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Call It Causelessly Merry (Chronicle 21)

von | 2025 | 2. März | Chronicle, Die Serie

Bild: Tobias Peuke. Berlin, 28. Februar 2025.

 

 

Die Auguststraße war für einen Samstag Nachmittag in Berlin-Mitte überraschend leise. Karoline sah an den Fassaden hinauf und hinunter, am Bordstein sammelte sich das Regenwasser. Die wenigen Menschen beeilten sich unter ihren Regenschirmen, niemand war zum Verweilen unterwegs, nur an der Ecke Oranienburger standen ein paar schwarz gekleidete Männer zusammen und unterhielten sich auffällig gedämpft. Der Brillenträger lief schweigend neben ihr her. „Sag mal, was weiß ich nicht, was die hier alle wissen?“
„Heute ist der 28. Februar.“
Er blieb stehen und holte sein Handy aus der Tasche. Erst als er seine Suche schon eingetippt hatte (Was ist am 28. Februar in Berlin passiert?), erinnerte ihn Karoline daran, in welchem Jahr sie sich seit einer guten Stunde befanden. Er steckte sein Handy kopfschüttelnd zurück in seine Jacke und sah sie fragend an. „Ohne Hilfe klingelt bei dem Datum gerade nichts.“
„Wir werden es schon noch früh genug erfahren, spätestens, wenn wir irgendwo eine B.Z. ergattern.“ Sie lächelte bitter. Am Bahnhof Friedrichstraße war nirgendwo auch nur irgendeine Zeitung zu finden gewesen, und auf dem Weg hierher hatten sie nicht einen einzigen Zeitungsjungen gesehen. Der Brillenträger zuckte mit den Schultern und sie gingen gemütlich weiter. „Danke nochmal für den Sprung. Das hilft wirklich jedes Mal.“ In diesem Moment brachen über den hohen Dächern die Wolken auf. „Gern geschehen. So konnte ich Dich unmöglich an einem Freitagabend allein lassen. Nicht Ende Februar 2025.“
„Oder? … Aber lass uns bitte von gar nichts reden, was uns daran erinnert. Hier und heute ist einfach noch so vieles noch so lange hin.“ Karoline nickte. „Bis zum Ballhaus sind es aber nur noch ein paar Minuten. Und Clärchens Kaffee ist genauso gut wie sein Ruf, besonders am späten Nachmittag.“ Sie hakten sich unter, klappten ihre Kragen nach unten und spazierten schweigend nach Osten.

Die junge Frau am Nebentisch bemerkte er erst, als diese laut raschelnd die zweite Seite ihrer Zeitung aufschlug und ihr Gesicht dahinter verbarg. Gerade noch so war es dem Brillenträger gelungen, einen Blick auf die Titelschlagzeile zu werfen. „Ach ja, sch…timmt ja!“
„Ganz genau. Heute Morgen. 10:15 Uhr. West-Sanatorium.“ Karoline versenkte den zweiten Löffel Zucker in ihrer Tasse und rührte sorglos klappernd um. Dann lud sie ohne Vorwarnung für den Brillenträger die junge Frau zu sich an den Tisch ein, zwei Provinzler waren an den Nachrichten interessiert. Sie stellte sich als Fräulein Engel vor. Karoline bemerkte noch kein Erkennen beim Brillenträger, der vergaß, das Fräulein nach ihrem Vornamen zu fragen. Sie wohnte schon seit ein paar Jahren im Scheunenviertel, würde im Sommer 18 werden und absolvierte gerade ihr erstes Bürolehrjahr gleich hier die Straße ein kleines Stück runter, beim Arbeiterfürsorgeamt der jüdischen Organisationen Deutschlands – die besonders deutliche Aussprache dieses umständlichen Namens schien sie zu genießen – und wenn sie nicht arbeitete, besuchte sie Abendkurse in Philosophie und Psychologie, an der Lessing-Hochschule und an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Karoline hatte ihre linke Wange in ihre Hand gelegt und fragte dem Fräulein kleine Löcher in den Bauch, bis der Brillenträger sein Versäumnis nachholen konnte. Dann war es Mascha, die das Thema zurück auf die Zeitung lenkte. „Das ist doch eine wahre Tragödie, oder? Was soll denn jetz’ werden?“ Die beiden Provinzler ihr Gegenüber schwiegen, weil sie die Antwort kannten.
Nachdem die Sonne untergegangen war, und als sie sich an einen der Innentische gesetzt hatten, verschwand Mascha kurz in Richtung Spiegelsaal und stieg weiter hinten eine schmale Treppe hinab. Der Brillenträger rückte seinen Stuhl näher an den Tisch. „Sag mal, ich lerne aber nicht etwa grade ..?“
„Doch!“, Karoline lachte erleichtert, „genau die lernst du gerade kennen.“
„Woher wusstest du, dass sie heute ausgerechnet hier ist?“ Er lehnte sich im Stuhl zurück. „Verrückt. Welches Jahr haben wir? … Das heißt, in einem Jahr erst lernt sie Saul kennen. Und erst in drei Jahren dann Else und Joachim. … Gibt es das Romanische Café eigentlich schon?“
„Klar. Schon fast ein viertel Jahrhundert.“
„Und ihre ersten Gedichte im Querschnitt erscheinen erst in vier Jahren, bis zum Stenogramheft sind es sogar noch acht.“ Er setzte kurz seine Brille ab und putzte die Gläser mit einem Zipfel seines Hemds. Als er sie wieder aufsetzte, kam Mascha gerade zurück an den Tisch. Er erkannte den eindringend-distanzierten Blick in ihren Augen, der ihn schon auf so vielen Fotografien gefesselt hatte. Ihren störrischen, schwarzen Linksscheitel hatte sie notdürftig gerichtet und hielt eine Zigarette in der Hand. „Hat einer von euch Feuer? … Danke. … Am besten, ihr zündet euch auch gleich eine an. Denn ihr glaubt ja nicht, was ich gerade da unten gehört habe.“ Ohne Umschweife begann sie zu erzählen, als ob Karoline und der Brillenträger schon lange zu ihren Bekannten gehörten: „Ich wundere mich immer noch, wie laut und selbstgewiss die Frauen da gerade geredet haben. Und mit was für einem Zynismus in den Stimmen. … Also, die eine war erstmal froh, nicht mehr im verjudeten Scheunenviertel zu sein. Aber die andere nicht besser: ,Ach, weißt’s, die Zeiten ändern sich, wirst fei seh’n! Der Lion veröffentlicht in drei Wochen schon seinen Jud Süß. Die wer’n alle Augen mach’n.‘ Darauf wiederum die andere, nur dieses Mal doch etwas leiser, so dass ich fast schon zu nah neben ihnen stehen musste: ,Oh, da kenn i no’a’was fui bess’res! … Du weißt doch, dass die Partei vor a paar Jah’n den Eher-Verlag g’kauft hat, ja? Na, und du weißt ja fei auch, wer der Vorstand vom Verein is’, ja? Also: Ich kann mir gute Hoffnungen machen, Adolfs Originalmanuskript verwahren zu dürfen. Schließli‘ hab’ i ihm ja a des ganze Papier nach Landsberg g’schickt.‘ – Meint ihr, die haben über …“
„Ja, das haben sie.“ Karolines Antwort kam unerwartet schnell. In diesem Moment lag ihr Blick auf den beiden Frauen, von denen Mascha gerade gesprochen hatte. Die eine sah arroganter aus als die andere als sie an ihrem Tisch vorbeiliefen. Karoline flüsterte: „Die mit dem kurzen Hals ist Helene Bechstein.“
„Konzertflügel Bechstein?“
„Genau die.“
„Na hallo, ihr kennt euch aber aus!“ Mascha sah die beiden Freunde mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Dann sagt doch mal! Was haltet ihr von diesem … Hitler? … Mehr als nur eine gefährliche Hanswurst?“ Die beiden sahen sich an, unsicher ob sie den Abend nicht zu schwer machen würden. Der Brillenträger brach das etwas zu lange Schweigen: „Bis man sich über den Sorgen machen müsste, müsste das Land schon mächtig einen an der Standarte haben.“ Der Witz zündete irgendwie nicht wirklich, aber Mascha war so freundlich trotzdem zu schmunzeln. Sie winkte einen der Kellner zu sich: „Paul, darf ich vorstellen: Meine neuen Freunde aus der Provinz. Bringst du uns einen weißen? … Die Erwachsenen zahlen.“ Dann wandte sie sich an Karoline: „Was macht ihr eigentlich an einem Samstag Abend in Berlin?“

Alle drei waren froh, dass auch ansonsten niemand daran gedacht hatte, dass gerade Karneval war, und somit alle im Spiegelsaal unkostümiert durch die Nacht tanzten. Die meisten trugen nur unwesentlich voneinander unterscheidbare Varianten von Schwarz. Viele ließen mit erhobenen Armen ihre Köpfe hängen und starrten beim Tanzen den Boden an oder hatten die Augen die meiste Zeit geschlossen; die Musik war ihnen genug; die Welt da draußen war endlich vergessen, die Decke des Spiegelsaals vibrierte vor Leichtigkeit.
Kurz vor Sonnenaufgang standen sie verschwitzt&betrunken&glücklich in der kalten Berliner Sonntag Nacht am Gipsdreieck. Mascha war natürlich noch wacher als die beiden Provinzler.“Willkommen hier bei uns im Scheunenviertel! Kommt ihr noch ein Stück mit, bis zum Bülowplatz vielleicht? Da können wir uns vor der Volksbühne mal ausstrecken. Und unterwegs finden wir vielleicht auch einen Bäcker, der schon Kaffee gekocht hat.“
Keine halbe Stunde später verfärbte sich der Himmel im Osten von schwarz zu blau als sie auf den Stufen des Theaters saßen. „Wird es nicht langsam Zeit, diesen Platz endlich mal umzubenennen?“ Der Brillenträger schaute Mascha an, die Karoline anschaute. „Was meint er?“
„Ja, was meint er denn, was ein passenderer Name wäre?“
„Na Liebknecht Platz! Oder Luxemburg Platz. Wäre mir egal.“ Er zündete sich seine letzte Zigarette an und warf die leere Verpackung runter zum Bordstein. Als er wieder zu Mascha sah, hatte sie bereits eine Schreibkladde auf den Knien. „Keine Sorge, ich schreib nicht mit.“ Karoline rückte näher an sie heran. „Was schreibst du dann?“ Mascha überlegte kurz. „Gedichte, die ich lieber nur schweigen würde.“ Auch der Brillenträger saß jetzt direkt neben ihr. „Hast du eins zum Vorlesen?“ Sie lächelte verlegen, blätterte dann aber selbstbewusst in den Seiten bis sie das richtige gefunden hatte. Karoline und der Brillenträger lauschten fasziniert. In diesem Moment näherten sich aus Richtung Hirtenstraße einige Männer, die sicher marschiert wären, wären sich nicht so besoffen gewesen. „Ey, guck ma da vorne! Da sitzen endlich welche!“
„Macht euch weg hier, aber schnell!“
„Sonst helfen wir nach!“
„Jawoll! Alles für Deutschland!“
„Alles für Deutschland!“
Mascha, Karoline und der Brillenträger sahen nicht einmal auf. Als die Männer sich ihnen näherten, hörten sie, wie einer auf die anderen einredete: „Lasst die mal noch in Ruhe, Freunde! Wie würde das aussehen, wenn morgen in der Zeitung steht, Patrioten haben jüdische Familie verprügelt? Im Scheunenviertel. Nur einen Tag nach dem Tod von diesem Drecksverräterschwein! Kommt, Freunde, die knöpfen wir uns später noch vor.“ Mascha hatte eine neue Seite in ihrer Kladde aufgeschlagen und machte hektische Notizen, ihre Hand zitterte nur ganz wenig. Karoline legte ihr den Arm um die Schulter. „Hey. Wir schreiben übrigens auch beide.“
„Wirklich?“, Mascha schluckte ihre letzte Träne wieder hinunter, „auch Gedichte?“ Beide sahen sich kurz an. „Etwas sehr ähnliches. Es würde dir vielleicht sogar gefallen. Wir nennen es manchmal Dokumentarischen Stenogramstil.“ Mascha lachte.
Am späten Vormittag verabschiedeten sie sich auf dem Alexanderplatz, und Mascha schenkte beiden eine Seite aus ihrer Kladde. „Hoffentlich sehen wir uns bald mal wieder. Ich habe das Gefühl, so eine Nacht wie heute werden wir noch ab und an gebrauchen können.“ Beide umarmten sie herzlich, versprachen sich bald zu melden und winkten ihr nach, als das Fräulein Engel wieder in der Menge verschwand.

Bevor sie zurückfuhren, suchten sie einen ruhigen Platz zum Springen, im 21. Jahrhundert fuhren die Züge zwar unpünktlicher, dafür aber regelmäßiger und schneller. Die Fahrt im Regionalexpress nach Thale verbrachten sie beide mit Schreiben, wobei sie ihre Gesichter immer wieder zum blauen Himmel und der darauf strahlenden Sonne wendeten und immer wieder kurz die Augen geschlossen hielten.
In Quedlinburg stieg der Brillenträger restlos erschöpft und froh wie selten aus dem Zug, winkte Karoline, die nach Thale weiterfuhr, durchs Fenster, schlenderte dann langsam zurück nach Hause und fiel keine halbe Stunde später wie ein Stein, der nach langem Rollen zum Liegen kommt, ins Bett.

Genau einen Tag später, am heutigen Sonntag Abend, hallten die Stimmung im Spiegelsaal und die frohen Stunden mit Karoline und Fräulein Engel immer noch nach. Der Brillenträger hatte ausgeschlafen, die Hausarbeit erledigt und die Tasche für den nächsten Tag schon gepackt. Es widerstrebte ihm, sich zu früh an den Schreibtisch zu setzen, aber als die Karnevalsmusik auf dem Marktplatz verstummt war, und die Kirchturmuhr im letzten goldenen Licht des Tages hing, raffte er sich auf und saß mit durchgedrücktem Rücken da, Finger und Augen nach vorne gerichtet. Schnell verwarf er die Idee, aus den letzten Meldungen zum hiesigen Zustand des Quedlinburger Stadtrates eine Hidden Story zu stricken, denn der in Verruf geratene CDU-Fahrlehrer, der im Herbst die Brandmauer bespuckt hatte, sollte keinen Satz oberhalb einer Fußzeile bekommen, auch wenn es sicher interessant war, das ausgerechnet ein CDU-Pfarrer aus dem Westharz endlich mal Konsequenzen forderte. Ein halbes Jahr zu spät, aber für eine Fußnote reichte das.

 

2. März

S12:Ep5(u) – Weißes Rauschen

„Wie ist die Stimmung im Land?
Für Feiglinge
goldrichtig.“

(Bierwolf Böhmermann: Singen was ist. 2025)

 

– es sehen aber auch alle fertig aus gerade! (me too?),
oder haben alle einfach nur noch Angst?
+ Grippewelle legt doch noch einen drauf
+ sämtlichste Fallouteffekte

Lakers klicken gegen Dallas,
zerstören Denver,
besiegen die Wolves,
bleiben Kings in L.A.
– the Beauty of the Game:
Osterwiek vs. Jena
– Landesliga Mädchen, U14 –
Grit and Grind (hidden story)

– der Golfstrom kippt doch nicht!

– Und:
Wird es wenigstens vorübergehend
irgendwie
mal friedlicher
(i.S. Waffenruhen)?

– Bald-Kanzler Merz will „Rambozambo“
– höchste Wahlbeteiligung seit der Wende (82%)
Die Linke gewinnt Berlin
– keine freie Presse auf der CDU-Wahlparty
AfD im Osten stärkste Kraft
– Wahlergebnis Harzkreis:
dunkelblaue 39% für Dr. Baum
– Millenials: rechts,
GenZ: links
Lindner schmeißt hin,
Buschmann tritt als GS zurück
Habeck will nicht mehr führen
BSW zweifelt die 4,97% an
– US-Linke feiern Merz für seine Haltung zu Trump
– Merz kündigt an, „Mittel und Wege“ zu finden,
damit Netanyahu bei seinem Staatsbesuch
nicht festgenommen werden muss
– Luisa Neubauer auf der Berlinale mit Kleid:
„Democracy dies in daylight“
Linnemann schlägt vor, den Koalitionsvertrag
nur für ein Jahr gelten zu lassen
Krah und Helferich sind der Teil der AfD-Bundestagsfraktion
(auch „innerparteilicher Stress“ vorprogrammiert)
– 400.000 betteln Habeck an zu bleiben, was auch funktioniert
– kleine Anfrage der CDU/CSU
zur Sinnhaftigkeit von Correctiv, Greenpeace, etc.,
Klingbeil (neuer SPD Chef): „Foulspiel!“
– AfD-Verbotsantrag auf Eis
– Felßner (CSU/Bauernpräsident) soll Landwirtschaftsminister werden
– Freitag schon beginnen die Sondierungen zwischen CDU und SPD
Söder bezeichnet NGOs als „Kraken“
– Lindner verklagt die „Titanic“

– Poggenburg:
„Nun liegt der politische Aschermittwoch vor uns
und wie könnte das Thema anders lauten als:
„Im Februar die Wahl – im Merz die Qual“!
Lasst uns daher frohgemut zusammenkommen
und die etablierte Politik gewaltig auf die Schippe nehmen
– am 05. März in der Gaststätte „Zum Hirsch“,
Dresdener Str. 5, 02633 Göda.
Einlass ab 15:30 Uhr, Vorprogramm ab 17:30 Uhr
und scharfer Start ab 18:00 Uhr – Eintrittspreis 15,00 €.
Als Redner werden Sie begrüßen:
Karsten Hilse – AfD-Sachsen,
Markus Fuchs – Querdenker,
Peter Drenske – AfD-Brandenburg
und selbstverständlich André Poggenburg – Aufbruch Deutschland
sowie weitere Überraschungsredner.
Durch die Veranstaltung führt Sie Egbert Ermer – Aufbruch Deutschland,
zudem wird es reichlich Musik mit Speis & Trank,
vor allem aber bissigen Klartext, geben.
Parkplätze sind ausreichend direkt in der Nähe vorhanden,
achten Sie auf unsere Einweiser vor Ort.
Eine Anmeldung ist vorab nicht notwendig,
der Eintritt wird am Einlass entrichtet.
Wir freuen uns auf ein patriotisch-zünftiges Zusammensein!
Ihr #Aufbruch20“

– Die Linke droht mit einer Verfassungsklage,
falls CDU/CSU und SPD
sich kurzfristig auf eine Änderung des Grundgesetzes
für ein Rüstungssondervermögen
von 200 Milliarden Euro verständigen.
»In diesem Fall behalten wir uns
den sofortigen Gang nach Karlsruhe offen«,
erklärt der amtierende Parlamentarische Geschäftsführer Christian Görke.

– Nach dem Eklat im Weißen Haus
diagnostiziert die Tagesschau
den „Umbruch im Westen“

 

Top Dog
oder: Dem Selenskyj seine Schuld!!1!

– Der US Army Chorus singt das Finale von „Les Miserables“
auf dem Governers Ball im Weißen Haus
– Departement of Defense tells staff
to ignore Elons Mails (FBI under Patel too)
– laut DOGE schon 55.000.000.000 eingespart,
WSJ sagt: 2.600.000.000
Apple kündigt Milliardeninvestitionen in Texas an
– Elon fordert die Abschaffung der Grundsteuer
US-Flag upside down at El Capitan (Yosemite NP)
– die drei größten Kryptowährungen verlieren ca. 10%
Gewerkschaften klagen gegen Doge wegen der Mails
– Liz Truss erkennt in den USA eine „konservative Revolution“
Dan Bongino, für den, als Podcaster,
das FBI der Deep State ist, wird Vize beim FBI
– der neue Haushaltsplan wird angenommen,
Trump muss sich aber einmischen
– 21 DOGEr kündigen
(won’t use their skills to „dismantle critical public services“)
– „In den USA, wo sich die Trumpisten
in den vergangenen Wochen
so einiges von empörten Menschen
auf Bürger/innenversammlungen anhören mussten,
greifen die Faschisten nun zu altbewährten Methoden:
Sheriffs, oft unterstützt von schwarz gekleideten „Freiwilligen“,
ergreifen die Person, die unangenehme Fragen stellt oder gar protestiert,
und schleppen sie aus dem Raum.
Das Hübsche: Niemand der anderen Bürger/innen greift ein.
Genau damit rechnen die Faschisten ja,
mit dem Makel der menschlichen Natur,
aus Angst tatenlos zuzusehen,
wenn offensichtliches Unrecht direkt neben einem geschieht.“
(Bernhard Torsch)
– die Eagles (American Football) kommen dieses Mal
sehr gerne ins Weiße Haus,
weswegen sie auch sehr gerne eingeladen werden.
– Trump droht noch höhere Zölle gegen die EU an (25%)
– Elon bei der ersten Kabinettssitzung dabei („Tech Support“),
immerhin noch ohne Stuhl am Tisch
The Washington Post now advocates
“personal liberties and free markets.” (Opinion Editor exits)
– Trump schlägt eine Gold Card für VIP-Immigranten vor (5.000.000.000)
– RFK stoppt Impfforschung (Covid-19)
– DOGE-Befugnisse werden weiter ausgeweitet (Zentralregister),
angebliche Milliardeneinsparungen werden relativiert
– zur Ablenkung wird die VÖ der Epstein-Files angekündigt
– Tesla kein Billionenkonzern mehr
(100.000.000.000 Verlust seit Dezember)

– Freitag in Washington D.C.:
Trump puts Selenskyj down in front of everyone,
Vance sekundiert/provoziert/lässt ihn ins Messer laufen,
AbschlussPK abgesagt,
Rohstoffabkommen nicht unterzeichnet
→ Reaktionen:
„Orchestrierte Demütigung“,
Westeuropa (und Polen) stellen sich hinter Selenskyj,
die Trumpisten applaudieren Trump,
alle anderen sind maximal entgeistert,
Putin smirks,
Elon macht mal Pause

 

Merz jetzt „Führer der Freien Welt“?

– Frankreich hat seit letzter Woche eine (neue) „Reichensteuer“

Zucker’lkoalition steht

– Millionen in Griechenland auf den Straßen
(der rechte Mitsotakis ist seehr unbeliebt)

EU-Lieferkettengesetz wird um ein Jahr verschoben

Rheinmetall will Werke umwidmen (z.B. VW Osnabrück)
– Die Tagesthemen senden ein Loblied zur Kriegswirtschaft
– Die Tagesschau fragt, wie geht es weiter mit der Zeitenwende?

 

Kriegsprotokoll. Schreibtisch. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe.
Woche 155.
Die Säuberungen der Ukraine beginnen, beginnend bei Ikarus selbst. Montag: Die EU kündigt zum Jahrestag eine neue Rüstungsstrategie an und stellt einen EU-Beitritt der Ukraine noch vor 2030 in Aussicht. Selenskyj findet auch noch Worte: „Drei Jahre Widerstand. Drei Jahre Dankbarkeit. Drei Jahre absolutes Heldentum der Ukrainer. Ich bin stolz auf die Ukraine!“ In der Nacht greifen bald 200 Drohnen überall in der Ukraine an. In Russland werden Versorgungslager getroffen. Merz beharrt auf der Beteiligung der Ukraine an Friedensgesprächen. Das russische Konsulat in Marseilles wird angegriffen. Beim Besuch der EU-Spitzen in Kiew ertönt Luftalarm. Der Rohstoff-Deal mit den USA ist in der „finalen“ Phase. Die UN-Vollversammlung hat eine Resolution der Ukraine und europäischer Länder angenommen, in der Russland zum sofortigen Abzug seiner Streitkräfte aus dem Nachbarland aufgefordert wird, die USA stimmen dagegen. Die Rada lehnt eine Resolution zur Unterstützung des Präsidenten ab. Putin bietet den USA eine gemeinsame Erschließung von Vorkommen seltener Erden auch in den russisch besetzten Teilen der Ukraine an (what? Hitler-Stalin Pakt for real?). Dienstag: Am frühen Morgen landesweiter Luftalarm in der Ukraine. Putin findet die Senkung der Militärausgaben gut: „Die USA würden um 50 Prozent kürzen, wir würden um 50 Prozent kürzen und China könnte mitmachen, wenn es wollte.“ Die Rada nimmt die Resolution von gestern dann doch (unverändert) an. Der Rohstoffdeal zwischen den USA und der Ukraine steht, Details werden nicht genannt. Mittwoch: Weiter Drohnenangriffe auf Kiew. Pogrebki und Orlowka (Kursk) sind wieder unter russischer Kontrolle. Der SUB nimmt in Odessa, Charkiw und Dnipropetrowsk Menschen fest, die kommunistische Literatur besitzen und/oder sich gegen die Wehrpflicht aussprechen. In Kostjantyniwka (Donezk) sterben sieben Zivilsten nach russischem Artilleriebeschuss. Kotlyne (bei Pokrowsk) wird ukrainischen Fallschirmtruppen besetzt. Die USA lehnen einen Nato-Beitritt der Ukraine ab. Donnerstag: Die (Vor-)Verhandlungen ufern aus, Russland besteht auf den besetzten Gebieten, Trump drückt sich um Sicherheitsgarantien. Eine Waffenruhe werde „entweder ziemlich bald“ erzielt oder „gar nicht“. Freitag: Bis zum Abend schweigt der Liveticker. Im Weißen Haus kommt es zu einem beispiellosen Eklat. Meloni fordert einen sofortigen EU-Krisengipfel. Samstag: Nato-Generalsekretär Rutte fällt Selenskyj in den Rücken, der solle sich entschuldigen, US-Außenminister Rubio will das selbe. Aus Moskau kommt nur Hohn und Spott. Burlatske und Skudne (Donezk) sind „befreit“. Selenskyj wird in London mit Jubel empfangen. Im Hafen von Odessa schlägt eine russische Rakete ein. Sonntag: Manfred Weber (EVP/CSU) fordert schnelle Entscheidungen für eine eigenständige Verteidigungspolitik Europas mit einer europäischen Armee und atomarer Abschreckung. Andrij Melnyk will „die Wogen glätten“. London und Paris wollen einen eigenen Waffenruhe-Plan vorlegen. Der Beschuss vom Kramatorsk wird intensiviert; die letzte große Schlacht steht also noch aus. Mike Johnson fordert erneut Selenskyjs Abwahl. Am Nachmittag beginnt der EU-Sondergipfel in London.

 

– 40 Tage Waffenruhe in Gaza-Israel sind rum,
seit gestern ist Ramadan,
am Mittwoch beginnt die Fastenzeit,
bis Ostern könnte Frieden herrschen?
– die humanitäre Hilfe für Gaza
wird durch Israel gestoppt

Abdullah Öcalan ruft als Schritt für einen Friedensprozess die PKK dazu auf, die Waffen nieder zu legen und sich aufzulösen
– PKK verkündet einen Tag später eine einseitige Waffenruhe

– der Papst schwebt weiterhin in Lebensgefahr

– Anthropic said its latest model—Claude 3.7 Sonnet
integrates advanced reasoning capabilities for the first time.

ChatGPT meets Karl Kraus im Deu-LK (hidden story)

Quedlinburber Bücherfrühling incoming
(Vicki Vomit – Mein Klampf, der Rote Lyriker, Der Sagenerzähler, …)

Oscartipps?

 

Leichten Herzens klappte der Brillenträger sein Notebook zu, oder wenigstens wollte er sich so fühlen; man konnte immer noch nicht alles mit dem Kopf versteh’n Er studierte ein letztes Mal seine Liste mit den Nominierten für die anbrechende Oscarnacht, legte sich auf zwei Auszeichnungen für „Emilia Peréz“ fest und wollte dann gerade Karoline eine Nachricht schicken, als er sah, dass sie ihm zuvorgekommen war: Hallo der Herr! Danke nochmal, für die schöne Nacht. Schon verrückt, dass ich gerade diese Nacht jetzt schon zwei mal erlebt habe. Am liebsten würde ich sie in hundert Jahren ein drittes Mal erleben. Bist du dabei?
Er ließ sich Zeit mit einer Antwort, suchte nicht lange nach dem Buch, schlug es ungefähr in der Mitte auf und brauchte dann nur ein paar Seiten vorblättern. Tatsächlich, das musste einer der Texte gewesen sein, die er beim ersten Mal wohl zu oberflächlich gelesen hatte. And he wondered.

 

2. März 1925

Engel über Berlin
(Babylon Münzenberg 347)

Gerade eben erst
bin ich wieder
zurück,
zurück aus Berlin.
Wie gerne schreibe ich doch diesen Satz!
Und besonders dann,
wenn ich dadurch auch
noch dem hiesigen Karneval entgangen bin.
Was gibt es piefigeres
als Fasching in der Provinz?

Ach,
aber was für bedrückende Tage
(und was für eine berauschende Nacht)!
Die Stimmung im Land
macht nur noch vor den Tanzsälen Halt.
Seit vorgestern
ist das ganze Land wie erstarrt.
Wie konnte er nur so dumm sein?
Und alles nur
wegen dieses blöden Prozesses.
Verleumdung!
Landesverrat!
Das ist jetzt sieben Jahre her,
und er hat ja wohl nicht
auf der falschen Seite gestanden!
Und nun
ist er tot –
kein Engel,
aber immerhin keiner über Berlin –
Friedrich Ebert ist tot.
Wegen seines Blinddarms.
Was soll denn nun werden?
Wird wenigstens eine Stiftung von ihm bleiben?
Und wer wird ihm folgen?
Wer wird jetzt
die wachsenden schwarzen Massen
in Schach halten?
Etwa Hindenburg?

Aber
ich will davon nichts schreiben,
wenn ich über so viel schöneres schreiben kann.
Seit zwei Tagen
habe ich vielleicht
eine neue Freundin!
Vielleicht sogar eine neue Genossin.
Vielleicht sogar eine Schwester.
Dass ich mich so leicht und unbedarft
mit einem Menschen anfreunden kann,
obwohl gerade alles
wieder auseinander gerissen wird,
ist eine wahre Freude.
Mascha,
das Fräulein Engel,
spricht und schreibt
als ob sie alles
bereits verstanden hat,
und kann zuhören und schweigen
als ob sie alles
bereits wieder vergessen hat.
Dass wir gemeinsam
auch noch zwei alte Schachteln
dabei beobachtet haben,
wie sie wegen dieses Hitlers
ganz feuchte Augen bekamen,
das erwähne ich nur
aus chronischen Gründen;
Bis zum nächsten Morgen
haben wir gelacht und getanzt,
geschrieben und geschwiegen.

Mehr will ich jetzt,
in diesen bedrückenden Tagen,
nicht schreiben,
alles ist erdrückend genug.
Deswegen ende ich für heute
auch einfach mit Maschas Worten,
die ich von dem Blatt abschreibe,
das sie mir gestern Morgen
vor der Volksbühne schenken wollte;
bestimmt eine Stunde lang
haben wir zusammen daran gefeilt,
und ich hoffe,
ich kann die besten Verse noch entziffern:

 

 

Ich freu mich,
wie der Mond am Himmel steht.
Und dass die Sonne täglich neu aufgeht.
Und wie der Herbst dem Sommer folgt,
und wieder Lenz dem Winter,
das gefällt mir wohl,
da steht ein Sinn dahinter,
wenn auch die Neunmalklugen
den nicht sehn.
Man kann nicht,
man kann nicht,
man kann nicht
alles
mit dem Kopf verstehn!

 

 

 

 

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