Kaum ist die Sonne mal kurz weg,
hofft man entweder auf Regen…
Oder man ärgert sich:
„Die soll wiedor rauskomm, isch wills worm ham!
Dis is mei guts Reschte!
Isch hab doch de Sonnbrille nisch umsons jekoofd.
Und de Kardowwln brauchn doch och ihr Lischte.“
(obligatorisches Sachsenbashing: check.)
Ja, einigen Kartoffeln fehlt es
gerade ganz ohne Zweifel an Licht.
Aber: Wozu gibt es „Corona“,
wenn nicht als „Brennglas“?
Clemens Tönnies wird davon ab heute
ein Lied singen können:
Bis in die dunkelsten Ecken
des Schweinekapitalismus
sind die gebündelten Strahlen
der Aufklärung gedrungen
und haben vieles ans Licht gezerrt.
Genug, damit sich wieder etwas
zum Guten hin verschiebt;
industrielle Schlachthöfe
gehören in naher Zukunft
der Vergangenheit an.
(Na ja, Kohlekraftwerke eigentlich auch,
und wir wissen ja, wie gut das läuft…)
Was auch deutlicher in den Blick rückt,
ist die Beobachtung,
wie viel es inzwischen braucht,
damit einer mal seinen Hut nehmen muss.
Vor nicht allzu langer Zeit,
sogar bereits in diesem Jahrhundert,
sind Bundespräsidenten
wegen falschen Einschätzungen und,
im Vergleich zu aktuellen Dimensionen,
lächerlichen Bestechungsaffären zurückgetreten (worden).
Heute kann man dreistellige Millionenbeträge veruntreuen
(Scheuer),
die Tür zum Rechtsextremismus mit Ansage ganz weit aufreißen
(Maaßen),
einfach nur immer das falsche
zum falschen Moment entscheiden und/oder sagen
(Seehofer),
oder einfach stumpf durchlügen
(Trump)
und nichts passiert.
Nicht mal die Kanzlerin spricht noch
irgendwem ihr „vollstes Vertrauen“ aus.
Da ist es schon beinah erstaunlich,
dass auch noch wichtige, richtige
und längst überfällige Reformen eingeleitet werden,
ohne dass „Corona“ was damit zu tun hätte.
Zum Beispiel beim Kommando Spezialkräfte (KSK).
Allein die Tatsache, dass irgendwas,
das mit einer deutschen Armee zu tun hat,
das Wort „Kommando“ trägt,
ist schon ein Grund,
den ganzen Laden zu verbieten
(please add context if necessary).
Gut, wenn schon nicht mit dem Brennglas,
dann eben mit der Tranfunzel.
Was für eine irre Geschichte!
Ich weiß, ich weiß:
Der #Frisurensohn nervt.
Was geht es uns denn an,
wenn die (340 Millionen) US-Amerikaner
einen gefährlichen Ignoranten zum Präsidenten
und einen astreinen Neo-Nazi
als Redenschreiber haben:
Es kann nur dem Hirn
von Stephen Miller entsprungen sein,
diesen Ort (den Six Grandfathers, bzw. „Mt. Rushmore“)
mit dieser Rede (Anti-Anti-Rassismus)
an diesem Datum (Vorabend des 4. Julis,
damit die Weltpresse genau
an diesem darüber berichten muss)
zu inszenieren.
Mehr „White Supremacy“ geht einfach nicht
ohne Hakenkreuz.
Und so sieht sie dann also aus,
die Perversion der Aufklärung,
die lange, genau von diesem Redenschreiber
und seinen Ideengebern (Stephen Bannon et. al.)
geplante und nun vollendete Gegenaufklärung:
Keine Erkenntnisse über die Welt am Lagerfeuer.
Nichts mehr mit leuchtenden Fackeln des Wissens.
Vorbei die Zeit der Realitäten.
Das Feuer der Erkenntnis
braucht niemand mehr.
Feuerwerk über Steinmonumenten,
das wollen die Leute sehen.
Fakt ist, was im Internet läuft,
und vor die Sonne
hat sich ein schwarzer Spiegel gezogen.
Und um dem ganzen die Krone aufzusetzen,
feiern die Schwurblers hierzulande
zunehmend genau diese Form von Wahrheit ab.
(Ich denke mir das jetzt nicht aus:)
Trump ist der eigentliche Erlöser!
Der Retter der weißen Rasse
und des Turbokapitalismus.
Mit nie dagewesenem Mut stellt er sich
gegen die globale Kabale aus pädophilen Politeliten,
Linksextremisten und Satanisten.
Und wer das nicht erkenne,
dem bleibe nur eins zu sagen;
„Wacht endlich auf!“
Da bleibt einem nur zu sagen:
Setzt ihr erst mal eure verspiegelte,
schwarze Sonnenbrille ab.
Aufwachen reicht nicht:
Das Licht anmachen wäre auch schön!
„Black hole sun
Won’t you come
And wash away the rain“
(Soundgarden: Black Hole Sun. 1994.)
Die Vorstellung davon,
was es für uns alle bedeutet,
„mit dem Virus zu leben“,
tritt allmählich aus dem Schatten,
der die Welt seit fünf Monaten,
wenn nicht gerade verdunkelt,
dann wenigstens entfärbt.
Nicht mal Regenbögen leuchten wie früher,
„wegen Corona“…
Inzwischen macht sich eine seltsame Stimmung breit.
„Die Wirtschaft“ leidet zwar
und die ganz Verirrten
stehen immer noch samstags auf Märkten
und klatschen brav
im Takt der Verschwörungsmelodien,
aber der ganze Rest,
der macht weiter,
TROTZ „Corona“.
Die Schwurblers werden einfach ausgeblendet.
Auf den Märkten und im Internet.
Bei Facebook
musste zwar erst die Werbelobby
mit dem digitalen Stinkefinger
(Rückzug von Anzeigen) drohen,
aber immerhin.
Youtube löscht inzwischen
kommentarlos Videos von Nazikadern weltweit
(Sellner, Spencer, etc.).
Und für deren Mimimi
interessieren sich nur noch
die ganz unbelehrbaren.
Indien verbietet einfach so Tik Tok
(ja, nee, schade ist das nicht).
Social Media wird also auch neu ausgeleuchtet.
(Vielleicht wird‘s ja doch noch was
mit dem demokratischen Internet…)
Weiter mit den guten News:
Clemens Tönnies zieht gleich noch
Sigmar Gabriel mit aus dem Verkehr,
Skrupellosigkeit und Gier
haben zwei Vertreter weniger.
Die Grundrente wird allen Ernstes Gesetz.
Das ist zumindest kein sozialer Rückschritt.
Die Maskenpflicht wird aufgehoben!
(Mehr dazu bald in: „Kulturkrieg an der Tiefkühltruhe“)
Peter Altmaier lässt sich für‘s Foto
zum vorgezogenen Sommerinterview
den warmen Wind um die Glatze wehen,
wenn er davon träumt,
dass die Wirtschaft im Herbst
wieder schwingen wird:
Auf und wieder ab,
es ist ja der Herbst gemeint.
Herbst 2020.
Das erste Jahr mit dieser Pandemie, ne?
Deren erste Welle noch nicht vorbei ist
und deren zweite
wann noch mal mit Sicherheit erwartet wird?
Ach ja …
Aber! Ganze 17 (!) Impfstoffkandidaten
befinden sich bereits in klinischen Tests.
Es ist also ziemlich wahrscheinlich,
dass dieses Mal so schnell wie noch nie
ein Impfstoff gefunden wird.
Vielleicht sogar schon im Herbst?
Was für Aussichten,
und da sage mal noch einer…
Aber jetzt ist erst mal Sommer.
Die nächste Woche soll angenehm kühl werden,
vielleicht regnet es sogar ausreichend.
Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu,
die Ferien winken schon vom Strand der Ostsee aus.
Und die NBA spielt ihren Meister aus.
Wo?
In einer Bubble League in
… wait for it …
Disneyland (Florida).
Ich werd‘s gucken,
trotzdem.
Wozu hat man denn seine Schwarzen Spiegel?
„ … im vollen Bewusstsein,
wie lächerlich und übel das alles ist,
nach Disney World zu gehen
und sich trotzdem
ganz unschuldig zu amüsieren,
auf eine unbewusste, ja psychotische Weise,
ist etwas ganz anderes.
Das ist es was de Certeau als
„die Kunst dazwischen zu sein“
bezeichnet,
und es ist der einzige Weg
zu wahrer Freiheit in der heutigen Kultur.“
(Naomi Klein: No Logo. 2000.)
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