den Bundestagswahlkreis
Chemnitzer Umland – Erzgebirgskreis II;
in der Bundestagskantine
wird der Schampus versteckt.
Inhaltlich bleibt sich die AfD
aber weiter treu:
In Dorsten (NRW)
stimmt sie
gegen
einen Rettungsschirm für Die Tafeln.
Und Vize Chupalla
übt schon mal sein
„Raus aus der Nato“.
Klar also,
dass auch die „Antifa“
wieder erhöhten Handlungsbedarf sieht:
Gestern sitzen sich 3.000 normale Menschen
vom Ostkreuz
bis zur Frankfurter Allee
die Hintern auf dem kalten Berliner Asphalt platt.
Nötig ist das,
weil gut 100 (tausende sollten kommen)
Nazikids mit ihren Eltern
das Marschieren üben wollen,
wegen „Ost!- Ost!- Ostdeutschland!“,
oder sowas.
Noch vor Beginn des Aufmarschs
wird nebenbei aber auch der Straßenterrorismus geprobt:
Ein SPD-Mitglied wird gezielt niedergeprügelt.
Alerta im Friedrichshain.
Gut.
Ihr ahnt es,
die Deadline steht
mit einem dieser Hochglanz-Ballons vom Weihnachtsmarkt
hinter mir,
und deutet auf die Zeiger der Uhr,
die darauf abgedruckt ist.
Kein Problem!
Nur noch Basketball,
Lokalnachrichten,
eine kleine Medienglosse
und vielleicht noch was besonderes
für die letzte Seite;
noch habe ich Luft nach oben.
Und da ist auch Caitlin Clark
schon wieder mal angekommen.
Das Time Magazine (told you!)
kührt sie als
Athlete of the Year!
No surprise here.
Das dazugehörige Interview
konnte ich bis jetzt nur in Auszügen lesen,
aber auch der oberclevere Eindruck
den sie auf dem Feld zeigt,
scheint sich darin nur zu bestätigen.
Zum Beispiel
hält sie den Beef mit Angel Reese
für „fabricated“,
ohne das zu sehr zu kritisieren;
all part of the game.
In der letzten Liga,
die sie in Grund und Boden gespielt hat,
zeigen sich derweil die nächsten Superstars.
Zum Beispiel Hannah Hidalgo,
die gegen Uconn
ein Spiel für die Ewigkeit gespielt hat.
Aber was ist schon die Ewigkeit?
Auch und erst Recht
in der Provinz?
Die Antwort:
Das Land,
die Berge und Täler
des Nationalparks
vor der Toren des Weltkulturerbes.
Die Brockenkuppe
hat jetzt einen neuen Besitzer,
besser gesagt mehrere.
Mich zum Beispiel.
Der Landkreis Harz
hat den momentan verschneiten Gipfel
unseres Lokal-Mount Everest
gekauft.
Mit Geld.
Geld,
das jetzt die Telekom hat,
denen die Bergspitze
bis letzte Woche noch gehörte.
Provinz oder Nation oder Konzern,
wo ist da noch der Unterschied?
Der erste, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab und auf den Gedanken kam zu sagen: „Dies gehört mir“, und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der eigentliche Begründer der bürgerlichen Gesellschaft.
Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Elend und Schrecken wäre dem Menschengeschlecht erspart geblieben, wenn jemand die Pfähle ausgerissen und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: „Hütet euch, dem Betrüger Glauben zu schenken; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass zwar die Früchte allen, aber die Erde niemandem gehört.“
Jean Jacques Rousseau: Diskurs über die Ungleichheit. 1755)
Was ich mich dabei frage:
Muss man jetzt beim Landrat nachfragen,
wenn man,
zum Beispiel bei einer nächtlichen Brockenwanderung
im Frühjahr
rote (oder bunte) Ballons in den Morgenhimmel steigen lassen will?
Das dürfte doch eigentlich kein Problem sein…
Zum Ende für heute
dann noch ein Problem
weniger.
Wie viele es davon
wegen des Internets gibt,
brauche ich heute nicht noch mal schildern;
Red Flags
bei jedem zweiten Swipe.
Und deswegen sind es gute Neuigkeiten,
dass Dating Apps
anscheinend wirklich durch sind.
Mensch flirtet jetzt
(wieder) auf ganz normalen Social Media Plattformen.
Bei Tinder, Grindr und Co.
findet mensch
doch nur
immer das gleiche.
Im Mainstream jedoch
kann jeder Like,
jedes Emoji,
jeder Kommentar,
jeder Nicht-Like,
jede länger ausbleibende Antwort
etwas mehr zu sagen haben.
Beim Verlieben
geht’s also wieder
um die kleinen Dinge,
und die brauchen Zeit.
Schön.
Girl With a Balloon (hidden story)
Im Kino brauchte sie keine Brille. Sie saßen nah und gleichzeitig weit genug entfernt vor der Leinwand unter einem Dach in Magdeburg-Neustadt. Sie waren wenig vorbereitet, wollten an diesem Freitag, einem 13., beide einfach nur raus. Das unterhaltsame Film-Musical allerdings, dass sie nach einer oberflächlichen Filmauswahl erwartet hatten, explodierte vor ihren Augen zu einem modernen Meisterwerk; als ob es der rote Ballon wäre, den das Mädchen in Banksys Graffiti losgelassen hat.
Auf der Rückfahrt wunderten sie sich dann bald nicht mehr. „Emilia Peréz“ hatte nicht nur völlig zu recht bereits zwei Palmen in Cannes gewonnen, sondern war bereits der Topfavorit auf die Golden Globes und die Oscars. Zwei Hauptdarsteller*innen mit Ausnahmeleistungen, ein Baz Luhrman, der mit der Zunge schnalzt: Kamera, Kostüm, Schnitt, Ausstattung, alles perfekt. Und natürlich die Musik und der Tanz. Lebendiger konnte ein Film nicht sein. Und kaum wichtiger.
Sie freuten sich über ihre geglückte Spontanität und unterhielten sich weiter bis nach Hause. Nur ein mal sahen sie beide gleichzeitig nach oben in den Sternenhimmel, den der Vorvollmond erhellte. Und genau in der Mitte der Windschutzscheibe verfolgten sie gleichzeitig den kurzen, aber immer heller werdenden Schweif eines Geminiden, von denen in dieser Nacht noch hunderte über dem Horizont zu sehen waren.
„Hast du dir was gewünscht?“
„Ja. Du?“
„Ja.“

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