„This is where the water
becomes shallow.
And nothing here
is quite as deep
as you hoped it would be.
You wish the lines
were drawn a little clearer.
The tides have turned.
This drought will burn
and everything is falling
out of place.“
(Further Seems Forever: A new desert life. 2001)
So.
Sommerpause is‘ noch lange nich.
Und fragt jetzt nicht warum;
ich kann doch auch nichts dafür.
Hier in Quedlinburg aber
heißt Sommerpause
nun mal:
Zweite Hochsaison
(nach der Adventszeit)!
Nächstes Wochenende
(Pfingsten,
viertägige Vollsperrung
der gesamten Innenstadt)
ist Komplettabriss!
Mehr los als bei Rock im Park!
Das Wetter soll gut werden,
die Busse werden ab Mittwoch
noch mal vollgetankt
(durch Staatsschulden finanzierter „Tankrabatt“),
das Neun-Euro-Ticket gilt,
die Blumenrabattaten stehen in voller Pracht
und sind großzügig gewässert,
die Restaurants haben Hilfspersonal eingestellt,
die Festumzüge sind geprobt:
„Kaiserfrühling“!
1.100 Jahre Kwettlinburch!
Bratwurst, Bier, Folklore!
Drei Gänge Menu, Riesling, Konzerte!
Sachsen-Anhalt,
wer kann mehr?!
Wer Sommerpause will,
der muss schon den Fernseher anmachen.
Da geht allerdings
das Sommerloch
für Sachsen-Anhalt
auch gar nicht mal so gut los.
Besonders für unsere Polizei.
Die hat jetzt erst mal
einiges nachzuholen.
Unzählige nicht aufgenommene Strafanzeigen (Hatespeech, Volksverhetzung, …),
müss(t)en erneut geprüft werden.
„Strafvereitelung im Amt“
und Urlaubssperren stehen im Raum.
Sebastian Striegel macht
seinem Ärger im Landtag Luft.
Warum?
Weil Jan Böhmermann
mal wieder rasiert hat,
bevor er sich in die Sommerpause
verabschiedet hat.
Und, so egal wie Recht
seine intellektuellen Kritiker
(z.B. Felix Bartels) haben,
wenn sie ihm staatstragende Satire vorwerfen,
so wenig egal ist diese Aktion.
Also zumindest für das Internet.
Also für alle.
Bleiben wir doch noch kurz an der Oberfläche,
es wird doch gleich noch strange genug…
Quedlinburg kann nämlich
natürlich noch mehr als Volksfest,
Das K in Weltkulturerbe
hat mehr als einen Grund.
Das zeigt es seit Wochen.
Die Blasii-Kirche,
in der Blasii-Straße,
sticht dabei momentan besonders heraus.
Gerade erst sind sort
die „Filmtage“ zu Ende gegangen.
Jeden Tag ein anderer Streifen,
der (unter anderem) hier vor Ort gedreht wurde.
Von den 70er des letzten Jahrhunderts
bis ins letzte Jahrzehnt des neuen.
Mit Filmbesprechungen im Anschluss
und allem cineastischen Zubehör.
Nur der letzte Blockbuster („Army of Thieves“)
wurde nicht gezeigt,
der läuft nur bei Netflix.
Aber näher ran
an Cannes
kommt man
in Quedlinburg
eben (noch?) nicht.
Aber Leute,
immerhin,
das Kino lebt wieder.
Das KINO!
In Cannes gab es gerade erst wieder
Standing Ovations
in einem vollbesetzten Kinosaal.
Für Baz Luhrmans „Elvis“.
Den großen Preis allerdings
hat eine Sozial-Satire
(„Triangle of Sadness“)
gewonnen.
Ist die Satire also auch endlich
im großen Kino angekommen.
Zwei Jahre Verspätung.
Und apropos:
Fast schon viel zu lange
mussten #DieDoppeltenZwanziger
auf die Fortsetzung
einer ihrer Hauptinspirationsquellen
warten.
Das Serienstreaming soll ja angeblich
seinen Höhepunkt bereits überschritten haben.
Aber nicht nur Disney+ ist da anderer Meinung
(„Obi-Wan Kenobi“),
sondern vor allem Netflix.
Denn das Flagschiff des Portals
ist endlich wieder da!
Und, Leute:
Besser als jemals zuvor.
Spannender.
Lustiger.
Warmherziger.
Brutaler.
Und noch deeper.
Das kann ich natürlich nur behaupten,
weil ich einen kompletten Tag
damit zugebracht habe,
alle bis jetzt erschienen Episoden
(sieben, á ca. 77 Minuten)
zu bingen;
auch so etwas,
das diese Überserie
im Grunde erfunden hat.
Also:
Warning!
Heavy Spoiler (no joke)!
Wer sich jetzt
hier gleich den Spaß verdirbt,
ist selber Schuld:
Aber die beste Szene
muss jetzt schon in einem Atemzug
mit allen anderen Highlights
der gesamten Serie genannt werden.
Alles ist perfekt:
Die Story,
die Farben,
die Effekte,
die Musik:
Maxine gelingt es,
dem sicheren Tod zu entkommen.
In letzter Sekunde
hört sie aus der Ferne Musik,
schlägt die Augen auf.
Um sie herum ist alles voller roter Blitze;
das Zentrum des Upside Down.
Sie kann sich aus Vecnas Klauen befreien,
setzt die Kopfhörer ihres Walkmans auf
und rennt um ihr Leben.
Das Lied, das sie zurück ins Leben zieht,
ist dabei kein anderes
als „Running up that hill“;
der Text steht im Untertitel.
Mehr Deepness geht nicht.
Thematisch geht es in dieser Staffel
besonders um eines:
Um Schuld.
Oder Verantwortung.
Der Dämon (Vecna) ernährt sich
von den Schuldkomplexen seiner Opfer.
Und, Ihr ahnt es,
überleben werden nur die,
die die Größe haben,
sich ihrer Schuld zu stellen.
Und Hopper,
der überlebt sowieso alles
(hoffentlich).
Um die Spannung noch weiter zu steigern,
hat Netflix die Staffel geteilt,
Volume 2 erscheint Anfang Juli;
Spoiler incoming.
Am Erscheinungstag allerdings (27. Mai)
musste Netflix eine ungewollte Warnung
hinzufügen.
Triggerwarnung!
Sehr grafische Eröffnungsszene.
Sehr viel Blut.
Kinderblut.
Augenscheinlich alles Opfer
eines Amoklaufs.
Die scheinbare Täterin
ist eine Teenagerin,
der Blut aus den Augen läuft,
die mit blutüberströmten Händen
einen letzten Mord begeht,
ohne ihr Opfer auch nur anzufassen…
(intense music builts to climax)
(cut)
Bang.
Bang Bang.
Bang Bang Bang Bang.
Bang Bang.
…
…
…
Über einhundert Schüsse.
In einer knappen dreiviertel Stunde.
In nur einem Klassenraum.
Irgendwo in Texas.
Eine komplette Grundschulklasse
und ihre beiden Lehrerinnen.
Ein junger Mann
mit einem selbstladenden Gewehr.
Eine von innen abgeschlossene Tür.
Alle sind tot.
Das jüngste Schulmassaker in den USA
ist allein dort
gleichzeitig die 213. Attacke
(nur in diesem Jahr)
eines einzelnen Schützen
auf eine Masse Wehrloser.
Also mindestens versuchter Massenmord.
Die Motive sind dabei so unterschiedlich,
wie das Täterprofil einheitlich ist:
Mann + AR-15.
Die öffentlichen Kommentare
erschöpfen sich allerdings
erschreckend schnell
in Resignation:
Es werde sich auch jetzt wieder
nichts ändern,
obwohl man sehr genau weiß,
wo die Schuldigen zu suchen sind:
Im Internet (Radikalisierung, Waffenbeschaffung),
bei der Waffenindustrie (Beihilfe zum Massenmord),
bei der Waffenlobby (Beihilfe zum Massenmord),
bei der Politik (vorgeschobene Machtlosigkeit),
bei den Videospielen,
bei den Filmen,
bei der Gottlosigkeit.
Bei irgendwas halt.
All das weiß man,
wie man weiß,
dass dieses Wissen
absolut nichts ändern wird.
Und woran man nichts ändern kann,
darüber muss man
wenigstens noch reden,
damit es wenigstens so aussieht,
als wäre es einem
nicht doch irgendwie scheißegal.
Was man hierzulande
daran bemerken kann,
dass die gesamte mediale Darstellung
dieser monströsen Tat
immer noch als „Amoklauf“
bezeichnet wird.
Warum eigentlich?
Wieso fällt es so schwer,
das Ereignis als das zu bezeichnen,
was es eigentlich ist:
Ein Massaker.
Amokläufe werden nicht angekündigt.
Amokläufe werden nicht geplant.
Amokläufe sind irrational.
Massaker nicht,
egal wie grausam sie sind.
Massaker haben eine Botschaft.
Massaker werden angekündigt.
Massaker werden geplant.
Massaker sind eben deshalb so grausam,
weil sie rational sind.
Aber:
Amok.
Das klingt so schön
nach Naturgewalt,
das kann man halt
nicht verhindern.
Apropos Verhindern:
Das wird nicht nur in Zukunft
weiterhin ausbleiben,
das ist bereits während
und noch vor dem Massaker
ebenfalls ausgeblieben.
Der Täter
hat das Massaker
fünfzehn Minuten vorher
auf Facebook angekündigt,
wobei er gleichzeitig
den versuchten Mord
an seiner Großmutter bekanntgab.
Nur kurze Zeit später
stehen knapp zwanzig bewaffnete Polizisten
vor dem abgeschlossenen Klassenraum
und lassen den Schützen gewähren.
Zwanzig bewaffnete Polizisten.
Also die „good guys with guns“,
die angeblich eines der wenigen Mittel
gegen „bad guys with guns“ sind.
Zwanzig.
Allerdings:
Selbstschutz vor Fremdschutz.
Und immerhin hatte der Täter ein AR-15,
eine Abart des NATO-Standardsturmgewehrs (M-16),
bis zu 800 Schuss pro Minute,
bis zu 100 Schuss pro Magazin.
Eine der tödlichsten Hand-Kriegswaffen überhaupt.(*)
Da wird selbst dem härtesten Texasranger mulmig,
lieber auf das S.W.A.T.-Team warten.
Und?
Tada!
Noch ein Grund mehr,
nach noch mehr Waffen zu schreien.
Hätten die Cops auch alle
so eine Kriegswumme gehabt,
hätten vielleicht
ein paar Kinder überlebt.
Die NRA atmet auf.
Sollen doch alle
wieder über Backgroundchecks reden,
soll doch Joe Biden irgendwas ankündigen,
soll doch Jacinda Ardern bei Stephen Colbert
lächelnd in Kameras sagen,
dass in ihrem schönen Neuseeland
sämtliche Kriegswaffen für Zivilisten
einfach mal verboten sind,
sollen doch die rechten oder woken Internettrolle
ihre irren Geschichten spinnen,
soll doch Beto O‘Rourke
seinen Auftritt bei der PK
des texanischen Gouverners haben,
soll doch Steve Kerr
im landesweiten Sportfernsehen der Sack platzen,
sollen doch die ganzen Schüler*innen
ihre Walkouts machen,
soll doch David Hogg
auf Instagram wütend sein,
sollen die doch alle …
Die NRA hält ihre Convention trotzdem ab.
Nur ein paar Tage nach dem Massaker.
In Texas (Houston).
Mit Senator Ted Cruz.
Und Donald J. Trump.
Deren einstimmige Botschaft ist:
Mehr Waffen.
Und weniger Türen.
Und davor dann noch mehr Waffen.
Genau das also,
was die NRA hören wollte.
Schuld sind nie die Waffen,
immer nur die Täter.
Wo kämen wir denn da hin,
wenn Täter keine Waffen
mehr haben könnten?
Wären sie ja keine Täter mehr.
Und wir hätten niemanden,
dem wir die Schuld geben könnten.
Bevor wir das Panorama
des heutigen Schwerpunktes
über diesen einen Fall hinaus erweitern,
nur schnell noch,
wenigstens eine halbwegs
rationale Meldung in diesem Zusammenhang:
„Die Polizei im kalifornischen Sacramento
hat bereits zwei Tage
vor dem verheerenden Ereignis
eine Aktion gestartet,
mit der sie Waffenbesitzer
zur Herausgabe ihrer Feuerwaffen bewegen wollte.
Bei dem sogenannten „gas for guns buyback program“
wurden 50-Dollar-Tankgutscheine an jeden verteilt,
der eine Schusswaffe abgab.
Das Programm kam so gut an,
dass die Polizei innerhalb von 45 Minuten
keine Gutscheine mehr hatte.
Über 130 Waffen aller Art
wurden in dieser Zeit abgegeben.“
„Gas für Feuerwaffen.“
Klingt irgendwie auch nicht richtig,
aber immerhin: gut gemeint.
(* Anmerkungen eines Maximalauskenners: „Beim verwendeten Tatmittel handelt es sich um ein halbautomatisches Selbstladegewehr. Der medial häufig benutzte, markige, jedoch in diesem Zusammenhang falsche Begriff „Sturmgewehr“ ist nur auf das militärische Gewehr anzuwenden, mit entsprechender Vollautomatikfunktion. Somit sind auch „bis zu 800 Schuss pro Minute“ mit dem o.g. Tatmittel nicht möglich, da die zivile Variante nicht vollautomatisch schießen kann. Die obige halbautomatische AR-15 kann in Deutschland von, z.B. Jägern und Sportschützen erworben werden. Das M-16 (und dessen Abarten) ist kein Nato-Standard, standardisiert ist die verwendete Patrone (5,56x45mm), die jeweiligen Länder haben i.d.R. ihre eigenen Waffenplattformen für diese Patrone. „Eine der tödlichsten Hand-Kriegswaffen überhaupt“ trifft ebenfalls nicht zu. Relevant ist das verwendete Kaliber, hier eine vergleichsweise „schwache“ Patrone, die z.B. beim Jagen, aufgrund mangelnder Wirkung auf das Wildbret ab bestimmten Distanzen nicht mehr empfohlen wird.“
Der Maximalauskenner schreibt auch: „Das alles ändert nichts an der kranken Scheiße.“)
Wie immer, nach diesen Massakern,
wird ein Waffenverbot für Zivilisten
aber wieder, wie erwähnt, nur diskutiert.
Mit irgendwas müssen die Newscycle
ja befüllt werden,
bis zum nächsten Massaker.
Und viel interessanter
ist und bleibt dabei
ja sowieso:
Die Schuldfrage.
Wer hat es getan?
Und warum?
Wer hätte es verhindern können?
Und warum hat er es nicht?
Besonders dann,
wenn der Täter selbst
das Massaker auch nicht überlebt,
verlängert sich die Schuldfrage
bis in alle Bereiche der Gesellschaft.
Auch weil Täter- /Opfernarrative
immer ihr Publikum finden.
Uns alle.
Weil niemand
weder das eine noch das andere
werden will.
Aber alle immer wissen wollen,
wer jetzt gerade wer ist.
Weil wir so am einfachsten
denken können:
Ja oder Nein.
Gut oder Schlecht.
Ober oder Unten.
Hammer oder Amboss.
Herr oder Knecht.
Sein oder Nichtsein.
Komplexes Denken
geht anders,
fesselt aber nicht so
wie die Frage nach der Schuld.
Wer ist Täter?
Wer Opfer?
Es kann nur eine(n) geben.
Spannend ist diese Frage überall,
jeder sympathisiert sofort mit einer Seite,
weil nicht sein kann,
was nicht sein darf:
Dass irgendwer auch beides sein kann,
gleichzeitig.
Nur die #metoo-Bewegung
hat da gerade einen neuen Vorschlag:
das „imperfect victim“.
Denn in dieser Paraderolle
war in den letzten sechs, sieben Wochen
Amber Heard vor Gericht
(im Internet) zu sehen;
der Verleumdungsprozess
zwischen ihr und Johnny Depp
war also doch mehr
als nur ein Rosenkrieg.
Denn in diesem Prozess
geht es um viel mehr,
vor allem aber nicht mehr darum,
wer jetzt einseitig Schuld hat
(„der Mann“ oder „die Frau“),
sondern wessen Schuld
schwerer wiegt.
Und das hängt davon ab,
wer sich als glaubwürdiger darstellen kann.
Nun handelt es sich bei beiden
um professionelle Schauspieler*innen;
also ich möchte da nicht in der Jury sitzen.
Vielleicht trägt dieser Prozess
ja im besten Falle dazu bei,
das beide („Männer“ und „Frauen“)
mal aus ihren Rollen rauskommen,
denn trotz aller gesellschaftlichen Bemühungen
bleibt die Zuweisung von „Täter“ und „Opfer“
immer noch sehr, sagen wir mal:
traditionell.
Und wo wir gerade bei Traditionen sind:
In der deutschen Presse
wurde der diesjährige „Männertag“ (27. Mai)
lediglich noch dazu benutzt,
anhand expliziter Videoaufnahmen
zu beweisen,
wie toxisch diese Männlichkeit doch ist.
(A.d.V.: Meine Wanderung
war der Frieden auf Erden,
wir wandern traditionell in den Wald;
no camera, no cry.)
Wozu sich Täter-/Opfernarrative
aber noch so benutzen lassen,
das zeigen die nächsten Meldungen dieser Woche:
In Deutschland lebende Menschen,
die vor dem Ukrainekrieg
geflohen sind,
können ab sofort
Sozialhilfe (Hartz-IV) beantragen.
Für die einen:
Gute Sache;
Solidarität mit den Opfern, und so.
Für die anderen:
Raub am eigenen Volk;
genau, die altbekannte Rechte Opferrolle,
fast schon Täter-/Opferumkehr.
Da wird die AfD
offen „prorussisch“
in 3, 2, 1, …
Oder Stichwort: Affenpocken.
Da werden Reflexe stimuliert
und alte Sündenböcke aka „Täter“ gefunden
(die „Schwulen“, die „Neger“, die „Juden“),
da wird Angst
gegen Rage getauscht:
Niemals Opfer!,
dann doch lieber Täter.
Oder
(und ja,
jetzt kommen wir
zur, immer noch beschissenen
Kriegsberichterstattung):
Täter-/Opfernarrative
sind DAS wichtigste Tool
für das,
was die Gewinner des Krieges schreiben:
Die Geschichte.
Erst wenn klar ist,
wer Täter und wer Opfer ist,
kann die Geschichte wirklich
geschrieben werden.
Wie komplex es ist,
das bei diesem Krieg
jetzt
einfach so zu bestimmen,
davon ist hier schon genug
geschrieben worden.
Und zu schreiben
gibt es ganz bald
eine ganze Menge.
Nach der Ukraine
hat jetzt auch Russland
die ersten Tribunale angekündigt.
Und Ihr kommt nie drauf,
in welcher Stadt
das Asow-Battailon
vor ein „Internationales Asow-Tribunal“
gestellt werden soll.
In?
Mariupol.
Schauprozesse waren ja sonst
immer erst nach dem Krieg wichtig.
Aber obwohl dieser Zeitpunkt
in einer ungewissen Zukunft liegt,
werden jetzt schon
die Richter bestellt.
Schon verrückt,
wenn man sich vorstellt,
wer da
von wem
zum Täter
und wer
von wem
zum Opfer
gemacht wird.
Und wie das dann
von welchen Seiten
auf welche Weise
dargestellt werden wird:
Suchen Sie sich ein Opfer aus,
irgendwer hat immer
den passenden Täter.
Die Ukraine spricht derweil
von 13.000 Fällen
möglicher Kriegsverbrechen
und bereitet ebenfalls
weitere Schauprozesse vor.
Jetzt schlägt dann hoffentlich
die Stunde von amnesty international,
die auf beiden Seiten
hoffentlich gaaaaanz genau hingucken.
Deutschland spricht derweil,
in Person von Anna-Lena Wehrbock,
von „Kriegsmüdigkeit“.
Wer jetzt nicht wach bleibt,
dem sind die wohl Opfer egal?
Russland spricht derweil
davon, dass jetzt auch Ältere
einberufen werden können
(Teilmobilisierung),
alle müssen ein Opfer bringen.
Kiew spricht derweil
„im Panikmodus“ (jw).
Die hohen Opferzahlen
sind nicht mehr zu verantworten,
egal wie sehr alle die Täter hassen.
Die Nato spricht derweil
per Protokoll über
doch keine Panzer,
das Risiko (3. Weltkrieg)
ist jetzt doch zu hoch.
In Cherson spricht man derweil
schon wieder russisch,
ganz ohne „Verbot“.
Pässe, Lehrpläne, Beitrittsreferenden,
alles ist vorbereitet,
die Opfer sind befreit;
die Täter keine Täter mehr.
Und in Davos (Schweiz) sprechen derweil
alle aneinander vorbei.
Selenskyj fordert maximale Sanktionen
und alle Waffen wo gibt,
der Aggressor darf nicht gewinnen,
der Westen darf die Opfer
nicht im Stich lassen,
auch wenn sie bald
zu Tätern werden (Rückeroberung).
Die EU ist da ganz bei ihm.
Und George Soros stellt fest,
der Ukrainekrieg ist
der Beginn des 3. Weltkrieges.
Und dem nicht zu vertrauen,
das wäre für zu viele
schon viel zu antisemitisch;
Tätermentalität.
Ihr merkt,
das Eis der Geschichte wird dünner,
wir sind nicht mehr weit weg davon,
in die Vergangenheit durchzubrechen,
also ins letzte Jahrhundert.
Aber hey, da waren die Rollen
wenigstens noch klar verteilt.
Heutzutage muss man nur
unterschiedliche Rahmen benutzen,
um sich die,
einem selbst sympathischste
Täter-/Opferprofile zu konstruieren.
Beispiele?
3. Weltkrieg, Version 1:
Aggressoren:
Russland
(imperialer Eroberungskrieg,
Postkommunismus,
Umweltzerstörung)
und China
(postkommunistischer Wirtschaftskrieg,
Konzentrationslager,
Umweltzerstörung)
und alle die mit denen
was zu tun haben wollen,
also Asien, Afrika, Südamerika,
Teile von Europa.
Die Anderen.
Opfer:
Der Frieden,
die Freiheit,
die Demokratie,
der Fortschritt.
Wir.
3. Weltkrieg, Version 2:
Aggressoren:
Die USA
(imperialer Eroberungskrieg,
Postkapitalismus,
Militärisch-Industrieller-Komplex,
Scheindemokratien,
Dekandenz)
und allgemein „der Westen“
mit seinen ständigen
„Friedenseinsätzen“ und „Hilfsoperationen“.
Wir.
Opfer:
Alles, was nicht die „Erste Welt“ ist.
Failed States.
Freihandelszonen.
Kinder in Lithiumminen.
Hitzetote auf Indiens Straßen.
Die Anderen.
Und?
Welche Version ist glaubwürdiger?
Und welche sympathischer?
Version 1 (Opferperspektive),
oder Version 2 (Täterperspektive)?
So.
Ich denke,
die Motivik der Episode
ist endlich
im inflationären Bereich angekommen,
die Spannungsbögen
schon lange nicht mehr auszuhalten,
und der springende Punkt
kommt jetzt endlich mal zur Ruhe.
Aber: Der kann ja auch nichts dafür,
dass noch über viel,
viel mehr Opfer
und Täter
berichtet wurde.
Nur einen Tag,
nachdem Joe Biden
mal wieder ordentlich
mit den Säbeln gerasselt hat,
und zwar in Richtung China (wegen Taiwan),
werden die „Xinjiang Files“ geleakt.
Erwartbar verstörende Dokumente
aus den „Umerziehungslagern“ für Uiguren
im Nordwesten Chinas.
Die Berichterstattung der tagesschau
übernheme ich an dieser Stelle nur leicht gekürzt,
Ihr solltet inzwischen erkennen müssen,
wie Täter-/Opfernarrative funktionieren.
Es ist für jeden was dabei,
und vor allem eine Menge heiße Luft:
„Nach einer einstündigen Videokonferenz
mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi
sprach Baerbock in Berlin
von „schockierenden Berichten“.
Die Vorwürfe
„schwerster Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang“
müssten jetzt transparent aufgeklärt werden.
Ein elementarer Bestandteil
der internationalen Ordnung
seien die Menschenrechte,
„für deren Schutz sich Deutschland weltweit einsetzt“,
hieß es in einer Erklärung des Außenamtes.
…
Bundesfinanzminister und FDP-Chef Christian Lindner
reagierte entsetzt auf die Belege,
die unter dem Namen „Xinjiang Police Files“
öffentlich wurden.
„Die Bilder aus China sind schockierend“,
sagte er dem „Handelsblatt„.
„Bei allen Gelegenheiten
müssen wir chinesische Offizielle
auf die Menschenrechtslage ansprechen.
Samtpfötigkeit aufgrund unserer wirtschaftlichen Interessen
darf es nicht geben“, betonte Lindner.“
So.
Nur zwei Meldungen noch,
dann ergebe ich mich,
und stürze mich freiwillig ins Upside Down.
Wahrscheinlich die gerechte Strafe
für so Schreibtischtäter.
Aber diese Meldungen
dürften in näherer Zukunft
noch größere Relevanz entwickeln,
deswegen müssen sie
hier noch irgendwie
reingequetscht werden:
Der Iran setzt zwei griechische Öltanker fest.
Griechenland spricht von Piraterie (Terror).
Und Ungarn erklärt den nationalen Notstand
(der letzte, „wegen Corona“ läuft gerade aus),
wegen Krieg.
Per Dekret regieren Diktatoren leichter.
Zum Schluss,
wir bleiben dabei,
das Klima:
Vor Ort soweit alles
erst mal wieder präpostapokalyptisch.
Die Temperaturen könnten eigentlich auch wieder höher sein,
Regen gibt es aber weiterhin nur tropfenweise;
in der ganzen Woche hat es insgesamt nur wenige Stunden sanft vor sich hingeplätschert.
Die nächste Hitzewelle ist aber schon angekündigt (Pfingsten).
Woanders ist es anders:
In Indien (in ganz Indien)
zwingen Extremhitzewellen (weit über 40+)
die Menschen unter die Brücken,
an die Flüsse.
In Brasilien treten diese
nach „Heavy Rain“
reihenweise so sehr über die Ufer,
dass täglich dutzende Wohnhäuser
mitgerissen werden.
In New Mexico
wüten seit über zwei Wochen
verheerendste Waldbrände
als Folge der „Mega Drought“,
die den gesamten Südwesten
kontrolliert.
125.000 Hektar,
also knapp 200.000 Fußballfelder,
sind den Flammen
in nur vierzehn Tagen
zum Opfer gefallen.
Das bekannte Täternarrativ zu dieser Katastrophe
hat nur eine „gute“ Eigenschaft:
Es sind nicht
nur die Anderen.
Es sind nicht
nur Wir.
Die Narrative
kommen zu sich selbst.

0 Kommentare