Gegenwartsliteratur.
Live.
Nur im Internet.
Aus der Provinz.

# Startseite / Die Serie / As Alive As You Need Me To Be (S13:Ep3)

Lesen

As Alive As You Need Me To Be (S13:Ep3)

von | 2025 | 14. September | Die Serie, Staffel 13 - The Rest Of Us Just Live Here

Bild: Alive. Quedlinburg. Mitte September.

 

 

„Always going to go this way,
there’s no turning back.
Never any other way,
there’s no turning back.
Everything for a reason,
everything for a reason.
Everything for a reason,
everything for a reason.“

(Nine Inch Nails. 2025)

 

So.
Der „letzte Sommer“ meint es wirklich gut mit uns,
also zumindest was das hiesige Wetter anbelangt.
In den Gärten platzen goldrot glänzende Äpfel von den Bäumen
und der Wein hängt lila leuchtend an den Lauben.
Über die Berge schweben Heißluftballons
dem gleißenden Sonnenaufgang entgegen
und bescheren ihren Fahrer*innen
unbeschwerte Müdigkeit.
Und die Touristen,
die machen Touristensachen
unter einem blau weißen Himmel,
oder wundern sich
über die provinzielle Tradition
des Bürgerfrühstücks auf dem Marktplatz;
der Spätsommer gibt noch mal alles.
Also am Wochenende.
Denn die fünf Tage davor,
die haben uns schon mal
vom kommenden Herbst kosten lassen:
Während ich am Montag
noch mit einem schweren emotionalen Kater
und einem viel zu passenden Ohrwurm
(„Wie soll ein Mensch das ertraaaaagen?“)
in der Schule ankomme,
türmen sich die Krankheitsausfälle bereits auffällig,
auf den Fluren wird von „Corona“ gemunkelt.
Bis zum Ende der Woche halten alle verbliebenen tapfer durch,
das Wetter spielt mit,
die Pausen sind sonnig genug.
Am Freitag gehe ich trotzdem
mit den ersten Kopfschmerzen des Schuljahres nach Hause,
die am Samstag nur noch andauernder und stärker sind,
auch die Schulter zieht verdächtig:
Die Herbstdepression schickt beste Grüße,
ich gehe früh ins Bett.
Und heute bin ich also
gerade noch wach genug,
um fortzusetzen
was fortgesetzt werden will.

Die Deadline ist heute übrigens besonders gespannt,
es ist bereits früher Nachmittag,
und auch die 20 Uhr Marke
ist heute besonders hart:
Nicht nur wird gerade in NRW großflächig gewählt,
nein, es wartet auch noch der Anpfiff
des Europameisterschaftsfinales im Basketball.
Solange nicht wieder
irgendwas dazwischen kommt,
#DieDoppeltenZwanziger
bleiben unberechenbar.

Beginnen wir deshalb
in Berlin,
der Welthauptstadt der kalkulierten Spontanität.
Die Woche beginnt dort
für mehr als 50.000 Menschen
mit einem Totalstromausfall
in der Nacht zum Dienstag.
Zum Schichtbeginn bleiben alle Lampen dunkel,
die Zwangspause dauert bis zum Nachmittag.
Verantwortlich für dieses verlängerte Wochenende
in Treptow-Köpenick
ist natürlich der Linksextremismus:
Auf Indymedia bekennt sich irgendeine Splittergruppe
zum Brandanschlag gegen den Technologiepark Adlershof;
Neo-Luditen sind ja gerade schwer angesagt.
Gestern war dann wieder alles normal
am Brandenburger Tor:
Die „neue“ Friedensbewegung
trifft sich auf der Fan-Meile.
20.000 Boomer*innen
lauschen Diddi Hallervorden
beim Friedensliedersingen.
Und das hat auch wieder richtig was gebracht,
und wenn nur für die Spendenkassen der Veranstalter.

 

Kriegsprotokoll. Schreibtisch. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe.
Woche 181.
Drohnen über der Ostflanke. Sonntag: Anton Hofreiter (Die Grünen) fordert eine Beteiligung deutscher Truppen an eventuellen Sicherheitsgarantien. Kiew wird erneut angegriffen, vier Tote, dieses Mal trifft es auch den Regierungssitz. Selenskyj berät sich mit Macron, der Rest von Europa ist entsetzt, Kiews Bürgermeister sieht eine rote Linie überschritten. Moskau betont, das Regierungsgebäude nicht direkt angegriffen zu haben, das müssen herabgefallene Trümmerteile gewesen sein. Montag: Die Nacht verläuft „relativ ruhig“, bei Kiew wird ein Kraftwerk angegriffen. Merz: Alles deute darauf hin, dass Präsident Wladimir Putins „imperialistischer Plan nicht mit der Eroberung der Ukraine enden würde, sondern damit erst beginnt.“ Dienstag: In Sotschi (Russland) stirbt ein Mann nach einem Drohnenangriff. In Donezk sterben 24 Zivilsten als eine russische Fliegerbombe vor einem Sozialamt in Jarowa einschlägt. AfD-Chrupalla zum Angriff auf Kiew: „Sowas kommt von sowas.“ Mittwoch: Mit Beginn der Nacht überfliegen ungezählte Drohnenschwärme die Ukraine, sowohl hinter der Front als auch von Belarus aus. Polen sichert gegen 1 Uhr plötzlich seinen Luftraum, mehr als ein Dutzend feindliche Drohnen werden gezählt, alle davon werden abgeschossen. Vier Flughäfen werden geschlossen. Am frühen Morgen tritt die polnische Regierung zu einer Krisensitzung zusammen. Die ersten Trümmerteile auf polnischem Boden werden geborgen, bei Lodz aus einem Wohnhaus, in dem sich niemand befand. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha weiß als erster Bescheid: „Putin testet den Westen.“ Selenskyj erklärt dazu, es habe sich nicht um eine einzelne Drohne gehandelt, die als Versehen bezeichnet werden könnte. Der EU-Verteidigungskommissar Andrius Kubilius fordert die Errichtung eines „Drohnen-Walls“ entlang der Ostflanke, welche Ursula von der Leyen umgehend bestätigt, in ihrer Rede ist die Weltordnung bereits zusammengebrochen: Angesichts einer „neuen, auf Macht basierenden Weltordnung“ fordert von der Leyen ein „neues Europa“. „Dies muss der Moment der europäischen Unabhängigkeit sein“, sagte sie. Europa müsse „um seinen Platz in der Welt“ kämpfen, ruft sie die Abgeordneten des EU-Parlaments auf. Roderich Kiesewetter (CDU) platzt schon wieder der Sack: Das „Gesülze von Friedensverhandlungen muss aufhören“. Die russische Position zum „Vorfall“ übernimmt Belarus: Belarus habe in der Nacht mehrere Drohnen abgeschossen, die durch elektronische Störmaßnahmen vom Kurs abgekommen seien. Dies teilt der belarussische Generalstabschef Generalmajor Pawel Murawejko in einer Erklärung auf Englisch mit. Um wessen Drohnen es sich handelte, lässt er offen. Die Regierung in Minsk habe zudem Polen und Litauen über den Anflug der Drohnen informiert. Polen aktiviert Artikel 4 des Nato-Vertrags und fordert Konsultationen mit den Alliierten. Boris Pistorius unterstützt das nur wenige Stunden öffentlich. Das russische Außenministerium bezeichnet die polnische Mitteilung, Moskau habe Drohnen absichtlich in polnisches Gebiet gelenkt, als Mythos. Das Verteidigungsministerium habe zwar einen Großangriff auf militärische Einrichtungen in der Westukraine ausgeführt, es habe aber keine Pläne gegeben, Ziele in Polen zu treffen. Man sei zu Gesprächen mit der polnischen Seite bereit, um den Vorfall zu klären, so das Außenministerium in Moskau. Immer noch kein Kommentar aus dem Kreml. Donnerstag: Die Lufträume an der Grenze zu Belarus werden gesperrt. Rheinmetall bekommt ein Grundstück in der Ukraine, um dort eine weitere Munitionsfabrik zu bauen. Ansonsten Nichts Neues. Freitag: Russland und Belarus beginnen eine gemeinsame Militärübung nahe der polnischen Grenze. Über Briansk, Smolensk und Leningrad werden mehr als 200 ukrainische Drohnen abgeschossen. Der UN-Sicherheitsrat tritt zusammen, „Eastern Sentry“ wird beschlossen. In Sumy sterben drei Zivilisten nach russischem Artilleriebeschuss. Samstag: Russische Soldaten sind durch eine Röhre (Gaspipeline) in Kupjansk eingedrungen, Kiew dementiert das. An der Ostflanke wird erneuter Luftalarm ausgelöst, die russischen Drohnen dringen aber nicht in den polnischen Luftraum ein, dafür steigen an der rumänischen Grenze Kampfjets auf. Sonntag: Während einer Gleisinspektion in Orjol werden zwei russische Nationalgardisten durch eine Sprengstoffexplosion getötet. „Ich fordere alle Partner auf, keine Ausreden mehr zu suchen, um keine Sanktionen zu verhängen“, schreibt Selenskyj auf X. US-Präsident Donald Trump hat erklärt, die USA würden Sanktionen nur dann mittragen, wenn alle NATO-Mitglieder dem zustimmen. Russland testet eine Zirkon-Hyperschallrakete in der Barentssee.

 

Bleiben wir international,
es gibt viel zu viel zu berichten,
wer hätte das gedacht?,
und die Zeit (und meine Motivation)
wird heute auch nicht mehr wacher.
Ganz wach war ich anscheinend auch nicht
als ich letzte Woche
meiner Quelle beim französischen Untergrund
zugehört habe:
Das mit dem Generalstreik
soll doch noch nicht im Dezember passieren,
dafür etwas anderes,
aber: Absolute Geheimhaltungsstufe!
Trotzdem lohnt sich der Blick zu den Nachbarn
in dieser Woche besonders:
Premierminister Bayrou hat die Faxen dicke,
stellt die Vertrauensfrage
und verliert.
Die saisonal bedingten Gespenster
gehen um in Europa:
Ist Frankreich das neue Griechenland?
Wird die EU die drohende Finanzkrise überstehen?
Kann Ursula von der Leyen Troika?
Kauft die Lufthansa
den Charles de Gaulle?
Macron handelt entschlossen:
Am Dienstag schon
muss sich Sébastien Lecornu,
jetzt ex-Verteidigungsminister,
zum neuen Prügelknaben ernennen lassen.
Bei den erwartbaren landesweiten Protesten
werden knapp 200 Menschen festgenommen,
die Polizei ist hochgerüstet und in der Überzahl.
Neu dabei
beim alljährlichen Revolutionsreenactment
ist die „Bloquons tout“-Bewegung.
Alles blockieren.
Das aber klingt doch schon mal
wenig subtil.

Wenig mehr Bewegungsfreiheit
hat ab sofort
tatsächlich
Jair Bolsonaro.
Der vermeintliche Heilsbringer
der brasilianischen Evangelikalen
wird vom obersten Bundesgericht
schuldig gesprochen,
einen Militär-Putsch vorbereitet zu haben.
Dafür wird er zu 27 Jahren Haft verurteilt;
nach Verbüßen der Strafe wird er 97 sein;
Gnadenhöfe sollen schön sein
in Brasilien.

Ja doch, natürlich komme ich damit gleich
zu Bolsonaros großem Vorbild,
aber hier schnell noch eine schreckliche Geschichte,
die immerhin auch
ein halbwegs gutes Ende genommen hat:
Im viel zu weit entfernten Nepal
hat es in dieser Woche nämlich ebenfalls
ordentlich geruckelt,
die Tagesschau bezeichnet die Ereignisse als „Unruhen“:
Der Ministerpräsident des Landes tritt zurück,
auf den Straßen rebelliert die GenZ
gegen eine weitreichende Internetzensur.
Als die Demonstrant*innen das Parlament attackieren,
erschießen Polizei und Militär
22 Menschen.
Das Ergebnis dieser Unruhen:
Es soll schnell Ruhe einkehren.
Und wie macht man das?
Man lässt eine Frau
die Regierungsgeschäfte übernehmen:
Bidhya Devi Bhandari,
die ehemals höchste Richterin des Landes
wird die erste Frau im Präsidentensessel.

Der goldene Präsidentensessel im Weißen Haus aber,
der wird wohl in diesen Tagen
sogar noch mal das Sonnenlicht sehen:
Zu Beginn der Woche eröffnet Donald J. Trump
den „Rose Garden Club“,
einen kitschigen Outdoor Ballroom,
in dem sich Jaqueline Kennedy
auf den zubetonierten Rasen ergeben hätte.
Und dann ist er auch schon wieder auf Sendung:
„Chicago about to find out
why it’s called
the Department of War“,
postet er im Internet
als Teil eines Memes,
dass ihn als Vietnamveteranen zeigt,
der den „Geruch von Deportationen am Morgen“ liebt.
Am Abend wird er auch deswegen
beim Finale der US-Open in New York ausgebuht.
Also muss Barron übernehmen.
Während die Welt sich weiter schwindlig dreht,
dreht auch er im Internat frei:
„SHOCKING:
10-year-old Shane Cias cried
on stage with President Trump,
sharing how in 5th grade
his school forced him
to teach his kindergarten buddy
about changing gender
using the book My Shadow is Pink.
“It hurt a lot…
I believe kids like me
should be able to live our faith at school
without being forced
to go against what we believe.”
He said he was bullied
for being Christian
and the school did nothing to protect him.“
Genau, Barron,
diese verdammte Unterdrückung
von weißen Christen in den USA
muss ein Ende haben;
oder kennst du den Unterschied
zwischen „von“ und „durch“ einfach nicht?
Sein Vater jedenfalls
kriegt die geschwollenen Knöchel
einfach nicht raus aus der Scheiße:
Ein New Yorker Gericht
hat eine Millionenstrafe gegen US-Präsident Donald Trump
wegen Verleumdung einer Autorin bestätigt.
Der Republikaner muss gut 83 Millionen US-Dollar
an die Kolumnistin E. Jean Carroll zahlen,
wie das zuständige US-Berufungsgericht
des zweiten Bezirks in Manhattan urteilte.
Der Schadensersatz sei „fair und angemessen“,
hieß es.
Trumps Verteidigung hatte argumentiert,
dass er die Summe
aufgrund einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs
zur Ausweitung der Immunität des Präsidenten
nicht zahlen müsse.
Doch in der Neuverhandlung
gab es für Trump erneut eine Niederlage.
Slap Suits slaping back!
Dass der Frisurensohn dann doch mal selber im Knast landet,
daran glaube ich nicht mehr.
Und wenn, dann wird er sich einen aussuchen können.
So wie Gishlane Maxwell,
die als kleine Belohnung für ihre Aussage
in ein viel netteres Gefängnis verlegt wird.
Der Geist ihres Expartners
bleibt Trump trotzdem weiter auf der Spur:
Die Original Trump-Epstein Geburtstagskarte
wird (noch mal) geleakt,
die Late Night Talker holen die Gags
vom ersten Leak nochmal raus;
alles wie gehabt,
es bleibt bei Cheap Shots,
Trump dementiert.
Kann der so machen,
denn er hat kurz
sehr sehr kalten Rückenwind:
Der Supreme Court erlaubt Rassismus.
ICE-Schergen dürfen jetzt Menschen festnehmen,
weil sie aussehen wie „Ausländer“
oder weil sie nicht Englisch sprechen.

Und gerade als die Nationalgarde dann
(offiziell) wieder aus Washington, D.C. abzieht,
da wird der Wind dann
ganz ganz kurz
mal so richtig eisig:
Mit guten 3.000 km/h
pfeift eine einzelne Gewehrkugel
über den Campus der University of Utah Valley
und trifft Charlie Kirk
tötlich.
Der 31jährige Familienvater,
von dem die Weltöffentlichkeit
bis zu diesem Tag nur gehört hatte,
wenn sie sich für ganz hartes,
sehr weißes
und sehr männliches Christentum
interessiert hat,
war Gründer von „Turning Point USA“.
Diese Organisation lebt davon,
im amerikanischen Bildungssystem
nach jungen, verunsicherten, weißen Männern zu suchen,
die es aber trotzdem
an ein College oder eine Universität geschafft haben,
um ihnen dann
mit hirnverbrannter Neo-Nazi-Scheiße
eine Karriere zu versprechen,
von der vor allen Charlie Kirk profitiert hat.
Auch noch drei Tage nach seiner Ermordung
streiten sich die Leitmedien dieser Welt
um eine Einordnung dieses Typen,
immerhin hinterlässt er eine Frau und zwei Kinder.
Aber er hinterlässt eben auch solche Stunts hier,
die ihm kurioserweise sogar von seriösen Kommentatoren
als „konservativ“ ausgelegt werden:
Als „2nd Amendement-Fan“
spricht er sich für öffentliche Hinrichtungen aus,
bei denen auch Kinder zuschauen sollten.
Das hat er so stehen lassen,
nicht ich.
Darüberhinaus hat er buchstäbliche „Hit-Listen“
von unliebsamen Academics erstellt.
Viel mehr offener Faschismus
(und wenn auch nur verbal)
geht also nicht mehr.
Nun zum Täter.
Und ja,
jetzt wird es erst so richtig wild:
Tyler Robinson (22)
schafft es keine zwei Tage
auf der Flucht zu sein.
Das reicht aber mehr als hin,
um eine Monsterkampagne gegen „links“ loszutreten,
die so schon fast vorbereitet wirkt:
Trump stilisiert Charlie Kirk quasi mit dem ersten öffentlichen Satz
zum „Märtyrer“,
Jesse Waters (Fox) lässt alle Hemmungen fallen:
„THEY are at war with us“,
den Adler aber schießt FBI-Chef Kash Patel ab,
bei der Pressekonferenz zur Festnahme
des mutmaßlichen Mörders:
„An meinen Freund Charlie
– Ruhe nun, Bruder.
Wir sehen uns in Walhalla.“
Kein Scheiß,
hat der wirklich gesagt.
Bevor also auch nur irgendein Detail bekannt wird,
kriegt die Antifa den Schuh angezogen.
Das klappt auch erstmal ganz gut,
denn auf den gefundenen Patronenhülsen
und dem Magazin stehen eindeutige Botschaften:
„Hey, Fascist(!), Catch“
und „Bella Ciao“.
(deutsche Medien finden das übrigens „verstörend!“).
Verpfiffen haben ihn übrigens
sein Dad (ein Local Sheriff)
und sein Pastor;
Utah, ne?
Warum sich aber sogar das Europäische Parlament weigert,
auf Bitten irgendwelcher US-Patrioten,
eine Schweigeminute für den Kreuzritter der Meinungsfreiheit abzuhalten,
das wird klar,
als die nächsten Details bekannt werden.
Und ja, nichts ist mehr crazy genug:
„Tyler Robinson, who turned himself in
for murdering right wing activist Charlie Kirk,
was not acting on left wing ideals
but was deeply influenced
by the far right “Groyper” movement
led by Nick Fuentes.
Robinson grew up in a MAGA household
and he was surrounded by guns from a young age.
Family photos even show him
dressed as Pepe the Frog for Halloween,
a character that has become a Groyper mascot.
When police examined his ammunition,
they discovered Robinson had scratched
“Bella Ciao” onto a casing.
Though the song began as an anti fascist anthem,
it has been co-opted
into the online ecosystem of Groypers and incels,
and it even shows up
on the “Groyper War” playlist on Spotify.
This mix of memes,
music, and menace
reflects how the far right
glamorizes violence and recruits followers
while hiding behind irony.“
(The Other 98%)
Ich fasse kurz zusammen:
Ein Fascho wird von einem anderen Faschos erschossen,
weil der erste dem zweiten nicht Fascho genug war.
Unterdessen erschießt ein weiterer Fascho
an der Evergreen High School in Colorado
zwei Schüler,
aber Charlie Kirk bleibt wichtiger.
Auch weil wirklich alle anderen Nazi-Podcaster
die braunen Streifen in ihren Hosen
im Internet am Äther abreiben,
ganz vorne weg natürlich: Andrew Tate.
Ganz schlau (oder völlig dumm)
sind die Faschopraktis bei Fox:
„Ciao, bella!“ soll auf dem Magazin gestanden haben.
Nach drei Tagen bringt der Propagandalautsprecher
dann sogar noch sowas hier:
„’UNACCEPTABLE‘:
Office Depot fires employee
after viral video shows
staff refusing to print posters
for a Charlie Kirk vigil,
calling them “propaganda.”
Und weil mit der Propaganda nie genug sein kann,
wird verkündet,
Tyler Robinson lebt in einer Beziehung
mit einer Transperson.
Und spätestens jetzt sind alle maximal verwirrt:
Charlie Kirk wurde also von einem
antifaschistischen
ehemaligen Rechtsextremen erschossen,
der online ultrakonservativ
und im real life queer ist,
und aus Utah kommt.
Und Charlie Kirks Witwe
kündigt noch vor der Beerdigung an,
die ein Staatsakt zu werden droht,
die politische Arbeit ihres Mannes fortzuführen:
„Das Weinen dieser Witwe
wird in der ganzen Welt
wie ein Schlachtruf widerhallen.“
Holy Shit,
wenn das nicht der Beginn des 13. Kreuzzuges ist,
was denn dann noch?

Na klar, das hier:
Elon Musk kann seinen rechten Arm
wieder voll durchstrecken:
Er ruft per Videoschalte
über 100.000 Rechtsextremisten,
die gestern in London aufmarschiert sind,
zum Sturm auf Westminster auf.
Das britische Parlament müsse „aufgelöst“ werden
und: „Gewalt kommt auf euch zu.
Die Linken sind die Partei der Mörder.
Kämpft gegen sie oder sterbt!“
Und damit es extra wild bleibt:
Der Typ, der zu dieser Faschoparty geladen hat,
heißt auch noch Robinson…
Trump zieht bei all dem Chaos
aber seelenruhig seine nächste Karte aus dem Ärmel:
Nationalgarde!
Aber nein!
Nicht in Chicago!
Sondern erstmal
in Memphis!
Und Gründe
spielen sowieso keine Rolle mehr.

Und auch international macht Trump das nicht anders,
der Friedensnobelpreis ist noch
nicht an jemand anderes vergeben.
Mit einer „letzten Warnung“
an die islamistische Terrororganisation Hamas
will Washington kurz vor Israels drohender
Großoffensive in der Stadt Gaza
eine diplomatische Lösung erzwingen.
Israel habe seine Bedingungen akzeptiert,
es sei an der Zeit,
dass auch die Hamas sie akzeptiere,
schreibt er auf Truth Social.
„Das ist meine letzte Warnung,
es wird keine weitere geben!“
Die Hamas zeigt sich kurz darauf
zu „sofortigen Verhandlungen“ bereit.
Man begrüße „jeden Schritt, der dazu beiträgt,
die Aggression gegen unser Volk zu beenden.“
Zu Beginn der Woche bereits
zeigen sich die Auswirkungen dieser Warnung:
Schüsse in Jerusalem,
an einer Bushaltestelle,
mitten im Berufsverkehr.
Die Hamas applaudiert,
war’s aber natürlich nicht.
Egal, Israels Sicherheitsminister Ben Gvir
ruft zur Bewaffnung der Bevölkerung auf.
Inzwischen hat auch die IPC-Initiative
für einen Teil des Gazastreifens eine Hungersnot festgestellt.
Die israelische Regierung behauptet jedoch,
die IPC habe dafür ihre Kriterien gesenkt,
was sie aber nicht hat.
Also setzt die EU-Kommission
ihre bilateralen Hilfszahlungen an Israel aus.
Dies kündigt Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
in ihrer Rede zur Lage der Union an.
Die Zusammenarbeit mit der israelischen Zivilgesellschaft
und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem
ist davon jedoch nicht betroffen,
so viel deutsche Staatsräson muss sein.
Bei der UN-Vollversammlung
wird gefordert,
was schon so lange gefordert wird:
Hamas auflösen,
Zweistaatenlösung.
Bei den jüngsten Angriffen auf Gaza-Stadt
sterben 32 Zivilist*innen.
Lebendig wie lange nicht
tritt aber ACAB in New York an:
Eine ihrer ersten Amtshandlungen:
Blauhelme für die Ukraine fordern,
nach dem Krieg.

Ihr merkt,
die Sommerpause ist wirklich
endgültig vorbei.
Sogar im politischen Deutschland
lässt der Herbst deswegen
auch nicht mehr länger auf sich warten.
Weswegen auch ich mir
meine Kräfte ab sofort wieder einteile
und den letzten Absatz
vor dem Sport
und dem Klima,
nur kurz
den ersten Topthemen
der kommenden Monate widme:
Dauerbrenner bleibt, klar,
die „Migration“.
Und das obwohl die Asylanträge deutlich gesunken
sowie die Asylklagen deutlich gestiegen sind.
Das hält aber einen Markus Söder
nicht davon ab,
auf dem Gillamoos
zur Darth Vader-Erkennungsmelodie einzumarschieren.
Oder am nächsten Tag in der FAZ
das hier zu verbrechen:
„Ohne Auto, Maschinenbau und Chemie
ist Deutschland eine Dame ohne Unterleib.“
Ebenfalls beim Gillamoos
darf sich dann der Aiwanger, Hubert
im Far Right Playbook
auf bayrisch Vorlesen probieren,
setzt dann aber noch diese Duftmarke:
„Bevor wir unseren Boomern die Renten kürzen,
müssen wir das Bürgergeld
für Ukrainer und Arbeitsfähige,
die nicht arbeiten wollen,
endlich streichen!“

Zu den wenigen positiven Meldungen
gehört in der vergangenen Woche
die Beilegung des „Richterinnenstreits“,
oder wenigstens dessen Lösung:
Die Verwaltungsrichterin Emmenegger
zieht ans Bundesverfassungsgericht.
Ihr Doktorvater war übrigens
Andreas Voßkuhle;
und mehr muss ich dazu gar nicht wissen.

Des Weiteren gibt es festzuhalten,
dass die Immunität von Maximilian Krah (AfD)
aufgehoben wurde.
Ebenso erfreulich ist,
dass Björn Höcke (AfD) ab sofort
nicht nur Faschist,
sondern auch Volksverhetzer genannt werden darf.
Womit wir zum Ende hin
nur noch mit halbem Auge nach NRW schauen:
AfD plus 11%.
Fuck.

Habe ich mich also wieder
bis ans Ende einer Episode geschleppt,
die ich am liebsten nicht hätte schreiben wollen.
Zum Glück wartet ja aber
der orangene Kunstlederball
mit den sympathischen Nähten auf mich,
und was bin ich froh,
nur zuschauen zu können.
Bis dahin aber noch
ein wenig Vorberichterstattung,
auch außerhalb von Deutschland
ist Basketball noch wichtig:
Die WNBA Saison
ist vorbei,
heute Nacht beginnen die Playoffs.
Titelfavorit dürften die Lynx aus Minnesota sein,
und Caitlin feuert die Fever
in der ersten Runde gegen Atlanta an.
Derweil ist Lebron James
eine weiteres Stück lebende (und noch spielende) Legende:
Als erster Spieler in der Geschichte des Sports
zieht er in die Hall of Fame ein,
ohne dass seine Schuhe schon am Nagel hängen.
Tja, als Captain des Redeem Teams von Paris
ist das nicht ganz unverdient.
In Riga jedenfalls geht ein ansehnliches Turnier zu Ende:
Luca Doncic zerstört im Achtelfinale Italien,
und wird als bester Verteidiger des Eurobasket nominiert.
Georgien kickt Frankreich,
verliert dann gegen Finnland,
die zum ersten Mal in einem Halbfinale von irgendwas sind.
Deutschland überlebt dann geradeso
ein slowenisches Team,
bei dem nicht nur Luca alles gibt.
Danach legt sich das Team Finnland zurecht
und schaut dabei zu,
wie der Finalgegner
die Griechen demontiert:
Die Türkei
fordert gleich
den Weltmeister heraus.
Und die Mannschaft um den neuen Jokic,
Alperen Sengün,
hat bis hierher das bessere Turnier gespielt.
Es sind genug Titel für alle da.

Gut,
mehr Gegenwart kann und will
ich mir heute nicht erlauben,
und schließe mit dem bekannten Gefühl,
dem Zeitgeist wieder nur
sinnlos hinterher gelaufen zu sein.
Immerhin aber am Leben.
Manchmal muss das reichen.
Zum Klima deswegen heute auch nur das hier,
auch wenn, na Ihr wisst schon…
Ein Hohlraum umgeben von Eis:
Das war die Eiskapelle am Watzmann
in den Berchtesgadener Alpen.
Jetzt ist die bekannte Naturattraktion zerstört
– eine Folge des Klimawandels.
Fachleute warnen nun davor,
das Gebiet zu betreten, es gilt Lebensgefahr.
Und die gilt gerade auch
im Sequoia National Forest.
Denn der steht gerade großflächig in Flammen.
Kalifornien!,
nur noch vier Wochen durchhalten!

 

P.S.
Was ganz was stranges noch:
„Life is Strange“
wird eine Serie
im Internet.
Wenn das nicht mindestens
auf „Bandersnatch“-Niveau abläuft,
dann, ach, wahrscheinlich auch egal…

2 Kommentare
  1. Anne-Lise

    Bayrou, Mathias, Bayrou. Bayou ist diese Fläsche in Louisiana… 😉

    Wenn du über die Bürgerbewegung in Frankreich mehr wissen willst, weisst du, wo du hinhören sollst…

    (sonst spannend!)

    Antworten
    • Mathias

      Ups, sorry, korrigiert. Meinst du etwa, dass ich einen gewissen Podcast hören sollte? 😉

      Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert