Foto: „Regierungsviertel“ – Berlin, November 2023
„Well this year is wearing thin –
can’t believe the state I’m in.
I go crashing round the house.
I lie sparkled on the couch.
In the television light
I am not myself tonight.
I have heard the poets sing
(and they don’t know anything).“
Booooom!
Blast!
Ruins!
So,
oder so ähnlich,
lassen sich #DieDoppeltenZwanziger
bis jetzt also zusammenfassen.
Ich kann das ganze aber
natürlich auch
etwas deutscher beschreiben:
„Gute“ drei Jahre
nach dem Urknall dieses Jahrzehnts
(einige erinnern sich noch:
Pan-de-mie)
ist die Importquote von Feuerwerkskörpern
innerhalb der letzten zwölf Monate
um 283% angestiegen.
Zwei-
hundert-
dreiundachtzig.
Und dafür musste Familie Gold
noch nicht mal das Sparschwein schlachten.
Gut.
Ich muss (und will) mich
heute beeilen.
Denn endlich beginnt die Adventszeit,
und die lange Pause
ist nur noch gute drei Stunden entfernt;
die Deadline
hat mir gerade noch
eine Tasse Kaffee hingestellt.
Bevor es ein letztes Mal losgeht
mit „Diagnose: Chronischer Zeitgeist“,
mach ich erstmal
vor der eigenen Tür sauber,
schließlich hat sich auch
der Rest des Weltkulturerbes rausgeputzt:
Pünktlich am Dienstag Nachmittag
rollen die Buden den Theaterberg runter,
Mittwoch Abend steht der Baum,
gut und gerne doch zwei Meter höher
als in den letzten Jahren.
Und wie so oft,
fallen mir die Motive
von allein vor die Finger:
Ich könnte mich für meine Privilegiertheit
nicht mal genug schämen,
selbst wenn ich das wöllte.
Stattdessen versuche ich
nicht zu vergessen,
dass es doch auch schön und gut ist,
sich vieles auch schön- und gutdichten zu können.
Ich zum Beispiel:
Nach fast einem halben Jahr
ohne warmes Wasser und Heizung,
erklingt seit ein paar Tagen
wieder das unerträglich schöne Geräusch
einer anspringenden Gastherme
in meiner Mietwohnung.
Und ich habe mich versichert,
dass es (bis zu einem gewissen Grad)
auch so irgendwie ging,
weswegen es mir jetzt selbstverständlich
leicht auffällt,
in was für einem Überfluss
die meisten von uns
doch eigentlich leben.
Eine Milliarde Menschen
(von insgesamt acht Milliarden)
leben in Verhältnissen,
die vor hundert Jahren
für die allermeisten
unvorstellbar waren.
Nur wird aus Überfluss
nun mal sehr schnell
auch Überdruss.
Vorgestern hatte ich mir noch vorgenommen,
ab sofort jeden Abend zu baden,
um die vielen verlorenen Stunden
der absoluten Entspannung
allesamt nachzuholen,
und heute nervt mich
das Anspringen der Therme schon wieder,
und das mit dem wieder erhöhten Gasverbrauch
plagt nicht nur mein schlechtes Umweltgewissen,
sondern auch bald wieder vermehrt den Kontostand.
Schlimm.
Ich schweife ab,
obwohl ich doch Zeitdruck habe.
Auf meinem Zettel steht als nächstes,
dass ich in den letzten Wochen
Philip Roth entdeckt habe,
und mich wie so viele vor mir
nach nur wenigen Seiten gefragt habe,
warum der nicht eigentlich
mindestens ein mal
den Literaturnobelpreis gewonnen hat.
Und was der schon alles wusste!,
völlig surreal,
wenn man so irre ist,
dass auf die gegenwärtige Wirklichkeit zu beziehen…
Aber für solche Ausflüge
bleibt nun mal keine Zeit.
Zum Abschluss der Einleitung
also nur noch schnell die letzten Entwicklungen
in der provinziellen Kriminalgeschichte des Jahres:
Es war also (wahrscheinlich)
doch Mord.
Die Leiche an der Bode
hat also doch nicht
die Unmöglichkeit vollbracht,
die als Gerücht durch die Sozialen Medien gewandert war,
und wie (fast) immer ist die Wahrheit
also noch erschreckender.
So.
Dann also rein ins Getümmel;
ich gehe von einem wilden Durcheinander aus,
alles andere würde diesem Staffelfinale
auch schließlich nicht gerecht werden.
Deswegen beginne ich auch
noch so übersichtlich wie möglich:
– (relative) Einheit des Ortes,
– Einheit der Zeit,
– Einheit der Figuren.
– Berlin,
– Samstag, 25. November 2023,
– meine Mutter und ich
beim Weihnachtsshopping
am Black Saturday.
Wir laufen uns warm
in der besten Mall der Stadt (Alexa),
nachdem wir nur eine Minute entfernt
einen Parkplatz gefunden haben.
Mehr als Superkaffee
(mit viel Milch und Sahne)
und den besten Seifenladen der Stadt
(Honig könnte nicht besser riechen)
schaffen wir aber nicht,
denn am morgen haben wir erfahren,
dass am Brandenburger Tor
gegen den Krieg agitiert werden soll.
Zeitgleich blockiert die Letzte Generation
die Straße des 17. Juni.
Sahras Rede um kurz nach 13 Uhr
ist ganz okay,
meine Mutter ist wieder zuversichtlicher,
und ich habe sogar was zu nörgeln:
„Julian Assange“ ist also nur noch
ein Buzzword für Antiimps;
keine Ahnung,
warum sich nicht mal
ein anderer Märtyrer der Pressefreiheit gesucht wird.
Am Rande der Demo
werden wir Zeugen
eines Bystander-Interviews des ZDF,
bei dem die Kamera gesenkt bleibt.
Der ältere Herr schwadroniert
über Lutz van der Horst
und dass man ja eigentlich nur noch
„Die Anstalt“ gucken könne.
Ich ignoriere den Impuls
„ZDF Magazin Royale?!“ zu rufen.
Auf der anderen Seite des Tors
wird mit schwarzen Häkelpuppen
dem „Holodomor“ gedacht.
Wir spazieren Unter den Linden
bis zur Friedrichsstraße,
der leichte Regen stört niemanden.
Im Kulturhaufhaus warten wir zwanzig Minuten
auf zwei Stück Kuchen,
die dann auf’s Haus gehen.
Über uns herrscht absoluter Hochbetrieb,
wir spekulieren über die Höhe
des heutigen Umsatzes mit Kulturgütern
allein an diesem einen Ort.
Danach werden wir beide fündig
und uns bleibt noch Trinkgeld
für den Klarinettisten vor der Tür.
Auf dem Heimweg
ruft meine Schwester an:
Im Harz schneit es jetzt auch.
Meine Mutter setzt mich
am Eingang der Hölle ab
und fährt dann schnell,
um pünktlich
beim Abschied von Thomas Gottschalk
vor dem Fernseher zu sitzen,
von dem sie mir bis in die späten Abendstunden
per whatsapp berichtet,
während ich weiter
über Philip Roth staune:
„The Plot Against America“
ist inzwischen pure Prophetie.
Aber nein,
das ist jetzt nicht die erwartbare Überleitung
zum obligatorischen USA-Block der Chronik,
denn hierzulande
ist auch mal endlich wieder
die Kacke so richtig am Dampfen.
Unserem kleinen Berlinausflug
ist nämlich die nächste
schwerste Regierungskrise des Jahrzehnts vorausgegangen.
Die Zeitenwende ist Geschichte,
wir leben jetzt in einer „gewendeten Zeit“ (Robert Habeck)
(und Nie Wieder ist jetzt also wirklich gestern).
So kann man das nennen,
wenn es nicht beim Namen nennen will.
Oder man nennt es eben beim Namen;
bitte, gern geschehen:
Die fetten Jahre sind vorbei 2.0.
Was denn jetzt schon wieder passiert ist?
Immer noch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts.
Nur dass eben jetzt alles auf der Kippe steht:
Der „Doppel-Wumms“
und die „Schuldenbremse“.
Die aktuelle pro-Kopf-Verschuldung
entspricht im Moment nur
einem Mittelklasseneuwagen.
Unser Sachsen-Anhalt ist übrigens
auf Platz drei,
nach Bremen
und, wait for it,
…
Berlin.
Also:
Komplette Haushaltssperre!
Nix geht mehr.
Sogar der Bahnausbau steht in Frage.
Der schuldige ist schnell gefunden:
Der Kanzler und Ideengeber
(und zuvorderst verantwortlicher Finanzminister)
redet sich mit Schweigen raus,
und die Koalition sitzt mal wieder auf einem Pulverfass.
Muss Lindner die Schuldenbremse aufgeben?
Bietet Söder eine Groko an? (Jap!)
rettet uns nur noch eine „außergewöhnliche Notlage“?
Klar, das macht sie:
Am Donnerstag wird die Schuldenbremse ausgesetzt,
Lindner darf es selbst verkünden.
Dafür aber
läuft die Energiepreisbremse
jetzt doch schon zum Jahresende aus,
und das gerade
als die Anbieter die Preise gesenkt hatten,
weil sie auf den „Doppel-Wumms“ vertraut haben.
In der Bördemetropole jedenfalls
wird aufgeatmet.
Reiner Haseloff kann verkünden,
der Kanzler habe die versprochenen Milliarden Subventionen
höchstpersönlich bestätigt.
Das mitteldeutsche Dreistromland
(Bode, Saale und Elbe)
flutscht weiter.
Da fordert der hiesige Landrat
direkt Neuwahlen
auf Facebook.
Und auch ansonsten
geht es dem sonstigen
ostdeutschen Rückgrat der Gesellschaft
noch schlecht genug.
Zu Wochenbeginn
werden von Stendal bis Zwickau
Schulen und Hochschulen bestreikt.
Und Claus Weselsky
kann es sich erlauben anzukündigen,
dass es über Weihnachten keine Streiks geben werde,
und sei es nur,
um es dann, falls es doch passieren sollte,
den Arbeitgebern in die Schuhe zu schieben;
kämpf weiter für dich,
denn du kämpfst für uns alle.
Und damit dann endlich
über den Tellerrand hinaus,
denn die Weltpolitik
hat schon wieder ein neues Schreckgespenst.
Ja, ich wünschte auch,
das wäre endlich mal eine Hyperbel,
aber es bleibt mal wieder nur ein Euphemismus,
denn in Argentinien manifestiert sich
die nächste Evolutionstufe
des Trump/Muskismus
in Gestalt von
Javier Milei.
Entgegen der Umfragen
und mit einem Erdrutschsieg.
Er ruft dem Volk zu:
Endlich „libertär“,
und die Massen von vor allem jungen Menschen,
die ihn gewählt haben,
haben offensichtlich keine Ahnung,
was das für die meisten von ihnen
bedeuten wird.
Javier Milei
ist nämlich die bis jetzt extremste Form von „libertär“,
ein selbsternannter „Anarchokapitalist“,
der das Land in nullkommanix
an die USA verscherbeln will:
Zentralbank schließen,
Ministerien auflösen,
Bildung und Gesundheit privatisieren,
Sozialausgaben drastisch kürzen,
den US-Dollar einführen,
den „Klimawandel“ leugnen,
und die „Militärdiktatur“ (1976-1983),
und die Frauen zurück ins Haus fluchen.
Und wer hat als erstes gratuliert?
Trump,
Musk und Bolsonaro,
in der Reihenfolge.
Seine erste präsidiale Ankündigung
setzt dann auch direkt einen ersten Haken
auf der Faschismusskala:
Die Privatisierung (also Zerschlagung)
des Öffentlichen Rundfunks.
Und weil ich heute so wenig Zeit habe,
lasse ich Bernhard Torsch
die Misere bilanzieren:
„Es führt aber in Wirklichkeit
eh kein Weg mehr
an den Mileis dieser Erde vorbei.
Der ganze Globus
hat sich in einer Wahnspirale verheddert
und die Vernunft aus dem Dorf geprügelt.
Fast schade, dass die US-Republikaner
George Santos rauswerfen wollen,
denn Leuten wie ihm gehört die Zukunft.
Willkommen im Hütchenspieler-Faschismus
mit Demokratiesimulation.“
Ganz in diesem Geiste
kündigt der Frisurensohn in dieser Woche an,
dass Joe Biden sich schonmal frisch machen kann,
alles was die Demokraten können,
wird er noch überbieten.
Vor dem Schwarzen Spiegel
übt er alte Parolen neu;
lock him up!
Und ganz in diesem Geiste
gewinnt auch Geert Wilders
die Nationalwahl in den Niederlanden.
Warum das jetzt schon wieder schlimm ist,
das zu erklären,
würde ich mir nicht mal schönkiffen können,
deswegen beschließe ich
den Block über alte, weiße Arschlöcher
mit der Frage,
ob das alles so gute Omen sind
für das kommende super Superwahljahr?,
denn weltweit wird 2024
in siebzig Nationen neu gewählt,
sofern es denn möglich ist.
Aber ist doch prima,
dann haben wir wenigstens
weiterhin genug Ablenkung,
wenn der Luxus schon weniger werden muss.
Wovon?
Zur Erinnerung
tagt demnächst die cop28 (Internationale Klimakonferenz).
Momentan steuern wir
weiter beschleunigend
auf eine Erdwärmung von 3°C
zum Ende des Jahrhunderts zu.
Genau,
das ist die Zukunftsvariante,
in der New York, Tokio
und Hamburg
in spätestens 70 Jahren
nicht mehr existieren werden.
Und Rio.
In Brasilien wird passend dazu
gerade ein neuer Frühlingstemperaturrekord aufgestellt:
44,8°C.
Eine nie dagewesene Hitzewelle überrollt das Land,
unzählige Waldbrände sind nicht zu kontrollieren,
und auf dem Taylor Swift-Konzert
im größten Land Südamerikas
stirbt eine Frau
nach einem hitzebedingten Kreislaufzusammenbruch.
Ironischerweise gehört Taylor Swift
inzwischen auch zu dem einen Prozent,
das für genauso viele Emissionen verantwortlich ist,
wie die 66% am unteren Ende der Skala.
Der Frühling zeigt sich aber auch
auf der anderen Seite der Halbkugel
bereits schon wieder von seiner infernalischen Seite:
In Australien beginnt die Buschbrandsaison
jetzt eben schon einen Monat früher als sonst.
Bevor ich mich
dann doch auch noch wieder
den Kriegen zuwenden muss,
zunächst noch ein weiterer Ausflug
in die Gegenwärtigkeit der Vergangenheit:
Covid-19 (und Company)
erfreuen sich bester Krankheit.
Ich will mir gar nicht vorstellen,
was in den Ballungsgebieten los ist,
wenn schon hier in der Provinz
mal wieder fast alles vor dem Kollaps steht.
Besonders im Brennpunkt stehen,
oh Wunder, die Kitas und Schulen.
Bundesweit sind „kurzzeitige Schließungen“
an der Tagesordnung.
Und in China treten mysteriöser weise
vermehrt Lungenentzündugen
bei Kindern und Jugendlichen auf.
Sei’s drum,
schulmäßig war in dieser Woche nur wichtig,
dass in Zukunft
nicht mehr nur Legasthenievermerke
auf Schulabschlusszeugnissen
der Verfassung entsprechen,
sondern auch noch ganz andere „Behinderungen“;
von wegen Chancengleichheit.
Und erst dachte ich,
der Rücktritt der Generalsekretärin
des PEN
hätte was damit zu tun,
von wegen Solidarität
mit kreativer Sprachverwendung,
aber nein,
es ging doch bloß wieder um den Krieg.
Denn beim „Thema Nahost“
sind das der Chefin einfach mal zu viele Abweichler,
namentlich die Kolleg*innen aus dem UK.
In Nahost selbst
scheint sich der erste Kriegsschock
gelegt zu haben:
Die Verhältnisse sind klar,
auch wenn zu Beginn der Woche
noch ein Kinderkrankenhaus
von Hamas-Selbstmördern gestürmt worden sein soll.
Bereits am Mittwoch
werden eine Feuerpause
und ein Geisel/Häftlingsaustausch vereinbart,
alles passiert tatsächlich bereits ab Freitag.
Dutzende Menschen (vor allem Frauen und Kinder)
werden zurück in ihre jeweilige Freiheit entlassen.
Man kann also doch
mit Terroristen verhandeln?
Anscheinend schon.
Und nicht zuletzt
unter Vermittlung von Quatar,
dem neuen diplomatischen Hotspot des Nahen Ostens.
In Gaza werden die Fortschritte gefeiert,
weltweit ist die Solidarität
mit den Palästinenser*innen ungebrochen,
trotz Raketeneinschlägen im Norden Israels;
aber das ist ja nur die Hisbollah.
Der israelische Kriegsminister Gallant
jedenfalls weiß:
Mindestens noch zwei Monate
wird weitergekämpft!
Derweil liefern sich Iraker*innen
wieder Feuergefechte mit US-Truppen,
und im Sudan beschwört der (un-)unterbrochene Bürgerkrieg
die nächste Hungerkrise herauf.
Und auch weiterhin Nichts Neues:
Kriegsprotokoll. Schreibtisch. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe. Woche 90.
Winter is back. Montag: Ukrainische Truppen halten die Stellungen am Ostufer des Dnipro. Gestern gab es 46 russische Sturmangriffe am gesamten Frontverlauf, allesamt wurden zurückgeschlagen. Aus den USA kommen weitere 100.000.000 Dollar Verteidigungshilfe. Dienstag: Zum zehnten Jahrestag des Euromaidan sieht Russland die Schuld beim Westen, Selenskyj berichtet vom „ersten Sieg gegen Russland.“ Pistorius besucht Kiew, legt Kränze nieder und bringt weitere 1.300.000.000 Militärhilfe mit. Auch der EU-Ratspräsident ist bei den Feierlichkeiten. In Charkiw und Donezk schlagen russische Raketen ein. Mittwoch: Orban will eine EU-Grundsatzdebatte über die Kriegsstrategie. Der Winter scheint nah, Selenskyj spricht von zunehmender „Schwierigkeit“. Putin spricht auf dem G-20-Gipfel über die „Tragödie“ und zeigt sich bereit zu Friedensverhandlungen. Scholz fordert ihn zum Rückzug auf. Der russische Haushalt der nächsten beiden Jahre sieht noch mehr Militärausgaben. Donnerstag: In Cherson und Donezk schlagen unvermindert Artilleriegeschosse ein. Die Energieversorgung wird bei sinkenden Temperaturen immer schwieriger. An der polnischen Grenze nehmen die Blockaden durch polnische Bauern zu. Freitag: Awdijiwka sieht sich mit der „dritten Welle“ russischer Angriffe konfrontiert. Über Krim werden wieder mehr Drohnen abgeschossen. Selenskyj tauscht mehrere Generäle der Nationalgarde aus, über die Gründe ist zunächst nichts bekannt. Samstag: Kiew wird mit dem größten Drohnenangriff seit Kriegsbeginn überzogen, denn heute wird auch dem Holodomor vor 90 Jahren gedacht. Biden zieht direkt Parallelen. Frontex wird nach Finnland geschickt, weil Russland wohl zu viele Flüchtlinge durchlässt. Sonntag: Über Moskau wird die ukrainische Antwort abgeschossen. Kupjansk steht vor der zweiten „Rückeroberung“, dieses mal wieder durch russische Truppen. Die Ukraine hält mit Opferzahlen dagegen: „6260 Besatzer und 672 Einheiten an Bewaffnung und militärischer Technik wurden (in der letzten Woche) vernichtet.“ In weiten Teilen des Landes ist ganz plötzlich der Winter eingebrochen.
So,
und ich sitze jetzt,
eine halbe Stunde
vor der letzten Deadline des Jahres
in T-Shirt und Sweatpants
am Schreibtisch.
In der Teetasse
löst sich der Honig
in der Milch auf,
und ich bin unfassbar erleichtert.
Erleichtert
vom Weltschmerz,
der mich nicht mehr/noch nicht wieder betrifft.
Erleichtert
vom Druck,
jetzt auch noch einen Erklärteil anhängen zu wollen,
der überflüssig viel Licht
in die Retrospektive
dieser Doppelstaffel bringen,
oder sich in überflüssig klugen Erläuterungen
des Staffeltitels verlieren würde.
Die letzten Minuten erlaube ich mir dann
auf meinem Lieblingssteckenpferd
nicht nur dieses Jahrzehnts,
sorry, not sorry:
Die Vorrunde des NBA-Cups
geht in die letzte Woche.
Die Lakers sind als erstes weiter,
und der King scheint willens,
sich diesen Pokal auch noch zu holen,
der nach seinem Rücktritt,
in gefühlt 21 Jahren,
dann mit Sicherheit seinen Namen tragen wird:
Die James-Trophy.
Und auch das nächste Highlight
wirft ebenfalls schon seine Schatten voraus,
demnächst geht das All-Star-Voting los,
nach bald zwanzig Saisonspielen
haben sich die Kandidaten in Position gebracht.
Hier meine perönlichen Picks
für die jeweilige Starting Five:
Im Osten sind es
Jason Tatum,
Giannis Antetekoumpo,
Joel Embiid,
Tyrese Haliburton
und Damian Lillard.
Und für die Western Conference
werden antreten:
LeBron James,
Nikola Jokic,
Luca Doncic,
Anthony Edwards
und natürlich Austin Reaves.
Aber wenn das dann soweit ist,
dann schreibe ich auch schon wieder
seit einigen Wochen
und habe bereits
die dritte Flasche
Cremebad geleert.
Und die Frage
nach meiner momentanen Lieblingssorte
ist auch bereits geklärt.
In diesem Sinne also:
Auf ein besinnliches Jahresende
im besten Westen aller Zeiten,
die Schwippbögen
leuchten golden
in den Fenstern
der Provinz.
Lucky me.
„I’m coming home.
I’m all worked up.
I’ll keep your secrets.
I won’t mess this up.“
(There Will Be Fireworks: Smoke Machines (Summer Moon). 2023)

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