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… Stuck in Reverse (S10:Ep13)

von | 2024 | 11. Mai | Die Serie, Staffel 10 - But Here We Are ...

Bild: Christine Knappe: Back from Galapagos. Rostock, 2024.

 

 

„ ,Schau mal‘, gurgelte die alte Morla, ,wir sind alt, Kleiner, viel zu alt. Haben lang genug gelebt. Haben zu viel gesehen. Wer so viel weiß wie wir, dem ist nichts mehr wichtig. Alles wiederholt sich ewig, Tag und Nacht, Sommer und Winter, die Welt ist leer und ohne Sinn. Alles dreht sich im Kreis. Was entsteht muß wieder vergehen, was geboren wird, muß sterben. Hebt sich alles auf, das Gute und das Böse, das Dumme und das Weise, das Schöne und das Häßliche. Ist alles leer. Nichts ist wirklich. Nichts ist wichtig.‘ “

(Michael Ende: Die unendliche Geschichte. 1979)

 

So.
Schon wieder erst Samstag.
Was so eine kurze Woche
also auch noch bewirken kann:
#DieDoppeltenZwanziger
nehmen schon wieder einen Gang raus
und lassen sich die üppige Maisonne
auf die Finger scheinen.

Und?
Wer hat den Logikfehler
in Morlas lebensmüdem Lamento entdeckt?
Genau,
nur weil alles sich „ewig wiederholt“,
muss alles nicht „leer und ohne Sinn“ sein.
Da spricht nur der Überdruss.
Und wahrscheinlich auch der Frust darüber,
dass wir Nichtschildkröten,
trotz besseren Wissens
und eben nicht aus Fehlern lernend,
die selben immer und immer wieder begehen.
Was damit gemeint ist,
davon wird auch diese Episode
ein weiteres Lied singen.
Denn wir wissen ja nur allzu gut,
auf was wir da wieder zusteuern.

Gut,
wäre das also erneut geklärt.
Dann also,
absolut nichts neues:
Rückwärtsgang rein.
Wo waren wir zuletzt?
Ach ja:
Dresden,
2024/1924.
Nach dem ersten Zugriff der neuen Schwarzhemden
stellt sich am Montag ein 17jähriger
selbst der Polizei,
seine Mutter hat ihn zur Wache geschleppt.
Nur Stunden später
sind auch die anderen drei (gleichaltrigen) Schläger
identifiziert und vorübergehend festgenommen.
Am Nachmittag sind alle wieder auf freiem Fuß,
ihre Spuren führen überraschenderweise
in die Rechte Szene.
In Dresden
hat sich also eine neue Fascho-Einsatztruppe vorgestellt:
Die „Endland Revolte“.
Wenn „Hinterland-Revolution“
einfach zu viele Buchstaben hatte.
Aber auch der Freistaat reagiert:
Das LKA stellt eine „Schnelle Eingreiftruppe“;
bis zum Deutschen Herbst
ist noch Zeit zum Trainieren.
Sogar im Bundestag wird was gefordert:
Wie wäre es mit einem neuen Straftatbestand?
„Bedrohung von Mandatsträgern“,
zum Beispiel.
Bedrohung von Menschen
reicht auch nicht mehr.
Im Zuge dessen
kommen noch viel mehr Übergriffe ans Licht,
und am Dienstag kriegt dann auch noch
Franziska Giffey öffentlich Nackenschläge:
Ein „verwirrter Rentner“
ist das nächste Opfer
des stochastischen Terrorismus von rechts.
Und was rechte Rentner ja auch besonders gut können,
das ist, sich die Welt so zurechtzuerklären,
wie es ihnen anscheinend zustehe:
Die erste Zeugenaussage im „Reichsbürgerprozess“
setzt direkt neue relativistische Maßstäbe:
Umsturzpläne?
Mitnichten!
Terrormiliz?
Ih-wo!
Das ganze sei doch nichts anderes
als legitimer „Katastrophenschutz“ gewesen!
Grundgesetz zum Notstandsgesetz gemacht,
so einfach ging das doch auch früher schon.

Auch die AfD in ihrem Lauf,
hält momentan auch niemand auf;
und warum sollten wir das auch?
In Bayern fliegt das nächste
verzichtbare Arschloch aus der Partei,
wahrscheinlich, um dann wieder
unverkrampfter Nazischeiße abziehen zu können,
der Halemba ist noch jung.
Aber auch das hilft momentan nicht bis gar nicht:
Bundesweit liegen die Faschos nur noch bei 15%.
Seit Bekanntwerden der „Potsdamer Konferenz“
sind das glatte 7% Rückgang,
als ein gutes Drittel,
in nicht mal vier Monaten.
Rückentwicklungen können so schön sein.
Da kann sich sogar „die Antifa“
noch zu einer „Störaktion“
gegen die AfD in Stuttgart „bekennen“,
für die Faschos sieht es gerade nach Absturz aus,
und der Sommer ist noch lang.

Und damit zum anderen Rechtsruck.
Auf Regierungsebene
scheint fürs nächste Jahr
soweit alles festzustehen:
Die CDU wählt Merz mit 90% wieder,
auch wenn Linnemann noch mehr Zustimmungswerte hat,
aber der hat ja kein Kanzler werden zu wollen.
Die Reihen schließen sich
bei der „Partei der Zeitenwende“;
als ob Merz die selber ausgerufen hätte;
„Wir rücken nicht raus aus der Mitte!“;
als ob die CDU da etwa wäre.
Denn „weltoffener Patriotismus“
gepaart mit
„deutscher Leitkultur“,
das kann man auch anders verstehen.
Die Staatsmedien sind sich jedenfalls schon weitestgehend einig:
Staatstragend waren sie,
die Sätze des Merz.
Zum Beispiel dieser hier:
„Junge Besen kehren gut,
aber die alte Bürste kennt die Ecken.“

In diesem Sinne fordert die „neue CDU“
dann auch offiziell das nächstliegende:
Die Wiedereinführung der Wehrpflicht,
pardon, die stufenweise Einführung
eines „Gesellschaftsjahres“.
An dieser Stelle macht sich
die künftige, neu/alte Regierungskoalition
bereits überdeutlich bemerkbar:
Boris Pistorius dürfte im Falle eines Machtwechsels
seinen Ministerposten behalten dürfen,
schließlich ist er der mit Abstand „beliebteste Politiker“ des Landes.
Vorauseilend gehorsamst will er dann auch zeitnah
die ersten Pläne präsentieren,
um nur einen Tag nach dieser Ankündigung
mit folgendem lustigen Versprecher
die Weltpresse zu foppen:
Zu Himmelfahrt ist er in Washington, D.C.:
Als er versucht zu erklären,
dass auch er die deutsche „Schuldenbremse“
irgendwie unsinnig findet,
denn wie solle er mehr Geld für Verteidigung ausgeben,
ohne neue Schulden zu machen
oder die Steuern zu erhöhen,
kommt er auf folgende Idee:
„This is like, I don’t know how to say it
– eierlegende Milchwollsau?“
Minutenlang war das W-Lan in der Hauptstadt überlastet,
alle Journalist*innen waren auf google.

Wäre das Schattenkanzler Söder gewesen,
hätten zumindest hierzulande
alle bestätigt mit dem Kopf schütteln können.
Aber nein,
der hatte schlimmeres zu tun:
Nämlich in Rom
mit einer Faschistin anzubandeln.
Zum Einen politisch:
„Ich glaube, Ruanda ist einfach zu weit weg,
um das aus meiner Sicht vernünftig,
planbar und überwachbar zu organisieren
– auch aus unseren Grundsätzen heraus.
Aber Albanien, das ist ein europäischer Staat,
der auf dem Weg in die Europäische Union ist.
Das könnte ein Modell sein,
das für ganz Europa trägt.
Das würde ich sehr unterstützen.“
Und zum Anderen privat:
Er brüstet sich tatsächlich damit,
jetzt die Nummer von Giorgia Meloni zu haben.
Die Achse München-Rom steht also auch wieder.

Genug Alt-Faschismus wieder aufgewärmt
für heute.
Rückwärts geht es aber auch in den USA,
und das will was heißen.
Nur die Boyscouts (Pfadfinder),
die gehen neue Wege.
Die benennen sich nämlich um,
in „Scouting America“,
und Girls (und alle dazwischen und außerhalb)
dürfen jetzt auch mitwandern.
Das Konservative Nordamerika
steht kollektiv vor einem Rätsel:
Wie sollen die Boys denn jetzt lernen,
Boys zu sein?
Richtige Boys,
wie die Präsidentschaftskandidaten
es doch auch mal waren,
bevor sie zu den mächtigsten Männern der Welt wurden.
Männer, die vor Gericht sitzen
und miterleben dürfen,
wie Stormy Daniels
auch noch ihr letztes Stückchen Hässlichkeit
ins US-amerikanische Bewusstsein zerrt.
Männer, deren Söhne
sie zu ihrer Ehrenrettung erzogen haben,
die dann aber,
wie im Falle Barron Trumps,
die erste Gelegenheit nutzen,
ihnen in den Rücken zu fallen.
Der sollte nämlich Florida als Delegierter vertreten,
wenn der nächste Präsident gekürt wird.
Er hat dankend abgelehnt.
Oder aber Männer
wie Bernie Sanders,
die schon lange
nur noch mit wärmenden Handschühchen
im Senat sitzen können,
um wenigstens das allerschlimmste noch zu verhindern
und trotz ihres biblischen Alters
noch ein paar mehr Jahre im Amt verbringen müssen.
Oder eben Männer,
denen mal wieder viel zu spät einfällt,
dass nun mal niemand davor gefeit ist,
die Menschenrechte zu brechen;
Joe Biden gibt den Demonstranten an den Universitäten
also doch auch irgendwie recht.

Zu Beginn der Woche
ruft die israelische Regierung dazu auf,
dass 100.000 Menschen
Rafah in Richtung Ägypten verlassen sollen,
die Zeltstadt auf dem Sinai ist also bezugsfertig.
Gleich um die Ecke,
in Kairo,
stimmen die Hamas
den neu vorgeschlagenen Bedingungen zu,
aber das waren aber wohl
nicht Israels Bedingungen,
und am späteren Abend
beginnt die Offensive.
Aber wohl noch nicht die Großoffensive,
das wissen nämlich jetzt die USA,
außerdem schießt selbst der Islamische Dschihad
nicht mehr kraftvoll genug zurück.
Die IDF besetzen zuerst
die beiden größten Grenzübergänge des Gazastreifens
und lassen nichts mehr durch.
Die USA stellen umgehend alle Waffenlieferungen ein.
Die ersten Kliniken schließen binnen weniger Stunden.
Die IDF sprengen medienwirksam Hamas-Tunnel.
Für die versprochenen 100.000 Menschen
(von knapp zwei Millionen)
wird eine „humanitäre Zone“ eingerichtet.
Aber das überzeugt selbst die USA nicht mehr
und Biden stellt die Frage in den Raum,
ob Israel da nicht vielleicht doch
gegen irgendein humanitäres Recht verstoße.

Das allerdings interessiert die Repression
nicht im geringsten.
In Oxford und Cambridge,
und in Amsterdam,
werden die Demonstrationen gewaltsam aufgelöst.
Das einzig verbliebene Argument:
Antisemitismus.
In Oxford, Cambridge
und in Amsterdam.
Das wäre ja wirklich mal was neues.
In Kopenhagen anscheinend nicht,
denn da wird die Shoah-Gedenkstätte
geschändet.
Unter anderem mit einer Palästinaflagge.
Und als ob das alles
nicht schon bescheuert genug wäre,
fliegt dann auch noch der niederländische ESC-Kandidat
vor dem Finale in Malmö raus.
Warum?
Wegen gleich zwei Gründen,
die eigentlich einer sind,
nämlich Arschlochsein:
Erst fällt er der israelischen Kandidatin
bei der PK andauernd unnötig ins Wort,
dann vergreift er sich
hinter den Kulissen
an einer Mitarbeiterin.
Selbst der ESC
ist jetzt also
in der Wirklichkeit angekommen.

 

Kriegsprotokoll. Schreibtisch. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe.
Woche 115.
50.000 Soldaten vor Charkiw. Sonntag: Die gegenseitigen Drohnenangriffe halten weiter an. Selenskyjis orthodoxer Osterstunt vor der Sophienkathedrale: „Gott trägt ein Abzeichen mit der ukrainischen Flagge auf seiner Schulter. Mit einem solchen Verbündeten wird das Leben definitiv über den Tod siegen.“ Montag: In Belgorod sterben sechs Zivilisten nach ukrainischem Raketenbeschuss. Moskau kündigt einen Test seiner Atomstreitkräfte an, als Antwort auf Macrons Überlegungen zu westlichen Bodentruppen in der Ukraine. Der Westen ist empört. Der ukrainische Außenminister fordert Europa zur Umstellung auf Kriegswirtschaft auf. Die russischen Streitkräfte haben die Kontrolle über die Dörfer Solowjow und Kotljariwka übernommen. Pistorius fordert eine Erhöhung seines Etats um mehrere Milliarden. Moskau droht dem UK mit Angriffen, sollten britische Raketen gegen Russland eingesetzt werden. Polen bezahlt für Starlink-Systeme in der Ukraine. Dienstag: Putin wird erneut als russischer Präsident vereidigt. Belarus beginnt mit Übungen mit Atomwaffen. Mittwoch: Lwiw und Kiew werden bombardiert, Gasspeicher und Wärmekraftwerke werden beschädigt. Das gleiche geschieht in Poltawa, Kirowohrad, Saporischschja, Iwano-Frankiwsk und Winnyzja. Auch der Bahnhof in Cherson wird getroffen. „Wenn der Westen die Militärlieferungen an die Ukraine einstellen würde, wäre der Krieg in nur zwei Wochen beendet“, sagt die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. Selenskyj hält dagegen: „Vor 80 Jahren kämpften Millionen von Ukrainern, um den Nazismus für immer zu besiegen. Doch heute stellen sich die Ukrainer erneut gegen das Böse, das wiedergeboren wurde, wiedergekommen ist und uns erneut vernichten will.“ Kysliwka und Nowokalynowe sind die nächsten Dörfer, die „befreit“ werden. Das ukrainische Parlament billigt die Mobilisierung von Strafgefangenen. Am Abend wird die Stromversorgung des Landes eingeschränkt. Donnerstag: Ukrainische Artilleriegeschosse treffen Belgorod, in Krasnodar brennt eine Raffinerie, am Ural gleich zwei. Odessa steht ebenfalls unter Beschuss, in Nikopol (am Dnipro) sterben Zivilisten. Selenskyj entlässt nach einem vereitelten Mordanschlagsversuch den Leiter seiner Leibwache. Freitag: Gegen Mittag beginnt die Bodenoffensive auf Charkiw, bis zu 50.000 Soldaten stehen dort an der Grenze, die Ukraine hat den Angriff erwartet und schickt deswegen schon jetzt weitere Soldaten an die Front im Nordosten. In Luhansk treffen ukrainische Geschosse ein weiteres Öldepot. Samstag: Die Grenzstadt Wowtschansk wird dem Erdboden gleichgemacht. 1.000 weitere Menschen werden aus Charkiw evakuiert. Die Ukraine antwortet mit Drohnenbeschuss, der kaum Schaden anrichtet. An neun verschiedenen Orten rund um Charkiw wird simultan gekämpft. Am frühen Nachmittag meldet die russische Armee die Einnahme von mehr als der Hälfte davon.

 

Und irgendwo mitten im Kriegslärm
sollen dann auch noch
der 8. und 9. Mai
gefeiert worden sein.
Tja, gibt’s nichts mehr zu feiern dran, wa?
In Berlin jedenfalls
war an allen verdächtigen Stellen
sämtlichste Sowjetverherrlichung
streng untersagt.
Alles andere eher nicht so explizit.
Lenin, Stalin, Gorbatschow, Putin, Xi;
Egal alles,
aber Hauptsache kein Rot.
Im Treptower Park
lagen trotzdem
Rosen und Nelken.
Mir reicht das.

Gut,
der Deadline scheint es auch zu reichen,
denn die möchte nochmal zurück auf den Balkon,
noch ein paar letzte Sonnenstrahlen tanken,
nächste Woche kommt der Regen zurück,
vielleicht.
Der April jedenfalls,
auch wenn man es kaum glauben mag,
war mal wieder der wärmste April aller Zeiten.
Und während hier allerfeinstes Feiertagswetter herrscht,
steht jetzt auch Brasilien unter Wasser,
auch dort finden die Fluten keinen Halt.
So wie auch in Afghanistan,
wo Sturzfluten ungezählte Existenzen vernichten.
El Nino heizt die Atmosphäre immer weiter auf.
ACAB kühlt sich derweil die nackten Füße an den Stränden von Fidschi,
die es in wenigen Jahren nicht mehr geben wird,
und träumt von damals,
als es noch glaubhaft erschien,
wir könnten aufhalten,
was wir selbst in Gang gesetzt haben.
Da sind dann auch Meldungen,
dass die Welt im letzten Jahr
bereits mit 30% erneuerbarer Energie gehaushaltet hat,
weniger als der Regentropfen in der Wüste.
Und weil die Wut sich ja irgendwo noch entladen muss,
wird beim „Marsch auf Grüneheide“
Tesla vor die Tore geschissen.

Hier im Harz aber alles top wie selten:
Der „Männertag“ kann also in Zukunft
verlässlich bei bestem mallorcinischen Frühlingswetter
begangen werden,
und die Flugzeugdichte
am Himmel über den Bergen
war noch nie dichter.
Und damit das auch aussichtsmäßig so bleiben kann,
bläst jetzt hier der „Gegenwind-Nordharz“,
eine ganz neue Bürgerbewegung,
die angeblich den heimischen Rotmilan
vor dem Getötetwerden
durch zu viele Windräder schützen will.
In diesen Kreisen ist es dann auch,
in denen sich das neueste Hirngespinst
der Weltuntergangspoeten vom rechten Rand
gerade ausbreitet:
„Es wird keine nächste Bundestagswahl geben!“
Glaubt mir,
ich habe in aller Freundschaftlichkeit
versucht rauszufinden,
warum das so sein söllte,
aber mehr als
„wegen denen da oben,
die wollen das doch gar nicht“
ist am gemütlichen Gartenfeuerchen
niemandem eingefallen.
An Himmelfahrt
machen Gespräche über Politik
aber auch selten Sinn.
War noch nie anders.
Alles wie immer.
Morla,
ich kann dich doch verstehen…

Aber was,
wenn die Zeit vielleicht doch
nicht einfach nur im Kreis vergeht,
sich alles eben nicht immer nur wiederholt,
sondern wenn sie sich,
so wie es ihr beliebt,
mal vorwärts
und mal rückwärts verläuft,
und wir also nie wissen können,
welche Wiederholung es ist,
auf die wir als nächstes zusteuern,
nur dass wir sie dann
eben rückwärts erleben würden…

Was aber auch niemanden daran hindert,
das alles ganz anders zu erleben.
Die Gen Z/Alpha zum Beispiel.
Denn die entdecken gerade
die Tagesschau ganz neu für sich:
„Wie Tik Tok,
kurze Videos und so,
bloß dass du nicht swipen brauchst.“
Und Basketball ist auch immer noch hart am Trenden:
Neben dem ausgeuferten Sneakermarkt
wächst gerade der nächste heran:
Mini-Sneaker zum Sammeln,
neben den altbewährten Trading Cards.
Jungs wissen inzwischen,
wer Caitlin Clark ist,
und Mädchen wissen schon länger,
wer Luca Doncic ist.
Die eine Ära endet,
wenn die nächste beginnt.
Luca bringt die Crowd in Oklahoma zum Schweigen,
und Anthony Edwards ist der nächste Shooting Guard,
der mit 1,98m die Welt erobert,
denn die Champions haben beide Heimspiele
gegen Antman verloren.
Sorry für den Zwischenstand,
aber Basketball gibt es halt nur im Vorwärtsgang.

Die zwei hübschesten Meldungen
dann also wieder zum Ende:
Gestern und heute Nacht
funkelt(e) der Himmel
auch hier über dem Weltkulturerbe
lila-grün.
Polarlichter illuminieren
die Dächer der Kleinstadt.
Und dann wird eben auch
endlich noch enthüllt,
wer im filmischen Remake
einer der besten Geschichten aller Zeiten
die Momo spielt.
Kasseiopeia macht es sich schonmal
im Panzer gemütlich
und wartet auf ihren Auftritt;
wenn endlich mal wieder
jemand richtig zuhört,
nachdem auch noch die richtigen Fragen gestellt wurden.

 

„Sie drehte sich um und ging rückwärts. Und plötzlich gelang es ihr, ohne jede Schwierigkeit weiterzukommen. Aber es war höchstmerkwürdig, was dabei mit ihr geschah. Während sie nämlich so rückwärts ging, dachte sie zugleich auch rückwärts, sie atmete rückwärts, sie empfand rückwärts, – kurz: sie lebte rückwärts!“

(Michael Ende: Momo. 1973)

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