So.
Wenigstens die Wettervorhersagen
stimmen noch manchmal.
Der Sommer ist krachend zu Ende gegangen,
und die Tagesschau berichtet bereits
nicht mehr nach dem Sport
über Eris.
Möge der nächste
Absturz durch die Zeit
also beginnen.
Der Herbst bringt
zum Beispiel
über den Pazifik
nach Kalifornien
und Mexiko
die ersten wirklichen Tropenstürme
seit über 80 Jahren.
Normal gibt es nicht mehr:
Entweder die noch verbliebenen Wälder brennen,
oder die Menschen
werden vor den Wassermassen evakuiert.
Weiter nördlich,
in Kanada
wüten inzwischen seit bald einem halben Jahr
weiter und weiter die Flammen.
In Europa,
zum Beispiel in Griechenland,
fallen jeden Tag Menschen
dem Feuer zum Opfer;
das östliche Mittelmeer
ist in orangenen Rauch gehüllt.
In Wien versagen die Klimaanlagen
und in Central Kansas
die nicht vorhandenen Cooling Center.
Die Weltmeere stellen
mit 21,1°C
einen neuen Durchschnittsrekord auf.
Kurzum,
auch der Klimarat bestätigt:
2023 war der heißeste
jemals verzeichnete Sommer
auf der nördlichen Hemisphäre.
Soweit die Fakten.
Aber die sind ja bekanntlich
schon vor über sechs Jahren
endgültig verschrottet worden.
Und das naturgemäß
in den USA.
Deswegen kann da auch
in dieser Woche,
bei der ersten TV-Debatte
der republikanischen Präsidentschaftskandidat*innen
der Überraschungsredner des Abends
(„I’m the only one up here who is not paid“)
einfach so vor abermillionen Menschen behaupten:
„The Climate Crisis Narrative
is a hoax.“
Auch schlimm.
Aber dazu später mehr.
Seit nunmehr fünf Jahren
gibt es ja aber auch noch
das Gegenteil
zu Gegenaufklärung und Faktenfeindlichkeit:
Fridays for Future
laden in zwei Wochen
zum globalen Jubiläumsstreik,
kein Laternenpfahl ohne Sticker.
Die Kinder der „Generation Crash“
(der gerade ein dokumentarisches Denkmal
bei der ARD gesetzt wurde)
haben noch lange nicht fertig,
einige haben sogar ihre Eltern
mit auf der Straße.
Blöd nur,
dass diejenigen,
die wirklich noch etwas ändern könnten,
schon wieder zu lange
in ihren Sesseln kleben.
Die Grünen, zum Beispiel.
„Das schlechte Urteil des Expertenrats
am Klimakurs der Ampelkoalition
ruft breite Kritik hervor.
Vor allem Umweltverbände
sehen die eigenen Einwände bestätigt.
Klimaminister Habeck
räumt Nachholbedarf ein,
eigene Fehler jedoch nicht.“
(Tagesschau)
Also wird auch weiterhin auf Straßen geklebt,
gerade erst wieder in Leipzig.
Und wahrscheinlich wird in Anti-Grünen-Kreisen
das Ablassen des Fukushima-Kühlwassers von 2011
auf die Bullshit-Bingo-Karte gestanzt:
Siehste, auch die schlimmsten
menschengemachten Umwelt-Katastrophen
haben ihre Halbwertszeit!!
Der Verfall der USA allerdings
der zieht sich weiter ganz schön hin.
Aber es schauen ja auch
immer noch
genug Leute zu,
also kein Serienfinale in Sicht.
Zum Glück aber war ich noch kurz vorher da,
denn in der neuen Staffel
schmieren die USA
dann jetzt so richtig ab.
Vor allem politisch.
Am Mittwoch sollte Trump
endlich öffentlich
gegen DeSantis antreten.
Aber leider, leider
musste er absagen:
Gerichtstermine.
Stattdessen gibt er lieber Tucker Carlson
ein Interview auf X.
Dabei beschwört er
45 Minuten lang
den Endkampf der Culture Wars herauf.
Dass darauf dann der Civil War folgen soll,
braucht er nicht mal direkt auszuprechen.
Nach nicht einmal 24 Stunden
ist das Interview 130.000.000 mal gestreamt worden.
Die Fernsehdebatte der Gegenkandidat*innen
haben nicht mal 10 Millionen gesehen.
Warum auch?
Trump führt in den Umfragen
scheinbar uneinholbar.
Warum auch immer.
Letztlich aber
wird wahrscheinlich der Supreme Court entscheiden müssen,
ob er überhaupt antreten darf
(14th Amendement).
Wie das ausgeht,
wage ich nicht zu prognostizieren.
Die Debatte selbst jedenfalls
war schlechtes Entertainment,
das aber zumindest verraten hat,
auf welche drei Kandidaten
es kurz vor dem Ende hinauslaufen wird.
Gegen Trump
werden also letztendlich antreten:
Sein ehemaliger Vize, Mike Pence,
und eben Ron DeSantis,
aus Florida.
Pence stilisiert sich bei dem Schlagabtausch
als Retter des echten Americas,
dem mit der Constitution,
an die er sich gehalten habe,
als ihm der Mob mit der Schlinge drohte,
damals am Sechsten Januar.
DeSantis will darüber gar nicht so gerne reden,
viele seiner potenziellen Wähler*innen
am liebsten auch nicht mehr.
Im Grunde aber ist diese Debatte völlig wumpe.
Am selben Tag
erscheint Rudy Giuliani
in Georgia,
um seine Fingerabdrücke abzugeben
und seinen Mugshot abzuholen,
wobei er sich aber nicht irgendwie blöd vorkommt,
sondern, double down till death,
sich geehrt fühlt,
Teil dieses Kampfes
um die amerikanische Seele zu sein.
Die 150.000 Kaution
hat er sicherlich bar bezahlen lassen.
Und nur einen Tag später ist es dann soweit,
die Poster- und T-Shirt-Druckmaschinen können angeschmissen werden:
Donald Trump präsentiert das Gesicht,
an dem er fast ein Jahr lang geübt hat:
Möglichst finster entschlossen
in die Polizeikamera gucken.
Nach einer halben Stunde im Jail des Fulton County,
und 200.000 Kaution leichter,
hetzt er auf dem Weg zurück zu seinem Privatjet
gegen die „linksradikale Staatsanwältin
im Auftrag von Joe Biden“,
die ihm nur Lügen vorwerfe.
Und die dürfe er jetzt nicht mal mehr
im Internet verbreiten.
Da aber tobt der Kulturkampf
aber auch ohne ihn.
X ist ganz fix
zum noch finsteren Fox News geworden,
welches sich übrigens wieder auf sein Kernpublikum
(evangelikal, weiß, alt und/oder verzweifelt)
konzentriert, also eher Mike Pence zugeneigt ist.
In den US-Musikcharts
dominiert derweil der nächste antiwoke Superhit:
Nach „Try This in a Small Town“,
dem US-Sommerwohlfühlhit für Knarrenlover,
geht es jetzt der Elite in Washington D.C. zuleibe:
Die „Rich Men North of Richmond“
werden durch die Niederungen des Worship Rocks gezerrt.
Da klopft sich Ron DeSantis
ganz sicher auf die Schenkel.
Müsste er sich nicht vor Kameras betroffen zeigen.
Nach dem jüngsten US-Massaker,
dem dritten an diesem Wochenende,
dem 470. in diesem Jahr,
verurteilt er den Attentäter
als „Scumbag“ und schickt
Gedanken und Gebete
nach Jacksonville.
Dort hat am Samstag,
kurz nach Mittag,
ein Fascho drei Schwarze erschossen,
und dann sich selbst,
in einem Dollar General (Restpostenrampe).
Tatwaffe: ein AR-15,
verziert mit Hakenkreuzen.
Am fünften Jahrestag
des Edward Waters University Massakers
hat er sich aber wohl nur kurz
auf den naheliegenden Campus getraut.
Warum auch?
Sein Manifest
kann jede*r im Internet nachlesen.
Die USA haben den point of no return
lange hinter sich gelassen;
der Aufschlag
lässt nur auf Grund der Fallhöhe
noch etwas auf sich warten.
Der Knall wird nur umso schrecklicher.
Und eigentlich ja darauf
bereitet sich der Rest der Welt weiter vor.
Jede Ecke auf seine Art und Weise.
Die BRICS-Staaten beispielsweise.
Bei der Crash-Vorsorge
hat man wohl neue Verbündete gefunden,
nämlich keine geringeren
als den Iran
und Saudi Arabien.
Seltsam ist das nicht mehr.
Die sonst so sehr auf Menschenrechte bedachte
Opposition zum Westen
hat demnach auch kein Problem damit,
dass zeitgleich zum Gipfel in Südafrika
hunderte jemenitische Flüchtende
an der Grenze zu Saudi Arabien erschossen werden
und er Iran inzwischen misogyner ist
als jemals zuvor.
Der noch etwas zivilisiertere Teil des Westens (Europa)
zeigt sich aber ähnlich reaktionär:
In Italien
ist die kurze Eingewöhnungsphase
in den Neo-Faschismus
pünktlich zum Herbst vorbei:
Rettungsschiffe werden nicht mehr geduldet,
eins ums andere wird festgesetzt.
Salvini und Meloni tuscheln aufgeregt,
der Faschismus braucht nicht mehr zu sagen,
er sei wieder da,
er macht einfach.
Selbst im überwoken Deutschland
bewegt sich alles rückwärts
auf den letzten moralischen Absturz zu:
CDU-Jens Spahn
zaubert die Flüchtlingsobergrenze wieder vor
und FDP-Marco Buschmann
legt die Axt ans Unterhaltsrecht.
Und damit der Rollback nicht ins Stocken gerät,
verabschiedet das Bundeskabinett
das neue Selbstbestimmungsgesetz,
was in der Logik der Vergangenheitsfans
dann eben nur bedeutet,
dass jetzt der Wahnsinn komplett ausbrechen wird,
weil jede*r sich jetzt jederzeit umbennenen
und/oder umgendern kann;
und die Stammtische kochen weiter mit Gas.
Auch mit russischem.
Kriegsprotokoll. Schreibtisch. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe. Woche 77.
Shit is going down. Montag: Über Moskau werden weiter Drohnen abgeschossen. In der Südukraine baut Russland eine neue Armee auf. Serbien lässt russisches Gas nach Ungarn durch. Der Linke Pellmann fordert die Bundesregierung auf, die F-16 Lieferungen Dänemarks und der Niederlande zu stoppen. ACAB findet Taurus-Lieferungen auch gut. Selenskyj ist sich in Kopenhagen sicher: Russland werde den Krieg verlieren. Dann ist er schon in Athen, um sich mit EU-Vertreter*innen zu treffen. Dienstag: Nächtlicher Luftalarm und Drohnenabschuss über Saporischija und Moskau. Die USA verkaufen reichlich Militärhubschrauber an Polen. Im Schwarzen Meer wird ein ukrainisches Aufklärungsboot zerstört, in Kriwyj Rih schlägt eine Rakete ein. Russland hat seit letztem Samstag einen Langstreckenbomber weniger, der ukrainische Angriff auf den Militärflughafen war also „erfolgreich“. Russland baut den eigenen Drohnenbau deutlich aus. ACAB hält Drohnenangriffe auf Moskau für legitim. Prigoschin taucht angeblich in Afrika wieder auf. Die EU gewährt der Ukraine den nächsten Kredit (1,5 Milliarden). In Brjansk werden ukrainische „Saboteure“ zurückgeschlagen. Surowikin, General der russischen Luftwaffe wird abgesetzt (weil er im letzten Herbst den Rückzug aus West-Cherson befohlen hatte? Weil er Wagner in Rostow freies Geleit gegeben hat?). Putin ist doch nur per Videoschalte auf dem BRICS-Gipfel. Mittwoch: Die russische Artillerie beschießt Donezk. Über Moskau werden Drohnenabschüsse alltäglich. In Belgorod sterben Menschen bei einem ukrainischen Drohnenangriff. Generaloberst Viktor Afsalow übernimmt kommissarisch die russische Luftwaffe. Putin und die Separatistenführer treffen sich zur Planung der Referenden in knapp drei Wochen. In Sumy und Cherson sterben wieder Zivilsten nach russischem Beschuss. Die Ukraine feiert den „Tag der Nationalflagge“, verkündet die Teilzerstörung der Luftabwehr über der Krim und bekräftigt die nahende Befreiung aller besetzten Gebiete. Die meisten Lebensmittelhändler in Russland schlagen nur noch max. 5% Gewinnmarge auf ihre Waren auf, „selbstverpflichtet“. Russische Soldaten beschlagnahmen eine südukrainische Kapelle. Nördlich von Moskau stürzt ein Passagierflugzeug ab. Zunächst angeblich nur auf der Passagierliste: Prigoschin und die gesamte Wagner-Führung. Kurz nach 22 Uhr dann die Bestätigung: Er war an Bord, allerdings sollen zunächst zwei der zehn Passagiere überlebt haben. Biden kommentiert: „Not much that happens in Russia that Putin is not behind but I don’t know enough to know the answer.“ Putin verteilt zeitgleich Orden in Kursk. Donnerstag: Nächtliche Angriffe auf Dnipro. Prigoschins Verbleib bleibt bis zum Mittag unklar. Belarus kündigt ein Übungsmanöver für Ende nächster Woche an. Selenskyj feiert den ukrainischen Unabhängigkeitstag: „frei, stark und würdig.“ Scholz und Baerbock würdigen mit, und zwar den ukrainischen „Mut“. Norwegen sagt als nächstes Kampfjets zu. Auf der Krim wird eine HUR-Einheit (ukrainischer Geheimdienst, vier Schlauchboote am Urlaubsstrand) liquidiert. Die Ukraine nennt das ganze „Spezialeinsatz“, bei dem außer zwei Dutzend toten Soldaten gerade noch die ukrainische Fahne gehisst wurde, für ne Story bei Telegram, oder die nächste edgy Briefmarke. Russische Ermittler beginnen die Absturzstelle des Wagner-Jets zu untersuchen, es wird auch nach Bombenteilen gesucht; im Westen ist sich jeder sicher zu wissen was genau nur passiert sein kann. Selenskyj dementiert auch schon mal jede Beteiligung. Der Kreml genießt und schweigt. Putin spricht von Prigoschin bereits im Präteritum, noch bevor sein Tod offiziell bestätigt wird. Und die USA wissen bereits: Eine Rakete war es schonmal nicht. Am Abend spielt das Ukrainian Freedom Orchestra im Schloss Schönhausen in Berlin, der Bundespräsident ist sehr gerührt. Freitag: Über russischem Gebiet wird eine S-200 Langstreckenrakete abgefangen, zwei Moskauer Flughäfen stellen vorübergehend den Verkehr ein. Über der Krim werden mehrere Dutzend Drohnen abgeschossen. Samstag: Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow zeigt sich zuversichtlich: „Ich bin wirklich optimistisch und sehe in der Zukunft, dass wir auch Taurus aus Deutschland bekommen werden.“ Drohnen über Belgorod und Moskau. In Charkiw sterben zwei Menschen in einem Café nach russischem Artilleriebeschuss. Der Flugschreiber des Wagner-Jets wird geborgen. Mit der „Primus“ ignoriert der nächste Frachter die russische Seeblockade, unter liberianischer Flagge. Die Ukraine bereitet die nächsten Einberufungen vor; am Frontverlauf nichts Neues. Sonntag: Über Kiew und Tscherkassy (Zentralukraine) bekommt die Luftabwehr zu viel zu tun, russische Marschflugkörper werden vom Himmel geschossen, bei weitem nicht alle. Am Mittag wird der Tod Jewgeny Prigoschins offiziell bestätigt. Öl-Plattformen im Schwarzen Meer sind zunehmend umkämpft. Friedrich Merz plädiert auf einem roten Ledersessel für eine europäische Lösung der „Taurus“-Frage. An der Südfront feiert sich die Ukraine für jeden Meter, blutig geht es voran.
Und Russland steht nicht nur im Ukrainekrieg
weiter kurz vor der Implosion.
Sogar die aktuelle Mondmission endet in einem Feuerball
auf der Trabantenoberfläche.
Die BRICS-Kumpel aus Indien
waren da schon wesentlich erfolgreicher:
als erste Nation überhaupt,
und zum ersten Mal in der eigenen Geschichte,
erreicht eine Mission den Südpol
unseres nächtlichen Lampions.
Ganz toll.
Aber über den Krieg
oder sinnlose Space-Projekte
empört sich wenigstens hierzulande
wirklich keiner mehr.
Die Urkatastrophe des 21. Jahrhunderts,
der schlimmste Kulturunfall der Menschheit
und die eigentlich Schuldige an eigentlich allem
ist und bleibt
diese verdammte Cancel-Culture!!
In diesem Sinne:
Welcome back
zur deutschesten aller deutschen Empörungsrubriken:
Empörung über Empörung
Warnhinweis!
Aufregerthema!
Empörungsbefehl!
Kurze Klarstellung:
Ein „Warnhinweis“
ist kein Verbot.
Und auch keine „Cancel-Culture“,
sondern für diejenigen gedacht,
die sich von Inhalten angegriffen fühlen können,
damit die einfacher entscheiden können,
ob sie grad Bock haben,
sich triggern zu lassen
oder nicht.
Das ist doch nett vom WDR.
Also für alle,
die die „Cancel Culture“
am liebsten canceln würden:
Wenn man will,
dass die Wokeness mal aufhört zu nerven,
dann könnte man auch einfach mal mitspielen,
und nicht jedes Mal rumheulen
wie so ein kleinbildungbürgerlicher Kulturpolizist.
Jede Minderheit hat das Recht,
dass sie verspottet wird?
Ja?
Dann frag ich mich,
warum so ein „Warnhinweis“
so viele aus der Reserve
in die Reaktion lockt.
Leute,
einfach um des Kulturfriedens willen:
#otto und #schmidt hatten ihre Zeit.
Über Judenwitze lacht doch auch keiner mehr.
Oh, wait…
An dieser Stelle eine kurze
off-topic (kind of) Nachfrage
für einen Kollegen:
Warum gibt es eigentlich
keine Warnhinweise für „Sahnekapseln“?
Ja, diese Frage hätte der Kollege
vor ein paar Tagen noch
auch nicht verstanden.
Für alle,
die genauso unwissend sind:
In den überall frei verkäuflichen Patronen
für professionelle Sahnesprüher
ist genug Lachgas,
um sich die Hofpausen aufzuhübschen.
In den Niederlanden
sind sie deswegen seit Anfang des Jahres verboten.
In Deutschland wird wohl noch
auf die ersten schweren Fälle
von Nervenschädigungen bei 12jährigen gewartet,
bis die Kultusminister*innen
mal was anderes machen
als Schulleiterbriefe zum Gendern zu diktieren.
Und apropos Nervenschädigungen:
Die kommende Lindemann-Tournee
ist allen Ernstes 24 Konzerte lang,
hauptsächlich durch Deutschland und Osteuropa.
Aber wie komme ich jetzt von dem
zu den ganzen anderen Arschlöchern,
die gerade auch die Demokratie
an die Wand fahren?
Bleiben wir doch einfach
bei Schulgeschichten.
Denn von denen hat Bayerns Finest,
Top Demagoge
und Stammtischheiliger,
Hubert Aiwanger (Freie Wähler),
in dieser Woche
eine ganz hässliche eingeholt.
1980, damals ging er in die elfte Klasse
des Burkhart-Gymnasiums
in Mallersdorf-Pfaffenberg
im Labertal (sic),
wurde er dabei erwischt,
wie er in seiner braunen Schultasche
Flugblätter durch die Gegend trug.
Diese Flugblätter machen gerade die Runde.
Sogar in der Tagesschau werden Teile davon verlesen,
die somit nebenbei dabei hilft,
Antisemitismus und Volksverhetzung
der aller übelsten Sorte
zu bagatellisieren.
Richtig beschissen an dieser Geschichte
ist übrigens auch,
wie er damals davon gekommen ist:
Er durfte ein Referat zum „Dritten Reich“ halten,
als ob er als Oberschüler noch nie etwas davon gehört hätte.
Eine damalige Mitschülerin ist übrigens rausgeflogen,
ohne große Bühne,
weil sie einen Aufnäher trug:
„Stoppt Strauß!“
Bayrische Verhältnisse.
Aiwanger demnetiert jedenfalls sofort:
Er habe die Dinger nicht verfasst,
das wäre sein Bruder gewesen.
Es muss Blutsbande gewesen sein,
weswegen er die Schuld damals auf sich genommen hat.
Für diesen PR-Unfall
wird wahrscheinlich nicht mal irgendwer gefeuert,
die Faschos freuen sich über die Werbung
und den sonst so sensationsgeilen Youtubern
ist die Geschichte auch keine Reaction wert.
Immerhin hat der Parabelritter nicht ganz vergessen,
dass die Gefahr
nicht nur von gierigen und skrupellosen Kollegen ausgeht,
sondern eben auch von rechts,
weswegen er eines der wenigen
relevanten Videos raushaut,
dieses Mal
über Friedensfürst Daniele Ganser.
Nach fünf Tagen
keine 200.000 Views.
Der Wille zählt.
Zum Ende für heute
dann zu den noch verbliebenen
kleinen Freuden
der deutschen noch (Bildungs-)Mittelschicht,
bevor die Unfallgutachter
wieder ihre Arbeit aufnehmen:
Autos und Sport.
Zwei Jahre TÜV!
Das Auto kommt „ohne Mängel“
zurück aus der Werkstatt!
Noch besser:
Beim Eklat um den WM-Kuss
des spanischen Fußballverbandspräsidenten
versucht dieser sich zwar noch als Opfer zu stilisieren,
aber Team und FIFA distanzieren sich gnadenlos;
vielleicht kommt ja mal einer von diesen Assis
mal nicht nur mit einem blauen Auge davon,
Sport kann inzwischen vielleicht sogar sowas.
Da macht es sogar wieder Spaß,
Lionel Messi im x-ten Herbst seiner Karriere
beim Immer-noch-besser-Werden zuzuschauen.
Und beim allerbesten Sport aller Weltuntergänge
hat gerade auch die WM angefangen.
Das US-Team hat bei den Vorbereitungsspielen
zwar den sportlichen Ausgang bereits angedeutet,
unterhaltsam dürfte es dennoch werden:
Luca Doncic
legt im ersten Spiel 37/7/6 auf,
in 30 Minuten.
Wo sexy Menschen Spiele spielen,
und die Autofahrer aufatmen können,
befürchtet niemand mehr den Crash.
Sponsored by Coca Cola
and Google.
Und nein,
für diese Bruchlandung von Episodenende
gibt es keine Entschuldigung;
dafür aber noch ein deepes Zitat:
„The marriage of reason and nightmare
that has dominated the 20th century
has given birth
to an ever more ambiguous world.
Across the the communcations landscape
move the spectres of sinister technologies
and the dreams that money can buy.
Thermo-nuclear weapons systems
and soft drink commercials
coexist in an overlid realm
ruled by advertising and pseudo-events,
science an pornography.“
(J.G. Ballard: Crash. Introduction. 1995)
…

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