Als Sahnehäubchen für die Giftblätter
sollte es heute eigentlich schon Schnee geben,
aber so hat sich die nächste Generation
ihre Zeugnisse im Regen abholen müssen.
Ungezählte werden noch in den Schulen liegen;
per click und collect ist ja heute vieles möglich.
Oder per Post.
Oder einfach fragen, ob die Lehrerinnen
ne whatsapp schicken können?
Oder lieber per Telegram, wegen Datenschutz?
Neben dem Impfen spielt
vor allem die Schulfrage
momentan die erste Geige
in allen Medien.
Alle Schwingungen können bedient werden,
und die tragische Symphonie
zieht immer Publikum.
Das Rudel im Internet
stimmt heulend mit ein.
Denn, wenn Kinder bedroht sind,
dann sind wir alle hellwach,
besonders wenn es die eigenen sein könnten!
Was? Verlorene Generation?!
Was war die Parole noch mal?
Nie wieder!!
Aber:
diese Folge hat nicht umsonst
ein äußerst seltenes Fragezeichen im Titel.
Beginnen wir zunächst
mit einer Gegenüberstellung.
Fallbeispiel 1:
Das Y-Kollektiv sendet diese Woche
eine kleine Reportage
über einen 21jährigen Influencer.
Der generierte bis vor kurzem
(denn die Polizei ließ nicht
lange auf sich warten)
eine beachtliche Menge Klicks,
in dem er sich in digitale Klassenräume
einladen ließ (von den Schülern wohlgemerkt),
um dann wild rumzupranken,
mit Pornolinks und allem drum und dran.
Das zeigt nicht nur,
wie ernst der online „Unterricht“
genommen wird,
sondern auch die generelle Anfälligkeit
dieses Systems.
Die Botschaft allerdings ist:
Digitale Klassenräume sind spitze,
eigentlich ja die Zukunft, und überhaupt,
wenn da nur diese Pranker nicht wären.
Fallbeispiel 2:
Kontraste sendet eine Reportage
über eine arabischstämmige Familie.
Die Mutter ist den ganzen Tag
mit ihren 5 Kindern (2 bis 12)
in ihrer Zweiraumwohnung.
Es gibt einen Computer.
Und auf dem sieht
der älteste der Söhne
jeden Tag für eine Stunde
einen Teil seiner Klasse,
wenn der Server hält.
Die Reporter betonen,
wie wichtig das für ihn wäre,
natürlich vor allem,
um den Anschluss nicht zu verpassen.
An Zynismus ist dieser kurze Film
also nicht zu überbieten.
Aber auch Kontraste muss Content produzieren.
Und solange das System des Online-Unterrichts
nicht per se infrage gestellt wird,
kann es nicht reißerisch genug sein.
Zum Verständnis:
Online Unterricht bedeutet:
45 oder 90 Minuten lang
(und das mehrmals am Tag)
auf einen Splitscreen
mit mindestens 9 Bildschirmen zu schauen.
(Die Durchschnittsklassengröße liegt bei 25).
Wer also behauptet,
dass das eine gute Lösung sei,
„der hat noch nie
einen Grundschüler dabei beobachtet,
wie er während einer Online-Konferenz
von einem denkenden, fühlenden
und späßelnden Wesen
zu einem stumpf starrenden
Digital-Zombie mutierte.“
(Peter Kusenberg. Konkret. 2/2021)
Was sagt eigentlich Gerald Hüther,
der Professor Streek
unter den Pädagogikquereinsteigern,
dazu?
Im Deutschlandfunk das hier:
„Ich habe große Befürchtungen,
dass hier eine Generation von jungen Leuten
groß wird, die sich gar nicht mehr
daran erinnern können
– weil sie es gar nicht erlebt haben –
wie schön das war –,
als Kind lebendig zu sein.“
Und auch wenn ihm in
seiner Analyse grundsätzlich zuzustimmen ist,
ist es doch bezeichnend,
dass er sich genau mit diesem Satz zitieren lässt.
Schließlich verdient der Mann seit Jahren
außerordentlich gut mit
der Angst vor den schwarzen Spiegeln.
Anyway,
dann doch lieber klassische Hausaufgaben
und danach spielen.
Denn, ja,
natürlich hat Homeschooling seine Grenzen,
und heftige noch dazu,
weswegen die auch respektiert werden sollten.
Denn alle Stories sind wahr:
Die frustrierten Kinder,
die frustrierten Eltern,
die frustrierten (oder ignoranten) Lehrerinnen.
Aber die Lösung kann nicht sein,
auf allgemeine analoge Überforderung
mit noch mehr digitaler Überforderung
(9 Bildschirme, mindestens!, wenn überhaupt)
zu reagieren.
Und wozu?
Damit die Kinder ja nichts verpassen.
Damit sie nicht „verloren“ sind,
wenn sie keinen Zugang
zum (schnellen) Internet haben.
(Womit die Digitalwirtschaft
und sämtlichste ihrer Auswürfe
ihren systemrelevanten Standort sichern.)
Sorry, aber das ist mir
einfach zu kurz gedacht,
und hilft niemandem,
am wenigsten den Kindern.
Denn, nochmal Kusenberg:
„Es gibt keinen Ausweg
aus dem Dilemma,
einzig die Hoffnung,
das Falscheste zu verhindern.
Zum Glück gibt es keinen Zentralstaat,
der im Verbund mit Großunternehmen
die digitale Zurichtung
der Schülerschaft steuert,
sondern ein Wirrsal aus Inkompetenz,
gutem Willen,
Bildungsauftrag
und der Willensstärke
idealistischer Lehrerinnen,
Kenntnisse in Anwendungs-IT zu erwerben
und nicht zu verzweifeln,
wenn das Dienstprogramm (…)
keine Nachrichten verschickt
oder das (…) einen Schulvormittag lang ausfällt.“
(Kusenberg. ebenda.)
Und deswegen, hier und jetzt:
I call BS!
Ja, alle benannten Folgeprobleme existieren.
Aber, ratet mal?
Das war vor der Pandemie nicht anders.
Und wie sonst auch,
seit einem Jahr,
zeigt „Corona“ nur wieder,
wo der falsche Hase im Pfeffer liegt.
Es gibt häusliche Gewalt?
Kinder und Jugendliche
erkranken an Depressionen?
Die Bildungsschere
klappt immer weiter auseinander?
Die Menschen, die irgendwann
bei der Berufsberatung mal
„was mit Menschen“ angekreuzt haben,
ziehen dafür nicht mal die Augenbrauen hoch.
Und können es nicht akzeptieren,
dass die einzig kolportierte Antwort
immer und immer wieder
Digitalisierung heißt.
Weil sonst der Untergang drohe,
wie die ausgewählten Beispiele
ja wohl zeigen müssten.
Jap, dieses Muster
kenne ich auch irgendwoher.
Das ist letztendlich
nichts anderes als Demagogie,
nur tausendfach gespiegelt und verstärkt.
Also genau das,
was frustrierte, depressive und
(noch) ungebildete Kinder jetzt brauchen,
um Mut zu schöpfen.
Oder deren Eltern,
die in den Zeitungen davon lesen müssen,
dass sie es überraschenderweise nicht hinkriegen,
ihrer 15jährigen Tochter in Mathe zu helfen,
aber es umso krampfhafter versuchen,
wobei sich dann beide ganz schlecht fühlen.
Oder die sich
in den sozialen Medien versichern,
dass sie nicht die einzigen sind,
denen es so geht.
Wenn es um dumme Nazis geht,
dann lacht man über deren Bestätigungsfehler
und destruktive Empörung.
Aber wenn uns selbst
das Wasser bis zum Hals steht,
dann sehen wir überall
nur noch Haiflossen.
Wie wär‘s stattdessen mal mit etwas Realität?
Die meisten kommen gerade genauso voran,
wie sonst auch, nämlich
im Durchschnitt ganz ok.
Bedenkt man die Umstände,
sind es vor allem die Kinder,
die sich am wenigsten empören,
sondern die eben so gut machen
wie sie können.
Aber unter dem
kulturpessimistischen Dauerfeuer
von allen Seiten
fällt das gar keinem mehr auf.
Dabei ist es doch so:
Wenn wir ganz viel Glück haben,
dann haben die Kinder
in diesem einen Jahr
mehr gelernt,
als so manche Generation vor ihnen.
Denen dann jetzt schon
den Stempel „verloren“ aufzudrücken,
hilft mal wieder nur einem:
Dem Digitalkapitalismus
und all seinen Nutznießern.
Von oberschlauen Mahnern
bis hin zu noch oberschlaueren Satirikern,
die alle noch was zu verkaufen haben.
Auf den angeblich drohenden
Verlust einer Generation
wird mit dem
Verlust der Hoffung
reagiert,
wie hoffnungslose Reaktionäre
das eben so machen.
Draußen zeigt sich gerade,
warum es so falsch ist,
von einer „Verlorenen Generation“
zu sprechen:
Denn an so winterige Winterferien
kann ich mich in den letzten
zwanzig Jahren nicht erinnern.
Heute früh zogen sich schon Spuren
von Kinderskiern durch die Gassen der Stadt
und die Menge an Schnee-
frauen, -männern, und -burgen,
die in der nächsten Woche entstehen wird,
ist nicht abzusehen.
Hausaufgaben sollte es auch keine geben,
und Schneeballschlachten,
ganz ehrlich,
sind doch erste,
auf das man verzichten kann.
Aber die Bezeichnung passt einfach
in mehrfacher Hinsicht nicht.
Zunächst ist der Begriff
ja bereits besetzt:
Er stammt von der amerikanischen
Schriftstellerin Gertrude Stein,
die ihn, der Legende nach,
in einem Gespräch mit ihrem Freund
Ernest Hemingway geprägt hat,
womit die Kinder des Ersten Weltkrieges
gemeint waren, oder:
die Schülerinnen und Schüler
in den 1920er Jahren.
Es sei hier nur kurz erwähnt,
dass diese nicht nur ebenfalls
eine Jahrhundertpandemie
miterlebt hatten,
sondern auch in den Trümmern
der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts
zur Schule gegangen sind.
Es fällt auch hier bereits schon auf,
dass es nicht
sie selbst waren,
die sich diesen Namen gegeben hatten,
sondern die Generationen vor ihnen
(Stein war zu diesem Zeitpunkt Mitte 40,
Hemingway Anfang 20).
Der Vergleich hinkt also auf beiden Beinen,
aber dazu gleich noch mehr.
In anderer Hinsicht nämlich
ist die Bezeichnung nicht nur
nicht hilfreich,
sondern sogar kontraproduktiv.
Wie demotivierend kann
ein historischer Vergleich
denn bitte sein?
Und nicht nur die Familienministerin
stellt immer wieder
das Leid der Kinder
in den Vordergrund,
wenn sie erneut
Kita- und Schulöffnungen fordert.
Die Melodie passt einfach zu gut
zur allgemeinen Stimmungslage
all jener, die sich eben nicht
zur verlorenen Generation zählen,
sondern zu denjenigen,
deren vermeintliche Leistungen
gerade auf dem Spiel stehen,
oder die einfach nicht ausgelastet sind
und eh schon immer sensationsgeil waren.
Mit Hilfe einer kleinen Polemik
(mein erster ernst gemeinter Versuch)
soll das Phänomen weiter erklärt werden.
Der aus Funk und Fernsehen bekannte
Serdar Somuncu hat sich Ende Januar
in den Chor der Bildungssystemkritiker
eingereiht und auch seinen
neunmalklugen Honigsenf
dazu gegeben.
Seinen kleinen Empörungstext
hat er maximal reißerisch
„+++Unsere verlorenen Kinder+++“
übertitelt.
Er räumt der „verlorenen Generation“
darin zwar noch die Chance
auf eine „Aufholjagd“ ein,
spricht aber von „sozialen Mängeln“
und einem „Bildungsdefizit“,
das „kaum noch aufzuholen ist.“
Und das alles in einem Satz.
Ansonsten liest man hier nur
das gewöhnliche Gedöns,
das in allen Meinungsmagazinen
sonst auch zu lesen ist.
Auf die „sozialen Mängel“
kommt er nicht mehr zu sprechen,
dafür folgt über zwei Drittel des Textes,
oh Wunder, ein fast schon
totalitäres Plädoyer
für digitalen Unterricht.
Somit bleibt auch seine einzige Forderung
am Ende die nach schnellem Internet für alle.
Das alles zeigt nicht nur,
dass Serdar Somuncu keine Ahnung hat,
sondern auch, dass er lediglich
Trittbrettfahrer einer öffentlichen Diskussion ist,
zu der er nichts substanzielles beizutragen hat.
Den besten Beweis liefert er auch selbst:
Auf seinen schiefen Vergleich hin angesprochen
postet er einen Spiegelartikel
aus dem letzten Jahr,
in dem Angela Merkel zitiert wird,
die von der derzeitigen Situation
als größter Krise
seit dem Zweiten Weltkrieg sprach.
Zwei Dinge:
„Seit“ ist noch lange nicht „wie“,
und die „verlorene Generation“
war eine andere.
Und immerhin hatten die es geschafft,
kurz nach dem Ersten Weltkrieg
gleich noch einen Zweiten anzuzetteln.
Aber vielleicht hat der Serdar ja auch
nur so ne geile, paradoxe
Dialektiknummer abgezogen,
bei der man auf die
eigentliche Aussage nur kommt,
wenn man immer das Gegenteil
seines Jammerliedes
mitdenkt.
In diesem Fall:
Danke, für nichts.
Als kleinen Nachschlag
wollte ich bis gestern noch
den viralen Hit dieser Sat.1-Moderatorin
zerlegen, aber
das hat mir der Volksverpetzer
bereits bravourös abgenommen.
„We learned to stop
staring at the floor.
We learned to stop
hoping it would offer us
our guidance anymore.
There was a turn
before you froze.“
(Invalids: Satellite. 2014.)
Lawinenabgang in Torfhaus!
(Fake News!)
Schneeverwehungen in der gesamten Stadt.
(Keine Fake News.)
Mit dem Schippen kommt man gar nicht hinterher,
also lieber vorerst drinnen bleiben!
Angeblich sind Puzzles ja wieder da.
Laut Telefonat mit London
vorerst nur in England,
aber von dort werden Trends
ja immer gerne aufgenommen.
Bisschen Tee dazu,
vielleicht noch gute Musik:
Fertig ist der gemütliche Nachmittag;
wenn es denn schon den ganzen Tag
ununterbrochen schneit.
Das 3000. Comeback
feiert wohl auch das Schachspiel.
Was der Erfolg von „Queens Gambit“
damit zu tun hat, das wäre
noch mal eine andere Geschichte,
aber die ist sowieso schon
mindestens 48 mal erzählt worden.
Jede Zeit kriegt die Spiele,
die sie verdient hat.
Weswegen London aber
eigentlich angerufen hatte:
Es ging noch mal um
den Oxford/Astra-Zeneca Impfstoff.
Man freue sich,
dass der jetzt auch verimpft werden kann,
wundere sich aber über die schlechte PR.
Immerhin ist es das erste Vakzin,
bei dem eine mehr als 50prozentige Wirksamkeit
auch gegen die Übertragung ertestet wurde.
Ob das denn keine guten Nachrichten seien.
Ja, im Vergleich mit den anderen Herstellern
sind gute 70% Wirksamkeit gegen
schwere und mittlere Verläufe,
und also vor allem gegen das Sterben,
eher so mittel.
Dafür kann man es bequem im Kühlschrank lagern
und genug Zeit zwischen zwei Impfungen
ist auch (bis zu 12 Wochen).
London könne übrigens überhaupt nicht verstehen,
warum „Impfgegner“ eigentlich
so ein großes Thema sein sollten,
im UK habe man eine Impfbereitschaft
von über 85%.
Ja, und trotz allem könne man wieder
hoffnungsvoller in die Zukunft schauen,
als noch zu Beginn des Winters.
Dass darüber so wenig geschrieben würde,
das betonte London noch mal,
das stimme sie very sad.
Und das mit der „lost generation“
das sollten wir auch mal lassen,
das wäre, sagt London, Bullshit.
Auch in den österreichischen Zeitungen
wird übrigens vehement
und ausdrücklich davon gesprochen,
dass es keine verlorene Generation gibt.
Dann doch lieber den „Ritt auf der Rasierklinge“,
denn ab morgen öffnen dort schon wieder die Schulen.
Die mutigen Kinder werden das schon hinkriegen.
Klingt aber auch irgendwie nicht richtig…
Die Verlorenheit dieser
angeblich „verlorenen Generation“,
besteht also nur darin,
dass sie von zu vielen so benannt
oder ausdrücklich nicht benannt wird.
Im Grunde genommen von allen,
außer ihnen selbst.
Was soll das ganze Gerede dann?
Denn es ist schon heftig,
was gegen die so aufgefahren wird,
wenn als einzige Lösung nur angeboten wird,
ihnen noch mehr digitalen Schrott zu verkaufen.
Die wissen selbst am besten,
dass sie nicht noch mehr davon brauchen.
Gestern noch waren zu viele Bildschirme
Teufelszeug, das immer dann herhalten musste,
wenn wieder mal ein Grund gesucht wurde,
der erklärt, was denn nur mit Kindern los sei.
Nur noch Entwicklungsstörungen,
„Psychische Probleme“,
nur noch Bildungsdefizite
und andere gesellschaftlich
schlecht bekömmliche Dinge.
Wer redet denn hier ständig von Verlustangst?
Doch nur die Menschen,
die befürchten, die nächste Generation
könnte irgendwie „beschädigt“ sein.
Und nicht so vorbildlich
wie sie selbst.
Wer soll denn dann die ganze
schmutzige Arbeit machen,
wenn die jetzt alle gerade lernen,
wie wir in dieser Scheiße gelandet sind?
Und zwar eben momentan nicht in der Schule,
sondern hier im Internet
(und ja, die können das ziemlich gut bedienen):
Ein einziger Crashkurs an Zeitgeschichte,
Naturwissenschaft, Kultur und Politik.
Um den Bildungszuwachs
braucht sich wirklich niemand Sorgen zu machen.
Also muss woanders dran rumgebastelt werden,
damit die Kinder nicht irgendwie „kaputt“ gehen.
„Dein Vater ist kaputt.
Aber du bist es nicht.
Zerbeult und verbogen.
Und vielleicht nicht ganz dicht.
Aber irgendwo darunter bist du seltsam ok.
Beinah unversehrt unter allem, was weh tut.“
(WSH. Kaputt. 2007.)
Aber ganz so einfach ist es natürlich
wie immer nicht.
Dass dieses Schuljahr nicht
so abgerechnet werden kann,
wie die letzten mindestens 30,
das ist auch den Verantwortlichen klar.
Und um jetzt hier
selbst nicht auch bloß
rumzukritteln,
mal wieder ein ungebetener Vorschlag
aus der Provinzlehrerecke:
Es ist ja bereits Fakt,
dass eine Wiederholung des Schuljahres
nicht auf die Schulzeit angerechnet wird
(auf Deutsch: man darf einmal mehr „sitzen bleiben“).
Das ist prinzipiell schon mal nicht verkehrt,
vor allem wenn man „Ehrenrunden“
nicht als Weltuntergang,
sondern als Gewinn ansieht
(Ich kenne dutzende positive Beispiele).
Aber:
mal angenommen, nur 20%
der Kinder würden das machen
(wahrscheinlich wäre es
für noch mehr noch besser),
würde das einen Rückstau bedeuten,
also vollere Klassen.
Und, na ja, das ist eben
auf mehreren Ebenen
problematisch bis unmöglich
(Stichwort: Lehrermangel).
Man könnte auch das machen,
was im Pädagogenjargon
„mit durch schleifen“ heißt.
Nur dass es eben nicht
an normalen Umständen gelegen hat
(Lernschwierigkeiten, Faulheit, allgemein: Kindsein),
sondern eben höhere Gewalt ist.
Und wenn man schon
bei der „Verlorenen Generation“ bleiben möchte,
dann könnte einem auch auffallen,
dass es bei denen eine Lösung gab.
Nämlich die Notversetzungen
(während des Krieges sogar ein Notabitur,
also gar keine Prüfungen).
Als nächstes könnte man sogar
über eine Ausdünnung,
bzw. Optimierung des Lehrplans nachdenken,
mir würden da spontan so einige Sachen einfallen…
Und, verdammt noch mal,
sollten sämtliche (Möchtegern-)Entscheider
mit der, nicht über
die nächste Generation reden.
Die, die gerade freiwillig
mit ihren Eltern spazieren gehen,
und die das sehr wohl
auch mit ihren Freunden tun,
und sich nicht ständig darüber beschweren,
dass es nur die wirklichen Freunde sind,
mit denen sie sich da wirklich treffen.
Die ständig miteinander in Kontakt stehen,
die über die gleichen Dinge
lachen und weinen,
die in die selbe Welt hineinwachsen,
die miteinander (online) spielen
(manchmal sogar Schach),
die telefonieren,
die sich ver- und entlieben,
die jung sind
und deswegen
die Dinge leicht nehmen.
1000 Puzzleteile zusammensetzen?
Kein Ding.
Die Eltern an Mülltrennung erinnern?
Ganz normal.
Sich an Hygieneregeln halten?
Wieso denn nicht?
Die Hoffnung nicht verlieren?
Was denn sonst?
Die nächste Generation
ist noch am Entstehen
und definitiv besser als ihr Ruf.
Und wir können froh sein,
dass sie diesen nicht auf eine Weise
bestätigen müssen,
wie die „Verlorene Generation“
es musste.
Ein kleines Beispiel noch zum Schluss.
Dass man denen schlecht
ein X vors U machen kann,
zeigen die Proteste in rot
gegen den Militärputsch in Myanmar
(ja, da ist auch Pandemie).
Mehrheitlich werden die
von jungen Menschen getragen,
denen man ihre Verlorenheit
aber mal so gar nicht ansehen kann.
Woher nehmen die nur diesen Mut?
Kleiner Tipp:
Moderne Weltliteratur,
die nur auf ganz wenigen
deutschen Lehrplänen steht,
dafür aber als Buch, als Film,
als Meme
im Internet.
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