Gegenwartsliteratur.
Live.
Nur im Internet.
Aus der Provinz.

# Startseite / Die Serie / Story has been told (S9b:Ep16)

Lesen

Story has been told (S9b:Ep16)

von | 2023 | 6. August | Die Serie, Staffel 9b - Blister

 

„The reaching ocean
walked for days.
The reaching ocean,
you are mine.

The falling skyline
is washed away.
This empty notion,
you are mine“

(The Appleseed Cast: Fishing the sky. 2000)

 

So,
„Amerika“.
Habe ich mir die Füße
denn nun
wund genug gelaufen
an Dir?
An Deinen Stränden,
auf Deinen Straßen, Wiesen, Hügeln und Bergen?
In Deinen Wäldern
und Städten?
Oder,
wie ich vorgestern
sehr wissend gefragt worden bin:
Bist du satt?

Ich weiß es noch nicht genau,
sage/schreibe aber erstmal:
Ja.
Auch weil ich anscheinend
echt viel Glück gehabt habe.
Und auch wenn mein Herz
mehr geheilt als zerrissen
wieder zu Hause ist,
a little blister stays
as it was worked out before.
Fühlt sich gut an,
wenn ein Plan aufgeht,
weil so schlecht kann der
ja dann nicht gewesen sein.
Gut, Florida
(wo das Meer gerade Erkältungsbadtemperaturen hat)
stand ja eh nie auf der Liste
(dafür aber die ganze Reise über
hinten auf meinem Nummernschild).

Zurück zu Hause
gibt es nun also doch so etwas,
wie „mein Amerika“.
Nämlich mindestens in der Außenperspektive,
Beispiel:
Mein Nachbar und ich
treffen uns zum ersten Mal
wieder im Hausflur:
„Ach, der Amerikaner!
War’s jut?“
Ob mir das gefällt oder nicht,
das trage ich jetzt wohl
eine Weile
als Stirntätowierung mit mir rum.
Deswegen bin ich allen dankbar,
die fast schon so tun,
als wäre ich gar nicht out of time gewesen.

Und ich werde mich jetzt auch nicht darin ergehen,
hier irgendwelche Fazits zu ziehen;
Urteile, das habe ich gelernt,
sind dann doch immer ziemlich subjektiv;
auch wenn ich mich um Objektivität bemüht habe,
wenn das ging und/oder geboten war.
Denn mal ehrlich:
Was habe ich schon gesehen?
Eine dünne Linie,
deren Auswahl wohl kalkuliert war.
Im Grunde weiß ich jetzt
wieder mal noch weniger,
weil ich etwas mehr weiß.
Aber glücklicherweise gehört dazu auch,
dass Nordamerika wirklich faszinierend schön ist,
trotz und wegen der Widersprüchlichkeiten.
Wenn man es sich denn leisten kann,
denn ansonsten muss einem*einer
die Schönheit der Natur
wie der Hohn einer Gottheit vorkommen.

Was bleibt?
Das Weitermachen.
Klar mache ich mit dem Schreiben eine kurze Pause.
Das waren dann
nicht nur 12.000 Kilometer (ohne Flüge),
sondern auch 170 Seiten in sechs Wochen;
die Sommerpause
hat hier bis eben schmollend
am Schreibtisch
auf mich gewartet.

Und sie hat mir einen Zettel hingelegt:
Nichts wirklich neues soweit.
– Wetter war bescheiden
(für Hiddensee gibt es morgen eine Sturmwarnung)
– Es gibt jetzt einen Benno Schmidt Weg am Brocken (Abkürzung)
– Wacken is trotzdem, du Spast!!
– Rammstein auch
– Merz wird immer noch blöder
– AfD +1
– Touridichte Quedlinburg: normal

Ach ja,
und das hier.
Willkommen zurück.

 

Kriegsprotokoll. Schreibtisch. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe. Woche 75.
Der Krieg ergreift das Meer. Montag: Die russischen Bezirke Trubtschewsk und Rostow werden mit Drohnen angegriffen. Auf Krywyj Rhi fliegen Raketen, sechs Menschen sterben, auch Cherson und Charkiw werden getroffen. In donezk sterben Zivilisten nach einem ukrainischen Granatenangriff. China beschränkt den Export von Langstreckendrohnen. Belarus un der Iran unterzeichnen ein Rüstungsabkommen Dienstag: Nächtliche Drohnenangriffe auf Charkiw und Cherson (Klinik). Über Moskau, der Schwarzmeerflotte und über zivile Schiffen werden auch erneut Drohnen abgeschossen. Selenskyj fordert eine deutliche Erhöhung des westlichen Sanktionsdrucks und streitet die Angriffe auf zivile Schiffe ab. In Russland brennen einige Kreiswehrersatzämter. Polen stockt die Truppen an der Grenze zu Belarus weiter auf. Mittwoch: Über Kiew werden in der Nacht 10 Kamikazedrohnen abgeschossen. Auch Odessa bleibt Angriffsziel, neu dazu kommt der Hafen in Ismajil an der Donau. Selenskyj träumt von einem Friedensgipfel im Herbst und fordert mehr Luftabwehr. Donnerstag: Nächtlicher Luftalarm im Osten und über Kiew. Auch über dem russischen Kaluga arbeitet die Luftabwehr. Die Kathedrale in Cherson wird nach russischem Beschuss beschädigt. Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in Deutschland hat sich verdreifacht. Russland rekrutiert in Kasachstan. Selenskyj am Abend: „Es gibt schwere Kämpfe. Die Besatzer versuchen mit aller Kraft, unsere Jungs aufzuhalten. Es gibt sehr heftige Angriffe. Im Süden ist alles schwierig. Aber was auch immer der Feind unternimmt, es ist die ukrainische Stärke, die dominiert.“ Freitag: Gefechte am Hafen und dem Militärstützpunkt in Noworossijsk (Krasnodar), die Erdölverladung wird unterbrochen. Der ukrainische SUB weiß von der Vorbereitung eines Anschlags unter „falscher Flagge“ auf die Ölraffinerie Mozyr in Belarus, der ukrainischen Saboteuren in die Schuhe geschoben werden solle. Der gleiche SUB sagt auch, die Angriffe auf russische Schiffe werden weitergehen. Um Bachmut gibt es weiterhin nichts Neues. Die ukrainische Post gibt ein Briefmarkenset heraus, das aussagt, dass die Ukraine dringend F-16-Kampfjets benötige. Samstag: In der Straße von Kertsch wird ein russischer Tanker von ukrainischen Drohnen angegriffen. Im saudi-arabischen Dschidda startet ein Ukraine-Gipfel, der ohne Russland und ein offizielles Ergebnis endet. Das Dorf Nowoseliwske in der Region Luhansk steht unter russischer Kontrolle. Über dem Schwarzen Meer wird eine US-Drohne abgefangen. In Kupjansk schlagen russische Raketen ein, ein Bluttransfusionszentrum wird getroffen. Sonntag: Die Universität in Donezk wird von US/ukrainische Streumunition getroffen. Die Ukraine wird mit Marschflugkörpern, Drohnen und Raketen überzogen.

 

Gut.
Ich hau mich dann mal auf die Couch
und schaue zwei Dinge:
Zum Einen,
was so ein Jetlag noch alles kann,
und zum Anderen
die letzten Folgen
„The Last of Us“,
wovon ich die ersten auf dem Rückflug gesehen habe,
neben einem dreijährigen Mädchen
und deren Mom,
aber das ist eine der vielen anderen Geschichten der Reise,
die ich in Zukunft nur noch mündlich verbreiten werde.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert