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Teach, baby, teach! (S8:Ep14)

von | 2023 | 19. März | Die Serie, Staffel 8 - Fallen Leaves

Captain Obvious informiert:
Der Frühling ist da!
Das hat länger gedauert als erhofft.
Der nächste viel zu dunkle Winter
ist aber endlich überstanden,
an diesem Wochenende waren tagsüber schon knapp 20°C,
und momentan rumpelt kurz und knackig
das erste Frühlingsgewitter über die Stadt.
Es ist bereits früher Abend,
und ich komme erst jetzt dazu,
meine wöchentlichen Hausaufgaben zu machen.
Versprecht Euch also heute nicht zu viel,
das hier wird im besten Falle
ein Paradebeispiel für die berüchtige Schwellendidaktik;
nicht zu verwechseln mit der Mantelpädagogik.
Wem diese Begriffe nichts sagen,
die/der kann gerne eine/n Lehrer*in fragen,
vielleicht kennt ihr da ja wen.
Also stellt Euch bitte
über die gesamte Episode
einen durchgängig geschwungenen Zeigefinger vor;
das beste Erkennungsmerkmal eines Pädagogen,
der eigentlich was wichtigeres zu tun,
als lange irgendwelche Zusammenhänge zu erklären,
oder vielleicht noch irgendwen zu erziehen.

Die letzte Woche begann jedenfalls
fast genauso gut,
wie sie gerade endet
(nach dem Gewitter
leuchtet der Himmel rosa grau).
Denn am Montag waren erstmal alle happy.
Vier Oscars!
Für einen deutschen Film!
Vier!
Das sind mehr als genug.
Kamera, Musik, Ausstattung,
Bester Internationaler Film.
Für den einzigen Antikriegsfilm im Wettbewerb.
Es sagt alles über dieses Jahrzehnt,
dass die Gewinner des Abends
ein „Kriegsdrama“
und eine „Sci-Fi Actiondramödie“ (7 Oscars) sind.
Hot Dog Hände
und
Stellungskrieg.
Mehr muss man über 2022/2023
nicht wissen.
Der Bundes-Uhu hat allerdings noch etwas zu verbessern.
Frank Walter Steinmeier schreibt
den Produzenten von „Im Westen Nichts Neues“
ins Hausaufgabenheft:
„Ihr Film zeigt auf eindringliche Weise,
zu welch apokalyptischem Irrsinn
der Irrglaube an die Überlegenheit
der eigenen Nation
und schrankenloser Großmachtanspruch
führen können.“
Für diese Phrase gibt es 8 von 10 Punkten
auf der Karl-Kraus-Skala.
Noch lustiger geht es da natürlich auf social media zu:

Material 1:
Tweet von Sebastian Pufpaff,
TV-Total Blödel:
„Mein Sohn hat mich gefragt,
warum der Krieg Oscars bekommen hat.“

Material 2 bis 6:
– „Wie alt ist ihr Sohn?
Und nicht der Krieg hat einen Preis gewonnen,
sondern ein Film,
der die Schrecken und den Wahnsinn des 1. Weltkrieges
aus der Sicht eines jungen Soldaten erzählt.
Für mich ein Antikriegsfilm.“
– „Weil unsere Besatzer, Ähhm Befreier
auf alles geil sind
was mit Krieg zu tun hat.“
– „Lieber Herr Pufpaff,
Sie haben einen wundervollen Sohn!
Meine Frau und ich fragen uns dies ebenfalls.
Wer die Schrecken eines Krieges erleben möchte,
sollte täglich Nachrichten schauen.“
– „Es ist so ungeheuerlich,
mit einer Tüte Popcorn in der Hand
die Gräueltaten des Krieges zu betrachten
und sich dabei gruseln und gleichzeitig freuen,
nicht dabei sein zu müssen!
Perverser geht es wirklich nicht!“
– „schickt Putin eine Filmkopie,
damit er einen Eindruck bekommt,
wie es „seinen“ Soldaten an der Front geht.“

Wie ich diesen Oberlehrerton
in den Kommentarspalten finde?
Ich sag mal so:
Viel wärmer sollte es in meiner Speiseröhre nicht werden,
sonst brauche ich hier am Schreibtisch gleich einen Lappen.
Eine Antwort ist Sebastian Pufpaff übrigens schuldig geblieben.
Blödelfragen stellen
für die Reichweite.
Thema erfasst: 5-.

 

Unterdessen
versinkt Paris im Müll.
Nicht nur der Streik der Reinigungskräfte,
sondern auch der Führungsstil des Präsidenten,
haben zur Folge,
dass es gewaltig bis zum Himmel stinkt.
Macron setzt am Donnerstag die Rentenreform
einfach ohne Abstimmung durch.
Die französische Linke ist empört.
Marine LePen fordert als erste ein Misstrauensvotum.
Auf den Straßen brennen die ersten Barrikaden,
hunderte werden verhaftet.
Keine 24 Stunden später werden die Misstrauensanträge gestellt,
von links und rechts
und von den Liberalen.
Zur Stunde taumelt Frankreich;
hat aber schon ganz andere Stürme überstanden.

Aber auch im deutschen Parlament wurde es in dieser Woche hitziger.
Es ging um,
nein, nicht um was wichtiges,
sondern um die Wahlrechtsreform.
Der aufgeblasene Bundestag
soll endlich um 100 Sitze verkleinert werden.
Es haben sich über die Jahre
zu viele Überhangs- und Ausgleichsmandate angesammelt,
der Hausmeister weiß gar nicht,
wo er noch Stühle hinstellen soll.
Den Splitterparteien gefällt das natürlich gar nicht.
Am liebsten würden sie auf der Toilette randalieren,
wie so bad guys das machen,
wenn sie vom Lehrer zu recht angepfiffen wurden.
Die CSU und Die Linke sind des deswegen
ausnahmsweise mal auf einer Linie,
aus Angst, demnächst nicht mehr
auf der letzten Reihe im Partybus sitzen zu dürfen.
Es könnte allerdings wirklich sein,
dass die Verfassung was dagegen hat.
Der Hausmeister kümmert sich also erstmal
um die eingeworfenen Scheiben im Keller.
Gemobbt fühlt sich übrigens auch gerade die Bremer AfD.
Denn die Wahlleitung hat die beiden(!) Parteilisten
für die kommende Bremer Wahl abgelehnt.
Also wird es wenigstens im kleinsten Flicken des Teppichs
bald vielleicht ein wenig leerer im Parlament.
In Klassenzimmern ist die Stimmung
ja aber schließlich auch immer besser,
wenn die Störschweine nicht da sind.

Apropos leerer:
Am Dienstag stieg
der von niemandem ersehnte „Bildungsgipfel“
in Berlin.
Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger
hatte kurzfristig sehr viele Menschen an die Spree eingeladen,
gekommen waren sehr wenige.
Das Ergebnis stand auch vorher schon fest,
aber Der Spiegel fasst an diesem Wochenende
sicherheitshalber nochmal zusammen:
„Unterm Strich:
viel Show,
null (sic!) Ergebnis.“
Als Show hatte auch die geschlossene CDU/CSU
den „Bildungshügel“ im Vorfeld schon abgewatscht.
Als ginge es um nichts wichtiges.
Nur zwei Bundesländer hatten ihre Minister*innen geschickt,
der Flickenteppich bleibt Flickenteppich,
wir Länder schrubben unsere Lernstuben
bitte schön selber!
Nicht dass noch eine*r die hässlichen Flecken sieht,
aus denen das Bildungssystem
inzwischen flächendeckend besteht.
Die in der Spiegel-Titel Story beschriebenen Zustände
sind jedenfalls kein faules Cherry Picking,
um die Debatte am Köcheln zu halten:
Die Schulen brennen;
alle, bis auf ein paar wenige, sehr teure Privatschulen,
mit angeschlossenen Internaten,
in denen noch genug Feuerlöscher einstauben.
Und mehr als die Hälfte der deutschen Bürgerinnen und Bürger
haben die Faxen dicke mit dem Bildungsförderalismus,
der mehr bremst, als er die Länder auf irgendeinen Kurs bringt.
Und in denen sieht es überall so aus:
„Statistisch gesehen gebe es
Woche für Woche
für zwei Grundschulklassen
schlichtweg keinen Unterricht.
Ausfälle wegen Krankheit, Schwangerschaft, Elternzeit
nicht mitgerechnet.“
Der Spiegel war sogar in Blankenburg,
gleich hier um die Ecke.
Im Osten.
Einer Erfindung des Westens.
Der trotzdem noch immer
das bessere Bildungssystem hat;
and don’t get me even started!
An der Europa- und Ganztagsschule August Bebel
findet seit Schuljahresbeginn
„oft nicht einmal die Hälfte des regulären Unterrichts statt.“
Also doch schlimmer als im Westen.
Die Gründe für das „Schul-Fiasko“
sind noch vielfältiger
als ein Oberstufenkursangebot im Prenzlberg.
Hier nur ein random Nichtleistungskurs:
Nachwuchs.
In Sachsen-Anhalt
wurden in den vergangenen zehn Jahren
ein Viertel weniger Pädagog*innen ausgebildet,
das hatte die CDU so gewollt.
Dagegen steht in spätestens zehn Jahren
ein bundesweiter Lehrkräftemangel
von gut 100.000 ins Haus.
Das bedeutet Tumult auf den Schulfluren.
Passend dazu erklärt Starsoziologe El-Mafaalani,
warum niemand mehr Lehrer*in werden will:
„Sicherheit ist kein Argument mehr.“
Zum Schluss kommt Der Spiegel
dann noch mit dem letzten Strohhalm
um die Ecke:
„Mein Lehrer, der Roboter“.
Digitalisierung first.
Bedenken: none.
Das Lesenlernen der Zukunft
sieht also wohl bald so aus:

 

„Der neue Lehrer trägt eine kreisrunde Brille. Hat er seinen Unterricht beendet, verschwindet er einfach: IPad aus, Feierabend. Der Lehrer ist ein animierter Roboter, er heißt Bo Zwo Zwo und soll das Lesenlernen revolutionieren – ein digitaler Aushilfspädagoge, der Lehrkräfte entlastet. Das zumindest erhoffen sich seine Erfinder vom Institut für Qualitätsentwicklung in Schleswig-Holstein. – Dort können 28 Level eingestellt werden, wie in Computerspielen. Eine eingebaute Diagnostik überprüft, wer Fortschritte macht, und meldet das Ergebnis an die Lehrkraft. Die Kinder arbeiten zu zweit, damit sie sich gegenseitig kontrollieren und motivieren. In einem Schulsystem, in dem zehntausende Lehrkräfte fehlen, könnte der digitale Pädagoge Bo Zwo Zwo wirklich helfen.“

 

Ich verachte den Spiegel.
– Ein Lehrer,
der keiner ist,
trägt eine Brille.
– Ist das Spiel vorbei,
verschwindet er einfach.
– Die Lesefortschritte werden an die Lehrkraft gemeldet,
die es aber nicht gibt (s.o.).
– Aus Bo Zwo Zwo wird
innerhalb von wenigen Sätzen
aus einem Aushilfspädagogen
ein Pädagoge.
Das ist sogar für Pädagog*innen ohne Berufstolz
eine Beleidigung.
Bo Zwo Zwo ist höchstens
ein nicht ganz sinnloses Spiel.

Gut.
Dann eben die Kultusministerkonferenz,
denen fällt doch sicher mehr ein,
nur zwei Tage nach der Bildungsendmoräne.
Stark-Watzinger war auch da, zum Hospitieren,
bereitet sich aber innerlich schon auf ihre große Reise vor:
Nächstens soll es nach Taiwan gehen.
Ich vermute,
über Bildung wird da aber nur am Rande gesprochen.
Die KMK jedenfalls hat den eigentlichen Brandherd
offensichtlich übersehen,
denn um Grundschulen ging es
auch nur am Rande.
Immerhin sollen 4.000 neue Stellen geschaffen werden,
wenn Förderbedarf besteht;
ohne Bürokratie kriegt keiner was.
Wichtiger aber ist natürlich das deutsche Abitur.
Denn das gibt es ja nur auf dem Papier,
beziehungsweise auf 16 verschiedenen Papieren.
Weswegen mal wieder über deren Vereinheitlichung gesprochen wird.
Herausgekommen ist natürlich nichts,
was nicht wenigstens in den Amtsstuben für Mehrarbeit sorgt.
Es soll nur noch maximal drei Leistungskurse geben,
in Bayern werden also Oberstudienräte frei.
Auch die Anzahl der Pflichtkurse wird gestrafft.
Das wars dann auch schon,
greifen soll diese Revolution ab 2027.
Der eingebildete Ausbildungsstau wird an den Hochschulen gelöst.
Hat mensch irgendeinen Bachelor,
ist er/sie automatisch für den Master of Education qualifiziert,
muss aber irgendwelche Inhalte nachholen (Pädagogik).
Und obendrauf wird noch ein neues Schutzkonzept vorgestellt,
das sich gegen sexuelle Gewalt richtet.
Über Bo Zwo Zwo wurde nur am Rande gesprochen.

An dieser Stelle ein kurzer Report aus dem Alltag.
Auch Privatschulen bleiben nicht verschont.
Der Krankenstand ist noch nie höher gewesen.
Die eh schon zu wenigen Kolleg*innen
vertreten sich gegenseitig,
Freistunden gibt es schon länger keine.
Die gesunden machen,
bis sie selber krank sind,
oder ihre Kinder.
Volle Klassen sind die absolute Ausnahme.
Hauptursache,
Überraschung,
Covid-19.
Momentan kenne ich tatsächlich mehr Leute,
die es gerade erst hatten oder haben.
Ein What if-Szenario
geistert durch das Lehrerzimmer:
Jede*r Kolleg*in ist ab jetzt
mindestens zwei mal im Jahr
mittelschwer krank (2-3 Wochen),
und jedes Mal wird es ein bisschen schlimmer,
weil die Immunsysteme langsam zermürbt werden,
weswegen auch andere Krankheiten
leichteres Spiel haben (nochmal 2-3 Wochen).
Die Mehrarbeit trägt
zum weiteren Abschliff der Immunabwehr bei (nochmal 2 Wochen).
Das steigende Alter ebenfalls (nochmal mindestens 2 Wochen).
Wenn die Durchseuchung scheitert,
sind in wenigen Jahren
alle
immer
krank.
Covid-19 hat doch noch gewonnen.
Und Bo Zwo Zwo.

Passend zu diesem Albtraum
war am vergangenen Montag
auch der deutsche Krankenhausgipfel.
Und es bleibt nichts überraschendes zu berichten:
Eine gut gemeinte Reform
wird von Bayern, NRW und Schleswig-Holstein
verfassungsmäßig angezweifelt
und also verschleppt.
Der Flickenteppich bleibt versifft,
das Pflegepersonal bleibt auf den Knien.
Dafür gab es am Dienstag direkt
bundesweite Warnstreiks.
Ein Flickenteppich sieht anders aus;
und der „Wutfrühling“ treibt die nächsten Blüten.

 

Unterdessen:
Der Kaufhausriese Kaufhof macht dicht.
Also nur 52 Häuser,
die Premiumfilialen bleiben.
Tausende verlieren ihren Arbeitsplatz.
Sogar Robert Habeck bedauert das,
und der Markt regelt weiter.
Meta streicht 10.000 Stellen.
Im UK gehen die Hilfsorganisationen ein;
die Gelder aus den EU-Sozialfonds
werden anscheinend nicht vom Markt ersetzt.
Nach allen Regeln der Kunst
ist die Credit Suisse in Schieflage geraten,
die „neue Angst“ vorm Bankencrash
ist bereits miteingepreist;
die USB steht kurz vor der Übernahme.
Immerhin ist wenigstens noch Robert Smith
bei Sinnen, und ringt dem Markt (i.e. Ticketmaster)
einen Preisnachlass ab.
Unsere neue Freundin ChatGPT
unterzieht sich selbst einer Rosskur
und schaltet nach nur drei Monaten
auf Monetarisierung um;
schlau wie sie ist,
nicht durch Werbung,
sondern durch ehrliches Entgelt.
Wann folgt der Börsengang?
Oder ist die KI schon clever genug,
genau diesen Fehler nicht zu machen?
Singularität regelt.
Schlussgag:
Die erste Kryptobank entwickelt Bargeld.
Keine Pointe.

 

Und zack, unangekündigte Vertretungsstunde.
Bitte trotzdem weiter konzentrieren.
Also: Mathe.

Aufgabe 1:
Der russische Handelsüberschuss
lag im letzten Jahr bei 300 Milliarden Dollar.
Rechnen Sie bitte aus,
wie erfolgreich die Sanktionen
gegen den „Terrorstaat“ bisher waren.
Aufgabe 2:
Das russische Militär verkündet
die Verdopplung seines Arsenals an Präzisionsraketen.
Beschreiben Sie bitte die relationale Wahrscheinlichkeit,
dass die EU noch in diesem Jahr auf Kriegswirtschaft umstellen wird.
Aufgabe 3:
London ballert ab sofort 6 Milliarden Pfund mehr
pro Jahr
für Rüstung raus.
Wenn 3 Milliarden davon
nur für Nuklearwaffen ausgegeben werden,
welche Potenz hat dann ein Atomkrieg?
Aufgabe 3, Zusatzaufgabe:
Erstellen Sie einen detaillierten Finanzierungsplan
für das Erreichen des 2,5%-Ziels,
dass der britische Premierminister
der Nato versprochen hat.
Aufgabe 4:
China will eine „Mauer aus Stahl“ bauen.
Schätzen Sie auf einem mathematischen Wege Ihrer Wahl,
wie lange das ungefähr dauern könnte.

Sorry, Mathe ist einfach nicht mein Fach.
Könnte also sein,
dass da gerade
der ein oder andere Prämissenfehler dabei war.

Kommen wir also zurück
zum regulären Stoff:
2023.
Leistungskurs.
Halbjahresthema:
Zeitgenössische Kriegsliteratur.
Thema der geplanten Klausurersatzleistung:
Chronisten des 3. Weltkrieges.
Literaturliste:
#DieDoppeltenZwanziger.
Internet.

 

Ein Kriegsprotokoll. Schreibtisch. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe. Woche 56. Bachmut ist das Stalingrad des Ukrainekriegs 2022-2023. Das weiß jeder. Und keiner gibt es zu. Dann wäre der Krieg ja schon bald wieder vorbei. Mutter Courage konnte mit den Friedensglocken auch wenig anfangen. Marktregel. Montag: Wagner und Co. KG haben die Bakhmuta fast schon überschritten, im Zentrum wird bereits gekämpft. Die russischen Truppen rücken von allen Seiten vor. Selenskyj bleibt weiterhin zuversichtlich. Ikarus klebt am Stuhl. Dienstag: Raketen fallen auf Kramatorsk, Moskau markiert das nächste Ziel. In der Ukraine wird Kritik am Halten von Bachmut laut, trotzdem wird Nachschub rekrutiert. Über dem Schwarzen Meer kollidiert eine US-Drohne mit einem russischen Kampfjet – der russische Botschafter wird wegen Unprofessionalität einbestellt. Moskau streitet stumpf ab. Die ersten relevanten US-Medien stimmen ganz langsam auf den „Rückzug“ ein, die Washington Post, Politico, und die New York Times wird die Nummer zu heiß. Mittwoch: Der Iran, China und Russland üben gemeinsam im Golf von Oman Schiffeversenken. Der syrische Diktator Assad besucht Putin in Moskau und möchte sehr gerne noch mehr russische Truppen in seinem Land. Dann: Donner über der Ostsee! Eine Rotte deutscher und britischer Jets (Nato) fangen ein russisches Tankflugzeug über nicht Nato-Gebiet ab, weil es nicht kommuniziert habe. Die Rotte flog viel zu tief über den Strand von Hiddensee. Im kalten Moskau zittert Prigoschin, denn der möchte gerne weiter das Militär kritisieren dürfen, aber dagegen plant die Duma gerade ein neues Gesetz. Nichts Neues von der Front: Das Sterben läuft auf Hochtouren. Donnerstag: Selenskyj gibt bekannt: Russland steht kurz vorm Zusammenbrechen. In Rostow brennt darauf ein FSB-Gebäude. Und Polen liefert als erstes Nato-Land Kampfjets, und zwar vier. Bald. Freitag: Die Slowakei zieht nach, liefert auch bald alten Beinahe-Schrott aus Sowjetzeiten. Dann endlich: Internationaler Haftbefehl gegen Putin (Internationaler Strafgerichtshof), wegen Verschleppung von ukrainischen Kindern. Der Westen jubelt. Der Kreml zuckt nicht mal mit den Schulter:„null und nichtig“, der Gerichtshof ist dort nicht anerkannt (wie auch in China und den USA). Zeitgleich überschreiten russische Truppen überschreiten den Fluss im Zentrum von Bachmut. Samstag: Putin besucht die Krim und, Überraschung, Mariupol. Schön im Benz über den frischen Asphalt brettern und Leuten zum Einzug gratulieren. Der Rest der Welt ist nur noch empört. Sonntag: Auch heute von der Front nichts Neues.

 

Kampfjets über Hiddensee.
Was für eine Ellipse.
Hol ich zum Schluss nochmal raus…

Jetzt aber, endlich:
Letzte Stunde.
Nachsitzen.
Das wichtigste,
wie immer, zum Schluss.

Strafaufgabe:
Schämen Sie sich gemeinsam
mit Robert Habeck und Cem Özdemir
für deren Südamerikareise.
Gerne auch wegen des ökologischen Fußabdrucks,
vor allem aber für ihre PR-Stunts;
zum Karneval in Rio hat’s jedenfalls nicht gereicht.
Immerhin aber wenigstens für den Regenwald.
Dort sind sie angeblich
auf der Suche nach grünem Wasserstoff.
Indiana Jones und Sidekick
hoffen dabei bestimmt, auch zufällig noch
über den Heiligen Gral zu stolpern.
In Kolumbien verhandeln sie dann aber
auch gerne über neue Kohlelieferungen;
die Brockenbahn dampft
mit Wasserstoff
bestimmt nicht so schön schwarz.
Und während die USA demnächst
neue Ölfelder in Alaska erschließen,
tobt der Zyklon Freddy
über Madagaskar, Mosambik und Malawi,
hunderte verlieren ihr Leben,
zehntausende ihre Lebensgrundlage,
genau wie in Kurdistan,
wo es jetzt auch noch
verheerende Überschwemmungen gibt.

Gut.
Gleich ist dieser Glitch von Episode
also vorbei,
und ich bin schon wieder bis weit nach Feierabend
in der Nachbearbeitung hängengeblieben.
Was fehlt noch?
Richtig:
Die Hausaufgaben.

Verfassen Sie bitte zur nächsten Woche
einen fiktiven Schmähbrief
an eines der folgenden Arschl*cher.

Arschl*ch 1:
Benjamin Netanjahu.
Der Demnächst-Diktator
(das sage nicht ich,
das sagen 1.000 israelische Künstler,
in einem Brandbrief an die Bundesregierung.
Israel ist „auf dem Weg in eine theokratische Diktatur.“)
Benni ist aber trotzdem gerne in Berlin,
sagt er.
Die Vorwürfe findet er einfach nur
„absurd und lächerlich“,
überlässt es also lieber Olaf Scholz,
sich da mal „große Sorgen“ zu machen.
Ansonsten ist man sich einig,
vor allem beim Thema Iran.

Arschl*ch 2:
Donald J. Trump.
Der Frisurensohn
verkündet es einfach selbst:
Am Dienstag wird er festgenommen.
Es hat wohl ein Leak beim FBI gegeben.
Stormy Daniels und die US of A
kriegen endlich,
und viel, viiiieel zu spät
ihre Vergeltung.
Und Trump schrei(b)t
die nächsten Riots herbei.

 

… also, ich wüsste ja,
welche Hausaufgabe ich machen würde,
würde ich noch welche machen müssen…

So.
Alle Stifte fallen lassen;
heute also mal nur zwei kleine Stündchen überzogen.
Nur um wieder mal
aus der Not eine Tugend
gemacht gehabt zu haben.
In diesem Sinne:
Raus!
Zur Pause!
Aprilwetter im März
heißt: Der Winter
ist vorbei.
Der Frühling
wird kurz.
In Seeland verweilen die Kraniche
und die Kampfjets rotten sich zusammen
über Hiddensee.

 

„The rats and the children
will follow me out of town.
Rats and children
follow me out of town.
Come on, kids.“

(Radiohead: Kid A. 2000)

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