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After this darkness, there is a next (S8:Midseason Review)

von | 2023 | 15. Januar | Die Serie, Staffel 8 - Fallen Leaves

 

„It happens too fast.
To make sense of it, make it last.

Lead my skeptic sight
not asking of me anything.
Saying nothing about what it means
without anybody telling me
how I should feel.

Lead my skeptic sight
to the table and the light.“

(Jimmy Eat World: Table for Glasses. 1999.)

 

 

So.
2023.
Sorry für die Verspätung,
not sorry.
Wie erwartet
ist es seit Weihnachten
noch kein Stück heller geworden.
Weder draußen,
noch in der Welt.
Nur mein Bildschirm,
der leuchtet.
Der Cursor bewegt sich
von links nach rechts,
von oben nach unten,
wobei er genau die Richtungen nachzeichnet,
die die Welt seit mindestens drei Jahren
mit zunehmender Geschwindigkeit
eingeschlagen hat.
#DieDoppeltenZwanziger
und ihr (un)freiwilliger Chronist
sitzen seit inzwischen 300.000 Wörtern davor,
schreiben sich selbst von einer Ohnmacht in die nächste,
sehen schweigend der Nacht dabei zu,
wie sie immer noch dunkler wird,
und versuchen,
den Krieg um die Hoffnung
nicht aufzugeben.
So viel zum state of my art.

 

„Desillusion ist vielleicht
auch nicht jedermanns Sache,
obwohl ich nicht weiß,
wie man über 300 Seiten gehen soll
ohne das.“

(Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur. 2010.)

 

Über die letzten drei Wochen
hätten sich natürlich Unmengen
an Essays,
Doktorarbeiten,
Romanfragmente,
Feuilletonbeiträge,
Brandreden
und Rants
schreiben lassen.
Aber wenn das Leben gut ist,
und man eh keine Reichweite hat,
dann bleibt wenig Zeit
für diesen ganz selbstherrlichen Quatsch.
Um meiner Pflicht aber nichts schuldig zu bleiben,
hier eine kurze Übersicht über die Geschichten,
die ihr später höchstens noch
im Internet nachlesen könnt,
falls es das Internet dann noch gibt.
Es ging mal wieder verstärkt
um Männer
mit weißen Haaren.
Exemplar Eins:
Kevin McCarthy.
Wollte neuer Kongresssprecher in den USA werden.
Hat er geschafft.
Im 15.(!) Wahlgang.
Ohne rot zu werden.
Exemplar Zwei:
Benjamin Netanjahu.
Ist wieder da.
Trotz allem.
Und macht nahtlos da weiter,
wo er aufgehört hatte.
Nur noch einen Zacken extremistischer.
Warum auch nicht?
Machen die anderen ja auch,
auch im Ukrainekrieg.
Oder zu Silvester in Berlin.
Es folgten kaum zwei Wochen
von 2015 aufgewärmter Migrationsdebatte,
bis sich rausstellte,
dass die Berliner Polizei schlecht kommuniziert hatte,
dass es dann doch Kartoffeln waren,
die ihre Idiotie beweisen wollten.
Und das alles
in der wärmsten Nacht des Jahreswechsels
seit es Jahreswechsel gibt.
Die Skifahrbranche in Europa
ist komplett zusammengebrochen,
nirgends liegt Schnee,
die Touris wandern stattdessen.
Danach lässt es sich genauso gut saufen.
Völlig besoffen waren auch
ein paar tausend Copycats in Brasilia,
wo sie den Sturm aufs Kapitol nachgespielt haben.
Mit dem gleichen Ergebnis.
Bolsonaro sitzt derweil in Florida
und versucht per social media
einen Militärputsch heraufzubeschwören,
was bis jetzt kläglich scheitert.
So wie die Rettung von Lützerath,
eine Schlacht,
die hübsch ordentlich vorbereitet wurde,
damit sich beim Klimaretten bitte keiner verletzt.
Dann war da doch Christian Lindner
und der nächste Skandal (Verdacht auf Vorteilsnahme),
der keiner geworden ist.
Und ganz aktuell
hätten wir noch
den überfälligen Rücktritt der Verteidigungsministerin,
und alle wollen nur noch wissen,
wer nachfolgt,
um dann alles
noch viel schlimmer zu machen;
Agnes Strack-Zimmermann drängt sich
dabei ja förmlich auf.

Also schauen wir lieber nach vorne,
jetzt, wo wir wieder
in der Gegenwart angekommen sind,
nichts könnte doch düsterer sein,
als die jüngste Vergangenheit.
Außer natürlich
der unmittelbaren Zukunft.
Denn über die wird zur Stunde
im ukrainisch/russischen Soledar und Bachmut entschieden.
Und damit gleich einmal mehr
zu einem der dunkelsten Abgründe
dieses Krieges:
Die Gruppe Wagner.
Dieser pechschwarze Auswuchs der Kriegsführung
war ja schon vor dem Krieg berühmt-berüchtigt
und noch dazu schon länger global aktiv.
Aber irgendwie wurde immer
ein ganz schönes Geheimnis drum gemacht;
wahrscheinlich, um die Kriegs-PR
ein bisschen edgy zu halten,
damit auch so Wehrdienstverweigerer
und heimliche Strategiefüchse wie ich
bei der Stange bleiben,
und sich nicht nur noch
für die Klimagerechtigkeit interessieren.
Im Grunde aber ist der Verein
überhaupt nicht mysteriös
und schon gar nicht originell.
Söldner sind so alt
wie der Krieg selbst.
Und es sind schon immer auch die selben Typen,
die ihr Leben für irgendeine Idee verkaufen,
die ihnen selbst völlig egal ist:
Männer,
die alles verloren haben.
Über die Effizienz von Männermengen,
die ihre Haftstrafen gegen Töten/Getötwerden
eingetauscht haben,
und Hinterbliebenen dabei noch Geld hinterlassen,
braucht man sich nicht zu wundern.
Die Gruppe Wagner allerdings
bleibt auch bei aller neuartigen Öffentlichkeit
weiterhin irgendwie suspekt.
Beispiel Soledar.
Die Kleinstadt,
nördlich der aktuellen Großschlacht um Bachmut,
die ungefähr so groß wie Thale ist,
wurde am Dienstag
durch eben jene Gruppe Wagner
nach monatelangen Gefechten „erobert“.
Sagte die Gruppe Wagner.
Schon am Abend zuvor hatte Wolodymyr Selenskyj
sich bei den letzten ukrainischen Kämpfern bedankt,
was ja bis jetzt immer
vor dem Eingeständnis
einer verlorenen Schlacht geschah.
Noch am Samstag aber
dementierte die Ukraine die Einnahme der Stadt.
Aber bereits am Donnerstag bestätigte
auch Moskau die Eroberung.
Und in diesem Chaos
sprach die ganze Welt
nur noch über die Gruppe Wagner,
das zigtausendköpfige Monstrum dieses Krieges.
Bei Bild war man schon ganz fasziniert
von der Effizienz
dieser „Wellen“ an (Selbst-)mördern,
die die Ukrainer einfach überrannten;
4.000 Tote soll die Schlacht gekostet haben.
Aber sie wurde gewonnen!!
Der Bildreporter wirkt beim Erklären
beinahe schon verzückt,
nur 4.000?
Derweil erklärt das österreichische Heer
den Sieg durch die stumpfe Weiterverwendung
der dicken Kanonen (Artillerie),
die Russen hätten
nach knapp einem Jahr
noch nicht mal die Hälfte
der geschätzten 17 Millionen Granaten verschossen
und könnten zwischen 3 und 4 Millionen
pro Jahr nachproduzieren.
Stellungskrieg halt.
Ja, was denn nun?
In Schutt und Asche gelegt,
oder von Selbstmördern überrannt?
Kann es etwa sein,
dass hier nur die Legendenbildung
einer Schreckensarmee
weiterbetrieben wird?
Dass die Gruppe Wagner
nur für die Schlagzeilen benutzt wird,
was dann auch fantastisch funktionieren würde,
und sie aber eigentlich gar nicht so schrecklich,
sondern nur diejenigen sind,
über die alle reden sollen?
Wie auch immer,
das wäre schrecklich genug.

Was dieser Ausflug
in den Abgrund des Krieges
auch zeigt:
Selbst ich bin nicht gefeit
vor Kriegsfaszination.
Der Abnutzungskrieg gegen meine Kriegsverachtung
hat nach bald einem Jahr
tiefe Wunden geschlagen,
an deren Narben
ich mich zunehmend wund kratze.
Die Geschichten sind einfach zu krass,
zu unglaublich wahr,
weil sie so krass historisch wahr sind,
und eben kein Spielfilm über irgendeinen vergangenen Krieg,
den ich nur aus Erzählungen kenne.
Vor einem Jahr
hatte ich mir ja ernsthaft vorgenommen,
so wenig wie möglich über den Krieg zu schreiben,
wegen Gründen,
und um nicht auch noch daran mitwirken zu müssen,
das Kommen des noch größeren herbeizuschreiben.
Das aber war nur schöne Hoffnung.
Heute stehen alle Zeichen dafür auf grün,
und alle warten nur darauf,
dass wir das alles endlich
beim Namen nennen können:
Dritter Weltkrieg.
Es kann nicht mehr viel fehlen.
Und also ziehe ich mir
ellenlange Kriegsanalysen auf Youtube rein,
lese Bücher über
die glorreiche Geschichte der Ukraine,
und begreife erst nach und nach,
wie sehr dieser Krieg alles verändert,
und gleichzeitig nichts.
Wenn das nicht faszinierend ist,
dann kann es nur noch die Wirklichkeit sein.

Und damit nehme ich mir die Freiheit,
die Kriegsberichterstattung für heute abzuschließen.
Warum?
Weil ich es kann.
Und will.
An dieser Stelle von
#DieDoppeltenZwanziger
hätte heute planmäßig eigentlich
eine neue Kurzgeschichte erscheinen sollen.
Endlich mal wieder Neuigkeiten aus Berlin!
Aber nach einem vielstündigen Telefonat
mit dem anderen Brillenträger
habe ich mich nun
für eine andere Variante entschieden.
Willkommen bei der längst überfälligen,
aber neuen Rubrik:
Die ungeschriebenen Kurzgeschichten.
Die sechste Geschichte aus der Hauptstadt
sollte wieder Spiegel
dieser typischen Trotzhaltung werden,
mit der Berliner*innen
der Welt begegnen.
Nach den jüngsten Ereignissen allerdings
wäre sie eher eine Erzählung
über die unbeschreibliche Nähe
zwischen Licht und Dunkelheit geworden,
und dazu sehe ich mich momentan
nicht in der Lage.
Die familiäre Tragik der letzten Wochen,
die den anderen Brillenträger
zu oft nur noch wütend sein ließ,
konnte in keinem grelleren Widerspruch
zu der bevorstehenden Veränderung in seinem Leben stehen.
Er und die Gastgeberin
hatten bereits schon einen Namen
für ihren Sohn gewählt,
der im schönsten Frühling des Jahrzehnts
geboren wird.
Darüber haben wir aber nur am Rande gesprochen,
wie man das mit den wirklich wichtigen Dingen
nun mal so macht.
Ansonsten wäre der Videocall
wieder bestes Livestream-Material gewesen:
Zwei Dudes erklären sich gegenseitig die Welt.
Ohne Umwege immer rein
in die steilen Thesen.
Besonders schnell einig
waren wir uns beim Thema „Klimaterrorismus“.
Dem offiziellen und mehr als gerechtfertigten
Unwort des letzten Jahres.

Womit wir aktuell
nach Lützerath schwenken.
Die „Schlacht“ um das verlassene Dorf
am Rande eines expandierenden Braunkohletagebaus
ist nach einer guten Woche im Grunde beendet.
Die meisten Besetzer haben sich friedlich wegtragen lassen,
selbst Luisa Neubauer ließ sich dabei fotografieren.
Annenmaykantereit haben ein Konzert gespielt,
und sogar Greta Thunberg war kurz mal da.
Nur die beiden Hardliner
in einem selbstgegrabenen Tunnel
haben dem THW größere Sorgen bereitet.
Ach, wenn es doch anstatt um Braunkohle
um seltene Erden ginge.
Da hätte keiner was dagegen.
Aber immerhin sind die grade in Schweden gefunden worden.
Und nicht etwa nur ein paar Krümel!
Pünktlich beim Besuch der EU-Kommission
wurde das größte Vorkommen
in ganz Europa bekanntgegeben.
Nimm das China!
Wir bauen unsere Schwarzen Spiegel bald selbst.
Die Förderung der Rohstoffe
verschlingt zwar dann noch mehr fossile Energiestoffe,
aber was soll’s,
die Sommer in Schweden
könnten ruhig noch ein paar Grad wärmer werden.
Kalifornien in Europa,
für ein paar Monate im Jahr.
Im echten Kalifornien
sind aktuell 26 Millionen(!) Menschen
von so verheerenden Überschwemmungen betroffen,
dass Joe Biden gestern den Notstand ausgerufen hat.
Na, immerhin brennt es in Australien
dieses Jahr nicht so doll, oder?

Nur ganz kurz,
wenn wir einmal beim US-Präsidenten sind:
Der hat jetzt auch seinen ersten handfesten Skandal.
Geheime Regierungsdokumente
aus seiner Zeit als Vize
sind jetzt bei ihm zu Hause aufgetaucht,
unter anderem in seiner Garage.
Fanboy Stephen Colbert
hatte dazu nur zu sagen:
„Say it isn’t so, Joe!“
Und die Republikaner
haben jetzt alle Hände voll zu tun,
wenn sie die US-Demokratie richtig zerlegen wollen:
Der nächste Shutdown dürfte leicht von der Hand gehen
und zusätzlich Zeit schaffen,
um sich irgendwas für ein Amtsenthebungsverfahren
zusammenzuschustern.
Dark times are coming again.

Nur die Pandemie nicht.
Wahrscheinlich.
Sicherheitshalber fallen in den nächsten beiden Wochen
bundesweit auch die allerallerletzten Maßnahmen.
Eigenverantwortung,
weiterhin überlastete Kliniken
und Krankenscheine ohne Ende.
Abgesehen davon
(und von den inzwischen saftigen Preisen;
die kleine Packung Goldsaft steht aktuell bei 1,19 Euro,
eine Steigerung um gute 75% innerhalb eines Jahres)
herrscht zumindest hier in Quedlinburg
wieder die totale Normalität.
Es geht sogar soweit,
dass Masken wieder ihre ursprüngliche Furcht verbreiten,
wenn sie nämlich das Gesicht unkenntlich machen,
bei einem bewaffneten Raubüberfall zum Beispiel.
So geschehen am vergangen Freitag Abend.
Zehn Minuten vor Ladenschluss
wurde die letzte offene Kasse des Edeka auf dem Kleers
um seine Nachmittagseinnahmen erleichtert.
Mit vorgehaltener Waffe.
Wie im wilden Westen,
nur halt in der Ostprovinz.
Für solche Räuberpistolen
hat hier aber gerade niemand großes Interesse,
denn in dieser Woche ging es überall ausnahmsweise mal
um eine andere Stadt.
In Halberstadt geht es ab sofort
aber mal sowas von voran.
Nach der Bördemetropole
begibt sich nun auch unser Nachbar
auf die Überholspur.
Sachsen-Anhalt,
dein Jahrzehnt sind die Zwanziger.
Das größte Logistikzentrum (Materiallager)
der Weltgeschichte wird jetzt dort hochgezogen.
Daimler Truck kann dann bald
alle Werkstätten und Produktionsbetriebe
der Welt vom Harzrand aus beliefern.
Hier geht das Licht nicht langsam aus,
sondern gerade erst so richtig an,
für etwaige Schatten an der Wand
hat hier niemand einen Blick.

So richtig die Lampe an
war auch kürzlich im Alamodome,
San Antonio, Texas, USA.
Knapp 70.000 Zuscauer*innen
durften live Zeug*innen dabei sein,
als der aktuelle NBA-Champion
bei den Spurs die Lichter ausgeschossen hat.
Das schöne an diesem größten Basketballspiel aller Zeiten war,
dass alle 23 aktiven Spieler gepunktet haben,
eine absolute Seltenheit.
Das traurige daran war,
dass mit der Energie,
die an diesem Abend verbraten wurde,
eine ganze Stadt (mittelgroß)
ein Jahr lang Saft auf den Dosen gehabt hätte.
Prioritäten und so.

Zum Ende hin
wird es aber natürlich wieder dunkler.
Wer auf der gestern zu Ende gegangenen
28. Rosa-Luxemburg-Konferenz
das Saallicht ausgeknipst hat,
wird für immer im Dunkel bleiben,
aber immerhin ist uns ein Programmheft erhalten.
Es folgt die Runningorder
des traurigsten Endzeit-Events der Gegenwart,
einer Konferenz,
die immer noch alles richtig machen will,
und deswegen schon lange nichts mehr erreicht.
Ihr Titel spricht dabei Bände:
„Den dritten Weltkrieg stoppen. Jetzt!“
Viel multipolarer hätte das Event nicht sein können.
Und achtet jetzt mal drauf,
welche Nation nicht auf der Gästeliste steht:
– VR China („Wovor hat der Westen Angst?“),
– Belgien („Kriegspropaganda der Nato“),
– Russische Föderation („Zur sozialen Lage in Russland“),
– USA („Deglobalisierung und der Zwang zum Krieg“),
– Mali („Folgen der westlichen Kriegspolitik für arme Länder“),
– Kuba („Krieg und Kolonialismus 2.0“)
– Deutschland („Kämpfen in der Krise. Der Krieg und die soziale Frage“).
Richtig.
Aus der Ukraine war anscheinend niemand eingeladen.
Oder da gibt es eben einfach keine Linken mehr.

Derweil schafft der Turbokapitalismus
weiter knallharte Fakten.
Christian Lindner steht noch in seiner dunklen Ecke
und lanciert aber wie nebenbei
die Endlösung der Altersarmutsfrage:
Das „Generationenkapital“.
Damit ist eine staatliche Aktienrente gemeint.
Unser Rentengeld soll teilweise in Fonds investiert werden.
Die möglichen Gewinne
sollen dann zurück in die Rentenkassen fließen.
Das Risiko tragen wir natürlich selbst.
Der klatschnasse Traum
eines jeden Spekulanten.
Aber auf eine ausreichende Rente
habe ich schon
vor Jahren nicht mehr spekuliert.
Nicht nur die nächsten Jahre,
erst recht die danach,
werden finster.

Und deswegen habe ich mir das Buch zur Stunde
bereits gestern bestellt.
Auf deutsch und aus Papier
erscheint es pünktlich,
wenn ich vierzig Jahre gearbeitet haben sollte:
im Mai 2050.
Sagt jedenfalls das Internet.
Vielleicht lerne ich aber auch
vorher noch italienisch
und lese bis dahin
endlos im momentan hellsten Roman unserer Tage:
„Ein von Schatten begrenzter Raum“
(Emine Sevgi Özdamar, 2021.).
Über 700 Seiten Leichtigkeit.
Ohne Unerträglichkeit.
In einem Europa
frei von Krieg und Angst.
Damals.
Als die Hölle eine Pause machte.

In diesem Sinne:
Ich kann nur hoffen,
dass nicht nur die Tage
wieder heller geworden sind,
wenn ich mich das nächste Mal
wegen Gründen
an den Schreibtisch setze.
Berufsbedingt
wird das erst in ein paar Wochen sein, vielleicht.
Das Halbjahr geht zu Ende.
Die Nächte werden noch mal lang.

 

„Look. Find. Free.
Yet! Do You get it yet?
Do You get it?!

From here on it’s instinctual.
Even straight roads meander.
Every piece contains a map of it all!
It all!

Out of the line (and) indivisible.
A crow left of the murder.
Every piece contains a map of it all!
It all!“

(Incubus: A crow left of the murder. 2004.)

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