„C’est que l’amour
est comme un arbre:
il pousse de lui-même,
jette profondément ses racines
dans tout notre être,
et continue souvent de verdoyer
sur un coeur en ruine.“
(Victor Hugo: Notre-Dame de Paris. 1831)
So.
Um die Liebe
haben sich #DieDoppeltenZwanziger
ja erst vor ein paar Tagen
erstmal wieder genug gekümmert;
schön war das.
Aber:
Sorry,
not sorry,
es überrascht hoffentlich niemanden,
dass es heute dann
wieder und ausschließlich
um’s große Ganze geht.
Think global,
Love local.
Denn während die Marktglocken der Provinz
über den Glühweindämpfen
vor den Buden unter ihnen
unbeirrt ihrem Tagesgeschäft nachgehen,
wird in Paris
die zweite Hälfte des Jahrzehnts
bereits eingeläutet:
Der Westen
versammelt sich
in der fünf Jahre nach dem großen Brand
wieder eröffneten Kathedrale der Mitmenschlichkeit.
Leider aber nur,
um den neuen Anstrich zu bestaunen.
Und dabei wusste doch schon Hugo,
dass wirkliche Liebe
auch und erst recht
auf Ruinen wächst.
Oder deute ich die Symbolik einfach nur falsch?
Denn zum selben Zeitpunkt,
als es zum ersten Treffen zwischen
Macron,
Trump
und Selenskyj
kommt
(außerhalb von Notre-Dame),
liegt die französische Regierung in Scherben.
Die Staatskrise war,
wie so vieles im Moment,
quasi über Nacht
über das Land hereingebrochen.
Es ging,
was sonst,
um den Staatshaushalt.
In Frankreich sind die politischen „Ränder“
im Parlament inzwischen in der Mehrheit.
Und so blockieren sie den Haushaltsentwurf,
stürzen dann den Präsidenten beim Misstrauensvotum
und zwingen Macron dazu,
binnen weniger Tage eine neue Regierung zu bilden.
Als ob der nicht was wichtigeres zu tun hätte.
Aus den Ruinen auferstehen
wollen anscheinend auch die Menschen in Syrien.
Das nächste Über-Nacht-Ereignis
ist bereits nach 10 Tagen „beendet“:
Zu Beginn der Woche
melden irakische Milizen zwar noch Unterstützung
für die Minderheit unter Assad,
aber als dann sogar
die russischen Marineschiffe die Häfen verlassen,
Aleppo besetzt ist
und Hama aufgegeben wird,
reiben sich sämtliche Nahostexpert*innen die Augen:
Kann das sein?
Kann es sein,
dass der Syrische Bürgerkrieg
nach 13 Jahren
innerhalb von 10 Tagen
zu Ende geht?
Und wer „beendet“ diesen Krieg
da eigentlich gerade?
Die westlichen Definitionen sich vielschichtig,
ganz so wie es sich für dieses Clusterfuck Update gehört:
Je nachdem rücken entweder „Rebellen“
auf Homs vor,
oder „Islamisten“,
die sich zu Deutsch „der Norden“ nennen,
oder „Dschihadisten“,
die von der Türkei unterstützt werden,
und die nicht unbedingt Israelfreundlich sind (Sunniten).
Sogar kurdische YPG-Kämpfer*innen sollen mitkämpfen.
Und allem Anschein nach stimmt alles davon.
Der Führer der schlagkräftigsten Miliz (ex-Al-Quaida)
macht sich bei jedenfalls bei allen ringsrum beliebt,
und verspricht einen Vielvölkerstaat.
Dass der Welt aber kein neues Jugoslawien ins Haus steht,
so viel dürfte bereits klar sein.
Seit heute morgen jedenfalls
stehen die Milizen wirklich in Damaskus,
bereits gestern soll Assad geflohen sein,
wohin weiß im Moment niemand,
von Russland,
über den Iran
bis Dubai scheint alles möglich.
Präsident Al-Dschalali will die Macht friedlich übergeben,
sein Nachfolger ruft vom Weltminarett:
“To the displaced all over the world,
a free Syria awaits you.”
Wie viele werden nicht kommen?
Wie wenige werden die Ruinen begrünen?
Und wie viel Zeit in Frieden wird ihnen bleiben?
Die Auswirkungen dieser Revolution,
nicht nur auf den Nahen Osten,
Kurdistan und Rojava,
sondern auch
auf den Dritten Weltkrieg,
werden gerade erst analysiert,
so überraschend ist das alles geschehen.
Und relativ unblutig noch dazu.
13 Jahre Hölle sind eben
auch mal irgendwann genug.
Fakt ist:
Erdogans Machtposition
ist vorerst weiter gestärkt.
Die anderen arabischen Staaten
sind entweder zu satt
oder zu müde.
Nur Israel handelt umgehend
und verstärkt massiv die IDF-Truppen
auf den Golanhöhen.
Nicht, dass Donald Trump
noch das Interesse verliert,
schließlich ist dort immer noch
eine Siedlung nach ihm benannt.
Denn ansonsten läuft der Rachekrieg
zusehens schlechter,
sofern das möglich sein sollte:
Die Waffenruhe hat genau
bis Montag gehalten.
Seitdem ist der Krieg
den kleineren, vor/nachkrieglichen Scharmützeln gewichen.
Gaza weiter der Vorhof der Hölle.
Also fordert die UN-Vollversammlung
umgehend die Zwei-Staaten-Lösung,
was wie immer,
ohne großen Widerhall verpufft.
Israel kann sich jedoch
mal wieder einen Geiseldeal vorstellen.
Bis dahin bleiben die Racheengel
an der langen Leine.
Fazit bis hierher:
Deeskalation durch Eskalation
scheint also auch mal zu funktionieren,
zumindest wenn der Zeitpunkt günstig ist.
Und damit zur deutschen Innenpolitik,
wo der Zeitpunkt immer noch nicht schlechter sein könnte.
Die Wahlkampfglocken dringen noch nicht so richtig durch
durch das Gebimmel der Weihnachstmarktglöckchen.
Nur Christian Lindner schafft es noch,
mal mehr als einen Tag lang Thema zu sein.
Über das Wie und Warum
gehen die Meinungen auseinander.
Weit auseinander.
Für die einen ist der Sunnyboy der Finanzeliten
jetzt nur noch Bürger Boulevard,
samt Vaterfreuden und Gala-Stories.
Für andere bleibt er gerne der Spitzenkandidat der FDP,
die nach seinen Worten vor einem Millionenpublikum
doch eigentlich „mehr Milei und Musk wagen“ sollte.
Wie weit kann eine Bubble im Multiversum
eigentlich von der realpolitischen Gegenwart entfernt sein?
Für noch andere
war er noch nie etwas anderes
als ein weinerlicher Gockel,
der im Grunde weiß,
wie asozial seine Haltung ist,
dem das vielleicht sogar ein bisschen leid tut,
aber der jetzt auch nicht einfach so einknicken kann;
der Neoliberalismus kennt eben nur den Vorwärtsgang,
egal wie dick die Mauer ist,
auf die er gerade zurast.
Im Politbarometer ist Lindner inzwischen
zwischen Wagenknecht und Weidel angekommen.
Angesichts des Zustands seiner Partei,
ist den 99% der Ausgang
der kommenden Bundestagswahl fast schon gleich,
denn die Vorfreude auf das Ausscheiden
der FDP aus dem Parlament
ist einfach zu groß.
Und noch einmal andere
haben auf Vorfreude
in diesem Jahr eher weniger Lust.
Anyways,
die Bilanz der Ampel
scheint gar nicht mal so wenigen
gar nicht mal so schlecht.
Das muss Merz erstmal so hinkriegen.
Von Stunde Eins
bis heute
Ausnahmezustand.
Durchgehend.
Okay,
bei uns geht es ja auch erst im nächsten Jahr
so richtig abwärts,
aber ja,
sowas hätte eine Regierung
auch heftiger verreißen können.
Demzufolge bleibt die Kanzlerfaust noch in der Tasche,
noch ist er ja eine gute Woche im Amt.
Er lehnt also unaufgeregt das AfD-Verbotsverfahren ab,
weiß er doch um deren Abfärbeeffekte auf die CDU,
die ihm einiges an Wähler*innenschaft versprechen dürften.
Zu den Warnstreiks bei VW
braucht er ebenfalls kaum etwas zu sagen,
der Name seiner Partei sollte noch genügen,
für die Waffenschmiede in Wolfsburg sowieso.
Die Tagesschau darf sogar
einen 10Minüter auf ihrer Startseite haben:
Pro(!) Stagnation.
Noch nicht Degrowth,
aber vielleicht ja auch ein gangbarer Weg.
Die Noch-Opposition beweist hingegen
mit ihrem wichtigsten, weil einzigen Antrag
in dieser Bundestagswoche
besonders viel Gespür für den Zeitgeist:
Die umgehende Aufhebung der Cannabislegalisierung.
Ich habe jedes Wort gefühlt,
das Janine Wissler (Die Linke)
dagegen zu sagen hatte,
man man man.
Die dümmste Ablenkungsstory
haben aber allerdings gerade
Robert Habeck (Die Grünen)
und Hubert Aiwanger (Freie Wähler)
am Laufen:
Ausgerechnet diese beiden Sprachkünstler
sollen sich über längere Zeit
private Briefe geschrieben haben.
Und die sollen jetzt wohl auch noch publiziert werden,
junge junge junge.
Nur in Sachsen
werden wieder handfestere Brötchen gebacken:
Die Minderheitsgroko steht.
Im Grokoalitionsvertrag stehen konkrete Sachen:
Weniger Ministerien und Staatssekretäre!
Dafür eine eigene Grenzpolizei.
Sächsische Prioritäten.
Bevor das Adventsglockenläuten
aber schon wieder viel zu provinziell wird,
schnell noch ein Blick in den Osten,
bevor wir endlich ganz nach Westen schauen.
In Rumänien ist nämlich nur noch Chaos,
die träumen da von so geordneten Verhältnissen
wie in Berlin oder Paris:
Das Oberste Gericht des Landes
hat die Stichwahl ums Präsidentenamt
am Sonntag abgesagt.
Die Ergebnisse der ersten Runde seien ungültig,
teilten die Richter mit.
Die komplette Wahl muss nun wiederholt werden.
Zum Hintergrund,
und hier wird es mal wieder
für Verschwörungtheoretiker*innen und deren Gegner*innen
besonders interessant:
Die Nachrichtendienste hatten
eine Einmischung in den Wahlkampf festgestellt,
natürlich über TikTok.
Dort sei der rechtsextreme und pro-russische
Präsidentschaftskandidat Calin Georgescu
mit Hilfe koordinierter Konten,
Empfehlungsalgorithmen und bezahlter Werbung
massiv gefördert worden.
Noch weiter östlich gab es übrigens noch eine Geschichte,
die noch viel chaotischer ist,
aber zunächst also wieder neu/altvertrautes:
In den USA sind fast alle sauer
auf Joe Biden.
Denn der hat für seinen Sohn Hunter
die Freiheitsglocken geläutet
und ihn begnadigt.
Alles was dieser in den letzten 10 Jahren angestellt hat
(a fuckin’ lot!),
kann ihm nicht mehr vorgehalten werden.
Thanksgiving macht’s möglich.
Trump kennt sich endlich mal mit etwas aus
und schreit (zurecht): Justizskandal!
Cool wär gewesen,
wenn Hunter gesagt hätte,
nee Paps,
lass mal gut sein.
Aber Hunter hat halt nie verstanden,
so cool wie sein Dad zu sein, und das will was heißen.
Aber andererseits:
Die neue Regierung würde ihn
wahrscheinlich öffentlichen lynchen lassen,
von daher kann ich Vatersorgen
da auch irgendwie
ein Stück weit
nachvollziehen.
Da Trump aber noch nicht viel mehr machen kann,
als weiter ein Arschloch zu sein,
schockt er die Welt nur noch mäßig
mit seinem nächsten Postenknaller:
Kash Patel soll neuer FBI-Chef werden.
Was zu dem zu wissen ist?
Nun, vielleicht nur so viel:
Er ist auch Kinderbuchautor.
Sein größter Hit bis heute:
„The Plot against the King“.
Ihr ahnt es,
dabei handelt es sich
um eine geschichtsrevisionistische Umdichtung
des ersten Trump-Wahlkampfes
aka „Russiagate“.
Außerdem muss der Frisurensohn davon ablenken,
dass es auch mit einem weiteren
seiner Wunschkandidaten eher nicht so gut läuft:
Pete Hegseth (nominiert für die Leitung des Pentagon)
schwankt zunehmend.
Was das mit seinem öffentlichen Drinking Problem zu tun hat,
dem er nicht nur während
sondern auch schon vor der Arbeit frönt,
soll wiederum davon ablenken,
dass sehr wahrscheinlich
im gesamten Pentagon die Alarmglocken schrillen,
Autokratenalarm.
Und dann wird auch noch jemand erschossen.
Aber nicht irgendjemand
und auch nicht irgendwo:
Mitten am Tag,
auf offener Straße,
mitten in Manhattan,
wird der Chef der United Healthcare niedergestreckt,
der Täter ist zur Stunde flüchtig.
In den Wohnzimmern der Nation
überschlagen sich die Meldungen auf den Großbildschirmen,
Kamerabilder der Tat werden veröffentlich,
die aber von der Thanksgivingtafel aus
nur nebenbei wahrgenommen werden.
Eigentlich doch
nichts neues.
Kriegsprotokoll. Schreibtisch. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe.
Woche 141.
Die letzte Phase des Krieges ist eingeläutet. Der nächste wird vorbereitet. Montag: Auch Stoltenberg kann sich „vorübergehende Gebietsabtretungen“ vorstellen: „Wenn die Waffenstillstandslinie bedeutet, dass Russland weiterhin alle besetzten Gebiete kontrolliert, heißt das nicht, dass die Ukraine das Gebiet für immer aufgeben muss.“ Olaf Scholz besucht überraschend Kiew: „Die Ukraine kann sich auf Deutschland verlassen. Wir sagen, was wir tun. Und wir tun, was wir sagen.“ Die CDU wittert ein Wahlkampfmanöver. Kurachowe ist bereits zur Hälfte „befreit“. Selenskyj erkennt: „Unsere Armee ist dafür (Rückeroberung) nicht stark genug. Das stimmt“, und denkt über diplomatische Lösungen nach. Die Angriffe auf Nikopol und Krywyj Rih werden intensiviert. Dienstag: Erneut steht die Energieinfrastruktur der West-Ukraine unter Beschuss (Ternopil, Riwne). Kiew beschleunigt die Produktion einer neu entwickelten und gerade getesteten Rakete. Mittwoch: Scholz, Pistorius und ACAB sind sich im Bundestag einig, was deutsche Bodentruppen in der Ukraine betrifft: Das komme „nicht in Betracht“. Im neuen Strategiepapier für die Verteidigungsindustrie wird „kriegstüchtig“ durch „wehrhaft“ ersetzt. Donnerstag: Der Tagesschau Liveticker kennt heute keine Kriegshandlungen. Freitag: Im deutschen Bundestag wird auf Antrag der FDP erneut über „Taurus“-Lieferungen debattiert. Kurachowe steht kurz vor der „Befreiung“. Pokrowsk steht kurz vor der Einkesselung. In Krywyj Rih treffen russische Raketen ein Verwaltungsgebäude, mehrere Menschen sterben. In Saporischija sind es sieben. Lawrow gibt Tucker Carlson ein Interview: Es sei ein schwerer Fehler, zu glauben, dass die von Russland gezogenen Roten Linien immer weiter verschoben werden könnten. Samstag: In Saporischija sterben mindestens neun Zivilisten durch russischen Beschuss. Selenskyj trifft in Paris neben Trump auch Nehammer. Sonntag: Die USA sagen noch einmal Drohnen, Panzer, Munition für Raketenwerfer sowie Ausrüstung und Ersatzteile für Artilleriesysteme im Wert von knapp 1.000.000.000 zu. Trump fordert das erste Mal öffentlich eine „sofortige Waffenruhe“. Selenskyj rechnet die toten Soldaten durch, 43.000 seit Kriegsbeginn, und teilt mit, was er von Trumps Forderung hält: „Wenn wir über einen wirksamen Frieden mit Russland sprechen, müssen wir zuallererst über wirksame Garantien für den Frieden sprechen. Die Ukrainer wollen den Frieden mehr als jeder andere. Der Krieg kann nicht einfach mit einem Stück Papier und ein paar Unterschriften beendet werden. Ein Waffenstillstand ohne Garantien kann jeden Moment wieder aufflammen. Damit die Ukrainer keine Verluste mehr erleiden, müssen wir die Verlässlichkeit des Friedens garantieren.“
Gut.
Aber damit hier bloß niemand auf die Idee kommt,
er höre doch vielleicht schon
irgendwelche Weltfriedensglocken klingeln,
hören wir, wie versprochen,
mal nach Süd-Korea.
Da hat sich der Chef nämlich anscheinend gedacht,
wenn schon Weltuntergangsgeläute,
dann doch gleich richtig:
Wozu ist ein Kriegsrecht da,
wenn man es nicht ausruft?
Und weil der Chef nunmal einen Umsturz wittert,
es geht mal wieder um den Staatshaushalt,
macht der das einfach mal.
Und produziert dabei nebenbei
eines der hoffentlich wirkmächtigsten Memes
der jüngsten Pazifistenpropaganda:
Eine Oppositionspolitikerin wird dabei gefilmt,
wie sie den Gewehrlauf
eines der putschenden Soldaten
einfach in die Hand nimmt
und beiseite drückt.
Das Kriegsrecht
wird nach ein paar Stunden schon
wieder abgesagt,
als ob das nichts weiter wäre.
Bereits am nächsten Tag
fordert eine überwältigende Mehrheit
den Rücktritt des Chefs,
das erste Amtsenthebungsverfahren scheitert jedoch daran,
dass die Regierungspartei nicht an der Abstimmung teilnimmt,
und das Parlament so eben nicht abstimmen kann.
I promised you Chaos.
Dann tritt der Verteidigungsminister zurück
und die ganz normale Polizei
nimmt erste Ermittlungen auf.
Für das Vertrauen in die Demokratie
mal wieder eher schwärzere Tage.
Leute,
ich glaub es nicht,
die Deadline steht im Arbeitszimmertürrahmen
und bimmelt mit einem goldenen Glöckchen,
dann fragt sie,
ob es heute gar nichts zu Nazis gibt.
Oder zum Klima.
Oder zur Gefühlslage der Jugend.
Oder wenigstens zum Wort des Jahres.
Oder vielleicht ja sogar noch zum Basketball.
Oder überhaupt noch irgendwas völlig unwichtiges,
einfach weil’s geht.
Vorschlag:
Ich bereite mal das Klingeln meiner Handyalarmglocke vor,
indem ich mir eine Pizza in den Ofen schiebe
und melde mich
mit alledem einfach nach dem Abendbrot wieder.
Die Deadline flüstert jetzt,
ich habe nur noch weniger als eine Stunde,
Abschlusskorrektur bereits mitgerechnet.
Und satt bin ich auch noch.
Das ist den Doomsday Bells
aber natürlich gleichgültig,
also hake ich einfach schnell noch die Liste ab,
in mehr oder weniger wahlloser Reihenfolge,
jede Glocke dröhnt für sich allein:
– Im UK
sind Hunderttausende ohne Strom,
es kommt zu massiven Überschwemmungen,
die zivile Infrastruktur liegt tagelang lahm.
Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometern pro Stunde
fegt Sturm „Darragh“ über die Inseln.
– Die AfD will sich von JA trennen
und eine neue „verbotssichere“ Organisation gründen
(„Neustrukturierung und Weiterentwicklung“
kann man auch als Drohung verstehen).
– Alice Weidel wird offiziell Kandidatin,
ihre Message ist sinngemäß:
Zurück(!)
zu allem,
was es nicht mehr gibt.
– Der Meta-Konzern
steigt auf Nuklearenergie um,
wegen irgendwas mit Zukunft.
– Die COPSY-Studie beweist:
Die Multikrise belastet Kinderpsychen;
Sherlock, hast Du das gehört?
– Wahrscheinlich deswegen
beschließt das australische Parlament
für das nächste Jahr
das Verbot von Social Media
für alle unter 16;
ändert zwar nichts an der Multikrise,
hilft aber vielleicht wirklich ein paar Kinderseelen.
– „Kriegstüchtig“ landet nur auf Platz 3
bei der Wahl zum Wort des Jahres,
denn das musste noch vor „Klimaschönfärberei“
unbedingt das „Ampel-Aus“ werden;
bleibt immerhin noch die Hoffnung
auf das Unwort des Jahres.
– Die Blue Devils aus Duke (NCAA)
holen die Tigers aus Auburn
aus dem Rang der ungeschlagenen,
und Cooper Flagg ist mit 17
bereits gefühlter Captain der besten Collegmannschaft der Geschichte.
– Die Trendfarbe des nächstes Jahres
soll ein Braun sein,
genauer Mocha Mousse.
Und draußen schlägt
die Marktkirchglocke
gleich Acht,
und bis dahin hält
die einsame Opernsängerin auf der Bühne
bestimmt noch durch.
Erst in der Hölle,
auf der anderen Seite des Schuhhofs,
also direkt vor meiner Haustür,
verklingt ihr Echo.
* Für alle, die genauso schlecht Französisch können wie ich, hier eine der kursierenden deutschen Übertragungen: „Denn die Liebe ist wie ein Baum: Sie treibt von selbst, schlägt ihre Wurzeln tief in unser ganzes Wesen, und grünt noch oft auf einem gebrochenen Herzen weiter.“ – Aber mir fehlen da irgendwie die Ruinen.
P.S. Kurz nach der Deadline melden russische Medien, Assad sei aus humanitären Gründen in Moskau. Klingeling!
P.S.
Und an alle, die den letzten Text dieser Chronik zum bis jetzt meistgelesenen gemacht haben:
Ding-Dong-Danke Schön.

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