Gegenwartsliteratur.
Live.
Nur im Internet.
Aus der Provinz.

# Startseite / Projekte / Springer

Informieren

Springer

Der 1981 in Berlin geborene und in Quedlinburg/Sachsen-Anhalt lebende, 44jährige Mathias Schück ist Sternzeichen Skorpion, nicht religiös, in keiner Partei, oder durch Stammbäume patriarchisch an sinngenerierende Institutionen gebunden.

Eingeschult in der Ostprovinz, kurz vor den Baseballschlägerjahren der Neunziger, irgendwo zwischen Pionierausweis und Westfernsehen, zwischen Grunge, Techno und den Onkelz, zwischen Skins und Zecken, dürfte er dabei gelernt haben, die populistischen (Anti-)Ismen der Zeit an die Leine zu legen. Streber, Sorgenkind und Aushängeschild zugleich. Mit Hassliebe, Verachtung und Bewunderung, die skeptisch und immun machen gegen das Mitlaufen.

Sein Ton: Ein Ergebnis aus andauernden Fragen und Antworten. Neugier essen Angst auf – eine Strategie die funktioniert, zumindest beim Lesen seiner Texte.

Ein Springer zwischen Pop- und Peer-Welten; denn wer senden will, sollte Mut haben zu empfangen. So ergeben sich thematische Bandbreite und Haltung, Position und Spielraum zur Veränderung. Um von der Gegenwart zu erzählen sicherlich kein Nachteil. Warum die anderen nicht mitspringen können oder wollen, ist seine fortlaufende Grundfrage, die einlädt über sich selbst und die Gegenwart fachzusimpeln. Seine Antworten sind Plädoyers gegen das Festfahren und für den Diskurs. Zeitzeugnisse von der Front, die sich Leben nennt.

Ob er an Sternzeichen glaubt, weiß ich nicht, wohl aber, dass ich ihn fragen werde. Und dass wir bei der Erörterung der Tierkreiszeichen ganz bestimmt auch japanisch/amerikanische Comicsprache, Medium-Form-Diskussionen des Sozialen, als auch Spielergebnisse der NBA und den akuten Kleinstadttratsch erledigen werden. Inklusive der Frage, was das alles mit uns zu tun hat.

Viel Spaß beim Mitspringen

Tobias Peuke, Berlin, 2021.

 

***

 

NachwortWarum ich springe

Als eines der letzten Wendekinder, das sein Abitur dann auch noch exakt im Jahr 2000 abgelegt hat, gehöre ich zudem also auch zu den allerersten Millenials, die sich selbst schon zu viele Stempel aufgedrückt haben, weil ihnen doch immer gesagt worden war, ihnen würden alle, aber wirklich alle Türen offen stehen.

Und, wieder als einer der letzten, folglich auch die des Langzeitstudenten (mit Abschlüssen). Nach acht prägenden Jahren Lehramtsstudium (Germanistik und Philosophie) an der Martin-Luther-Universität in Halle (Saale) und diversen Nebenjobs (Pflegeeinrichtungen, Tankstellen, Verwaltungen, Supermärkte), gehe ich seit 2009 an einer Gemeinschaftsschule im Landkreis Harz als Vollblut meinem Beruf nach und wohne downtown Weltkulturerbe.

Bis auf zwei kleine Erzählungen in einer Quedlinburger Erinnerungen-Sammlung („Durch meine Brille“, Letterado Verlag, 2005 und 2007) sind bis heute keine Texte von mir publiziert. Der kurze Fast-Debut-Roman („Fingerübungen“) liegt seit fünfzehn Jahren in der Schublade neben den Gedichten, die ich schreibe, seit ich die „Dead Poets Society“ kenne.

Deswegen habe ich auch sehr bewusst nie die Nähe von Literatenkreisen gesucht, Kurse für kreatives Schreiben belegt, mich für Stipendien oder auf ein Volontariat beworben, noch bin sonderlich davon überzeugt, dass meine Stimme unbedingt gehört werden sollte, oder eine Karriere als Schriftsteller irgendwie erstrebenswert sei. Wenn ich bei Beruf und Hobbys Lesen und Schreiben angebe, dann ist das schließlich doppelt ernst gemeint.

Ob der Literaturkanon also will oder nicht: Ich höre nun mal liebend gerne zu, singe mit und weiß oft nicht, welches davon lieber. In drei Regalen stapeln sich die Vorbilder, welche mir zudem noch so viel Ehrfurcht einjagen, dass sich meine Stimme in meinen eigenen Ohren auch nach gut 30 Jahren noch viel zu dünn anhört, um neben Mark Z. Danielewski, David Mitchell, Margaret Atwood, Markus Zusak, Ben Lerner, Jonathan Safran Foer, Suzanne Collins, Orson Scott Card, Naomi Klein, Dave Eggers und Karl Kraus, Georg Simmel, Erich Kästner, Kurt Tucholsky, George Orwell, Christa Wolf, Philip Roth, Sibylle Berg, Juli Zeh, oder gar Mircea Cartarescu und Mo Yan irgendwas anderes zu tun als zuzuhören und mich zu fragen, was es denn bitte noch für ein Buch sein söllte, das von mir geschrieben werden wöllte.

Die Antwort darauf kann nur sein: Kein Buch.

Die Antwort darauf kann nur

das hier

sein.

 

#DieDoppeltenZwanziger.