Ich hatte in der letzten Episode ja angekündigt,
mal etwas mehr über
Boris Reitschuster
zu schreiben.
Aber nur etwas mehr,
denn mit dessen Schlagzahl
würde ich eh nicht mithalten wollen.
Für alle, denen der Name jetzt gar nichts sagt,
kurz sein Hintergrund:
Wie sein struktureller Vorgänger Ken Jebsen,
ist Reitschuster tatsächlich richtiger Journalist.
Irgendwann,
wegen irgendwas,
irgendwo rausgeflogen
und seit dem
auf eigene Faust unterwegs.
Im Namen des Grundgesetzes,
der Meinungsfreiheit,
natürlich gegen die da oben
und, wie Jebsen, immer dicht
an der Grenze
zur offen antisemitischen Propaganda.
Allerdings mehr so passiv-agressiv,
seine Leser haben gelernt,
was gemeint ist.
Einiges allerdings unterscheidet ihn
vom Antisemiten mit Waldorfhintergrund:
Reitschuster sitzt in der Bundespressekonferenz.
Ähnlich wie Tilo Jung
stellt er dort unbequeme Fragen.
Im Gegensatz zu diesem aber
ausschließlich solche,
für die es chronischen Applaus
aus dem völkischen Lager gibt.
Momentan zählt sein Blog
5-6 Texte pro Tag.
Beeindruckend.
Am Beispiel des offensichtlichen
Justizskandals in Weimar
hätte ich gleich mal ein paar Anmerkungen
zum „Klartextjournalisten mit Herzblut“.
Damit ihr euch aber erst mal
noch ein besseres Bild machen könnt,
hier eine kleine Zusammenstellung
von Titeln seiner Texte;
ich denke es wird schnell klar,
woher der Wind weht:
„Bundesregierung für Pressefreiheit – aber nicht in Deutschland“
„Widerstand von Eltern und Lehrern formiert sich“
„Dreister Betrug bei der Tagesschau“
„Framing oder Totschweigen“
„Gebt den Kindern ihre Unschuld zurück“
„Kulturtod ohne Trauernde“
„Hat der Staat versagt?“
Da lacht das antidemokratische Herz.
Auffällig ist weiterhin,
dass er ziemlich oft die Ex-irgendwas zitiert,
den Ex-Beamten,
eine Ex-Richterin,
einen Ex-Vorstand,
eine Ex-Verantwortliche.
Die totgeschwiegenen, die gecancelten,
Leute wie er selbst,
wie Nicolai Nerling
oder eben Ken Jebsen.
Ich sag mal so,
wer von sich behauptet,
Klartextjournalist zu sein,
dann aber eine der Ursünden der Berichterstattung
quasi im Stundentakt begeht,
der braucht sich wirklich nicht beschweren.
Und für genügend Spendeneinnahmen
scheint es ja immerhin zu reichen.
Jetzt dann zum angekündigten Justizskandal,
der wenig überraschend
in Thüringen stattgefunden hat.
Reitschuster war einer der ersten,
der die Story breitgetreten hat,
auch um gleich noch
die Cancel-Keule schwingen zu können;
als wahrer und einziger (?) Retter der Fakten.
Folgendes war passiert:
Am 8. April urteilte ein Richter in Weimar
zugunsten einer Mutter,
die gegen die Infektionsschutzauflagen
in den Schulen ihrer Kinder geklagt hatte.
Mit einem 178 Seiten langen Gutachten
wurde das Urteil begründet.
Seit Montag wird diese Begründung
öffentlich als das zerlegt, was sie ist:
Ein schlechter Witz.
Das aber ist Reitschuster
schon nicht mehr wichtig,
denn es gibt ja noch so viele andere Sensationen
im Kampf gegen Merkel zu berichten.
Das ist es, was ihn genau unseriös macht:
Er bleibt an seinen Storys nicht dran.
Muss er auch nicht,
schließlich verdient er mit Empörung sein Geld,
und nicht mit dem Versuch, die Wahrheit zu berichten.
Denn dazu hätte auch gehört,
dran zu bleiben
und sich gegebenfalls zu korrigieren.
Denn schon zwei Tage
nach seiner Sensationsmeldung,
berichtet die Thüringer Allgemeine,
dass eine Anwältin zuvor auf Telegram
Kläger für eine solche Klage gesucht hatte,
zufällig ausdrücklich solche,
deren Nachnamen mit genau den Buchstaben beginnen,
für die der besagte Richter zuständig ist.
Die 178 Seiten waren also
ziemlich wahrscheinlich
schon vor der Klage fertig.
Da Boris aber schon wieder
zehn neue Artikel schreiben musste,
denn ohne Content keine Spenden,
ist ihm diese nicht unwichtige Entwicklung
wohl entgangen.
Oder auch nicht:
Denn genau als die Meldungen
über den Skandal nicht mehr zu übersehen waren,
macht Boris nicht das richtige,
nämlich sich korrigieren,
sondern, wie man das eben
als Empörungsprofiteur so macht,
er legt nach:
Neues Hammer-Urteil in Weilheim!
Eine Stelle dieses Textes zitiere ich hier mal ausführlich,
den Rest überlasse ich Euch,
es fasst Reitschusters journalistischen Ansatz (Konterframing)
ziemlich treffend zusammen:
„Die ähnliche Entscheidung des Amtsgerichts Weimar von vergangener Woche war in vielen großen Medien totgeschwiegen worden. Erst nachdem auch auf reitschuster.de darüber berichtet worden war, griffen einige der großen Medien die Entscheidung auf. Sie betrieben dabei aber heftiges Framing, das man auch als Gerichtsschelte auffassen kann.“
Danach folgt dann noch
eine digitale Kopie des Urteils aus Weilheim,
das allerdings Ladehemmungen hat,
und dann, was sonst,
sein Paypal-Link und eine Menge Werbung.
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