Normalerweise
ist auf dem Kornmarkt nicht so viel los,
es seie denn, die Ruinenbar hat geöffnet.
Ansonsten spielen da im besten Falle
ein paar Kinder am Quedelbrunnen.
Aber auf der anderen Seite,
hinter Marktkirche und Rathaus
bietet sich für die Touristen
inzwischen wieder ein spannender Grund mehr
für einen Wochenendausflug
ins Weltkulturerbe.
Zu bestaunen gibt es da:
Andere Empörungstouristen,
sonnengebräunte Muskelmänner,
sonnenbebrillte Freundinnen,
meditierende Reformpädagogen,
T-Shirts mit „Deutschland“ in Fraktur,
grimmige Mimen
und Lieder von Xavier Naidoo. (GEMA?)
Kurz: Die Vergangenheit.
Auf dem Kornmarkt dann die Zukunft:
Unverkleidete Menschen,
zugekniffene Augenpaare,
Kapuzen gegen Sonnenbrand,
Viele Schülerinnen und Schüler,
die nicht nach Party aussehen.
Babys in Tragetüchern,
echtes Lächeln
und echte Geschichten aus der Gegenwart.
Mindestens ein Dutzend Leute
haben in einer halben Stunde
von Alltagsrassismus berichtet
und sich dagegen ausgesprochen,
unaufgeregt und ernsthaft.
Normal eben.
Keine Reden, keine Musiknummer, kein Spazierengehen.
Und zum Abschluss eine sehr lange Schweigeminute.
Hier sind sich alle einig:
#racismIsBullshit
#racismIsThePast
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