„Paranoia’s just reality on a finer scale.“
(Philo)*
Bald 24 Jahre nach dieser Erkenntnis*
(am Ende des letzten Jahrtausends)
gilt heute das Gegenteil:
Die Realität ist nichts anderes mehr
als 24/7 Paranoia,
nur ein klitzekleines bisschen ausdifferenzierter.
Aber ich will nicht zu sehr vorgreifen,
dieses Staffelfinale,
ja, das immerhin achte dieser Serie,
bietet immerhin noch genug Raum
für ungezählte Beispiele.
Aber bevor es losgeht,
muss ich mir kurz was von der Bloggerseele schreiben.
Dieses Literaturexperiment hier
hat nämlich tatsächlich mal Wellen geschlagen.
Zwar nur ein kleiner Ausschnitt daraus,
und die Wellen waren auch ziemlich kleine, provinzielle,
aber immerhin mal etwas neues.
Bei dem folgenden Bericht
muss ich einige sehr vielsagende Details auslassen,
einfach um nicht noch zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen.
Denn anscheinend hat es der schriftliche Bericht
einer fiktionalen Figur geschafft
(die sich irgendein ausgedachter Brillenträger
in irgendeinem Paralleluniversum ausgedacht hat),
für einige Momente
die hiesige Kulturlandschaft zu triggern.
Regelmäßige Leser*innen wissen,
dass vom Bericht Karoline Salthussers
über den Auftritt von
Lisa Eckhardt in Quedlinburg
die Rede ist,
also vom fiktionalen Bericht
einer noch glühenden Antifaschistin,
die auch schon in den letzten Zwanzigern
allergisch auf alle Formen
der überheblichen Bildungskleinbürgerlichkeit reagiert hat.
Von daher ist ihr Bericht
sogar noch als sehr milde einzuschätzen.
Jedenfalls fanden diesen Bericht
wohl ein paar Menschen zu viel gut,
denn mindestens einer der Veranstalter
soll vor Entrüstung ziemlich steil gegangen sein
(hier fehlen einige der angesprochenen Details),
nachdem er Kenntnis von Text und Feedback hatte.
Angeblich hat er sich die Worte Karolines
sogar ausgedruckt,
um sie anderen auch offline zu zeigen.
(Ihr könnt Euch vorstellen,
wie sich #DieDoppeltenZwanziger
gerade eine HighFive nach der anderen geben…)
Trotzdem bitte ich stellvertretend
all diejenigen um Entschuldigung,
die sich von Karolines Worten
angegriffen oder beleidigt fühlen,
das war sicher nicht ihre Absicht.
Sie hat lediglich aufgeschrieben,
was sie wahrgenommen hat:
Eine absolut professionelle,
aber sehr wenig originelle Romanlesung,
aus der so viel Geld wie möglich rausgeholt wurde
(ich bin mir sogar sicher,
dass auch noch höhere Eintrittspreise gezahlt worden wären),
und die sich somit einer öffentlichen Kritik ausgesetzt hat.
Und deswegen sollte sie dann auch aushalten können,
wenn sie satirisch aufs Korn genommen wird,
hat Tucholsky mal gesagt.
In diesem Sinne:
Lieber Jens Jürgens,
nimm’s bitte nicht persönlich,
denn das war es sicherlich nicht.
Als Veranstalter hast Du alles richtig gemacht, zwei mal.
Die Leute wollten Lisa Eckhardt sehen,
Du hast das möglich gemacht, zwei mal.
Danke dafür.
Meine Kritik gilt also nicht Dir,
höchstens Lisa Eckhardt,
vielleicht noch dem Publikum
oder dem Literaturbetrieb.
Und außerdem hast Du ja auch
schon Claus von Wagner nach Quedlinburg geholt,
eine der besten Veranstaltungen,
die hier jemals stattgefunden haben,
trotz oder eben genau wegen
der bei guter Satire
immer gegebenen Kapitalismuskritik.
„Wir stecken also
in der ständigen Wiederaufführung
schlechter Stücke fest,
die trotz vernichtender Kritiken
immer noch
immer neue
Publikumsmassen anziehen.“
(Bernhard Torsch. Facebook. 2023)
Gut,
und für alle,
denen das gerade ein
zu extremes Eintreten der Vierten Wand war,
sorry, not sorry.
Jetzt aber kommt,
worauf Ihr gewartet habt:
Ein wieder mal vorerst letzter Ausflug
in die paranoid machenden Abgründe
dieser holprigen Farce von Weltuntergang.
Je stranger die Zeiten,
desto exklusiver das Publikum;
you’re welcome.
„One man’s mundane desperate existence
is another man’s Technicolor.“
(Lenny Nero)*
Live, in Farbe und mindestens UltraHD
war die ganze Welt in dieser Woche dabei,
als sich das Rad der Geschichte
mal ganz kurz in die richtige Richtung gedreht hat:
Der Dark King of Social Paranoia,
Frisurensohn von republikanischen Gnaden,
hässlichster Bruder des Baron von Münchhausen,
the real mobster of capitalism,
Donald J. Trump,
wurde am Dienstag Nachmittag
(Ortszeit New York City, District of AOC)
unter Arrest gestellt
und einem Richter vorgeführt.
Bei seiner ersten,
von hoffentlich noch sehr vielen
Verlesungen der Anklageschrift
(34 Vorwürfe der Dokumentenfälschung
während seiner Wahlkampagne,
auch bekannt als „Der Fall Stormy Daniels“)
ist seine Miene versteinert,
was immer noch ein gruseliger Anblick ist.
Die Trump Prozesse
haben also endlich, endlich begonnen.
Mögen sie sich doch ewig hinziehen;
einer der größten Gangster aller Zeiten,
immerhin vier Jahre US-Präsident,
liefert uns die beste Law and Order Staffel
in der Geschichte des Reality-TV.
Und das war nur die erste Folge.
MAGA hat seit der Anklage
bereits fünf Millionen Dollar Spendengeld eingesammelt,
der Krieg gegen die Verfassung
wird weitergeführt,
und die „Hexenjagd“
geht jetzt erst richtig los.
Marjorie Taylor Greene
führt die Proteste gegen den Rechtsstaat an
und behauptet,
drei Tage vor Karfreitag,
Trump und Jesus
befänden sich auf einer Stufe,
der letztere sei schließlich auch verhaftet worden.
Die Menge in New York,
vor der sie das behauptet,
ist dabei mehr als überschaubar,
Jesus hatte damals bereits deutlich mehr Follower,
obwohl die Stadt Vorbereitungen
auf den beginnenden Bürgerkrieg getroffen hatte.
Warum?
Kurz vor der offiziellen Verhaftung
titelt der National Enquirer:
„Trump orders new Civil War“.
Und kurz nach seiner Verhaftung
sagt der in Mar-a-Lago das hier:
„Das einzige Verbrechen,
das ich begangen habe,
ist es, furchtlos unsere Nation
vor jenen verteidigt zu haben,
die unser Land zerstören wollen.“
Zum Thema Paranoia
bräuchte ich also
heute eigentlich nichts weiter zu schreiben,
das sind wie bereits auf dem Endlevel.
Und, wie gesagt, das war nur Folge Eins
von vielen.
Das Bühnenbild war übrigens schön unspektakulär,
ein schlichter Gerichtssaal,
im vorletzten Gang,
hinten rechts,
keine Kameras.
Nicht mal ein Mugshot (Fahndungsfoto),
das dumme Gesicht
kennt inzwischen eh die ganze Welt.
So.
Da es unmöglich ist,
eine halbwegs vernünftige Überleitung
von hier aus
zu auch nur irgendwas zu finden,
das auch nur irgendwie ernst genommen werden muss,
lasse ich das einfach
und komme umgehend zum Klima.
Obwohl es in den letzten Wochen
gefühlt mehr als ausreichend geregnet hat,
gilt im Harz schon Waldbrandstufe 3.
Der Grundwasserspiegel ist inzwischen so weit abgesunken,
dass es noch zwei Monate durchregnen müsste,
damit nicht nach wenigen Tagen
alles schon wieder zu trocken ist.
Dass sich noch niemand auf der A36 festgeklebt hat,
erscheint dabei schon fast unlogisch.
Aber, die „Klimaterroristen“
können nun mal nicht überall sein,
jetzt war erstmal der Gotthardttunnel dran,
deutsche Urlauber auf dem Weg nach Italien
dürfen sich jetzt auch mal empören.
Und wo wir gerade wieder
bei den Kernthemen dieser Chronik
angelangt sind,
erübrigt sich glücklicherweise
auch die Überleitung zum nächsten.
Kriegsprotokoll. Schreibtisch. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe. Woche 58.
Warten auf die friedenbringende Frühjahrsoffensive. Montag: Wagner hisst die russische Flagge auf dem Verwaltungsgebäude in Bachmut. Die Explosion in St. Petersburg soll eine Büste ausgelöst haben, die eine Frau dem Militärblogger übergeben hatte und die daraufhin festgenommen wurde. Robert Habeck besucht Kiew. Die deutschen Panzerhaubitzen an der Front sind inzwischen zusehends verschlissen. Der getötete Militärblogger wird postum von Putin geehrt. In Bachmut wird immer noch gekämpft. Dienstag: Nächtliche Drohnenangriffe auf Odessa. Finnland ist offiziell Nato-Mitglied – Russland kündigt „Gegenmaßnahmen“ und plant nebenbei neue Söldnertruppen. Mittwoch: Selenskyj in Polen: „Keine Tabuthemen. – Polen und Ukraine sind Freiheitsgaranten in Europa.“ Dann räumt er einen möglichen Abzug aus Bachmut ein. Lettland führt die Wehrpflicht wieder ein. Stoltenberg: Ukraine darf irgendwann gerne von der Nato aufgenommen werden. Eklat im UN-Sicherheitsrat („keine Kinder verschleppt“). Von der Front nicht Neues. Donnerstag: Bachmut: „Der Feind ist noch nicht gegangen“ (Prigoschin). Die Nato übt in den polnischen Masuren. Teile der ukrainischen Regierung sind unter Umständen zu Gesprächen über die Krim bereit; nach der Frühjahrsoffensive; Selenskyj behält sich das letzte Wort vor. Freitag: Leak in der NYT: Ukraine kann am 1. Mai mit der Gegenoffensive beginnen. Die Ukraine nennt die Dokumente eine russische Fälschung. Lawrow: Friedensverhandlungen nur im Zuge einer „neuen Weltordnung ohne eine Vorherrschaft der USA“. Brasiliens Präsident Lula schlägt das Abtreten der Krim als Friedensangebot vor. Samstag: Weitere Leaks (auf Twitter) über u.a. die Luftverteidigungsfähigkeiten der Ukraine. Blinken (US) schließt Friedensverhandlungen aus. Ostermärsche: Im Westen nichts Neues, Details: „Es geht ein Riss durch die Friedensbewegung“, „Schauplatz einer Posse der besonderen Art ist Magdeburg. Dort hat sich der Stadtvorstand von die Linke vom Ostermarsch der Bürgerinitiative ‚Offene Heide‘, der am Montag in Haldensleben stattfindet, distanziert und die ursprünglich bewilligten 150€ Unterstützung zurückgefordert. Der Vorwurf: Eine ‚starke‘ beziehungsweise ‚zu erwartende‘ ‚Nähe zu Putin‘ bei den eingeladenen Rednerinnen und Rednern, die der Stadtvorstand, in dem laut Aussage eines Parteimitglieds gegenüber jW rechte ‚Antideutsche‘ den Ton angeben, festgestellt haben will. Eine der Ostermarschrednerinnen ist die Europaabgeordnete Özlem Demirel. (…) Mitglieder der Magdeburger Linkspartei (haben) nach dem Beschluss des Stadtvorstandes auf eigene Initiative Geld gesammelt. Der Linke-Kreisvorstand Börde unterstützt den Ostermarsch weiterhin.“ (jW) Die Ukraine rationiert die Granaten an der Ostfront. Über der Krim wird die nächste ukrainische Drohne abgeschossen. Sonntag: Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei, hat die Ostermärsche der Friedensbewegung kritisiert. „Die diesjährigen Ostermärsche haben mindestens etwas Naives. Es geht doch um Frieden in Freiheit“, sagte der CDU-Politiker der „Bild am Sonntag“. Raketenbeschuss auf Saporischschja. Der Papst betet in Rom für die Ukraine und Russland.
Gut.
#DieDoppeltenZwanziger
sind wieder mal da angekommen,
wo sie hingehören,
beim strangen Rhythmus der Gegenwart,
der alles und nichts
gleichzeitig sein will
und deswegen eben nix konkretes
mehr sein kann.
Also haltet Euch gut fest,
die #fiebertexte feiern ihre nächste Rückkehr
in die auf ewig verdammte Rubrikenhölle,
aus der sie, wie immer,
nur dann entkommen können,
wenn sie aufgeschrieben sind.
Die Gegenwart in kleinen Happen,
eines schwerer verdaulich als das nächste,
und maximal konterkariert.
Beginnen wir deswegen
mit dem Sport.
I love this game
Die NBA-Saison ist zu Ende.
Mein Fan-Herz ist fast zerrissen.
Wie kaum jemand erwarten konnte,
hat das Experiment Luca Doncic + Kyrie Irving
nicht funktioniert,
die Dallas Mavericks
haben die Endrunde eindrucksvoll verpasst.
Dafür haben sich die Lakers wieder aufgerappelt,
haben ein ziemliches cooles Team zusammengetradet,
der King gibt was er kann,
und AD spielt wie er spielt,
wenn er verletzungsfrei ist:
In seiner eigenen Liga.
Aber das Gesicht der besten Sportart der Welt
gehört in diesen Tagen
Caitlin Clark.
Mehr Superstar in the making
ist kaum noch denkbar:
Noch niemand,
kein Jordan, kein Johnson, kein Bird,
hat zu Collegezeiten (weniger effektive Spielzeit)
jemals ein 40-Punkte Triple Double gescort;
außer Caitlin Clark,
Iowa State.
Selbst die Finalniederlage gegen LSU
schreibt schon die nächsten legendären Geschichten,
die nächste Saison
wird noch krasser.
Aber schon das diesjährige College-Turnier
hatte so viele Zuschauer angezogen wie nie zuvor
(male or female):
Jedes einzelne der nationalen Endspiele
hatte bessere Einschaltquoten
als jedes NBA-Spiel in dieser Saison
(im Schnitt also mehr als 2,5 Millionen).
Im Finale der Frauen
waren ebenfalls rekordmäßige
Menschen vor den Bildschirmen
(11 Millionen).
Von wegen Randsportart.
Alle coolen Kids
(male or female)
spielen bald nur noch Basketball
auf den Pausenhöfen.
Alltägliche Katastrophenmeldungen
In Santa Catarina (Brasilien) gibt es das erste
Kitashooting der Landesgeschichte.
Ja, Kita.
Wie in Kindertagesstätte.
Wie in Kindergarten;
die Opfer waren noch nicht eingeschult.
Der Täter hat sich gestellt
und bekommt jetzt auch noch einen Prozess.
Derweil haben in Tennessee (USA)
zwei Demokraten ihren Sitz verloren,
weil sie für schärfere Waffengesetze eingetreten sind.
in other wars
Die israelische Nationalgarde kommt.
Hat die Regierung jetzt so entschieden;
was der Iran schon lange kann…
Vor Ostern kommt es traditionell
zu „Zusammenstößen“,
die sich in kurzer Zeit
zu einem Krieg hochschaukeln,
der sich so normal wie immer anfühlt,
wenn man nicht darin verwickelt ist.
Israelische Soldaten vertreiben Muslime
am Karfreitag aus der Al-Aksa-Moschee
auf dem Tempelberg,
in den Gassen im Osten Jerusalems
wird zeitgleich die Kreuzigungsgeschichte nachgespielt.
Dann fliegen schnell
von und nach überall
Raketen.
Aus dem Libanon
und zurück.
Von den Golanhöhen
und zurück.
Auf den Gazastreifen
und zurück.
Israel aber ist
„nicht an einer Eskalation interessiert“;
im Westjordanland werden Anschläge verübt,
Menschen sterben weiter.
Und in Tel-Aviv gibt es weiter Proteste,
als wäre das Land noch eine Demokratie.
Burning Democracy I
Giorgia Meloni et al. will jetzt
mal wieder englische Fremdworte verbieten,
droht vor einer „Anglomanie“
und legt einen ernstgemeinten Gesetzesentwurf vor,
der 100.000€ Strafe vorsieht,
wenn offizielle Stellen
die Fremdsprache
zur Vernichtung
der Nationalsprache benutzen.
Blöd dabei ist,
dass die Regierung
das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung
nach ihrem Amtsantritt
in „Ministerium für Unternehmen und Made in Italy“
(Ministero delle Imprese e del Made in Italy)
umbenannt hatte.
Zur Volksspaltung sollte es aber noch hinreichen.
Dritte Person Singularität
(neue Rubrik)
Auch in Italien:
Im ersten Land der Welt
wird ChatGPT gesperrt.
Zu unsicher.
Sogar Elon Musk hat Angst.
Er und viele seiner Techbuddies
fordern eine sofortige Entwicklungspause.
Und auch wenn sie das nur aus Kapitalinteressen heraus machen,
ist das vielleicht keine so schlechte Idee.
Ich frage ChatGPT wohl besser nicht,
was er/sie/es davon hält,
dass ausgerechnet die „Enkelin Mussolinis“
als erste den digitalen Notstand ausruft.
Hierzulande findet man die Singularität
aber immerhin noch ganz interessant:
„Interessant ist auch, dass ChatGPT lernt. Also nachdem ich zuerst nach „Ärzten“, „Ärztinnen und Ärzte“ und „Ärtz:innen“ gefragt habe, und dann nach den „Politikern“ (also generisches Maskulinum) antwortete ChatGPT sofort „Hier sind 10 bedeutende Politikerinnen und Politiker“. Wie gesagt, ich frage nur nach „Politikern“ (generisches Maskulinum) und ChatGPT wusste, dass ich offensichtlich nach Namen beider Geschlechter suchte. Das ist durchaus „intelligent“. Es zeigt aber auch, dass ChatGPT versteht, dass „Politiker“ und „Politiker und Politikerinnen“ etwas anderes ist.“ (Mirko Lange, Halle (an der Saale). Facebook. April 2023)
Burning Democracy II
Die Pariser*innen wollen keine E-Roller mehr!
Per Volksentscheid.
Weg mit den Dingern,
auf denen nicht nur Menschen über 20
so dümmlich aussehen,
als hätten sie keine Ahnung,
was ein Fahrrad ist.
Und auch die sonstigen Massenproteste
gehen zwar nahtlos weiter,
aber Macron macht einfach das nahe liegende:
sich mal kurz verpissen,
es wird sich doch noch eine gute Ausrede finden.
Gemeinsam mit der aktuellen Nachfolgerin
im Natochefsessel, Ursula von der Leyen,
fliegt er eben mal nach China
für drei Tage,
und fordert „rasche Friedensgespräche“.
Das sagt sich inzwischen auch viel leichter,
als im eigenen Land
für den Sozialen Frieden
verantwortlich sein zu müssen.
Sozial, National, Scheißegal
Witz der Woche:
Die AfD droht derzeit,
also wenn das mit dem „Heizungsverbot“
so weiter geht,
für die Zukunft mit einer,
achtung!,
Nicht-Regierungsbeteiligung.
Hat da etwa doch mal jemand
unter Humor nachgeschlagen?
Derweil verlagert sich der Schwerpunkt
der hiesigen Faschoszene
wohl zusehends nach Wernigerode,
wo jetzt schon Antifas
von der Polizei
zu ihren Autos eskortiert werden mussten.
Sachsen-Anhaltinische Verhältnisse.
Sachsen Anhalt modern gedacht
(neue Rubrik)
Mein Bundesland prescht weiter vorneweg.
Bei der Bewerbung
um die Cannabislegalierungsmodellregionen
will S-A ganz vorne mit dabei sein.
Wird es dann wohl auch,
wenn es in hunderttausend Jahren dann
mal endlich so weit ist,
schließlich steht die Infrastruktur
seit Jahren in den Startlöchern,
und die zahlreiche Kundschaft
wartet genauso lange schon auf der Couch.
Um das Ganze also jetzt noch schneller voranzutreiben,
wurde am letzten Wochenende
hier in Quedlinburg,
in der Reiche
der Die PARTEI-Kreisverband Harz 2.0
gegründet.
Glaubt man den Gerüchen,
war das Parteiprogramm Programm.
Unterdessen
stellt sich nobodys darling,
Christian Lindner,
gegen die die Kindergrundsicherung,
als ob sie nicht im Koalitionsvertrag stehen würde.
Der Autobahnausbau ist nämlich sonst schlecht zu finanzieren.
Dann setzt er gekonnt noch den Klassiker
des neoliberalen Arschlochseins drauf:
Kürzungen im Haushalt
bei gleichzeitigem Ausschluss von Steuerhöhungen.
Kann der aber so machen,
denn die Aufmerksamkeit,
was das Thema Schweinekapitalismus angeht,
die hat in nächster Zeit wieder Olaf Scholz.
Der Warburg Skandal ist wieder da!,
und die CDU fordert einen Untersuchungs-Ausschuss.
Ebenfalls sinnvolle Sachen fordert auch
die IG Metall.
Die 4-Tage-Woche.
Irgendwer muss ja mal damit anfangen.
Tanz mit dem Tiger
(Rubrik wird vorerst eingestellt)
Wir sind am letzten Ende angekommen.
Kurz vor Ostern
werden auch noch
die Arztpraxen, Krankenhäuser und Pflegeheime
von der Maskenpflicht befreit.
Sars-Cov-2 kann jetzt frei walten.
Und wir drücken ab sofort
einfach nur noch die Daumen.
Das letzte Wort zum Thema
bekommt Leo Fischer:
„Covid hat das Immunsystem
von Millionen durcheinandergewirbelt,
aber als Gesellschaft
haben wir uns darauf geeinigt,
dies unter „es geht wieder was um“
und „das haben jetzt alle“ abzuhandeln.“
So.
Und damit bloß ganz schnell wieder raus
aus der chronischen Rubrikenhölle,
und bloooß nicht noch mal umdrehen,
sonst war alles umsonst,
und der Weltuntergang
müsste nächstes Mal
wieder ganz von vorne anfangen;
dem Zeitgeist ist schon wieder
ganz schwindelig
vor lauter Timeloops.
Außerdem läuft gerade bereits
die letzte Stunde am Karsamstag;
theoretisch könnte ich
in einer dreiviertel Stunde
meinen ersten Kaffee seit 40 Tagen trinken.
Aber es ist spät genug,
um das Fieber des Textes
erstmal wieder zu senken.
Die Welt geht auch
morgen wieder unter.
„You know how I know it’s the end of the world?
Everything’s already been done. No?
Every kind of music’s been tried,
every government’s been tried,
every fuckin’ hairstyle,
fuckin’ bubble gum flavors,
vou know, breakfast cereal.
Every type of fuckin’.
What are we going to do, man?
We used it all up.“
(Max)*
Inzwischen ist Ostersonntag, früher Nachmittag,
die Welt ist wieder mal auferstanden,
und ich trinke gerade
meinen dritten Kaffee an diesem Tag.
Da wir ja wieder am Ende einer Staffel angekommen sind,
hatte ich mir eigentlich für heute auch vorgenommen,
noch eine kleine Review einzubauen,
frei nach dem Motto:
Krass, wie strange
alles
immer noch/schon wieder ist;
so richtig schön mit Auflistung
aller bisherigen Highlights,
damit auch die neuen Leser*innen
noch ein bisschen mehr auf den Geschmack kommen.
Aber ich denke,
das Staffelfinale macht auch so
schon genug her.
Stattdessen nehme ich mir endlich mal
einen Sonntagnachmittag frei
und gehe demnächst zum freundlichsten Osterfeuer der Stadt,
das von gestern auf heute verschoben wurde,
wegen des Wetters.
Denn heute scheint so dermaßen die Sonne,
dass die Touris ihre Daunenjacken schon wieder ausziehen
und ihre Sonnenbrillen zurechtrücken müssen.
Über den Feldern
und an den Hängen des Harzes
hängt noch der Qualm der gestrigen Osterfeuer.
Trotz Waldbrandstufe 3.
Strange enough.
Der Sommer beginnt also,
weswegen mich die Schule
in den nächsten Wochen
wieder so sehr in Beschlag nehmen wird,
dass ich eine prima Ausrede habe,
diese Chronik guten Gewissens
für einige Zeit sich selbst zu überlassen.
„I’m not alone,
dear loneliness.
I forgot
that I remember this.
You were not alone,
dear loneliness.
You forgot
but I remember this:
Oh, stranger,
stranger,
stranger things
have happened,
I know.“
(Foo Fighters: Stranger Things have happened. 2007)
*Alle zentrierten Zitate:
Strange Days.
James Cameron.
1999.

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