So,
es ist endlich schwül genug,
#DieDoppeltenZwanziger brauchen dringend eine Pause.
Das Schuljahr ist noch circa sechs Wochen lang,
Ihr könnt Euch vorstellen,
was da jetzt alles auf- und nachgeholt werden soll.
Ganz genau, viel zu viel.
Und auch wenn ich versuche,
dem Irrsinn irgendwie gerecht zu werden,
ohne, wie ein hiesiges Gymnasium,
alle schon um 7 antreten zu lassen,
dann stapeln sich die Arbeiten
trotzdem fast bis zur Decke,
auch und erst Recht am Wochenende.
Deswegen muss es in den nächsten Wochen
etwas ruhiger werden,
also zumindest in meiner Bubble.
Immerhin ist aber auch schon wieder Staffelpause,
und Comebacks wollen gut vorbereitet sein.
Im Schwarzen Spiegel ist
aber nach wie vor die Hölle los,
obwohl um diese Jahreszeit
eigentlich das Sommerloch anfängt.
Seit Trump weiß aber eh keiner mehr,
was das mal war.
Spätestens, wenn die letzte Folge der heute show lief,
war früher klar:
Ab jetzt erst mal drei Gänge zurück,
zwischendurch öfter mal Leerlauf,
oder den Motor mal ganz abschalten.
Heute aber wird der Newscycle
gar nicht mehr angehalten,
geschweige denn ausgemistet,
alles läuft synchron weiter,
nichts ist wirklich mal vorbei.
Vielleicht auch,
weil Konsequenzen nur noch es etwas sind,
das angekündigt wird,
aber vor dem sich niemand mehr zu fürchten braucht.
Nehmen wir das leidige Thema Rücktritte.
Als ob der Mülleimer
im Büro des Bundesgesundheitsministers
nicht schon überquellen würde
vor berechtigten Rücktrittsforderungen,
muss er jetzt auch noch im Spiegel lesen,
er hätte vorgeschlagen,
unbrauchbare Atemschutzmasken
doch an die Bedürftigen zu verteilen;
für ihn seien das wohl:
Hartz-IV-Empfänger,
Behinderte Menschen,
oder sonstiger Ballast für die Sozialkassen.
Ohne Zynismus kann man dieses,
für die CDU leider oft so typische
Von-Oben-Herab
nicht erklären, sorry.
Solange es was zu verdienen gibt,
ist man aber weiter vorne mit dabei
und liefert auch noch Diskussionsstoff,
der prima von allem anderen ablenkt.
Die ganze Woche gab es nichts wichtigeres
als den Skandal um Betrug mit Teststationen.
Echt?
Deutsche bescheißen Ämter?
Wenn sie wissen, dass sie nicht kontrolliert werden?
Na, wenn Spahn und Scheuer
das doch nur vorher hätten wissen können.
Es spricht mehr als Bände,
wenn sich eher ein deutscher Kardinal
zum Rücktritt bereit erklärt,
um wenigstens ein bisschen
Verantwortung zu übernehmen,
als zwei politische Opportunisten,
die einfach schon viel zu lange
damit beschäftigt sind,
immer schon das nächste krumme Ding zu drehen,
anstatt erst mal hinter sich aufzuräumen.
Lohnt sich ja auch nicht mehr,
sind ja eh keine drei Monate mehr.
Obwohl, ach ja, CDU…
Zu denen wird es morgen wohl noch mehr geben müssen,
es geht aber wahrlich noch offener geschichtsvergessen.
Ich klicke YouTube-Werbung ja im Normalfall
so schnell wie möglich weg,
aber manchmal klappt
mein Unterkiefer einfach zu schnell runter.
Denn ja, die Fußball-Europameisterschaft
findet wohl wirklich statt,
bestimmt auch mit England,
obwohl da die Einreise wohl noch geklärt werden muss.
Und zu so einer richtigen Retro-Veranstaltung
gehört auch: Retro-Werbung.
Einer der Hauptsponsoren
hatte anscheinend noch ordentlich Scheine übrig.
Ja wirklich, Persil hilft dabei,
das angeschlagene Image reinzuwaschen.
Wahrscheinlich soll es besonders woke sein,
dass die Profikicker im Werbespot
debil grinsend saubere Wäsche
in eine Waschmaschine stopfen.
Aber viel lauter kann man sich
von deutscher Heuchelei
schon nicht mehr anbrüllen lassen.
Auch das ist mehr als ein Grund genug,
die Schwarzen Spiegel beiseite zu lassen,
niveaufördernd oder wenigstens anständig
ist da momentan kaum noch was.
Also lieber kurz die Lokal-Zeitung auf:
An meine Alma Mater,
die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,
soll mal wieder die Axt angelegt werden,
diese ganze Bildung kann sich doch keiner mehr leisten.
Aber Obacht, wenn sogar Hans-Thomas Tillschneider
die Streichung von Professuren
und Verschlankung des Unterbaus geißelt,
dann ist was faul im Lande der dichtenden Denker.
Vor allem die Alt-Philologie soll es treffen.
Als ob Luther Latein hätte können müssen,
um die Bibel zu übersetzen.
Aber was da so drin steht,
ist ja auch nur noch Ansichtssache.
Und wenn wir grad schon wieder bei Antisemiten sind,
die machen auch keine Sommerpause:
Nächsten Samstag wird wieder marschiert, wieder mal in Dessau.
Das patriotische Fußvolk denkt wohl,
dann auch den vermeintlichen Landtagswahlsieg
der Rechtsextremen am morgigen Sonntag
nachfeiern zu können.
Und wenn nicht:
Brauchten Nazis je einen guten Grund,
um zu marschieren?
Gut, dann also vorerst der totale Rückzug ins Provinzielle.
Auf dem Marktplatz war nämlich heute
auch schon wieder die Hölle los,
also na ja, zumindest war Urian da.
Oder so etwas ähnliches.
Während sich die Touristendichte
allmählich wieder der Normalstärke annähert,
in den Cafés die G-ple in ihren Milchkaffees rühren,
und sich auf der Rathaustreppe
ein kleiner Hornist in Lederhosen
was dazu verdient,
bilden für eine halbe Stunde
genau zehn Menschen
einen weitläufigen Kreis.
Und machen original: Nichts.
Außer Urian.
Der inzwischen überregional bekannte Teufelsdarsteller,
Sagenbuchautor und überhaupt Tausendsassa,
schreitet in seinem, frisch aufgepimpten Teufelskostüm
über das blanke Pflaster.
Da staunen die Ausflügler
und fragen sich entweder,
wann die Aufführung denn nun beginnt,
oder was das ganze eigentlich soll.
Immerhin steht neben dem Rathaus
sogar eine Polizeistreife.
Ist Satan in die Blumenstadt gekommen,
um sich das Kinderblut persönlich abzuholen,
wenn diese verdammte Elite schon nichts abgeben will?
Fast.
Die anderen Teilnehmer dieses „Stillen Protests“
sind offenbar aus dem Mittelalter,
kein ungewöhnlicher Anblick,
schließlich ist das hier Quedlinburg.
Und für die ganz Begriffstutzigen verteilt ein junger Mann
mit weißer Ordnerbinde am Arm
auch ganz mittelalterliche Handzettel:
Auf weißem Kopierpapier,
zentriert gesetzt und in 11er-Arial:
„Warum dieser STILLE PROTEST?“
Darunter dann, man ahnt es schon,
Mimimi über die „systematische Zerstörung von Existenzen“.
Mittelaltermärkte seien nicht systemrelevant,
staatliche Hilfen blieben aus.
Die stillen Protestanten scherzen derweil
mit den wenigen Neugierigen,
die auch mal ein Foto mit Luzifer machen wollen.
Im Mittelalter selbst
hätten Menschen
keinen verzweifelteren Eindruck machen können.
Warum aber war denn nun die Polizei da?
Ach ja, im Aufruf zu dieser Veranstaltung auf Facebook
wurde explizit darum gebeten,
keine Waffen mitzubringen.
Das kriegt ja selbst
der Schwurbelfasching eher selten hin.
Die erhoffte Aufmerksamkeit
wird sich also in Grenzen halten.
Außerdem gibt es wichtigeres,
Gerechtigkeit nämlich.
Erinnert sich noch jemand
an den Gröpern-Killer aus dem letzten Jahr?
(#DieDoppeltenZwanziger berichteten:
Silent Alarm (S3:Ep4))
Für den geht am Montag der Prozess los.
In Magdeburg wird also jetzt entschieden,
ob er schuldunfähig ist
und so oder so
für eine ganze Weile weggeschlossen wird.
Hier aber redet schon lange keiner mehr darüber.
Die meiste Reichweite haben hier immernoch
die Fachwerkhäuser,
gestern sogar in Form des Boulevard-Cafés,
dem hübschen, gleich neben dem Rathaus.
Als es in der heute-show
ums Weltkulturerbe in Sachsen-Anhalt ging,
konnte es sich als Einblendung
gegen alles durchsetzen,
was das Bundesland
mit den meisten Unesco-Förderverträgen
zu bieten hat.
Das gibt gleich wieder hunderte Touris mehr,
das Wohnzimmerfenster in der Hölle
freut sich schon darauf,
noch öfter geschlossen zu werden.
Die Besucher reden irgendwie auch lauter
als vor der Pandemie.
Aber wenn es wieder losgeht,
hält die Lawine eben keiner auf.
Vom Schillingsberg aus rollen die dort frisch Getesteten
wieder in die Altstadt.
Wer die Tests da gerade veranstaltet,
und warum auch das wieder so typisch ist,
das überlasse ich Eurem Vorstellungsvermögen.
Nur so viel:
Jede Kleinstadt hat mindestens eine solcher „Familien“,
von denen irgendwie jeder weiß,
das mit denen irgendwas nicht stimmt,
die aber trotzdem immer die wichtigen Jobs machen.
Security im Heim für Geflüchtete.
Straßenpatrouillen während der Ausgangssperren.
Oder eben Rachenabstriche
bei potentiellen Geldausgeber*innen.
Aber was soll‘s?
Was kümmert‘s mich eigentlich?
Leute, sogar das Theater hat wieder auf.
Und es ist an charmanter Ironie
einfach nicht zu überbieten,
mit welchem Schmankerl der heiteren Unterhaltung
heute Abend und nur hier
die Bühnenbretter wieder
in Schwingung versetzt werden sollen:
Die Dauerbrenneroperette für alle,
die mal Urlaub brauchen,
die mal raus müssen,
denen alles mal wieder zu stressig ist.
Wo selbst Sigismund nichts dafür kann,
dass er so schön ist.
Denn, wenn schon nicht hier,
dann steht das Glück
immer noch im Weissen Rössl
vor der Tür.
Und was ruft es uns seit über 90 Jahren,
also seit seiner Uraufführung in Berlin
mitten in der Weltwirtschaftskrise,
unwidersprochen zu?
Genau:
„Guten Morgen,
tritt ein und vergiss
deine Sorgen!“
Zum Schluss für heute
noch zwei vermeintliche Mega-Gamechanger,
die bei all der Gewitterstimmung
nicht hinter dem Berg gehalten werden sollen.
Die internationale Konzernsteuer
scheint gerade wirklich in greifbare Nähe zu rücken.
Ein Geldsegen für die Staaten,
wie es ihn lange nicht gegeben haben dürfte.
Die Briefkastenfirmen bauen schon die Klingelschilder ab.
Sogar die G7 sprechen sich einheitlich dafür aus.
Mindestens genauso revolutionär
ist der Machtwechsel in Israel.
Auch wenn jetzt schon klar ist,
dass auf den Saulus
nur ein noch schlimmerer Paulus folgen wird.
Das bahnbrechende ist aber,
dass es eine acht(!)-Parteien Koalition sein wird,
die Netanyahus Scherbenhaufen liegenlässt.
Acht Parteien sind es mit Sicherheit nicht,
die sich ab morgen Abend
in Sachsen-Anhalt zu Sondierungsgesprächen treffen dürfen.
Aber man munkelt etwas
von vier Parteien,
die sich gegen die AfD stemmen könnten.
In Ziffern: 4!
Nach dem Novum „Kenia“
kommt jetzt vielleicht
der nächste Geniestreich der Demokratie:
„Simbabwe“.
Warum nicht weiter experimentieren?
Im ehemaligen Land Frühaufsteher
denkt man gerne modern
und out of the box.
Weswegen der zweite Teil der Episode
morgen auch minutiös
die dramatischen Entwicklungen
auf den Schwarzen Spiegeln mitverfolgen wird.

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