Bild: Hölle Downtown. Mitte August 2025.
„Jeder hat mit etwas zu kämpfen. Das betrifft nicht nur uns, sondern alle, die wir kennen. Außer vielleicht die Indies. Womöglich sind sie die einzig normalen hier.“
(Patrick Ness. 2015)
So.
Wahrscheinlich geht also gerade
die wahrscheinlich letzte
wirkliche Hochsommerwoche des Jahres
zu Ende;
gerne auch mal 30°C
und ein Abendgewitter,
dass es noch mal richtig
hat krachen lassen.
Und das bedeutet nun mal auch:
Die Schreibpause ist vorbei.
Schön war’s,
wirklich.
Die Sommerferien sind heute
schon seit drei Wochen vorbei,
aber ich lasse mich zu Beginn
natürlich erstmal
von den guten Erfahrungen
bis hierher an den Schreibtisch verfolgen:
Sogar noch etwas ausschweifender als geplant
war nämlich mein Lesesommer,
ich musste/wollte/konnte/durfte
ja nicht schreiben.
Und das lag vor allen an Patrick Ness.
Denn, yes,
bis auf ein Buch,
das ich vorgestern viel lieber noch
verschenkt habe,
stehen die meisten Romane
dieses Genies entweder gelesen im Regal
oder liegen angefangen neben dem Bett.
Zum Glück ist diese Chronik
aber kein Literaturblog,
sonst müsste ich umgehend beginnen,
darüber zu schreiben,
wie es sich als Schreibender anfühlt,
einen der absolut besten Schriftsteller der Gegenwart
zu lesen.
Ich wüsste gar nicht
wo ich anfangen sollte.
Bei der unvergleichlichen
Treffsicherheit im Knotensetzen?
Bei Handlungssträngen,
die cleverer nicht verwoben sein könnten,
bei Cliffhangern,
die selbst erfahrensten Lesern
leise Schreie entlocken?
Kurz: bei der bis zum Ende durchgespielten
Beherrschung des Chaos’?
Aber das wäre zweitrangig,
denn ich müsste natürlich damit anfangen,
wie unglaublich sympathisch seine Figuren und Geschichten sind,
und wie verdammt noch mal ehrlich.
Ganz ehrlich, am liebsten wäre ich den ganzen Tag
auf dem Marktplatz rumgelaufen
und hätte jeder und jedem von denen erzählt;
die Welt wäre eine bessere,
wenn sich mehr Menschen
öfter mal in andere Menschen verlieben würden,
ohne dass das Leben davon abhängt;
und das kann Literatur.
Während dieses Sommerkurses
bin ich als Schreibender aber selbstverständlich vor allem
mal wieder ins Schlingern gekommen:
Gefühlt sind alle Kunstgriffe weg,
die ich mir noch hätte vorknöpfen wollen,
um meinem inneren Marco Wanda (dazu gleich)
doch noch zur Traumerfüllung zu verhelfen.
Das ist weniger frustrierend als es klingt,
und um mir aber nicht wenigstens den besten Titel
zum Klauen rauszusuchen,
fühle ich mich noch ambitioniert genug.
Und mal ohne Scheiß,
die Idee,
eine Geschichte aus der Perspektive der Menschen zu schreiben,
die von den „wirklichen Katastrophen“
nur am (provinziellen) Rande was mitkriegen,
die hatte ich schon
als ich noch dachte,
Patrick Ness ist nur der Typ,
der eines der schönsten Bücher
über das Sterben geschrieben hat,
natürlich nicht aus der Perspektive
der Sterbenden…
Und damit zu Marco Wanda,
der dem Tod in schönster belletristischer Tradition
wohl endlich doch noch
von der Schippe gesprungen ist.
Die erste Hälfte
seiner Alkoholiker/Songwritergottheit-Memoiren
(„Dass es uns überhaupt gegeben hat“)
liest sich enttäuschend besoffen,
aber das soll nun mal so.
In der zweiten Hälfte
verdichtet sich der Stil
aber tatsächlich
auf genau das,
wovon Marco Wanda
von Anfang an geträumt hat:
Beatpoesie und pures Leben;
nicht nur Jack Kerouacs Geist
steht bei den Konzerten
immer rauchend am Tresen.
Nach meiner Lektüre
konnte ich ja dann nicht anders
und habe den Backkatalog von Wanda
einmal rauf und wieder runter gehört,
„Bologna“ über eine Woche
als Ohrwurm beherbergt,
und kann mich über meine Ignoranz
in den letzten zehn Jahren nur noch wundern;
mein Schwesterherz
hat zur Bestätigung
nur mit dem Kopf geschüttelt.
Heute morgen dann,
beim Bäcker,
zwischen niederländischen Touristen
und verkaterten Bäckerinnen,
ist mir dann klar geworden,
was mich bis vor ein paar Wochen
so abgestoßen hat:
Die Story darüber,
was „Erfolg“ und Alkoholismus
miteinander zu tun haben,
die ist mir einfach schon zu oft erzählt worden,
zumal sie früher oder später immer gleich endet,
entweder mit dem Tod
oder eben mit einem Buch
über den vorläufigen Sieg
über den Tod.
Das weiß jetzt auch Ben Zucker,
denn sein Bild ist auf der Welt am Sonntag,
die hier beim Bäcker auf dem Glastresen liegt.
Und das sagt ja wohl alles.
Dann doch lieber Indie as fuck,
und nicht nur mit dem selbstverschuldeten Drama kämpfen,
sondern mit dem Drama der ganzen Welt.
Puh, die Tür in der vierten Wand
steht aber mächtig lange offen heute,
aber hey, es ist ja auch nicht irgendein Staffelstart,
sorry, not sorry.
Trotzdem fängt es langsam an zu ziehen,
und die Deadline
hat mich gerade auf die Uhrzeit hingewiesen,
es ist gleich Mittag.
Aber bevor das Weltendrama
weitererzählt werden kann,
nur schnell noch ein paar Worte dazu,
warum ich auch weiterhin nur sehr selten
oder hoffentlich gut genug versteckt,
über „Privates“ schreibe
(also vom eigentlichen Leben).
Es ist ganz einfach
und passt gerade ganz gut:
Weil ich es nicht mit reinziehen will
in #DieDoppeltenZwanziger,
schließlich schreibe ich die ja auch deswegen,
um nicht ständig darüber reden zu müssen,
weil: Clusterfuck Overload und so.
Diese Geister halte ich aus meinem Alltag raus
wo es nur möglich ist.
Denn selbstverständlich
waren die letzten sechs Wochen
auch deswegen so gut,
weil es einfach gut ist,
auch so zu leben,
dass ich nicht darüber schreiben muss
(sonst müsste ich darüber schreiben,
wie weird es ist, mit ner Sonnenbrille
an nem regnerischen Mittwochabend
durch St. Pauli zu laufen;
oder wie schön es ist,
wenn zwei Geister
gemeinsam den Fluss lesen,
oder wie erfüllend es ist,
Freunde im Garten zu versammeln,
oder wie deep es ist,
im Kino über die Silver Surferin zu philosophieren,
oder wie unvorstellbar es ist,
dass junge Menschen immer noch Hoffnung haben,
Just Imagine!).
So.
Here.
We.
Are.
Again.
Zum verflixten 13. Mal
eine erste Episode.
Weswegen heute auch,
Achtung!, Zahlenmystik,
der 31.8.2025 ist.
Weil,
wenn Ihr nämlich
die Quersumme des Datums
durch die Anzahl seiner Ziffern teilt
und vor das Ergebnis
die Nummer der Episode setzt,
dann, na Ihr wisst schon.
In anderen Worten:
Die Jagdsaison auf den Zeitgeist
ist ein dreizehntes Mal eröffnet,
Waidmannsheil.
Und leider, leider, leider
erwartet Euch nicht nur
eine „kleine“ Review,
also wirklich nur die Highlights,
was man selbst im Urlaub
und am Schuljahresanfang eben so mitbekommt,
genug immerhin,
um den TÜV (zwei mal) zu vergessen.
Sondern eben das hier,
die jetzt schon längste Episode der Chronik.
Keine lesegerechte Aufteilung,
keine groß auffällige Rubrifizierung,
sondern einfach nur
die übliche Armee des Weltschmerzes,
den ich für sechs Wochen
hab Weltschmerz sein lassen.
Ey!
Zeitgeist!
Wer jagt hier eigentlich wen?!
Nehmt also Platz auf dem Hochsitz Eurer Wahl,
legt euch ein weiches Kissen unter,
gießt Euch dampfenden Tee ein,
ich treibe den Zeitgeist auf Euch zu.
You know the drill:
Überfliegen ist immer ok,
einfach nur bei den Horrorgeschichten hängen bleiben,
auf die man treffen möchte.
Beginnen wir erwartungsgemäß in den USA,
wie auch immer
immer noch die krasseste Geschichte.
Aber um Trump und seinen zunehmenden Verfall
soll es erst weiter unten gehen,
denn sein Untergang
lässt das Land zwischen den Ozeanen
weiter und immer weiter brodeln.
Und da es um die USA geht,
passiert das vor allem in den Medien.
Aber selbst da braut sich mal wieder was zusammen,
und dieses Mal vielleicht sogar mal was halbwegs neues,
denn was sich nämlich ziemlich viele
Screennerds im Moment fragen:
Erscheint der „Colbert Report 2.0“
bald exklusiv auf Youtube?
Geht es nach dem Alpha Satiriker
der US Daily Late Night Talker selbst,
dann heißt das neue Wohnzimmer
des moralisch halbwegs integren US-Patriotismus
(wie jeder gute Patriotismus
ein Verfassungspatriotismus)
aber natürlich Netflix,
jedenfalls sollten die doch mal bei ihm anrufen.
Wir erinnern uns:
„The Late Show“,
das älteste Schlachtross
im Stall der demokratischen Selbstverteidigung
läuft nur noch bis zum nächsten Frühling.
Weil deshalb.
Was in den letzten Wochen dann folgte,
war so klar wie wholesome:
Alle Kolleg*innen stellen sich hinter
den Sprachakrobaten mit dem Knickohr;
weltweit und ohne zu zögern.
Als letztes steigt „South Park“ mit ins Boot
und zerfickt den Frisurensohn
und seine komplette Verbrecherbande
bis zum Äußersten.
Truth to Power!,
auch wenn das alle augenzwinkernd abstreiten.
Alpha Erklärbär Jon Stewart
verliert nicht mal viele Worte,
sondern stellt nur noch mal klar,
dass der 47. Präsident
gar nichts anderes verdient haben kann
als Cheap Shots.
Und trotzdem klingt das alles
schon ein bisschen zu sehr
nach dem Last Stand.
Zumal es hinter den Kulissen brodelt
als müsste jemand
eine Verteidigung
gegen den Doomsday planen.
Nachdem Apple TV
Stewarts Show „The Problem“ beendet hat,
weil der nicht willens gewesen sein soll,
„nice“ zu playen,
besonders bei Themen wie
China,
Big Tech
und dem Militärisch-Industriellen Komplex.
Ich bin ja schonmal froh,
dass er sich nicht gebückt hat,
aber:
Nur wenige Tage später
treffen sich Stewart und Colbert
hinter verschlossenen Türen,
Quellen sprechen von
der „Ruhe vor dem Sturm“
und spekulieren über
eine neue „Bewegung“
in der US-Medienbranche.
Eine Bewegung
„that could tear down
the sanitized, corporate walls of television
and rebuild it
on their own terms.“
Wie bitte?
Oh!
Ja!
Bitte!
Von Jägern
zu Gejagten
und zurück.
Das klingt nach einer Serie,
die definitiv genug Boxen checkt.
Das dürften sehr viele Menschen sehen wollen.
Hoffentlich.
Hoffentlich
bringt es auch was,
dass der IGH
jetzt endlich mal aufgehört hat
immer nur bitte, bitte zu sagen:
Alle,
ja alle,
Staaten der Welt
hat er dazu verurteilt,
sich verdammt noch mal
um den Klimaschutz zu kümmern.
Und zwar ASAP!
Wegen Völkerrecht.
Wir wissen,
was das bedeutet.
Aber auc das ändert sowieso nichts
an den Folgen der bisherigen Fehler.
Der Hochsommer 2025
ist nämlich folgendermaßen abgelaufen
(kleine Auswahl):
Neue Hitzerekorde in Japan
(Tamba City 41,2°C),
nur zwei Wochen später:
41,8°C (Gunma).
In Kanada ist innerhalb eines Monats
mindestens ein mal Bayern abgefackelt.
In Montana brennen
die Nationalparks Lolo und Bitterroot
nach heftigsten Blitzeinschlägen.
Fast der gesamte Mittlere Westen
ist in Rauch gepackt,
in Iowa und Illinois
ist tagelang keine Sonne zu sehen.
Der Rauch schafft es,
kein Scheiß,
bis in die Tannen des Schwarzwalds.
Über Südeuropa steht wochenlang
ein Hitzedom,
der auf seinem Höhepunkt
(vorletzte Juliwoche)
zu dauerhaft 45°C auf Sizilien
und zu ungezählten Waldbränden
in Spanien,
Bulgarien,
Italien
und Griechenland führt,
mehrere Vororte von Athen werden evakuiert.
Im Süden Frankreichs verbrennt Waldfläche
in der Größe von Paris.
Spanien erlebt gleich mehrere Hitzewellen nacheinander,
die Toten können nur noch geschätzt werden.
Im Juli werden am nördlichen Polarkreis
an 13 Tagen des Monats
30°C oder mehr gemessen.
In Teheran und Kabul
geht das Trinkwasser aus,
im Irak bricht die Stromversorgung zusammen
(50°C).
In Edinburgh
brennt Arthur der Thron unterm Hintern.
Das erstaunlichste Megafire
spielt sich aber natürlich in den USA ab:
Im Grand Canyon verbrennt eine Fläche
vergleichbar mit der Größe von Köln.
Durch die Schlote der vielen Schluchten
entsteht über dem Tal
ein selbstständiges Wettersystem,
der Fluss verdampft,
Gewitterwolken bauen sich darüber auf
und brechen los,
wenn sie riesig genug sind.
Am sinnfälligsten für die Klimakatastrophe
dürfte aber dieses Bild hier sein:
Während an der spanischen Mittelmeerküste
tausende auf der Flucht vor den Waldbränden
ihr Dach über dem Kopf verlieren,
geht auf dem Mittelmeer,
vom Ufer aus gut zu erkennen,
eine 30 Meter lange Luxusjacht
in Flammen auf,
während die gerade geretteten Richkids
auf den Rettungsbooten
ihre Longdrinks weiter schlürfen.
Mitte August wird in Spanien
und Portugal
der nationale Notstand ausgerufen.
Und vor wenigen Tagen erst
wird in der Türkei (Silopi)
der nächste Temperaturrekord geknackt:
50,5°C, im Schatten.
Die Schattenseite dieser irren Hitze
ist natürlich auch auszumachen,
und zwar ebenfalls in Größenordnungen:
Das deutsche Zugunglück des Sommers
(bei Biberach, 3 Tote)
wird durch einen Erdrutsch ausgelöst,
der wiederum durch Starkregen ausgelöst wurde,
auf den die Gleisanlagen
selbst in Baden-Württemberg
einfach nicht vorbereitet sind.
In Peking fordert der Regen zur gleichen Zeit
30 Tote,
80.000 Menschen werden evakuiert.
Megaüberschwemmungen
gibt es aber auch in
Polen,
Tschechien und der Slowakei,
die Versicherungsschäden
werden schon lange nicht mehr gezählt.
In Italien wird die Hitze
durch Tornados und Tennisballhagel unterbrochen.
Von den Sturzfluten
schaffen es nur die verheerendsten
(Milwaukee, Kashmir)
bis in die Nachrichtenagenturen.
Denn gerade hat auch noch die Hurricansaison begonnen,
als erstes darf „Erin“ die US-Ostküste bedrohen.
Um aber nichts von der Wut der Erde
gegenüber ihrer radikalsten Bewohner zu verschweigen,
seien auch noch diese Katastrophen hier erwähnt,
deren Folgen zudem
aber auch vergleichsweise glimpflich ausgefallen sind:
Im Nordpazifik erschüttert
ein Erdbeben der Stärke 8,8 (sehr, sehr solle)
den Meeresgrund.
Von Singapur bis Kamtschtka
geht die Angst vor einem Monstertsunami um,
und in Russland bricht vor Schreck
auch noch ein Uraltvulkan aus.
Die Anzahl von echten Tornados nimmt übrigens auch zu,
und zwar in Mitteldeutschland
(siehe dazu auch wenig weiter unten).
Dass die ganz „normale“ Monsunzeit
ebenfalls eskaliert,
dürfte an dieser Stelle niemanden mehr überraschen,
in Pakistan werden 200.000 evakuiert,
denn 800 sind bereits in den letzten Wochen gestorben.
Schon krass,
wenn man das so geballt liest,
vor allem wenn man bedenkt,
dass das gerade
nicht die (lückenhafte) Zusammenfassung
der letzten 60 Jahre war,
sondern die der letzten 6 Wochen.
Wie wenig von diesem Inferno
aber hier in der Provinz zu spüren ist,
das ist schon fast unglaubwürdig.
Leute, sogar der Borkenkäfer
ist im Harz auf dem Rückzug,
viele Fichten stehen ja auch nicht mehr,
und wenn, dann sind sie Totholz
oder noch zu jung.
Als neue Bedrohung
gibt es jetzt zwar den Eichenprachtkäfer,
aber das neue Nordharzklima
ist zwar noch etwas gewöhnungsbedürftig,
aber verglichen mit dem Rest der Welt
doch eher gut.
Sachsen-Anhalt wird den Ruf
als trockenstes Bundesland
zwar noch nicht los
(noch nicht mal BRANDenburg
ist so feueranfällig),
aber Ende Juli
fiel dann hier
sogar so viel Regen,
dass das Wasser kurzzeitig
knöchelhoch auf dem Neumarkt stand.
Und pünktlich zum Schulbeginn
rollt dann die zweite Hitzewelle über den Harzkreis,
auf deren Höhepunkt
(zwei Tropennächte in Folge)
sogar Alexander Dobrindt
nichts besseres mehr einfällt,
als sich hier im Weltkulturerbe,
direkt vor dem „Fachwerk“,
im Schatten
ein Weißbier reinzuleiern.
(Fun Fact:
Einen Tag später
stellen ProAsyl und das Patenschaftsnetzwerk Ortskräfte
Strafanzeige gegen ihn
und Außenmnister Wadepfuhl,
wegen Verletzung von EU-Recht.)
Gebrannt hat es aber auch
in der heimischen Provinz reichlich.
Das letzte Mal bis heute
am 18. August
in einem Waldstück
zwischen Westerhausen und Harsleben.
Rund 750 Quadratmeter Vegetationsfläche
gibt es seitdem vorerst nicht mehr.
Ansonsten aber ist,
wie bereits erwähnt,
das Klima
vor den Hängen des Mittelgebirges
so superfantastisch,
dass die Region sich langsam aber sicher
zu der go to Sommerverstaltungsarea der Republik mausert.
Glaubt Ihr nicht?
Was sagt Ihr dann hierzu?
Die „German Rednecks“
(die gibt es wirklich)
feiern Mitte August ein ganzes Wochenende
auf dem Flugplatz bei Ballenstedt.
Und zwar das größte Festival der Community
in Europa.
Mit dabei sind sogar
Country-Rapper aus den USA.
Der Harzkreis
ist also auf dem allerbesten Wege,
das Zentrum im Heartland der Nation zu werden;
und das ist auch
gar nicht mal so gut.
Aber zum Glück
geht es noch immer
woanders noch ein bisschen schlimmer:
Das diesjährige Metal Open Air
auf den Äckern vor Wacken,
oder wie es die gehobene Boulevardpresse
inzwischen treffend nennt:
der „Ballermann in schwarz“,
wird mehr Schlammschlacht,
als es auch den schmutzigsten Headbangern recht sein kann.
Wacken säuft ab, du Spast!1!
Aber Spaß beseite,
denn der Segway zur nächsten Rubrik
ist auch gleich noch
eine der verheerendsten Meldungen
der letzten Wochen,
die ich überhaupt auftreiben konnte:
Die USA beenden
ganz offiziell
und auf die reaktionärste Art,
die ich mir überhaupt vorstellen kann,
den Klimaschutz.
Und was haben sie sich
als Waffe gegen die Erdabkühlung ausgesucht?
Natürlich das beste von allem:
CO2
ist ab sofort
(per Gesetz)
nicht mehr schlimm.
In den USA.
So einfach geht das.
Und nicht nur einfach so,
sondern geradezu todesergeben
schlittern eben diese USA
mit jedem Tag noch etwas schneller
in die Realversion von Gilead,
ganz egal wie intelligent
ihre aktuelle Regierung dabei getrollt wird:
Ein pseudoevangelikaler Militärstaat,
dessen oberster Zweck
der Schutz der „Interessen“
von „echten“ (weißen) „Männern“ ist
(money, power, sex,
und alles, wenn es sein muss,
auch mit Gewalt).
Auch im fünften Jahr
einer US-Präsidentschaft von Donald J. Trump
rücken die Schreckensbilder
aus „The Handmaid’s Tale“ (M. Atwood)
mit wachsender Geschwindigkeit
näher und näher.
Ihr seid also vorgewarnt,
eine Woche Trump 2.0
ist ja schon kaum auszuhalten,
was soll das also erst bei sechs Wochen werden?
Ich weiß es zwar auch noch nicht,
aber eins kann ich immerhin vorwegschicken:
Ab und an
macht es doch schon ernsthafter den Anschein,
dass er selbst weiß,
dass er den Jäger
nur noch für eine gewisse Zeit markieren kann,
denn seine selbst herbei gerufenen Erinnyen
haben aber mal rrrrrichtig Blut geleckt.
Spulen wir also erneut zurück
und halten uns an die Regeln einer Chronik,
auch wenn die Reihenfolge der Ereignisse
eigentlich auch egal erscheint,
bei dem Chaos,
dass die US-Geschichte gerade ist.
Vor sechs Wochen jedenfalls
war die Welt für Trump
noch deutlich mehr in Ordnung:
In einer Pause vom Golfen
auf seinem neuen Golfplatz
in Schottland
berichten alle westlichen Medien
zeitgleich zwei Stories:
In der ersten
zieht er eiskalt lächelnd
die gesamte EU
quer über den nicht vorhandenen Verhandlungstisch.
Ursula von der Leyen lächelt maximal gequält zurück.
Die französische Libération
bringt es nur Stunden später
auf den Punkt:
„Bedingungslose Kapitulation!
Ein Vertrag,
wie ihn die Europäischen Mächte
China im 19. Jahrhundert aufzwangen.“
In Dunkeldeutschland,
Niederungarn
und im Schwarzen Rom
wird derweil bereits fleißig
an der Neuauflage von „Versailles“ geschraubt,
Arbeitstitel: „Die Schande von Turnberry“,
was zugegeben ein ziemlich catchy Name wäre,
zumal für eine Legende.
Fakt ist jedenfalls,
dass die EU,
neben vielen anderen Kröten
(15% overall Zölle),
auch die hier geschluckt hat:
Für 750.000.000.000 Euronen
werden in den nächsten 3 Jahren
fossile Energien gekauft.
Das ist das Vierfache im Vergleich zu heute
und ein genussvoller Roundhouse Kick
in die Fressen aller Klimaschützer.
Es stellt sich wirklich nur noch eine Frage:
Was zur Hölle hat die EU geritten,
diesem Knebelvertrag zuzustimmen?
Wovor kann so ein großer Staatenbund
nur so viel Angst haben?
Womit droht der Frisurensohn,
wenn die Mikros stumm geschaltet sind?
Angst ist aber auch innenpolitisch
weiterhin das Top Thema Nr. 1.
Die „Tariff Fears“ werden langsam Realität:
Viele Waren werden weiter immer teurer
oder sind gleich gar nicht mehr zu bekommen,
es seie denn, man hat genug Rücklagen.
Um davon abzulenken,
haut das Weiße Haus schnell wieder
auf noch schwächere:
Brasilien kriegt Strafzölle von 50% verpasst.
Aber nicht etwa
wegen irgendeines angeblichen Handelsdefizits,
sondern weil sein Buddy Bolsonaro
wie der Möchtegerndiktator behandelt wird,
der er bis vor Kurzem auch gewesen ist.
Karoline Leavitt altert indes
in Lichtgeschwindigkeit vor den Kameras,
wenn sie es gerade noch so schafft,
auch diesen Autokratenstunt noch zu rechtfertigen.
Derweil ruft die Kronzeugin im „Epstein-Prozess“,
dessen ehemalige Lebensgefährtin Gishlane Maxwell,
den Supreme Court an,
sie wolle da mal was aussagen;
Pessimisten ahnen bereits schlimmes.
Trotzdem holt Trump die nächste Blendgranate raus,
vielleicht hilft ja auch einfach Dauerbeschuss,
um diesen Quälgeist von Kinderschänder loszuwerden:
Das Weiße Haus
kriegt einen Anbau!
Und, nein, keinen semi-geheimen Folterkeller
für pädophile Adenochrom-Junkies,
sondern einen stilechten „Ballroom“.
Unter einer goldenen 30.000 Quadratmeter Stuck-Decke
sollen ganz bald bis zu 650 Gäste
an goldenen Tischen,
unter goldenen Kronleuchtern,
mit goldenen Löffeln
goldenen Honig
aus goldenen Kelchen kratzen.
Kostenpunkt:
Unbezahlbar,
aber egal.
Dann wird es wieder kurz ernst,
es ist der 1. August,
die Zolllawine soll losbrechen,
wird aber noch um eine Woche verschoben;
so langsam gehen der Regierung die Cliffhanger aus.
Der Dax rutscht trotzdem schonmal ab.
Im Weißen Haus
hat man aber schon wieder ganz andere Aufgaben:
Die Social Media Kanäle
bringen alle die gleiche
freundliche Aufforderung:
„America Needs YOU.
Protect. Serve. Deport(sic).
JOIN.ICE.GOV“.
Die Migrantenschlägertruppe
scheint Personalprobleme zu haben,
Stephen Miller springt
rund um die Uhr
entgegengesetzt des Urzeigersinnes
im Kreis,
so wird das doch nie was
mit 3.000 Deportationen am Tag!;
und ist kurz davor,
zum Eichmann zu mutieren.
Warum die darauf folgende
neue Horrorpersonalie,
„Judge“ Jeanine Pirro (Fox)
als oberste Staatsanwältin von Washington, D.C.,
so schrecklich ist,
das wird sich erst in ein paar Tagen zeigen,
und bis dahin,
es ist Hochsommer,
gibt es zur Abwechslung mal
eine Diskussion darüber,
wie woke Jeanswerbung eigentlich sein darf:
Weil er die neueste Reklame von „American Eagle“
offenbar überhaupt gar nicht verstanden hat,
Xt er drauflos,
die Testimonial der Kampagne
ist ja wohl „the hottest“.
Man kann ihm da leicht zustimmen,
denn ganz ehrlich,
dass Sydney Sweeney
in der engeren Auswahl
zur diesjährigen „Sexiest Woman Alive“
ganz vorne mit dabei ist,
das ist kein Geheimnis.
Aber:
Der Slogan der Werbung
ist schon ziemlich mehrdeutig:
„It’s in my genes.“
(„Jeans“ und „Genes“
klingen im US-Amerikanischen gleich.)
Ein leichtes,
darin unverhohlenes Herrenmenschentum zu erkennen.
Oder eben einen ziemlich edgy selbstironischen Witz.
Denn:
Sydney Sweeney ist nicht nur
wegen ihrer Looks so angesagt,
sondern noch viel mehr
wegen ihrer Rollenauswahl.
Und die lässt im Grunde keinen Zweifel daran,
auf welcher Seite der Geschichte
die junge Schauspielerin steht: Mit „Cassie Howard“ („Euphoria“)
hat sie genau die Rolle schon lange abgeliefert,
die einige ihr gerne andichten wollen,
und zwar mit Bravour.
Und drei mal dürft ihr raten,
in welcher oberwichtigen Megaserie
sie ebenfalls mitgewirkt hat,
richtig, die „Eden“ im „Report der Magd“
wirkt ihr schon fast beängstigend gut
auf den Leib geschneidert.
Aber da der Frisurensohn
von (Gegen-)Kultur
nur unwesentlich mehr Ahnung hat
als von echten Gefühlen,
reklamiert er den Erfolg der Jeansfirma
natürlich auch noch für sich.
Nach dieser Geisterdebatte
ist dann auch mal wieder Zeit
für so richtig Bürgerkrieg,
wenn auch noch höchstzivilisiert.
Dazu eine ganz schlaue Analyse:
Die eindrucksvolle Nummer
der 50 Demokraten in Texas,
die mal eben gleichzeitig
den Bundesstaat verlassen haben,
und so an einer Abstimmung
nicht teilnehmen konnten,
bei der das Wahlrecht
zu Gunsten der Republikaner
verknotet werden sollte,
ist mindestens eine Retourkutsche
für Mike Johnsons Stunt,
die fällige Debatte
über die Epstein-Files aufzuschieben.
Aber auch zum „Krieg um die Wahlbezirke“
erst später noch mehr.
Denn als nächstes
lässt sich nicht länger verschweigen,
dass auch das versprochene Job-Wunder
erwartungsgemäß ausbleibt,
weswegen Donald J. Trump
eine historische Arbeitsmarktreform vorschlägt,
um Millionen vor der Armut
und Beschäftigungslosigkeit zu retten.
Nein, Quatsch.
Er feuert einfach die Chefin der Behörde,
die für die Arbeitsmarktzahlen zuständig ist.
– Kurze Zwischenbemerkung:
Ich weiß, dass das gerade die totale Zumutung ist,
und sie ist auch noch lange nicht vorbei,
und alles was ich mir wünsche,
ist es, diesen Plagegeist loszusein.
Aber bitte,
erzählt Ihr das doch
gerne mal dieser Chronik hier…
J.D. Vance hat es sich übrigens
auf seiner Couch
in der zweiten Reihe bequem gemacht,
er kann warten.
Am Esstisch im Zimmer neben dieser Couch
soll währenddessen sogar ein Dinner abgehalten worden sein,
bei dem es um die weitere Strategie
im Fall der Epstein-Files geht.
J.D. kann sich bei sowas
natürlich völlig entspannen,
denn er wird inzwischen auch
mehr oder weniger offiziell
als Nachfolger von Trump aufgebaut.
Um aus den vielen Belegen dafür
nur ein besonders vielsagendes zu nennen:
Der Wasserstand des Ohio River
wird mitten im Sommer
künstlich erhöht,
damit die baldige Präsidentenfamilie
bei ihrer Sommerurlaubsbootstour
nicht auf Grund läuft.
Das finden sogar Rednecks in Missouri
eher so mittel sympathisch.
Also muss die Epstein-Story
wieder als Nebelkerze benutzt werden:
Gishlane Maxwell hat dem Justizministerium
nämlich lang und breit erklärt,
der Donald habe sich in ihrer Gegenwart
absolut allen gegenüber
immer
wie der beste Gentlemen benommen.
Und überhaupt,
hätte sie nie
auch nur irgendjemanden
dabei beobachtet,
wie er auch nur einer Fliege
die Flügel ausgerissen hätte.
Ich gehe davon aus,
dass sie bei diesem Lügenmärchen
(sie wurde eben dafür zu 20 Jahren Haft verurteilt)
an keinen Lügendetektor angeschlossen gewesen ist,
denn das Justizministerium wurde bis heute
nicht von einer elektromagnetischen Explosion erschüttert,
beziehungsweise müsste das dann vertuscht worden sein…
Anyways,
auch Marjorie Taylor Green (weirde MAGA-Ikone)
geht weiter auf Distanz
und sogar ihr schmeckt es nicht so richtig gut,
dass ICE inzwischen
in richtigen Uniformen deportiert,
als wäre es irgendeine Schutzstaffel.
Das aber wiederum muss es gewesen sein,
was einen ehemaligen Superman Darsteller
dazu bewegt hat,
sich äußerst medienwirksam
bei eben diesem Sonderkommando einzuschreiben.
Der Horror klettert dann ein weiteres Kellergeschoss nach oben
als am 7. August so gut wie alle angedrohten Zölle wirklich in Kraft treten,
mit einer Ausnahme bei Gold (Ballroom und so).
Die daraus resultierende Negativ-PR
wird übertüncht
mit einem Treffen der Staatschefs
von Armenien und Aserbaidjan,
zwischen den zwar schon „Frieden“ herrscht,
aber das Weiße Haus braucht ja irgendein Bild,
um den neuen Rufnamen des Frisurensohns
auch gut begründen zu können:
Die Aufnahmen zeigen Trump,
wie er die geschüttelten Hände der ehemaligen Feinde umfasst,
darunter steht in weißen Großbuchstaben:
„THE peace president“.
Damit aber klar bleibt,
dass dieser Ruf nur für die Außenpolitik bestimmt ist,
und weil der Civil War immer noch nicht so richtig in Gang kommen will,
wird am 11. August
Washington, D.C. „befreit“.
Trump erklärt einen „öffentlichen Sicherheitsnotstand“,
überträgt Pam Bondi die Befehlsgewalt
und holt die Nationalgarde in die Hauptstadt.
Begründet wird das mit der enorm hohen Kriminalitätsrate.
Es gibt hunderte Städte in den USA
wo diese deutlich höher ist.
Trotzdem marschieren Soldaten
über die National Mall;
Margaret Atwood beißt sich
an ihrer Tastatur den letzten Weisheitszahn aus.
Also schnell wieder irgendwas mit Frieden:
Das Weiße Haus verkündet am folgenden Dienstag
(seit ein paar Monaten auch politisch der „Taco Tuesday“)
eine 90tägige „Waffenruhe“
im Handelskrieg mit China.
Aber auch das kommt auch wieder nicht so gut an,
also wird die Zone
mit noch mehr Scheiße geflutet,
und jetzt wird es richtig eklig:
Trump erklärt auf einer Pressekonferenz im Goldenen Haus,
nur wenige Tage vor dem infamen „Alaska Gipfel“ mit Putin,
Kiew wäre doch gefallen,
wären die Panzer bei Butscha
nicht im Schlamm steckengeblieben.
Und außerdem:
D.C. ist ja wohl hundertmal schlimmer
als Gotham
unter dem Joker!,
was schon wieder super lustig wäre,
wäre das ein Joke.
Aber auch das
kommt wieder nicht gut an bei der Basis,
genauso wenig
wie der schon fast halsbrecherische Versuch,
mit einer Kampagne zur Lockerung
der Cannabis Gesetze zu locken.
Seine Beliebtheitswerte
sind im letzten Monat um weitere
11% gefallen.
Und dann kommt auch noch
Gavin Newsom aus der Deckung:
Seine Pressestelle
landet den demokratischen Coup des Sommers,
der sich darüberhinaus
zu einer echten und wirksamen Strategie entwickelt:
Die Social Media Kanäle
des kalifornischen Gouverners
setzen mehrfach täglich
lange Postings ab,
die sowohl im Vokabular,
dem Stil, als auch der Großschreibung
denen des Frisurensohns
spiegelbildlich entsprechen.
Und damit nicht genug:
Kalifornien kündigt an,
die Wahlbezirke ebenfalls neu aufzuteilen,
sollte das in Texas wirklich durchgezogen werden.
Und dazu gibt es auch noch fesche Caps,
T-Shirts, Tassen und Sticker
für 3 Dollar das Stück:
„You poked the bear!“
Zwischendurch aber gibt es auch mal positive Neuigkeiten,
positiv im Sinne des Project25.
Die gar nicht mal so schattige Schattenagenda
dieser Regierung erzielt nach einem halben Jahr
bereits weit über 40%-Erfüllungsquote.
Und eines der beiden
bereits zu 100% erfüllten Ziele
dieser Vision vom „amerikanischen 21. Jahrhundert“,
ist die komplette Streichung
der Auslandshilfen (USAID).
Das durfte jetzt sogar nochmal
ein Berufungsgericht bestätigen.
Das ganz persönliche Top Nr. 1 Ziel des Frisurensohns
ist aber immer offensichtlicher
der Friedensnobelpreis.
Dafür schafft er es sogar,
den ex-Nato Generalsekretär Stoltenberg,
jetzt Finanzminister von Norwegen,
ohne Vorwarnung mitten in der Nacht anzurufen,
der solle doch mal bitte seine Kontakte spielen lassen.
Jetzt denkt sich leicht:
Was für ein Flachhirn,
nur weil der Nobelpreis in Oslo vergeben wird,
kann doch der norwegische Finanzminister da keinen Einfluss nehmen,
immerhin war Nobel doch Schwede,
der Preis wird in schwedischen Kronen ausgezahlt,
und die Komitees sitzen doch auch in Schweden.
Tja, da zeigt sich mal,
dass Trump eben doch nicht so doof ist,
aber andere ganz gerne in diesem Glauben lässt,
denn:
„Das fünfte Nobelkomitee,
das für den Friedensnobelpreis
zuständige fünfköpfige Norwegische Nobelkomitee,
dessen Mitglieder vom Norwegischen Parlament gewählt werden,
hat einen besonderen Status,
da es zugleich der vorschlagende Arbeitskreis
als auch das Gremium ist,
das den Nobelpreis verleiht.“
(wikipedia)
Dieses Telefonat führt Trump
nur wenige Stunden
vor dem jetzt schon historischen (Kategorie: Farce)
Gipfeltreffen in Alaska.
Unterdessen regt sich was
auf der anderen Seite der Bürgerkriegsfront:
Direkt nach Trumps Putinverehrung
versammeln sich erneut ungezählte Menschen
zu massenhaft Massendemonstrationen,
das Motto dieses Mal:
„Fight the Trump Takeover“.
Im inzwischen schon
seit einer Woche „befreiten“ Washington, D.C.
tragen die Aufläufe den Beinamen „Free DC“,
und die Hauptstadt selbst
verklagt ihre „Befreier“ (aktuelle US-Regierung).
Also sendet das Weiße Haus
eine Spin-Off Story
zum grandios ungrandiosen Alaska-Gipfel,
und zwar eine für’s Herz:
First Lady Melania Trump
hat dem russischen Präsidenten
einen Brief geschrieben,
angeblich sogar mit der Hand.
Und nicht irgendeinen Brief,
sondern einen Friedensbrief.
Darin bittet sie den Kriegsverbrecher,
doch an die Kinder zu denken,
es wäre an der Zeit,
wenigstens diese zu schützen.
Putin soll den Brief instant gelesen haben,
so dass alle es sehen konnten,
Russen und Amerikaner.
Stephen Miller missbraucht
nach dieser Story ein weiteres Taschentuch,
seine Tränen frieren im Zellstoff fest
vor lauter Herzlosigkeit.
Ob es von dieser Szene
demnächst auch Shorts auf Tik Tok zu sehen gibt,
wage ich zu bezweifeln
(höchstens in Signal-Gruppen),
aber dafür dürfte es dort
noch ganz anderen crazy shit zu sehen geben,
denn die Praktikanten des Pressekorps des Weißen Hauses
dürfen sich jetzt auch offiziell
auf der schlimmsten App der Internetgeschichte austoben.
Aber das müsst Ihr Euch selber anschauen,
dafür bin ich definitiv zu „alt“.
Aber weiter im Text,
es wird wieder etwas ernster:
Texas kündigt an,
die neuen Wahlbezirke durchzusetzen,
mit oder ohne Demokraten.
Dazu Xt Gavin Newsom nur noch:
„It’s on, Texas.“
Kriegserklärungen in Zeiten
der Trollherrschaft.
Der wahre Held der Misere
bleibt aber natürlich Trump selbst,
seine neueste Lieblingsvariante davon ist,
neben dem Friedenspräsidenten,
logischerweise die des Kriegshelden.
Zumindest wenn man der gequirrlten Scheiße zuhört,
die er zur Prime Time
in irgendeinem MAGA-Broadcast absondert.
Die Jacke zieht er sich aber auch bloß nicht alleine an,
sondern hängt sie auch noch seinem Freund „Bibi“ (Netanyahu) um.
Kriegsverbrecher und Kriegsheld gleichzeitig sein,
für Donald Trump absolut kein Widerspruch.
Und natürlich
setzt er am folgenden Tag noch einen drauf.
Die nächste Pressekonferenz
wird von fast allen Medien
einhellig und zutreffend
als „batshit crazy“ eingeordnet.
Trump sitzt
mit seiner roten „Trump was right about everything“-Kappe
am Kabinettstisch,
neben ihm unter anderen Gianni Infantino (FIFA),
und hält plötzlich ein ausgedrucktes Foto in die Kameras.
Das habe er gerade erst bekommen,
mir der Bitte,
es zu signieren.
Auf dem Foto sieht man ihn
neben Putin,
wie sie gemeinsam
über den Roten Teppich in Anchorage laufen,
den nur wenige Minuten vorher
kniende US-Soldaten
für den russischen Präsidenten ausgerollt hatten.
Er hält das Foto weiter nach oben,
blickt ernst in die Kameras
und wechselt schlagartig Ton und Thema:
Die Nationalgarde kommt!
Nach Chicago.
Nach New York.
Und sogar ins gottlose San Francisco!
Und zwar bald!
Eine „Sanctuary City“ nach der anderen wird gesäubert!
Von illegalen Migranten.
Von Verbrechern
und von Obdachlosen;
in Tenderloin herrscht schon bald
wieder Frieden!
Dann bemerkt er,
dass er das Foto von ihm und Putin
immer noch nach oben hält
und fährt fort darüber zu spekulieren,
ob er seine Unterschrift darunter setzen wird,
oder halt nicht.
Wahrscheinlich schon,
but „we will see.“
Deutlich realer
geht es zu diesem Zeitpunkt
zu Hause bei John Bolton zu,
dem ehemaligen Sicherheitsberater von Trump
und Falken mit weißem Pornobalken.
Als das FBI einfach mal so
seine Büroräume durchkämmt,
wird er vom Frisurensohn
im Internet
als „Lowlife“ beschimpft.
Außerhalb des Internets,
an so einem richtigen Tisch,
man könnte ihn auch als Verhandlungstisch bezeichnen,
dealt der momentane Retter der US-Demokratie (Newsom)
mit Dänemark.
Der Verhandlungsgegenstand
wirkt vor dem Hintergrund der trumpschen Kakophonie
wie aus der Zeit gefallen:
Es geht um Grüne Energie!
Ich glaube es fast selber nicht,
aber sechs Wochen Trump 2.0
nähern sich auch schon wieder ihrem Ende,
das ging ja mal wieder fix;
in normaler Menschengeschwindigkeit
wären das circa sechs Jahre.
Die gerade erst vergangene Woche
eröffnet der Autokrat
erneut mit völlig irren Personalentscheidungen:
Als erstes soll die Chefin
der Notenbank (Lisa Cook) rausfliegen,
weil die sich einfach weigert,
den Leitzins zu senken.
Und als zweites,
man beachte die auffälligste Gemeinsamkeit,
will Trump die Chefin
der US-Gesundheitsbehörde CDC (Susan Monarez)
nach nur einem Monat im Amt loswerden,
sie stehe nicht
„im Einklang mit der Agenda des Präsidenten.“
Was die beiden Frauen bis jetzt dazu sagen?
„Make my day!“
Zur Wochenmitte lässt sich der Zustand der USA
ziemlich treffend so hier beschreiben:
„Stephen Miller, Deputy Chief of Staff for Policy im Weißen Haus,
hat die Demokratische Partei
als „extremistische Organisation“ bezeichnet.
Donald Trump will das Verteidigungsministerium
in „Kriegsministerium“ umbenennen.
Riesige Trump-Portraits hängen von Regierungsgebäuden.
Soldaten mit scharfer Munition
patrouillieren die Straßen.
Trump droht Europa wieder mit Zöllen,
sollte Europa es wagen,
seine Tech-Buddies zu besteuern
und, wichtiger, weiterhin verlangen,
(rechts)extreme Propaganda zu löschen.“
(Bernhard Torsch)
Und dann folgt
das seit viel zu vielen Jahren
immer noch unvermeidliche:
Durch die Fenster der Kapelle
der Annunciation Catholic School (Minneapolis)
erschießt ein Terrorist,
der vor acht Jahren dort seinen Abschluss gemacht hat,
zwei Kinder,
verletzt 17 weitere
und tötet sich dann selbst.
Sein „Manifest“ hat es immerhin,
dank der Polizei,
nicht bis ins Internet geschafft.
Und es folgt erneut
(es ist das 44. School Shooting des Jahres),
was folgen muss:
Der evangelikalen Trumpsekte
wird eingebläut,
das wäre eine Attacke auf „alle Christen“ gewesen.
Dass der Angreifer selbst getaufter Katholik war,
scheint keine Rolle zu spielen.
Jen Psaki, ehemalige Pressesprecherin von Joe Biden,
giftet auf MSNBC alle an,
die wieder nur „Thoughts and Prayers“ senden,
als ob die jemals was verbessert hätten.
Das wiederum ist eine Steilvorlage
für den Vizepräsidenten:
„Why do you feel the need
to attack other people for praying
when kids are just killed praying?“
Alles nur noch zum Heulen.
Auch wenn es,
ja doch,
auch gute Nachrichten gibt:
Der erste DOGE-Dude,
Ed Coristine,
sieht sich mit dem FBI konfrontiert.
Er soll wohl irgendwas unerlaubtes
mit irgendwelchen Daten, sehr vielen davon,
gemacht haben.
Surprise!
Und wer sollte schon die Feel Good Story des Sommers einheimsen,
wenn nicht Taylor Swift?
Sie hat sich doch getraut,
die Zeiten der überlegenen Ex-Freundin sind vorbei,
und Travis Kelce hat für immer vier Finger gekreuzt.
Das ist sogar dem Guardian
eine Push-Nachricht wert.
– Auch wenn die Woche noch nicht vorbei ist,
es ist gerade Donnerstag Abend,
habe ich gerade das sehr große Bedürfnis,
die Geister dieses Rubrik gewordenen Albtraums
mal so richtig abzuschütteln.
Will heißen:
Ich muss los zum Training…
Zur Auflockerung
bietet sich jetzt natürlich die Eurobasket an
wie ein Telefonpass,
der trotzdem ankommt:
Seit Mitte der Woche läuft das Turnier.
Und mit dabei:
Uns Schiri-Superstar
Carsten Straube aus Zerbst.
Aber außer über die große Klappe von Dennis Schröder
(„Wir werden dieses Turnier gewinnen.“)
und die grandiose Niederlage der Titelverteidiger (Spanien)
gegen Georgien,
lässt sich so viel noch nicht schreiben.
Außer natürlich,
dass Luka Doncic schon in der Vorbereitung in Topform ist.
So top,
dass er schon Wochen vor dem Beginn des Turniers
auf dem Cover des „Mens Health“ rumlungert;
schauen wir doch nach Weihnachten noch mal,
mit seinem neuen Vertrag
wird er sich die ein oder andere Schlemmerei wohl leisten können,
165.000.000 Dollar für drei Jahre.
Bessere Zahlen hat wieder nur Kobe Bryant:
Im bald erscheinenden 2K26
hat er als erster Spieler ever
ein overall Rating von 100;
was auch sonst.
Die WNBA hingegen
ist wieder etwas zu sehr aus den Schlagzeilen geraten,
und dabei versuchen sogar die widerlichsten Trolle ihr bestes:
Über eine Spanne von einer Woche
werden immer wieder Dildos
auf das Parkett zwischen die Spielerinnen geworfen.
Caitlin Clark wartet nur darauf,
dass soetwas bei ihrem Comeback passiert,
dann dürfte aber die Luft brennen.
Das beste Spiel der bisherigen Saison
hat übrigens Rookie Paige Bueckers,
auch wenn sie sich Kelsey Plum
in Los Anegeles in der letzten Sekunde geschlagen geben muss,
die auch noch den Rekord behält.
Aber 93% True Shooting
sind ungefähr so gut wie die Passquote von Toni Kroos
in seinen allerbesten Spielen.
In einer knappen Stunde
spielt dann Slowenien gegen Belgien
in Katowice.
Lucas Schnitt in den ersten beiden Spielen:
37/7/8,
nach Fibaregeln.
Gut,
jetzt dann doch noch mal zurück zu Trump.
Denn:
Mein Unken scheint sich weiter zu bestätigen:
Seit Dienstag (und bis Dienstag)
ward der Frisurensohn nicht gesehen,
und sämtliche offiziellen Termine sind gestrichen,
Blood Clot-Memes und wilde Spekulationen verstopfen das Internet.
Auf Social Media schlägt er zwar weiter um sich
(Kamala Harris werden die Privilegien entzogen,
bekanntermaßen seine Version von „vogelfrei“),
aber die Realität holt ihn weiter ein:
Ein Berufungsgericht kassiert fast alle Zölle,
lässt ihm aber noch bis Mitte Oktober Zeit,
um vor den Supreme Court zu ziehen,
was Trump auch umgehend ankündigt.
Sein letztes Lebenszeichen bis jetzt
ist dann das hier:
Ein selbstgepostetes Meme,
auf dem er ein brennendes „Q“
in der linken Hand hält:
„The World will soon understand.“
Achtu meine Güte,
was ein lamer Cliffhanger…
Dann müssen wir den Faden
also vorübergehend an anderer Stelle aufnehmen.
Ob Ihr es glaubt oder nicht,
und es ist auch bereits einige Wochen her,
aber das eingebildete rote Telefon
direkt hier vor mir auf dem Schreibtisch
hat nach langem Schweigen wirklich wieder geklingelt.
London und ich
hatten uns ja stillschweigend darauf geeinigt,
nur noch dann zu telefonieren,
wenn es gute Nachrichten gibt.
Und so ist es auch.
Bleibt wenigstens zu hoffen.
Denn im UK ist die nächste Revolution in der Mache,
und wenn auch nur eine demokratische.
Jeremy Corbyns „Your Party“
verzeichnet nach 3 Tagen online Kampagne
500.000, die Bock auf ein bisschen mehr Sozialismus haben.
Mitte August sind es dann schon 750.000,
und aktuell bald 1.000.000.
Ach, wenn astronomische Zahlen
doch noch irgendwas zu sagen hätten.
Egal,
was in Mexico geklappt hat,
kann auch im UK klappen,
und dann vielleicht irgendwann sogar in den USA:
die Überwindung des Zwei Parteien Dualismus.
Tories und Labour
dürften immerhin ins Schlottern kommen,
wenn es denn schon zu spät
für die Guillotine ist.
Aber na ja,
was fabuliere ich da,
auch eine dritte, vierte, fünfte und sechste Partei
scheint im System wesentlich etwas zu verändern,
und das wird in Deutschland
wohl kaum deutlicher als anderswo;
willkommen nämlich bei den Highlights
der sommerlichen Kartoffelselbstbespiegelung:
Die Tragödie um die angehende Verfassungsrichterin Gersdorf
beschäftigt für ganze zwei Wochen
mindestens die Hälfte der Medienschaffenden.
Das Ende vom Lied:
Sie zieht zurück,
die CDU/CSU hat sich genug selbst entblödet.
Nein, sorry, das stimmt nicht ganz:
Bundestagspräsidentin Klöckner (CDU)
macht nicht nur mediengeil
ihre Beziehung zu ARD-Quizcharmeur Jörg Pilawa öffentlich,
sondern vergleicht auch noch
die neurechte Dreckschleuder „Nius“
mit der taz;
anscheinend fehlt ihr ein Hufeisen
am linken Bein.
Dieses und sein rechtes noch dazu
sollen jetzt Andreas Scheuer (CSU) weggehauen werden,
die Berliner Staatsanwaltschaft,
welche denn, zum Bismarck noch mal, auch sonst?,
erhebt Anklage gegen den ehemaligen Bundesverkehrsminister
mit der kostspieligen Leseschwäche beim EU-Recht.
Verklagt werden müsste eigentlich auch endlich mal Markus Söder,
aber dessen PR-Stunts
sind einfach noch zu passive agressive,
um sich mal so richtig eine einzufangen.
Jüngstes Beispiel:
Der bayrische Ministerpräsident von Würstchens Gnaden
meldet eine neue Marke an:
„Söder Kebap“.
Keine Pointe.
Genug von diesem Kaspertheater
hat dann doch überraschend schnell
der jüngste Vizekanzler a.D.,
Robert Habeck schmeißt aber auch alles hin,
das irgendwas mit Berlin zu tun hat.
Und fast alle applaudieren.
Außer Fabian Lehr:
„Meint ihr mit diesem Robert Habeck,
der i.Ggs. zu Trump
ein Pol der Vernunft sei,
etwa den,
der eine Vervierfachung des deutschen Kriegsbudgets forderte,
deutsche Langstreckenwaffen gegen Russland einsetzen
und die Entsendung deutscher Truppen
zur „Friedenssicherung“ in der Ukraine
nicht ausschließen wollte,
sprich, der außenpolitische Takes vertrat,
die so batshit crazy sind,
dass Trump dagegen
wie ein besonnener Realpolitiker wirkt?
Meint ihr mit diesem Robert Habeck,
der sich „für die richtige Sache einsetzt“,
den, der die Bereitstellung von Waffen und Geld
an die faschistoide Regierung Netanjahu
für die ethnische Säuberung Gazas mittrug,
was böse Zungen leicht als Beihilfe
zum Völkermord bezeichnen könnten?
Den, der erst ganz am Ende
seiner Amtszeit etwas zurückruderte,
als sich abzeichnete,
wie die Weltöffentlichkeit
am Ende auf dieses von ihm unterstützte Verbrechen
blicken würde?
Meint ihr mit diesem Robert Habeck,
der „die Menschen kraft seiner Rhetorik noch erreichen konnte“,
etwa den, den außer Grünen-WählerInnen
von links bis rechts
gefühlt ungefähr jeder Mensch in Deutschland
hasst und verachtet
und der wirkt wie eine von rechten Boomern
ausgedachte Karikatur
des so moralistisch-arroganten
wie extrem autoritären Grünen?
Meint ihr mit diesem Robert Habeck,
der stets „die Demokratie verteidigt habe“
den, der nach außen treuester Bundesgenosse
des ukrainischen Rechtsradikalismus
und des autoritären Selenskyj-Regimes war
und der im Inneren Meinungsfreiheit
unter dem Motto des „Kampfes gegen Desinformation“
zu bekämpfen strebte
und stolz davon berichtet,
in seiner Freizeit persönlich hunderte Anzeigen
gegen Leute zu erstatten,
die den Herrn Minister in einer social media-Kommentarspalte
doof genannt haben?
Meint ihr mit diesem Robert Habeck,
der i.Ggs. zu den anderen
ein Rezept gegen den Rechtspopulismus gefunden habe,
den, in dessen Amtszeit die AfD kurz davor war,
schließlich stärkste Partei Deutschlands zu werden?
Meint ihr den
– oder gibt es noch irgendeinen anderen Robert Habeck
mit irgendwelchen politischen Qualitäten,
den ich nicht kenne?“
Und wer jetzt denkt,
deutscher geht’s nicht mehr,
der hat vergessen,
dass es Bodo Ramelow gibt.
Die linke Silberlocke
ist inzwischen Bundestagsvizepräsident
und regt in dieser Funktion
eine absolut überfällige Debatte an.
Sowohl über die deutsche Nationalflagge
als auch über die deutsche Nationalhymne.
Seine Vorschläge
können für so Tiefflieger wie Carsten Linnemann
natürlich nur „Kulturkampf“ sein,
aber hey, Brechts „Kinderhymne“?
Singe ich sofort mit.
Bei all diesem
deutsche-Politgrößen-(und Julia Klöckner)-machen-irgendwas
fällt sicher auf,
dass von einem so gut wie nie die Rede ist,
aber der ist ja auch hart am Regieren:
Nachdem er diesen Sommer genutzt hat,
um sich als größter (Körperhöhe)
deutscher Außenkanzler ever
zu etablieren,
kündigt er zum Ende der Sommerpause
auch innenpolitisch mal wieder was an:
Der „Herbst der Reformen“ soll beginnen.
Gemeint ist der Rückbau des Sozialstaats,
den sich schon viel zu lange
keiner mehr leisten könne.
Ich setze mich lieber noch mal schnell
in die Sonne auf dem Balkon
und denke kurz darüber nach,
was sich hier irgendwer noch leisten kann.
Klar, die Preise steigen weiter,
die Löhne
eher nicht,
und jetzt sollen also auch noch die Renter*innen
in die Pflicht?
Wozu wird denn bitte
in deren Gesundheit investiert?
Damit sie die noch
ein paar gute Jahre genießen können?
Das ist also schon mal nicht
das Deutschland von Friedrich Merz.
Was seine Wähler*innen wohl davon halten?
Und bevor wir nur einen kurzen
aber immer noch nötigen Blick
nach ganz rechts in Deutschland werfen,
nur ein kleiner Moment,
um zu schauen,
was woanders rechts so geht.
In Brasilien, wie bereits angedeutet,
eher nicht so viel:
Bolsonaro steht inzwischen unter Hausarrest,
er wollte nach Argentinien fliehen.
Dafür spukt es rechts von uns
weiter auf dem nächsten Level:
Polens neuer Präsident
will eine neue Verfassung
bis 2030.
Dass #DieDoppeltenZwanziger
auch das noch erleben müssen…
Erlebt haben sie dafür in den letzten Wochen
herzlich wenig, das auch nur irgendwas
mit deutschen Faschos zu tun hatte.
Wirklich, ich musste mich ganz schön anstrengen,
um nur ein paar viel und nichts sagende Geschichten zugleich aufzustöbern:
Rechte Influencer schmelzen in er der Sommersonne:
„Kuchen-TV“ scheitert auch am Bundesverfassungsgericht
und begreift immer noch nicht warum.
Sachsen-Anhalts Lieblingsnazi
wird eine richtige kleine Medienikone,
das letztens ausführlich beschriebene Bild
war inzwischen in jeder Zeitung
mindestens einmal abgedruckt.
Und:
Die Frau ist untergetaucht,
vorgestern hätte Svenja ihre Haft antreten sollen,
hat sie aber nicht;
das Drama geht weiter,
die Fahndung läuft.
Jürgen Elsässer haut derweil
den nächsten Flachwitz raus:
Für irgendeine Lächerlichkeit von Geldbetrag
kann der deutsche Patriot
im Compact Shop
eine silberne „Patriot Putin“ Münze erwerben.
Ähnlich schmutzig geht es dann noch in Italien zu,
aber was Giorgia Meloni mit Fake Pornos zu schaffen hat,
das interessiert mich ganz genau null.
Viiiiel interessanter ist nämlich
die wichtigste Personalentscheidung in Sachsen-Anhalt
seitdem der Landesvater die AfD
am Durchmarsch gehindert hat.
Ministerpräsident Rainer Haseloff
gibt den Staffelstab an einen gewissen Schulze ab.
Jap, die AfD bekommt es ab sofort
und bis zu den Landtagswahlen in einem Jahr
mit Quedlinburgs finest zu tun!
Der Mann, der den Landesvater beerben soll,
ist hier (Heteborn) geboren und aufgewachsen,
hat am Stephaneum (Aschersleben) sein Abi gemacht,
dann Zivildienst, Studium und 1,2,3,
dann Kreistag Quedlinburg (04-07),
dann Europaabgeordneter,
dann Wirtschaftsminister seit 2021
und ab jetzt Hauptgegner von
gleich zwei Ulrichs,
ne Siegmund?,
ne Thomas?
Und ja, Ihr vermutet richtig,
das zunehmende Stakkato,
mit dem Geister des Sommers
hier über die Tastatur laufen,
kündigt das letzte verbliebene Großthema an.
Aber erst bleibt es noch
bei Einzelfällen,
voila, die toten Promis dieses Sommer
jagen sich noch schnell von der Weltbühne:
Ozzy Osbourn,
Hulk Hogan,
Horst Mahler.
Nur mit Laura Dahlmeyer
ist jemand gefallen,
für die das definitiv zu früh war.
Was sie von den drei davor genannten unterscheidet?
Alles,
aber vor allem Ihre Selbstlosigkeit
und Ihre Ehre.
Dass sie ungerettet
irgendwo am Fuße des Laila Peak in Pakistan liegt,
so wie sie es nie anders wollte,
spricht Bände über die Stärke von Frauen,
die nicht aufgeschrieben werden kann,
zumal nicht von Männern.
Denn die schreiben eben
immer noch am liebsten
über den Krieg,
also die meisten.
Das doppelte Trommelfeuer der Unlogik
kann aber auch bloß nicht
ohne eine kleine Einführung losgehen,
niemand wird einfach so
an die Front geschickt,
oder?
Beginnen wir mit Daniel Ek.
Mit wem?
Mit dem aktuellen CEO
einer Eurer aller absoluten Lieblingsapps,
Spotify.
Dass der von Musiker*innen
nichts hält, war bekannt.
Aber jetzt hat er auch noch entschieden,
circa 600.000.000 Einnahmen
in ein deutsches Militär Start Up zu investieren,
das natürlich „Helsing“ heißt.
Drohnen, U-Boote, Luftfahrt,
die Wunderkids aus München
können alles.
Und dass die wirklich coolen Kids
immer als erstes die Party verlassen,
das beweisen dann God Speed You! Black Emperor.
Und ich hätte auch nicht gedacht,
wie einfach es ist,
eine App zu löschen,
die eigentlich im Dauereinsatz war.
Schreibtischaktivismus beiseite,
die Kölner Polizei
hat das „Rheinmetall entwaffnen“-Camp,
das vom 26. bis 31. August hätte stattfinden sollen,
ganz einfach verboten;
zu viel Logik.
Aber solange sogar ein Tobias Schulze
in der taz
offen für den Weltkrieg trommeln darf,
regt sich absolut niemand mehr darüber auf,
dass das neue Wehrdienstgesetz
ausgerechnet im Bendlerblock vom Kabinett gebilligt wird,
außerdem wird nebenbei auch noch
der „Nationale Sicherheitsrat“ gegründet,
Pistorius erklärt:
„Wir gucken in jedem Jahr, ob es reicht.“
Ob was reicht?
Wozu reicht?
„Die Zeit der industriellen Prosperität bei niedrigen Lebensmittelpreisen war vorbei, die Teuerung erregte das Proletariat immer mehr, indes das Wettrüsten die bürgerlichen Klassen immer mehr vor die Alternative stellte: entweder die Arbeiterklasse durch neue Steuern noch mehr zu erbittern oder sich selbst diese erhöhten Lasten aufzuerlegen. Dabei stieg immer mehr mit dem Wettrüsten die Kriegsgefahr und in weit höherem Maße als je ein Krieg vorher bedrohte der kommende die Welt mit allgemeiner Verwüstung.“
(Karl Kautsky. 1917)
Kriegsprotokoll. Schreibtisch. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe.
Wochen 174 bis 179.
Two oceans, two stories: Wahrlich historische Treffen in Anchorage und Washington, D.C. Eigentlich aber weiter Nichts Neues. Und morgen beginnt die Schlacht um Pokrowsk. Montag: Luftangriffe auf Kiew, der Eingang einer U-Bahnstation wird getroffen, ein Mensch stirbt. Selenskyj gerät unter Druck, er mache zu wenig gegen Korruption. Für Mittwoch werden neue Gespräche mit Russland in Istanbul angekündigt. Dienstag: Auf Kramatorsk fallen Gleitbomben. Auch Sumy und Odessa werden angegriffen. Auch die ukrainische Gasinfrastruktur wird getroffen. Pistorius hat noch zwei Patriots gefunden, die aber zeitnah ersetzt werden müssten. Das ukrainische Parlament erleichtert die Korruption, Selenskyj unterschreibt das entsprechende Gesetz. Mittwoch: In Cherson stirbt eine Zivilistin bei einem Drohnenangriff. Varachyne (Sumy) wird eingenommen. Die Verhandlungen in Istanbul dauern eine Stunde und bringen einen nächsten Gefangenenaustausch. Donnerstag: Selenskyj legt ein überarbeitetes Korruptionsgesetz vor. In Charkiw und Donezk sterben erneut Zivilsten durch Gleitbomben. Auch in Sotschi sterben zwei Menschen durch ukrainischen Beschuss. Freitag: Nichts Neues. Samstag: In der Nacht erneuter Luftalarm, in Dnipropetrowsk, Sumy und Charkiw schlagen Raketen ein. Sonntag: Nichts Neues. Montag: Trump verkürzt sein Ultimatum auf 10-12 Tage (von heute an), sollten dann die Waffen nicht schweigen, dann setzt es 100% Sekundärzölle auf alle russischen Handelspartner. Dienstag: Heute sterben 22 Zivilisten bei Luftangriffen, unter anderem in einem getroffenen Gefängnis in Saporischija. Die Ukraine beschießt Rostow, ein Mensch stirbt. Mittwoch: In einer ukrainischen Heeresschule sterben drei Soldaten durch einen russischen Raketeneinschlag. Donnerstag: Selenskyj lässt das Korruptionsgesetz zurücknehmen. Bei einem schweren Angriff auf Kiew sterben mindestens 31 Menschen. Tschassiw Jar wird „befreit“. In Kramatorsk sterben Zivilisten nach Artilleriebeschuss. Freitag: Bilder und Berichte von gefolterten ukrainischen Kriegsgefangenen gehen um die Welt. Samstag: Charkiw wird weiter mit Drohnen angegriffen. In Belgorod sterben zwei Zivilisten durch ukrainische Drohnen. Die USA verlegen zwei Atom-U-Boote, aber natürlich nicht in Richtung Russland!! In Russland brennen zwei Öllager (Rjasan, Woronesch). Sonntag: In der Nacht wird Kiew mit Raketen angegriffen. Im russischen Sotschi wird ein Öllager in Flammen geschossen. In Donezk und Cherson sterben 7 Menschen bei Artilleriebeschuss. Auch in Mykolajiw schlagen Raketen ein. Montag: Drei Menschen sterben in Saporischija durch Drohnenangriffe. In Wolgograd brennt ein Bahnhof. In Deutschland wird über das Bürgergeld für Ukrainer*innen gestritten (Söder dreht auf). Der Kreml mahnt die USA zur Vorsicht bei atomarer Rhetorik. Auf dem Militärflugplatz in Starokostjantyniw schlagen Kinschal-Raketen ein, die Ukraine reagiert mit dem Beschuss einer Basis auf der Krim. Selenskji besucht die Front bei Charkiw, dort sterben nur kurze Zeit später zwei Zivilisten durch Drohnen. Dienstag: Russland greift mit Drohnen und Artillerie das Donaudelta an, in Tulcea (Rumänien) wütet ein Großbrand, bei Odessa steht eine Gasanlage in Flammen. Pokrowsk steht bald kurz vor der kompletten Einnahme. Bomben fallen auf ein Ferienlager in Saporischija. Indien wird von den USA mit neuen Zöllen belegt, weil es Geschäfte mit Russland macht. Trump plant ein Treffen mit Putin, vielleicht schon in der nächsten Woche. Mittwoch: Kein Liveticker. Donnerstag: Der Kreml bestätigt das geplante Treffen in Alaska. Freitag: Trumps Ultimatum läuft aus, das Treffen mit Putin soll am 15. August in Anchorage stattfinden. Samstag: Plötzliches Vorabtreffen zwischen Vance und ukrainischen Vertretern im UK. An der Front bei Pokrowsk ist schon fast Herbst 1918. Sonntag: Die Ukraine attackiert eine Ölanlage in Saratow. Baratow (Sumy) wird zurückerobert. Vance plant ein Gespäch zwischen Putin und Selenskyj und verkündet den Rückzug der USA aus der Ukraineunterstützung. Saporischija wird von russischen Gleitbomben getroffen. Montag: Ukrainische Drohnen töten drei Zivilisten weit hinter der Front (Tula, Nischni Mowgorod). Merz lädt Putin und Selenskyj zum Online Chat am Mittwoch ein. Selenskyj sieht „echte Chance“ auf Frieden. Nato-Rutte kann sich ebenfalls ukrainische Gebietsabtretungen vorstellen. Dienstag: Wadephul eher nicht so. Stepne und Nowokostjantyniwka (Sumy) werden zurückerobert. Die Front bei Pokrowsk bricht zusehens, die letzten Menschen fliehen aus Dobropillja, die Reserven werden aufgestockt. Orban stellt fest: „Wir reden jetzt, als wäre dies eine Kriegssituation mit offenem Ausgang, aber das ist nicht der Fall. Die Ukrainer haben den Krieg verloren. Russland hat diesen Krieg gewonnen“, und fragt, „wann und unter welchen Umständen der Westen, der hinter den Ukrainern steht, zugeben wird, dass dies geschehen ist und was daraus folgen wird.“ Mittwoch: Überraschungsvideokonferenz in Berlin: Selenskyj, neben Merz, mit Trump und dem halben Westen. In Cherson sterben drei Zivilisten nach Artilleriebeschuss. Die russischen Streitkräfte erzielen in der Ukraine den größten Geländegewinn binnen 24 Stunden seit mehr als einem Jahr (110 Quadratkilometer). Weitere Teile von Donezk werden evakuiert. Ergebnis der Videokonferenz: „Hoffnung auf einen Frieden in der Ukraine“ (Merz). Deutschland finanziert eines der aus US-Waffen und US-Munition bestehenden Unterstützungspakete für die Ukraine mit (500.000.000). Russland will über die Reduzierung von Natotruppen in Polen verhandeln. Donnerstag: Selenskyj besucht London. Die Situation bei Pokrowsk „stabilisiert sich“. Iskra und Schtscherbyniwka (Donezk) werden „befreit“. In Cherson sterben zwei Zivilisten nach russischem Raketenbeschuss. In Anchorage (Alaska) wird es keine gemeinsame Erklärung geben. Laut Trump wird es aber beim Anschlusstreffen (mit Selenskyj, vielleicht wieder in Alaska) einen Deal geben. Freitag: Die Ukraine greift den Hafen in Olya (Kaspisches Meer) an. Putin besucht kurz vor der Abreise nach Alaska ein Denkmal in Magadan, das an die Zusammenarbeit zwischen den USA und Russland während des zweiten Weltkriegs erinnert. Lawrow reist mit CCCP-Sweater an. Im russischen Sysran geht eine Raffinerie in Flammen auf. Trump schließt Nato-Sicherheitsgarantien aus. Es gibt doch kein Vier-Augen-Gespräch zwischen Trump und Putin, festgenommen wird der gesuchte Kriegsverbrecher ebenfalls nicht, dafür werden auf dem roten Teppich Hände geschüttelt. Vor Pokrowsk werden sechs Dörfer zurückerobert. Samstag: Das Treffen in Anchorage vergeht ohne nennbare Ergebnisse, aber mit ganz viel „Entdämonisierung“ und dem Brechen auch noch der letzten Protokollregeln. Was die Wirtschaftsdelegationen besprochen haben, bleibt ebenfalls geheim. An der Front also weiterhin Nichts Neues. Trump will ein Friedensabkommen ohne Waffenruhe. Sonntag: Selenskyj erklärt, dass die aktuellen Frontlinien im Krieg seines Landes gegen Russland die Grundlage für Friedensgespräche sein sollten. Putin hat angeblich Nato-ähnlichen Sicherheitsgarantien der USA und Europa für die Ukraine zugestimmt. An der Front (Kupjansk) fallen russische Gleitbomben. Die europäische „Koalition der Willigen“ trifft sich und beschließt, morgen geschlossen nach D.C. zu fliegen. Montag: In der Nacht werden Charkiw, Saporischija, Sumy und Odessa mit Raketen angegriffen, zehn Menschen sterben. Die EU hat im ersten Halbjahr 2025 Flüssigerdgas aus Russland im Wert von rund 4,48 Milliarden Euro importiert. Kurz vor dem Gipfel im Weißen Haus schlagen auch in Kiew Geschosse ein. Trump verkündet, dass Russland den Sicherheitsgarantien durch die USA und Europa zugestimmt habe, telefoniert aber zwischendurch nochmal mit Putin und Orban. Ein Treffen mit Selenskyj soll innerhalb der nächsten zwei Wochen stattfinden, welcher keine Vorbedingungen fordert. Unterdessen schlagen in Poltawa und Odessa die nächsten Raketen ein. Ergebnis des Treffens: sehr vage. Ansonsten hat Trump wieder eine Show über sich draus gemacht. Dienstag: An den Börsen rauschen die Rüstungsaktien nach unten. Die Suche nach einem Ort für ein Gipfeltreffen beginnt, die Schweiz würde Putin Immunität zusichern, die USA finden Budapest angemessen. Mittwoch: Ungarn und die Slowakei beziehen wieder russisches Öl. In Odessa schlagen erneut Raketen ein, die Energieinfrastruktur wird massiv beschädigt. Nowoheorhijiwka, Pankiwka und Suchezke (Donezk) sind „befreit“, in Kostjantyniwka sterben drei Zivilisten. Nato-Konferenz: Schwere Bewaffnung der Ukraine und europäische Soldaten sind die „Sicherheitsgarantien“. Donnerstag: In der Nacht Luftalarm über Kiew und Lwiw. Insgesamt werden mehr als 500 Drohnen und 40 Raketen gezählt, einige treffen eine US-Elektronik-Fabrik. Olexandro-Schultyne (Donezk) ist „befreit“. In Italien wird ein Ukrainer wegen des Nord-Stream-Anschlags festgenommen und soll nach Deutschland überstellt werden. Freitag: Kateryniwka, Wolodymyriwka und Rusyn Jar sind „befreit“. Samstag: In St. Petersburg brennt eine Ölraffinerie. Sonntag: Selenskyj spricht in Tracht auf dem Maidan: Unabhängigkeitstag. Die Ukraine greift mehrere Ziele in Russland an (Kursk, Samara, Ust-Luga). Selenskyj fordert ausländische Truppen als Sicherheitsgarantie. In Donezk erzielen ukrainische Truppen Landgewinne. Montag: Klingbeil sichert in Kiew der Ukraine Unterstützung für ihre Soldaten zu. Saporischija wird mit 500 Drohnen attackiert. Auch Sumy wird aus der Luft angegriffen, ein Mensch stirbt. Dienstag: In Kiew wird mit Berliner Unterstützung ein Prothesenzentrum eingeweiht. Die russische Armee steht jetzt auch offiziell in Dnipropetrowsk. Ukrainische Männer unter 23 dürfen das Land wieder verlassen. Trump will „keinen Weltkrieg beginnen“, aber droht erneut mit massiven Wirtschaftssaktionen gegen Russland. Mittwoch: In Alaska ging es wohl doch eher um Geschäfte zwischen Autokraten. Indien wird mit 50% Zöllen belegt, weil sie immer noch mit Russland Handel treiben. Poltawa, Sumy und Cherson werden bombardiert, 100.000 Menschen sind ohne Strom und Wasser. Osarjaniwka (Donezk) wird „befreit“. Deutschland hat 2024 Rüstungsgüter im Wert von 12.830.000.000 Euro exportiert, neuer Rekord. Donnerstag: In der Nacht folgt der nächste landesweite Luftangriff, besonders schwer wird Kiew getroffen, mehrere Auslandsvertretungen werden beschädigt, 18 Zivilisten sterben, alle Flaggen wehen auf Halbmast, alle europäischen Staatschefs sind „empört“. Große Teile des nahen Oblasts Winnyzja sind ohne Strom. Auch die Reste des Donbas werden getroffen. Freitag: Die Zahl der Opfer in Kiew steigt auf 23. In Dnipropetrowsk sterben bei den nächsten Angriffen zwei Menschen. Vor Pokrowsk stehen 100.000 russische Soldaten. Samstag: Wieder schwärmen Drohnen über der gesamten Ukraine. In Dnipropetrowsk wird ein weiteres Dorf eingenommen (Komyschuwacha). Die EU-Spitzen treffen sich in Kopenhagen und beschließen irgendwas für die nächste Woche. In Kiew wird trotz allem bis zur Sperrstunde gefeiert. Sonntag: Die Nacht verläuft relativ ruhig: Nicht mal 150 Drohnen greifen die Ukraine an. In Odessa fällt den ganzen folgenden Tag der Strom aus. Kiew dementiert die enormen Landgewinne der russischen Sommeroffensive, dem Feind sei es nicht gelungen, eine größere Stadt zu erobern. Die Herbstoffensive hat also noch gar nicht begonnen, in Pokrowsk ist es unheilverheißend leise.
Und ganz neu dabei,
beim Krieg der Kriege,
ist, als aktueller Topanwärter,
Venezuela.
Das Land, das sich mit den USA
um die eigenen Ölvorkommen streitet,
mobilisiert 4.500.000 Reservisten,
denn vor der Küste
ziehen US-Kriegsschiffe auf.
Nur knapp dahinter bereitet
sich dann China
weiter auf den Sprung an die Spitze vor:
Die Spannungen um Taiwan (und mit den USA)
entspannen sich einfach nicht.
Nach nur einem kurzen Aufflackern
kann dafür ein anderer Krieg
erstmal wieder pausieren:
Thailand vs. Kambodscha
hat nur eine Woche
bis zur Waffenruhe gebraucht.
Auf Platz Zwei aber,
also nur ganz knapp
hinter dem Ukrainekrieg
kämpft sich Israel
beharrlich weiter
Richtung Spitze.
Spulen wir ein erneutes Mal zurück:
Ende Juli:
Israel erlaubt wieder Luftbrücken
und kündigt sogar eine Kampfpause an,
zur Verteilung von Hilfsgütern,
welche sich dann als „humanitäre Pause“
so gestaltet:
63 Tote innerhalb der ersten Stunden.
„Monitor“ ordnet umgehend ein
und fragt
nach einer deutschen Mitschuld
an Kriegsverbrechen in Gaza.
Prompt kündigt Merz
eine Luftbrücke nach Gaza an,
und zwar via Jordanien,
wobei die Flugzeuge
also über Israel hinwegfliegen müssten.
Nach Frankreich
will jetzt auch der UK
Palästina als Staat anerkennen,
wenn nicht bis September
Waffenruhe und Zwei-Staaten-Lösung;
so auch Kanada.
Natürlich hat Bernhard Torsch
auch dazu dazu eine ganz einfache Frage:
„Verstehe ich das richtig?
Weil die Palästinenser
seit 70 Jahren einen eigenen Staat
neben Israel ablehnen
und nur einen
ANSTATT Israel
haben wollen
und daher seit 70 Jahren Terror und Krieg machen
und diese Haltung am 7.10.
mit dem brutalsten Pogrom
seit der Nazizeit unterstrichen
und weil sie immer noch 50 Entführte
von diesem Pogrom in Gefangenschaft halten
bzw. deren Leichen nicht rausrücken
und lieber massenweise sterben
statt die Hamas zum Schaitan zu jagen,
die Täter vom 7.10. auszuliefern
und die Geiseln oder deren Leichen freizugeben,
was den Schluss nahelegt,
Hamas und „Zivilbevölkerung“
könnten ein und dasselbe sein,
ist es jetzt der logische Schritt
für viele westliche Staaten,
einen Palästinenserstaat anzuerkennen,
obwohl die Palästinenser
jede Verhandlung über eine Zwei-Staaten-Lösung
mit unannehmbaren Maximalforderungen
oder mit wilden Terrorkampagnen beendeten
und es keinen Konsens darüber gibt,
wo denn die Grenzen
eines solchen Staates verlaufen könnten?
Oookay.“
Passend dazu
veröffentlicht die Hamas
Bilder von ausgehungerten Geiseln
und lehnt eine Entwaffnung ohne eigenen Staat ab.
Trotzdem würden
Düsseldorf und Hannover
traumatisierte Kinder aufnehmen,
Gaza, Israel, irgendwo dazwischen, egal,
Hauptsache raus aus dem Krieg.
Denn sogar „Bibi“
glaubt nicht mehr an die Freilassung der Geiseln,
will den Krieg aber dennoch weiter ausdehnen.
Dass in Belgien zwei israelische Soldaten
wegen Kriegsverbrechen festgenommen werden,
scheint er nicht mal zu wissen.
Gaza soll jetzt jedenfalls
vollständig eingenommen werden.
Der UN-Sicherheitsrat kritisiert
daraufhin wenigstens beide Seiten,
die Knesset billigt aber schonmal die Einnahme von Gaza-Stadt.
Beinahe schon umgehend
beschränkt die deutsche Bundesregierung
die Waffenexporte nach Israel,
was für „Bibi“ nichts anderes ist
als eine „Belohnung der Hamas!“
Der UN-Sicherheitsrat
berät nahezu gleich umgehend in einer Sondersitzung,
und die Hamas sieht die Zeit gekommen,
sich in bestem Licht zu präsentieren:
Über die Freilassung der Geiseln
würden sie dann vielleicht doch auch verhandeln wollen.
Die deutsche Bild
verliert das Wesentliche
am folgenden Wochenende
aber nicht aus dem Blick:
„Merz fällt um“.
Die junge welt sieht das naturgemäß etwas anders:
„Merz drosselt Mordbeihilfe“.
Und Bärbel Bas (SPD)
unterstützt ihn auch noch
in seinem „israelkritischen“ Kurs.
Das entlockt „Bibi“ dann sogar mal etwas andere Töne:
Wir wollen befreien
und nicht besetzen!
Aber das glauben sogar
Australien und Neuseeland nicht mehr so ganz
und denken ebenfalls
über die Anerkennung Palästinas nach.
Die Tagesschau spielt dazu das Megaphon:
Ist das das „Ende der Staatsräson?“;
wenn Deutschland versucht,
Israel zu Räson zu rufen?
Mitte August
stehen dann auch wieder 200.000
in Tel Aviv
gegen den Krieg.
Egal,
das „Siedlungsprojekt“ „E1“ im Westjordanland
wird einfach weiter gepusht.
Und nur wenige Tage später,
am 21. August,
beginnt die finale(?) Offensive
auf Gaza-Stadt,
die ersten Vororte sind bereits besetzt.
Israels Quote bei zivilen Opfern
liegt übrigens bislang bei 83%.
Mal angenommen,
in Gaza-Stadt hält sich der Großteil der verbliebenen Hamas auf,
schätzungsweise 10.000 Kämpfer,
und mal angenommen,
die IDF behalten diese Quote bei,
wäre also bei einer Eroberung des Gazastreifens
die Hälfte der dort lebenden Menschen
nicht mehr am Leben.
Ob das dann für einen Genozid reicht?
Ein weiteres Kriterium dessen
hat die Belagerung des Streifens
inzwischen auch erreicht:
Die UN erklären
eine Hungersnot für große Teile des Streifens.
Israel widerspricht einfach stumpf
und ignoriert darüberhinaus,
dass jetzt auch die Geiselangehörigen
eine Waffenruhe und Verhandlungen fordern.
Stattdessen muss Netanyahu
Mitte der vergangenen Woche
ein weiteres „tragisches Missgeschick“ eingestehen:
Das nächste Krankenhaus in Gaza-Stadt
wird unabsichtlich von Bomben getroffen,
mehr als 20 Zivilisten sterben,
Kollateralschadenquote: 100%.
Dann eben wieder Ablenkung:
Beim jüngsten israelischen Luftangriff
auf Jemens Hauptstadt Sanaa (am Freitag)
soll nach Informationen aus Huthi-nahen Quellen
deren Ministerpräsident Ahmed al-Rahaui
getötet worden sein.
Er galt als Symbolfigur
ohne nennenswerten Einfluss.
Krieg
ist die Fortsetzung der Symbolpolitik
mit unsymbolischen Mitteln.
Und auch mit den unsymbolischsten Gespenstern
kann ich mich dann doch nicht
ohne Ende rumschlagen,
und also wird es Zeit
für heute,
die letzte Sonnenstunde des Tages
taucht den Schreibtisch in goldenes Licht,
und die Deadline flüstert in mein Ohr,
vielleicht gibt es dazu ja doch eine Band,
die ich beim Schreiben hören kann
und deren Sänger Worte benutzt,
die ich ganz ohne zu übersetzen verstehen kann,
und die hier mal den richtigen Nerv trifft.
Es klappt auf Anhieb.
„Weiter, Weiter
Immer weiter brauche ich mehr und mehr und
immer leichter wird es schwer und schwer und
Alles wirft mich aus der Bahn“
(Marco Wanda. 2017)
Gut, verliere ich die Geister
also erneut im hinteren Heartland
der Neuen Zone.
Denn wo bitte schön sonst?
Alles ist gold hier,
wirklich alles.
Sogar Eisenhüttenstadt,
ganz am nostalgischen Rand,
schafft es mit Nostalgika
bis in den Guardian.
Und zwar mit Sozialismus Revival:
Die ehemalige Planstadt
am Westufer der Oder
bietet zwei Wochen lang
enorme Mengen
von leerstehenden Wohnungen (Plattenbau)
umsonst zum Bewohnen an,
und es kommen sogar Menschen
und nicht etwa, um Urlaub zu machen
(weil Eisenhüttenstadt),
sondern, man glaubt es nicht,
um zu arbeiten.
Soll mehr Spaß machen,
wenn man die Lohntüte
nicht gleich nach Erhalt
in der Mitte durchreißen muss.
Next in Line
in Sachen positiver Weltruhm
ist dann tatsächlich
die Altmark.
Der dort produzierte Film
„In die Sonne schauen“
geht für Gesamtdeutschland
ins Oscarrennen.
Zwei (female) Coming of Age Stories,
parallel in der zweiten
und in der dritten Republik erzählt.
Zum Bundesstart
natürlich auch hier
in der weltkulturerbigen Reichenstraße.
Und auch, dass der „Brockenwirt“ „hinschmeißt“,
sind nicht wirklich schlechte Nachrichten
(wahrscheinlich nicht mal für den Brockenwirt),
der Harzkreis peilt weiter die Weltherrschaft an,
und zwar eine von der guten Sorte,
so wie ein Tag,
an dem man überlegen von der Spitze des höchsten Berges der Gegend
bis zur Bördemetropole schauen.
Denn nur dort
hängen die ostelbischen Mundwinkel wieder schief:
Intel zieht seine zehntausend Trilliarden Investition
komplett zurück.
Was soll nur werden?
Das kann uns hier aber egal sein,
denn Quedlinburg hat zukunftsmäßig
ganz eigene Aussichtssorgen:
Das „Zukunftsprojekt Morgenrot“
wird immer konkreter
und übrigens sogar größer
als das Weltkulturerbe selbst.
Von der Magdeburger Straße
bis nach Ballenstedt
soll sich der Energiepark erstrecken.
Und jetzt kommt auch endlich raus,
dass da doch wirklich ganze 14 Windräder rumstehen sollen,
sogar in irgendwelchen Sichtachsen.
Das Kleinbildungsbürgertum
hat Schaum vorm Mund,
sowas wäre ja wohl weltkulturerbeschädigend
und deswegen absolut inakzeptabel.
Erst recht, weil es so aussieht,
als ob die Stadt so gut wie nichts hat
von der ganzen schönen Energie
(mal abgesehen vom Kliez).
Dafür aber ist
die Bodelandhalle für 1.400.000 fertig modernisiert,
und ich habe auf althergebrachte Weise
den diesjährigen Schiritest bestanden.
Der Herbst kann also gerne schon mal vorbeischauen,
so wie der Banazk mit der Suse in der Zora,
denn auch das berühmte Sonnenblumenlabyrinth
soll langsam aber sicher
zum „Horror-Labyrinth“ werden.
Ganz zum Schluss noch das neueste (kind of)
aus meiner anderen Lieblingsprovinz,
wegen Gründen:
Der Bürgermeister von Hiddensee
und ehemalige Fischbrötchenverkäufer Thomas Gens,
erlebt gerade seinen finalen Break Out Summer:
Offensichtlich hat er einen
von diesen schlimmen „neurechten“ Kampagnenspinnern engagiert,
um es doch noch bis nach Schwerin zu schaffen:
Erst schafft es sein „Indianerfest“
bis in die „konservativen“ Abendnachrichten,
dann will er viel zu spät den „Kasten Bäcker“ retten,
dann posiert mit der AfD beim Hafenfest,
und Chrupalla und Steimle
schicken Fotos aus Grieben.
Wenn einem da der Bismarck nicht wieder hoch kommt,
wann dann?
So dann,
es ist vollbracht,
auf mich wartet hinter der Deadline
ein Telefonat,
bei dem ich das Motto
des diesjährigen Superman-Films verfolgen will:
„Kindness is the real punk rock.“
Und danach warten dann,
am Ende des „Letzten Sommers“,
auch schon wieder wöchentlich die Wölfe.
Mal sehen was zuerst brennt,
der deutsche Sozialstaat
oder Kalifornien.
Und nur,
falls sich jetzt noch jemand wundern sollte,
solltet Ihr denn tatsächlich
hier unten angekommen sein,
auch in den Schulen fliegt die Kuh wieder,
und in meiner erst recht
(Happy 30th Birthday!),
aber das hebe ich mir schön
für nächsten Sonntag auf,
und auch nur falls nichts spannenderes passiert.
Vielleicht aber gerne so viel:
Schulparties sind besser als ihr Ruf.
Zum Beispiel dann,
wenn ich das erste echte
Real Life Feedback zu dieser Chronik hier bekomme,
von jemandem, den ich wirklich gerade so vom Namen her kannte,
was sich dabei auch noch geändert hat.
Oder eben dann,
wenn ich mit viel zu vielen Ehemaligen
über die Zukunft reden kann;
bei schönstem Sommersamstagswetter
direkt neben dem Baukran
mit dem Blitzeinschlag.
„Hunting season
so you best watch out.
Hunting season,
they will snuff you out.
Any meaning
starts to all die out.
Just a number
so they hunt you down.“
(Biffy Clyro. 2025)

Endlich geht es hier weiter. Danke für den Mut zur Klarheit und die schöne Sprache!
Dass dieses Jahrzehnt auf ein dystopisches Szenario hinauszulaufen scheint, dafür kann der Chronist nichts. Aber vielleicht können wir alle zusammen den Karren noch aus dem Dreck ziehen?
Danke für die nicht vergehen wollende Zuversicht.