„Das ist das Wundervolle dieser Zeit, dass der Tag über den Tag hinausreicht, dass alles Praktische, alles Augenblickliche für die Gestaltung Deutschlands in unabsehbare Zukunft hinein, wichtig ist. Früher war jedes solche Tun viel mehr mit seinen nächsten Folgen abgeschlossen, es begrenzte sich an der Stabilität der Verhältnisse. Jetzt aber, wo alles labil geworden ist, fließend, durcheinandergeworfen, von Neuem bildsam – jetzt streckt sich die Wirkung jeder einzelnen Handlung sehr viel weiter hin, ist unberechenbar bedeutsamer und wir sind deshalb für eine jede in sehr viel höherem Maße verantwortlich als früher. Dass wir jetzt nichts denken und nichts tun können, was nicht Bestimmung und Baustein für die ganze Zukunft wäre, das gibt dem heutigen Leben seine Schwere, aber auch seine Würde.“
(Georg Simmel: Der Krieg und die geistigen Entscheidungen.
November 1914)
So.
„Wundervoll“ also
fand der Georg das damals,
als dann endlich den ersten
wirklich klar geworden war,
was „Weltkrieg“ eigentlich
wirklich bedeutet.
Bald 110 Jahre später
fühlt sich das aber tatsächlich
immer noch genauso an,
oder?
Im Moment weiß ich nicht so genau,
was überwiegt,
die Schwere
oder doch die Würde;
außerdem sträube ich mich,
dieses endlose Aushalten und Weitermachen
als würdevoll zu bezeichnen.
Nehmen wir doch einfach
den Krach vor der Tür.
Die Innenstadt des Weltkulturerbes
feiert zur Stunde
den dritten Tag in Folge
die „Königstage“.
Ein Teil von mir (der lautere)
findet dieses Event
würdelos wie nur was:
Während buchstäblich
schon hinter den nächsten Bergen
die Welt untergeht,
wird an zwei der drei Tage
bei schönstem Sommerwetter,
inklusive der allerschönsten und größten Kumulus-Wolken,
dem Konsum gefröhnt.
Denn die „Königstage“ sind
bekanntermaßen nichts anderes
als ein zusammengemauschelter Zustand der Würdelosigkeit:
Was vor Jahren als „Gildefest“ und „Kaiserfrühling“
an unterschiedlichen Wochenenden im Mai gefeiert wurde,
übertrifft sich jetzt gleichzeitig an Peinlichkeit.
Um den Touris gleich mal noch ein paar Euro mehr
aus der Urlaubskasse zu klauben,
und somit dem Schaustellergewerbe und der Stadtkasse
zusätzliche Einnahmen zu ermöglichen,
ist sich hier keiner für nichts zu blöd.
Mittelaltermarkt im Wordgarten.
Feuerschow und Wahrsagen in der Steinbrücke.
Eine viel zu große Bühne
vor einem viel zu kleinen Publikum
auf dem Quedlinburger Markt.
Und überall zwischendrin:
Streetfood.
Königstage sind,
wenn das Volk nicht selbst zu kochen braucht,
damit die Obrigkeit was zu versteuern hat.
Vielleicht sehe ich das aber auch nur falsch.
Vielleicht liegt ja gerade genau darin die Würde.
Vielleicht tragen die Schausteller und Touris
genau so schwer an der Last der Gegenwart,
und nur ich bin es,
der mit seinem (immerhin nicht nur aufgesetzten) „Pessimismus“
und vor lauter Sorglosigkeitsneid
fast immer nur Überheblichkeit und Ignoranz,
Simmel hätte hier von Blasiertheit geschrieben,
in den Gesichtern um sich herum lesen kann.
Vielleicht ertragen all diese scheinbar würdelosen Teilnehmer
an so etwas wie „Volksfesten“
oder dem „öffentlichen Leben“
die Gegenwart ja viel klüger als ich,
in dem sie sich zum Beispiel
nicht jedes Wochenende für viele Stunden
an einem Schreibtisch verstecken,
sondern die Freiheit genießen,
die ihnen die „Obrigkeit“ noch gewährt.
Und vielleicht sind die Königstage
doch einfach nur was sie sein wollen:
Ein kleines Augenzwinkern,
ein Prosit auf das Leben,
gewitztes Überleben,
Weltkulturerbe eben.
Über den Tag hinaus denken,
in beide Richtungen.
Um beide Thesen zu stützen,
folgen nur noch ein paar nüchterne Schlaglichter;
Würde ist auch,
wenn man es sich nicht
zu schwer macht:
An den Laternenpfählen
der Zugänge zur Innenstadt
hängen Hinweisplakate:
Keine größeren Taschen,
keine Glasbehälter,
keine Waffen,
kein Canabis(sic)!
Auch wer kein Deutsch lesen kann,
weiß Bescheid,
alles ist auch noch mal
per Piktogramm zu bestaunen.
– Am Freitag Abend
dröhnt ein bedrohliches Trommelgewitter
durch die Gassen rings um den Markt,
eine Truppe aus Ballenstedt verprügelt Kuhfelle,
immerhin mit Taktgefühl.
Später pumpt die Baseline von „Sky and Sand“
den Sonnenuntergang zu nostalgischer Größe auf;
Millenials sind am, na ja, am Dancen.
Nach 22 Uhr sind auch bald mal mehr als 120 BpM drin.
Noch nicht ganz „Thunderdome“.
– Am Samstag ist Radio SAW Party.
Das reicht den meisten.
Passend dazu
spielt die Partyband
kurz nach 18 Uhr
„Zombie“ (The Cranberries).
Pünktlich eine Stunde vor Anpfiff des Champions League Finales
bricht ein kurzer aber heftiger Gewittersturm los,
der Himmel über der Stadt
wird kreuz und quer durchzuckt,
es kracht als ob Gebäude explodieren würden.
In allen Bars und Wohnzimmern
ist volle Bude.
Im Doctor Bier ist die Leinwand
ob der Rauchschwaden
kaum noch zu erkennen.
– Am letzten Königstag
herrscht würdevoll die Langeweile
unter einem schweren grauen Himmel.
Gut.
So viel dazu.
Es ist jetzt kurz vor Vier.
Die Deadline hat sich noch mal langgemacht,
erwartet aber natürlich nichts anderes
als ein Feuerwerk von Staffelfinale!
Post-Eskapismus in Höchstform!
Satire, die vor lauter Zynismus
nicht mal mehr über sich selbst lachen kann!
Verzweifelter Mut am Weitermachen,
immer noch eine Schulter mehr,
an die sie sich anlehnen kann.
Und selbstverständlich thicke Deepness,
die so deep ist,
dass sie im Nichts der kommenden Tage verschwindet.
Here. We. Go. Again.
Die Europa- und Kommunalwahlen
sind nur noch eine Woche entfernt;
Makro- und Mikroschicksale werden neu verfasst.
Und mitschreiben dürfen wirklich alle alles.
Die Wahlprogramme strotzen nur so
vor Unerhörtheiten:
Auf dem EU–Wahlzettel steht tatsächlich eine Partei,
die folgendes in ihrem EU-Wahlprogramm stehen hat:
„Deutschland den Deutschen“.
Aber auch für den Kreistag
wird sich mit kuriosen Wortspielen beworben:
„Ein Mantel für alle Felle“ (CDU).
Sogar Leute,
die ich schon lange vor ihrem Politikerleben kannte,
spammen (nicht nur) mich auf Social Media zu,
mit so politischen Großversprechen wie:
„Ich möchte mich im Stadtrat Thale engagieren,
um die Zukunft dieser Stadt
effektiv mitgestalten zu können.“ (CDU)
Na ja, Humor ist,
wenn man trotzdem wählt.
Und klar, ich hab den aktuellen Wahl-O-Mat
natürlich auch gemacht.
Rausgekommen sind 82% Übereinstimmung
mit der Letzten Generation;
wenig überraschend.
Wählen werde ich aber
die sonstigen.
Warum?
Ganz Einfach:
Wegen Sybille Berg.
Regelmäßig 60 Sekunden Abrisse im Europa-Parlament
von der deutschsprachigen Gegenwartsautorin?
Und dafür nur ein Kreuz?
Bitte, gern.
Auch an den Schulen des Landes kann gewählt werden:
Die Juniorwahl ist bereits in vollem Gange,
selbst bei uns im Politikkabuff
steht schon die versiegelte Wahlurne.
Und sich sag mal so:
Dass die AfD die beliebteste Partei unter Jugendlichen ist,
über die Brücke gehe ich nicht so leicht.
Was sie aber ist:
die mit Abstand bekannteste.
So bekannt,
dass sich Bücherwürmer ernsthaft erschrecken,
wenn der Wahl-O-Mat
ihnen 90% Übereinstimmung mit den Faschos bescheinigt.
Und das ist nur eine von vielen unheimlichen Stories …
Aber wenn ich einmal beim Thema bin,
dann bin ich doch auch gleich
zum letzten Mal in dieser Staffel
beim Thema Faschos:
Warum es so interessant wie gruselig ist,
dass „Rechtspopulisten“
jetzt auch bald in Rumänien die Macht ergreifen wollen,
das klärt sich an dieser Stelle hier
im Sommer,
weswegen ich noch bei den Nachwehen
der letzten Blauen Welle bleibe:
„Laut gegen Nazis“ lässt sich „Enness“ schützen.
Hendrik M. Broder rührt weiter in brauner Scheiße,
als er behauptet, „Sylt (wäre) unappetitlich“ gewesen.
Der Wiesnchef in München
untersagt schon mal den Originalsong;
der DJ-Verband ist empört!!!
Welt-TV ist endgültig zu Fox-News geworden.
Die AfD hat in Thüringen (noch) gar nichts gewonnen,
nur ein paar Stichwahlen,
also eigentlich eine vernichtende Niederlage
nach der großen Fresse,
die Höcke hatte;
wann gründet er eigentlich seine eigene Partei?
Eine Messerattacke in Mannheim
gegen den „Islamkritiker“ Schürzenberger
und etliche Polizisten
verhilft einem fast schon vergessenen Fascho-Wahlkampfthema
zu neuem Ruhm.
Ein gewisser Aust,
die Nummer Drei der EU-AfD
(die vorderen beiden haben striktes Redeverbot)
fordert also laut die „Festung Europa“,
das Abendland soll mal wieder gerettet werden.
Zurück in die Schulen des Landes:
Die Tik-Tok Faschos haben es inzwischen sogar geschafft,
dass sich die Gen Z/Alpha schon für die Rente interessiert,
und natürlich sind die sauer.
So sauer,
dass in Aken (Anhalt-Bitterfeld)
gleich mal ein Tagebuch der Anne Frank
an einer Bushaltestelle abgefackelt wird,
während Provinzlehrer fast beide Zehen opfern,
damit die Gedenkstättenfahrt nach Bergen-Belsen
nicht in einer „Schlussstrich-Debatte“ endet.
Aber hey,
vielleicht sehe ich auch einfach
überall nur noch Gespenster.
Vielleicht sind wir ja schon über den Berg.
Vielleicht führt sogar die EM dazu,
dass sich hierzulande auch mal wieder kritisch
mit dem Patriotismus und seinen hässlichen Brüdern
auseinandergesetzt wird.
Vielleicht ist meine berufliche Ratlosigkeit
ja nur vorübergehend,
und das Licht am Ende des Tunnels
nur einfach noch nicht hell genug.
Nur noch mal kurz
was zum Themenschwerpunkt Würde oder Schwere,
und dann folgt der vorerst letzte Run
in Richtung Sonnenuntergang,
auch wenn ich den heute
wohl nicht mehr zu Gesicht bekommen werde.
Wenn diese Staffel nämlich eins geschafft hat,
dann halbwegs schön und mit Würde
zu scheitern.
Woran?
Na am Post-Eskapismus!
Nix da
mit intellektueller Auswegsuche- und finderei.
Herausgekommen ist nur wieder
die nächste Metamorphose
einer selektiven Wahrheit
unter vielen.
Dabei ist weder neu,
dass das schon in den letzten 10 ½ Staffeln so ist,
noch dass es durch die allgemeine Informationslage
jeden Tag nur noch schwieriger wird.
Die Wahrheit
war niemals mehr als heute
das Ganze.
Und niemals unmöglicher zu wissen.
Und trotzdem:
Zum Vorschein kommt dabei dann eben auch
die persönliche Haltung:
Das, das uns in all dem Chaos noch wichtig erscheint,
ist eben das,
worüber wir noch reden oder schreiben oder lesen.
Und nur das allerschwerste,
das wird dann noch mit Würde beschwiegen.
„I cry a lot
but I am so productive,
it’s an art.
You know you’re good
when you can even do it
with a broken heart.“
(Taylor Swift. 2024)
Also.
Die gefühlt 231. Woche
#DieDoppeltenZwanziger
wird und will sich anfühlen,
als ob sie nur noch vor den Meldungen davon läuft,
irgendwo in Richtung irgendeiner besseren Zukunft.
Und dabei wird sie sich fühlen,
wie sich so eine Chronik eben fühlt,
wenn sie immer wieder dabei scheitern muss,
egal wie würdevoll
sie die übernächsten Tage kommen sieht.
Beginnen wir mit einem flüchtigen Blick
auf die Klimakatastrophenkarte:
In drei US-Bundeststaaten wüten Tornados,
zerstören ungezählte Häuser und Ställe
in Texas, Oklahoma und Arkansas,
ein Dutzend Menschen stirbt dabei.
Die Erdrutsche in Papua-Neuguinea
sind noch biblischer als gedacht
(tausende Tote, sofortige Seuchenausbrüche).
In Neu Delhi herrschen 52°C+.
In Panama sind die ersten größeren Inseln entsiedelt.
Und besonders schlimm
ist es auch schon wieder in Deutschland:
Hochgesättigter Dauerregen
im gesamten Süden des Landes
verursacht gleich mehrere
Jahrhunderthochwasser.
Katastrophenfall in:
Günzburg,
Augsburg (Dammbruch)
und Aichach-Friedberg.
Aktuell werden mehr als 3.000 Menschen in Bayern evakuiert.
Bei Schwäbisch-Gmünd entgleist ein ICE
nach einem Erdrutsch (keine Verletzten).
Und damit zum Sport.
Denn während Bayern untergeht,
verballert der BVB das große europäische Club-Finale
in Wembley.
Über 90 Minuten Chancenlosigkeit,
bei viel zu vielen Chancen.
Die Königlichen gewinnen zum tausendsten Mal den Pott,
Toni Kroos immerhin schon zum sechsten Mal.
Und der BVB?
Na ja, der bringt uns unheimlich schnell
zum nächsten „Thema“.
Denn der erste Bewerber
für den Orwell der Woche
ist eben dieser BVB Dortmund.
Just nur zwei Tage vor dem Finale
unterschreibt der Verein
einen stahlgewitterfesten Vertrag
mit einem der neuen Hauptsponsoren:
Rheinmetall.
Robert Habeck ordnet das nur noch trocken ein:
So ist sie eben,
die „Realität der Zeitenwende“.
Aber auch der zweite Bewerber
beim Preiswettbewerb um die bellizistischste Wahrheitsverdrehung der Woche,
der „Karlspreis“,
meldet seine Ansprüche an:
Der hängt nämlich seit vorgestern
um den Hals
von Emanuel Macron,
dem „unerschrockenen Europäer“,
der sich bis eben noch mutterseelenalleine
für einen Kriegseintritt des Westens stark gemacht hatte.
Nur noch einmal muss er fordern,
dass Nato-Waffen endlich auch
gegen russisches Staatsgebiet eingesetzt werden sollen,
und schon kommt das Okay aus Washington
und nur wenige Stunden später auch
aus Berlin.
Auf dem Katholikentag in Erfurt,
der nur kurze Zeit später
wegen des sintflutartigen Regens unterbrochen/abgesagt wird,
macht sich der Kanzler wenigstens noch Sorgen:
„Wir müssen den großen Krieg vermeiden.“
Bleiben wir also gleich dabei:
In Rafah wird ein Flüchtlingslager/Hamasstützpunkt eingeäschert,
eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats folgt umgehend.
Israel spricht von einem „Fehler“,
bzw. war nicht bekannt,
dass sich da auch so ein großes Waffenlager befand.
Gantz fordert direkt Neuwahlen.
Der Philadelphi-Korridor wird vollständig von den IDF eingenommen,
nach Ägypten sind jetzt alle Wege versperrt.
Aber dann weiß Joe Biden,
dass das von Israel vorgelegte
mehrstufige Angebot
neben einer vollständigen Waffenruhe
„den Abzug der israelischen Streitkräfte
aus allen bewohnten Gebieten des Gazastreifens
sowie die Freilassung einer Reihe von Geiseln,
darunter Frauen,
ältere Menschen und Verletzte,
im Austausch für die Freilassung
Hunderter palästinensischer Häftlinge“
aus israelischen Gefängnissen.
Eine dritte Phase
würde einen umfassenden Wiederaufbauplan für Gaza beinhalten.
Kurz klingt es so,
als ob Netanyahus Tage wirklich gezählt sind.
Den Haag wartet nicht nur auf ihn.
Kriegsprotokoll. Schreibtisch. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe.
Woche 118.
Karlspreis für Angriffspläne. Montag: Russische Artillerie trifft Tschassiw Jar. In Orjol (160km hinter der russischen Grenze) wird eine Tankstelle von einer Drohne getroffen. 1.500km hinter der Front (Orsk) wird ein Radarsystem getroffen. ACAB verspricht 60.000.000 humanitäre Hilfe für die Ukraine. Stoltenberg und die Nato sind für den Einsatz westlicher Waffen gegen Russland. Im Donbas und Charkiw werden zwei weitere Dörfer „befreit“. Mit Spanien unterzeichnet das nächste EU-Land ein Sicherheitsabkommen mit der Ukraine. Mykolajiw wird attackiert. Im Gegenzug gibt es Explosionen in Luhansk, laut Russland durch Streumunition. Dienstag: Luhansk steht unter verstärktem Beschuss mit „ukrainischen“ Raketen. Polen kann sich eigene Truppen in der Ukraine vorstellen. Die Ukraine und Belgien unterzeichnen ein Sicherheitsabkommen, 30 F-16 Jets gibts dazu. Macron ist ebenfalls für den Einsatz westlicher Waffen gegen Russland, erhält zeitgleich den Karlspreis. Die USA sind noch dagegen, zumindest was ihre eigenen Waffen angeht. Mittwoch: In Russland sollen die Steuern für Spitzenverdiener und Unternehmen erhöht werden. Sumy, Cherson und Dnipropetrowsk werden mit Raketen angegriffen. Pistorius beschafft acht neue Patriot-Abwehrsysteme für die Bundeswehr, frühestens 2026. Die USA gehen noch nicht mit Macrons Forderung mit. Donnerstag: Blinken signalisiert erste Flexibilität bei der Frage im Raum stehenden Frage. Italien spricht sich zumindest gegen Bodentruppen in der Ukraine aus. In Charkiw schlagen die nächsten Raketen ein, an der Grenze sammeln sich noch mehr russische Truppen. Über dem Asowschen Meer werden US-Raketen abgeschossen. Pistorius kündigt ein neues Militärhilfspaket (500.000.000) an. Die nächste ukrainische Großoffensive wird für 2025 geplant. Am Abend erlaubt Joe Biden den „begrenzten Einsatz“ westlicher Raketen gegen Russland. Freitag: Völlig überraschenderweise ist jetzt auch Agnes Strack-Zimmermann für den Einsatz westlicher Waffen gegen Russland. Die USA haben herausgefunden, dass von der Gegenseite Raketen kommen, die in Nordkorea hergestellt wurden. In Krasnodar gehen Ölraffinerien in Flammen auf. In Kiew fliegt ein Kraftwerk in die Luft. Jetzt ist auch die Bundesregierung für den Beschuss von russischem Staatsgebiet, man werde dadurch aber natürlich nicht zur Kriegspartei. China sagt die Teilnahme am Schweizer Friedensgipfel ab. Stoltenberg möchte den Weg in die Nato für die Ukraine abkürzen und schlägt eine jährliche Unterstützung der Ukraine in Höhe von 40.000.000.000 vor. Die Ukraine unterzeichnet drei weitere Sicherheitsabkommen, mit Island, Norwegen und Schweden. Samstag: Die Ukraine erhöht den Strompreis um 60%, Russland beschießt die verbliebenen Kraftwerke landesweit. Strack-Zimmermann möchte 900.000 Reservisten aktivieren, dem Reservistenverband gefällt das. Sonntag: Selenskyj bleibt tapfer: Über 100 Nationen wollen am Friedensgipfel in der Schweiz teilnehmen. Nur der globale Süden halt nicht so. Die ukrainische Staatsanwaltschaft ermittelt momentan in 133.000 Fällen wegen russischer Kriegsverbrechen. Mit Umanske wird das nächste Dorf in Richtung Pokrowsks „befreit“. Am frühen Nachmittag wird in weiten Teilen der Ukraine der Strom abgeschaltet, die russischen Attacken auf die Energieinfrastruktur sind nicht mehr zu kompensieren. Mit Saudi-Arabien sagt der nächste große Player seine Teilnahme an der Schweizer Friedenskonferenz ab.
Die Deadline fragt mich gerade
von der Couch aus,
ob sie extra aufstehen muss,
um mir noch mal auf die Fingerpitzen zu schauen
und warum sie eigentlich so einen unschönen Namen hat.
„-Line“ is ja okay,
aber gab es nichts hübscheres als „Dead-“?
Anyways,
die Zielgerade lädt
zum mich-durchschleppen ein.
Und anstelle der eigentlich unvermeidlichen Faschosnews,
heute an dieser Stelle mal was gutes:
Die Beatsteaks spielen am Dienstag
in der Zora in Halberstadt!
Und da sage noch einer,
Punk sei nicht mehr Antifa.
Und nicht nur die Staffel-Zielgerade,
sondern auch die letzten Schuljahreskilometer
nagen an meinem Geist.
Deswegen nur noch zwei halbwegs gute Meldungen,
und dann lasse ich es gut sein.
Der nächste letzte gute Sommer
genießt sich nicht allein,
und die Sonne
geht auch hinter grauen Wolken unter.
Halbwegs gute Meldung Nummer Eins:
Mexiko steht kurz davor,
seine eigene Version von Angela Merkel zu wählen,
nur vielleicht ein bisschen linker und feministischer.
Claudia Sheinbaum,
Physikerin
und ehemalige Bürgermeisterin von Mexiko-City,
möchte gerne die Nachfolgerin
ihres amtierenden Vorbildes Obrador werden;
„farblos, sperrig und unterkühlt“.
Das klingt schon mal deutlich besser
als das, was sich nur ein Land weiter nördlich abzeichnet;
halbwegs gute Meldung Nummer zwei:
Innerhalb von nur einer Woche
wird der erste Strafprozess gegen den Frisurensohn abgeschlossen.
Die Jury berät und urteilt sehr schnell:
In allen 34 Anklagepunkten
wird Trump
einstimmig
schuldig gesprochen.
Die Strafe wird 7/11 festgelegt.
Herrlich.
Aber, wie gesagt halbwegs gut,
das Berufungsverfahren lässt nicht auf sich warten,
Trump doublet weiter stumpf down:
„Witch Hunt!“,
„I am like Mother Theresa.“
Und das schlimmste daran:
Seit heute auch Tik Tok,
wo sein Account aus dem Stand
1.700.000.000 Follower sammelt.
Wie viele sind zum Lachen dabei?
Wie viele nehmen ihn ernst?
Noch vier Monate …
Tja,
offensichtlich brauche ich
nur wieder mal Ferien.
Richtig lange Ferien.
Und noch kriegt man in Deutschland
was man braucht,
damit man vielleicht auch noch
die überübernächsten Tage übersteht.
Offensichtlich ist das vor allem daran zu erkennen,
dass „Deutsche in diesem Sommer
so viel reisen wie niemals zuvor.“
Ist es uns zu verübeln?
Klar.
Wird in dunklen Zeiten auch gesungen werden?
Auch klar,
von dunklen Zeiten;
wenn wir eins können,
dann das:
In dunklen Träumen
vom Untergang singend
immer noch der Sonne entgegen rennen.
Eskapismus bleibt eben doch
die letzte Rettung.
Und noch sind #DieDoppeltenZwanziger
länger als sie es bis hierhin waren.
Mit besten Grüßen
aus dem Tortured Poets Department.
„Runnin’ toward the light
on the shoulder of a dream
I’m singing in my sleep.“
(Aaron West and The Roaring Twenties. 2019)

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