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The Final Summer (3) (S13:Ep4)

von | 2025 | 21. September | Die Serie, Staffel 13 - The Rest Of Us Just Live Here

Bild: Schere, not Schere!

 

 

So,
was muss das schön gewesen sein,
damals im „letzten Sommer“,
am letzten Sonntag
vor dem Herbst.
Ausgerechnet Deutschland
ist jetzt nicht nur Weltmeister,
sondern auch noch Europameister
im Basketball.
Die goldenen Jahre sind also
auch schon wieder vorbei,
denn das dürfte sich nicht wiederholen lassen;
denkt der Realist.
Wohl eher Weltspitze
für die nächsten 5 bis 10 Jahre!;
denkt der Utopist.
Das Team ist so gut,
dass sein wichtigster Spieler (Isaac Bonga)
es nicht mal in Betracht zieht,
in die NBA zu wechseln.
Wie (un)wichtig das alles aber ist,
das wird spätestens
beim nächsten Altherrenspielchen im Mummental
nur wenige Tage später klar:
Kein Wort mehr wird darüber verloren;
Haken dran, weiter geht’s.
Der Basketballherbst bleibt nämlich weiter heiß:
WNBA-Rookie of the Year,
natürlich Paige Bueckers,
hat es noch nicht in die Playoffs geschafft,
dafür aber die Fever,
Captain Clark ist im zweiten Jahr schon so gut,
dass sie nicht mal mitspielen braucht,
um ihr Team ins Halbfinale zu bringen.
Aber sowieso scheint alles möglich:
Die Titelverteidiger Liberty aus New York scheitern im Viertelfinale
an den Mercury aus Phoenix.

Und apropos Phoenix,
denn genau da
wird in diesen Minuten
die Meinungsfreiheit
endgültig zu Grabe getragen.
Aber dazu erst später…
Gestern war nämlich wirklich
der schönste Tag,
den sich dieser Sommer noch abringen konnte:
31°C, leichter Wind,
Lebkuchen und Eiskaffee aus Glühweintassen
im Schatten der Bäume
im Garten.
Und abends dann „Eden“
im besten Heimkino des Harzkreises:
Friedrich Nietzsche/Ritter kämpft sinnloser weise
gegen die Sinnlosigkeit,
dabei könnte doch alles so einfach sein;
der Film ist trotzdem noch
ein paar Jahre zu früh dran,
oder?

 

„Yesterday is over,
so let’s not pretend.
We can start over,
have things to defend.“

(Biffy Clyro: Goodbye. 2025)

 

Es ist Mittag,
und ich wollte heute eigentlich
später mit dem Schreiben beginnen,
aber seit 10 Uhr grummelt es
nicht nur am Himmel,
der erste Herbstschauer ist schon durch.
Wir warten auf den Sturm,
und noch kann ich Risse
in der Wolkendecke finden.
Und ich wollte heute eigentlich
auch wirklich versuchen,
mal wirklich weniger,
dafür aber halt
noch verdichteter zu schreiben.
Ob das Weiterentwicklung oder Motivationskrise ist,
wird sich wohl zeigen müssen,
aber uneigentlich eigentlich
ist das auch egal,
und soll wohl auch nur wieder versuchen,
irgendwie klarzukommen
mit dieser strangen Gleichzeitigkeit
von Überforderung und Langeweile,
weil Machtlosigkeit,
die dieser Untergang des Westens
„in Zeitlupe“ bis gestern gewesen ist.

Und nein, der letzte Satz ist kein Ergebnis
eines missglückten KI-Prompts
zum Thema Ausweglosigkeit,
Parasozialität ist eines der vielen Probleme,
denen ich bis jetzt noch erfolgreich ausweichen kann;
wer Chatbots ernst nimmt,
ist bereits Teil des Problems.
Um solche Unfälle demnächst wenigstens einzudämmen,
nehmen Dänemark und Schweden
den Kindern die Schwarzen Spiegel wieder weg,
also da wo Dänemark und Schweden das können,
immerhin haben sie noch ein öffentliches Schulsystem;
wenn Verbote plötzlich progressiv sind.
„Adolescence“ hat deswegen auch mehr als zu recht
bei den diesjährigen Emmys abgeräumt,
und Owen Cooper
darf gerne der Posterboy
der halbwegs cleveren Gen Alpha werden.

Die übrigens darf,
wenn es nach unserem scheidenden Landesvater Haseloff geht,
auch in Zukunft wieder
in ihrer Kleinstadt
zur Schule gehen,
zu Fuß
oder mit dem Rad.
Als erstes Vermächtnis für Nachfolger Schulze
keine so schlechte Idee.
Provinzlehrer fangen wieder an,
„gefährliche Bücher“ lesen zu müssen,
der Tipp kommt ironischerweise
direkt von Fox News:
Wer „Why Fascists fear Teachers“ liest,
ist „Antifa“!1!6!1!
Aber das habe ich
im wirklichen Leben gerade genug,
die Schule bleibt für heute
dann auch wieder in der gepackten Tasche.

Und während heute
rekordverdächtige Massen von Menschen
versucht haben,
beim Berlin Marathon
nicht nur dem beginnenden Herbst davonzulaufen,
trainiere ich mein Sitzfleisch
also wieder am Schreibtisch
und lasse
die wirklich aller letzte
aller allerletzten Wochen
des aller, aller, aller letzten Sommers
ein endgültiges Mal
an meinen Fingerspitzen vorbeiziehen;
und im Hintergrund
klingen Biffy Clyro
endlich wieder wie Biffy Clyro:

„Dearest Amygdala,
What are you doing to me?
I’m trying to placate you
Double my dose up every week.

All of my dreams
I’ve been chasing them down
since I was seventeen.
An irrational disease
that spread
in between you and me.“

(Biffy Clyro. 2025)

 

Gut.
Die Woche beginnt mit „sichtlicher Bewegung“:
Der Äther wird geflutet
mit den Bildern
eines weinenden deutschen Bundeskanzlers.
Bei der Wiedereröffnung der „Reichenbachschul“ in München,
nach ganzen 87 Jahren,
lässt sich Friedrich Merz
dabei erwischen,
wie er vor einer langjährigen Freundin,
der der Wiederaufbau der synagoge nach so langer Zeit gelungen war,
echte und wichtige und richtige Gefühle zeigt,
während er das hier sagt:
„Ich möchte Ihnen sagen,
wie sehr mich das beschämt:
als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland,
aber auch als Deutscher,
als Kind der Nachkriegsgeneration,
als Kind,
das aufgewachsen ist
mit dem ‚Nie wieder‘
als Auftrag,
als Pflicht,
als Versprechen.“
Ey, Friedrich!?
Fucking
Word!

Aber:
Zeitgleich treffen sich
die Staats- und Regierungschefs
von fast 60 arabischen und islamischen Staaten
auf einem „Sondergipfel“ in Katar,
das die IDF letzte Woche bombardiert hat,
um „eine gemeinsame Antwort auf Israels Luftangriff“ zu finden.
„Wir schätzen die Haltung der arabischen und islamischen Länder
und ihre Solidarität mit Katar
angesichts dieser israelischen Aggression“,
schreibt Katars Premierminister
Mohammed bin Abdulrahman Al Thani
auf X.
Kurz danach beginnt die Bodenoffensive
in Gaza-Stadt auch ganz offiziell,
und Netanyahu warnt
vor der Isolation Israels.
Besonders im Rüstungsbereich sei zu befürchten,
dass Israel in Zukunft „blockiert“ werden könnte.
Daher müsse es seine eigenen Waffen herstellen.
„Wir sind Athen und Sparta.
Wir werden Athen und Super-Sparta sein.“
Okay…
Wegen der israelischen Luftangriffe
auf Hamas-Vertreter in Katar
kommt der UN-Menschenrechtsrat
in Genf zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.
Thema ist „die jüngste militärische Aggression
des Staates Israel
gegen den Staat Katar vom 9. September“.
Pakistan und Kuwait haben den Antrag gestellt.
Am nächsten Tag
bestätigt auch die höchste zuständige UN-Kommission:
Genozid.
Der israelische Außenminister
schreibt gleichzeitig auf X:
„Gaza is burning.“
Und während die zweite Flotilla unter Greta Thunberg
in Tunis festhängt,
die Vuelta in Spanien
von wütenden Demonstranten gestoppt wird,
blockieren die USA die nächste Gaza-Resolution,
und die IDF bombardieren
den Libanon.
Welche Auswirkungen
dieser Clusterfuck von Krieg
hierzulande hat,
das lasse ich mal lieber
jemanden anderes berichten:
„Was haben Olaf Scholz,
Boris Pistorius,
Annalena Baerbock,
Robert Habeck
und Friedrich Merz gemeinsam?
Sie gehören alle ins Gefängnis.
Zumindest,
wenn es nach den Juristen
des Berliner Anwältinnenkollektivs geht.
Am Freitag verkündeten
die Rechtsanwälte Nadija Samour und Benjamin Düsberg,
mit Unterstützung des European Legal Support Center
einen Strafantrag gegen sieben
ehemalige und amtierende Regierungsmitglieder
sowie vier Geschäftsführer bzw. Aufsichtsratsvorsitzende
von Rüstungskonzernen
gestellt zu haben.
Der Vorwurf:
Beihilfe zum Völkermord in Gaza,
Verbrechen gegen die Menschheit,
Kriegsverbrechen.“
(junge welt)
Die „Neuordnung des Nahen Ostens“
hat sich vielleicht sogar Bibi
irgendwie anders vorgestellt:
Der UK, Kanada und Australien erkennen Palästina als Staat an,
und zwar noch vor der UN-Generaldebatte.
Ob Keir Starmer darüber
auch mit Donald Trump gesprochen hat,
als er ihm die Schlafzimmer in der Downing Street gezeigt hat,
das kann ich wie immer nur vermuten
und denke: Nein.

Nein sagt aber auch
Kalifornien.
Und damit willkommen zurück
im Sehnsuchtsland
für alle Sehnsuchtslandhasser*innen.
Gavin Newsome
fährt seine Mocking-Kampagne langsam wieder zurück
und regiert sogar mal:
ICE-Schergen dürfen in California
ab sofort keine Gesichtsmasken mehr tragen;
so werden wenigstens die ganz feigen Schlägertypen
von ihrer „patriotischen Pflicht“ erlöst.
Nur leider spielt das keine Rolle mehr,
denn die USA wachen gerade
wirklich in dem autokratischen Albtraum auf,
den so viele befürchtet hatten:
Beim landesweit größten Nachrichtensender,
jap, Fox News,
wird an einem Sonntagabend
unwidersprochen zum Töten von Obdachlosen aufgerufen.
Und nur drei Tage später geschieht
dann auch genau das:
Bei zwei Massakern in Obdachlosencamps in Minneapolis
werden 13 Menschen erschossen;
die alltägliche Barbarei
kann nur noch übertönt werden:
Tyler Robinson will nicht aussagen,
und viele,
die Charlie Kirk
oder die „Berichterstattung“ darüber kritisieren,
sind fällig.
Pam Bondi,
Pete Hegseth,
Marco Rubio,
Stephen Miller
und J.D. Vance
fordern in kurzer Abfolge,
Menschen zu feuern,
die auch nur irgendwas schlechtes über Kirk posten.
Und „Cancel Culture“ 
heißt jetzt
„Consequence Culture“.
So schnell
von Meinungsfreiheit zu Zensur
waren ja nicht mal die Nazis.
Anyways,
der Ballroom am Weißen Haus wird gebaut,
200 Jahre alte Bäume werden gefällt
und auf der Wiese an der National Mall
soll demnächst ein UFC-Kampf stattfinden.
Trump schießt derweil weiter wild um sich:
Ein weiteres venezuelanisches „Drogenschiff“
wird angegriffen,
auf direkten Befehl irgendeines Trump-Buddys.
Als klar ist,
dass FED-Cefin Cook doch im Amt bleiben will,
verklagt Trump eben die NYT auf 15.000.000.000.
Seine Koffer sind aber auch eh schon gepackt,
und als Luigi Mangione
nicht wegen Terrorismus angeklagt wird,
und Kash Patel (FBI) erneut
vom Senat (Epstein Files) gegrillt wird,
bereiten ihm die Menschen im UK
ein ganz besonderes Geschenk zum Staatsbesuch:
„The „world’s largest photo“
of Jeffrey Epstein and Donald Trump
has been unveiled outside Windsor Castle.“
Am Abend, bevor die Air Force One in London landet,
wird das Bildnis der beiden Dorian Grays
auch noch auf’s Windsor Castle projeziert,
wo der Frisurensohn die nächsten Nächte verbringt.
Daheim in den USA
werden unterdessen
Textnachrichten veröffentlicht,
die Tyler Robinson nach dem Mord an Charlie Kirk
an seinen Freund geschickt hat:
Ja, es war das Jagdgewehr seines Großvaters,
die Chance, einen der schlimmsten Hassprediger der Gegenwart
„rauszunehmen“
musste er einfach nutzen.
Schon vor dem Schuss
hat er sich darauf gefreut,
die Parolen auf seinen Patronenhülsen
bei Fox News zu sehen.
Da wird in diesem Moment aber nur gezeigt,
wie sich Trump bei einer beispiellosen Militärparade
von einem britischen Gaul
vor die Füße scheißen lässt
und wie er nach einer royalen Kutschfahrt
beim Staatsbanket ganz schlimme Texte vorliest,
bevor er aus dem adligen Bett heraus verkündet,
die „Antifa“ als Terrororganisation einzustufen.

Und das war nur das propagandistische Vorspiel
in dieser Woche.
Am Mittwoch wird „Jimmy Kimmel Live“
bis auf Weiteres und ohne Vorankündigung abgesetzt.
Der verantwortliche selbst ordnet ein,
Brendan Carr (FCC):
„Was Kimmel da aufgeführt hat,
will wohl das Narrativ bedienen,
dass wir es mit einer von der MAGA-Bewegung
oder den Republikanern
motivierten Person zu tun hätten.”
Brendan, egal wie man’s dreht,
das bleibt wahr,
immerhin war das Opfer beides.
Bei ABC und bei Disney,
dem Eigentümer des Fernseh-Netzwerkes,
müsse man jedenfalls Konsequenzen ziehen,
so der FCC-Chef auf dem Kanal
des rechtsgerichteten Youtubers Benny Johnson.
Brendan Carr, zur Erinnerung, ist übrigens top notch „Projekt 2025“.
Und deswegen gibt es auf Kimmels Sendeplatz
auch bald eine einstündige Huldigung für Charlie Kirk.
Als dann auch noch
die neueste South Park Episode gecancelt wird,
angeblich wegen einer verpassten Deadline,
macht sich sogar Tuck Carlson
Sorgen um das 1st Amendment.
Da können Rashida Tlaib (The Squad)
und Burnie Sanders
geile, sinnvolle Gesetzesvorschläge einbringen wie sie wollen
(„Tax Excessive CEO Pay Act“),
die USA müssen weiter über Charlie Kirk nachdenken,
sorry, ‚THE Charlie Kirk‘,
denn Charlie Kirk Supporter
erstellen eine Petition,
nach der Starbucks
das Lieblingsgetränk des Verstorbenen
auf sein Menu setzen soll,
Mint Majesty Tea,
von denen Kirk neun am Tag getrunken haben soll;
was einiges erklären würde.
Ey!,
Starbucks!,
Wehe!
Und immer noch hält Keir Starmer den Frisurensohn bei Laune,
als der US-Senat beschließt,
dass der 14. Oktober
ab nächsten Monat
der „Charlie Kirk Remembrance Day“ ist,
und Vizepräsident J.D. Vance
die „Charlie Kirk Show“
aus dem Weißen Haus heraus moderiert.
Die beste Antwort
auf den rechtsautoritären Frontalangriff
auf die Meinungsfreiheit
haben dann am Donnerstag
Jon Stewart und sein Team,
endlich ist Satire wieder bei ihren Wurzeln angekommen,
die „Daily Show“ ist „regierungsfreundlich“
as fuck.
Parallel dazu stellen die Demokraten
ein Gesetz zum Schutz der Meinungsfreiheit vor,
und Alexandria Ocasio-Cortez (D-N.Y.)
stimmt lautstark mit Nein,
als die Republikaner den Rechtsaußenaktivisten
im Capitol würdigen wollen.
Am Freitag
weist ein erstes Gericht
Trumps Klage gegen die NYT ab,
und der Präsident der USA
droht, auf der Rückreise aus dem UK,
einfach allen mit Lizenzentzug,
die seine Sicht der Weltlage nicht teilen,
denn zu Hause warten immer mehr Kritiker:
Selbst Ted Cruz bezichtigt die FCC der Mafiataktiken.
Und dann kommt auch noch raus,
dass „Border Czar“, Tom Homan,
vor nicht allzu langer Zeit
mal einen Korruptionsfall hatte,
bei dem Pam Bondi weggucken musste.
Wie viele Verbrechen
kann so eine Regierung im ersten Jahr
eigentlich begehen?
Anscheinend noch lange nicht genug:
Wie die Washington Post berichtet,
befiehlt das US-Verteidigungsministerium
Journalist/innen, nur mehr Artikel zu veröffentlichen,
die vom Verteidigungsministerium zuvor abgesegnet wurden.
Wer sich nicht daran hält,
verliert seine Zugangsberechtigung
zu Pressekonferenzen des Militärs.
Um der Notwendigkeit
dieser nächsten Eskalationsstufe des US-Faschismus
die symbolischen Krone aufzusetzen,
warnt der Generalstaatsanwalt von Arizona
noch einmal ausdrücklich davor,
auch nur irgendwas illegales zu versuchen,
wenn jetzt gerade,
in Phoenix, Maricopa County,
im größten Stadion des Bundestaates
der verlorene Sohn des Rechts auf Nazipropaganda
nach Walhalla verabschiedet wird.

Aber das tue ich mir mit Sicherheit nicht an,
denn was Trump und Vance da zu sagen haben,
das kann ja nur schlimm sein.
Stattdessen trauere auch ich
noch ein letztes Mal
um „das Gesicht des besseren Amerikas“.
Robert Redford stirbt im Alter von 89 Jahren,
und meine Mutter und ich
können jetzt auch seinen Geist
in weniger als drei Wochen
durch den Norden Kaliforniens jagen.

Bis dahin erleben wir aber nun mal noch
den Beginn des Deutschen Herbstes,
Ausgabe soundso.
Und auch dieser
steht ganz im Zeichen eines Paradigmenwechsels,
zumindest wenn es nach
sorgenvollen Boys im Internet geht:
Der Gleichschaltungsschalter ist umgelegt,
und die KI regelt.
Denn auch Deutschland hat ein Problem
mit gecancelten Konservativen:
Eine gewisse Julia Ruhs
darf nur noch im Internet
für die neurechte Propagandamaschinerie arbeiten,
das Hauptprogramm ist noch zu gut
für schlechten, rechtspopulistischen Journalismus.
Natürlich sind es dann Jens Spahn und Carsten Linnemann,
die ganz im Sinne der „Konsequenz Kultur“
das Einfrieren der Rundfunkgebühren fordern.
Die braunen Schlammschlachten
in den Kommentarspalten
könnt Ihr Euch inzwischen hoffentlich selber ausmalen.

Aber immerhin
haben wir wenigstens in Deutschland
die Klimakatastrophe
noch nicht ganz vergessen,
ausbleibende Herbststürme hin oder her,
denn bei der ersten Haushaltsgeneraldebatte
der neuen Regierung
wird der Kurs für die nächsten Jahre abgesteckt,
und wenig überraschenderweise kein guter:
„Energiewende.
Effizient.
Machen.“
Das bedeutet:
Flächendeckende Streichung
von Subventionen für Alternative Energien.
Wirtschaftsministerin Reiche
darf das sogar selber verkünden,
so wie nur kurze Zeit später
die Senkung der Einkommenssteuer
und keine höhere Erbschaftssteuer.
Zukunft wird aus Krieg gemacht.
Da kann sich Alice Weidel
tatsächlich ganz „gemäßigt“ geben,
wenn sie den „Herbst der Reformen“
als „Alibimaßnahmen“ und „Symbolpolitik“
dastehen lässt.
Dass AfD-Mitarbeitern
die Hausausweise für den Bundestags entzogen wurden,
wegen verfassungsfeindlicher Äußerungen,
reicht als Statement der Faschos für diesen Anlass.
Generell ist das Interesse
für den Haushalt bescheiden,
SPD-Chefin Bärbal Bas spricht vor
einem höchstens zu einem Viertel gefüllten Saal.
Das Ergebnis der „Sonderkonferenz zum Deutschlandticket“
könnt Ihr Euch ebenfalls denken.

Dass der Neo-Faschismus
am letzten Wochenende
dann aber auch in den Pott zurückgekehrt ist,
darüber wird schon am Montag nur noch
der Kopf geschüttelt:
Gelsenkirchen,
die ärmste Stadt des Landes,
wird zur neuen „AfD-Hochburg“ im Ruhrgebiet,
das ansonsten mit einem „Blauen Auge“ davon gekommen ist,
und sich also beim nächsten mal überlegt,
für und gegen wen
es seine Stimme erhebt.
Die Nachbarn in den Niederlanden
stimmen jedenfalls schon mal
für ein „Verbot der Antifa“.

Soweit ist es hier in der Provinz
aber natürlich immer noch lange nicht.
Hier können noch
die „Omas gegen Rechts“
und der ZPS-Bus
vor einem „Bürgerdialog“
zwischen Hanns-Thomas Tillschneider
und Halberstädter Nazikadern demonstrieren.
Und hier kann man noch
100 AfD-Sympathisanten auf dem Marktplatz ignorieren,
die wegen irgendwelcher
Sichtachsen in Morgenrot
ganz dolle sauer sind.

Und bevor ich dann also jetzt gleich
auch diesen Sommer
mit den wichtigsten Provinzgeschichten der Woche
beenden werde,
nur noch schnell
das Neueste in Sachen „Europäischer Frühling 2026“:
Der nächste große „Streiktag“ in Frankreich
erlebt am letzten Donnerstag
angeblich 100.000e Demonstranten
gegen 180.000 Flics,
auf keiner Seite Solidarität mit den „Blockierern“,
stattdessen sind die Teilnehmer*innen ausgelaugt,
letztes Mal (Rente)
hat’s ja auch bloß alles nichts gebracht…
Französische Exildemokraten sagen allerdings was anderes:
Nämlich Bull Shit!
Es waren Millionen nicht bei der Arbeit,
Schulen und Unis
in noch so kleinen Städten
wurden nichts anderes
als blockiert…

Die Schulstory meiner Woche
hat sich aber glücklicherweise
nicht an meiner Schule abgespielt:
An der hiesigen Berufsoberschule an der Bossewiese
kommt es ebenfalls am Donnerstag
zu einem Großeinsatz der Polizei.
Irgendein Trottel
hat tatsächlich
eine Softairwaffe
mit in die Schule gebracht.
Wohl aber nicht
zu revolutionären Zwecken,
na Gott sei Dank.

Und DIE Provinzmeldung der Woche
ist dann natürlich,
dass DER Weltkulturerbeschaupieler der letzten Jahrzehnte
das Harztheater verlassen hat,
natürlich nach einer umfeierten letzten Vorstellung
als „Jedermann“.
Aber weil das hier eben das Weltkulturerbe bleiben soll,
bleibt Arnold Hofheinz
dem Schauspiel treu,
nur eben ab sofort im eigenen Tempo
und auf eigene Faust:
„Ich bin vom Theater weg,
aber Theater an sich
lässt mich wahrscheinlich nie ganz los.“
Toi, toi, toi.

Um den notwendig harten Schnitt
am Episodenende
noch ein letztes Mal
zu entschärfen,
folgt hier nur ein kurzer Einblick
in die aufstrebende Karriere
eines aufstrebenden Schauspielkünstlers aus Thale:
Mein ehemaliger Hausarzt, Dr. Schmitt,
rollt gerade die Whatsappkanäle
nicht nur seiner Patienten von hinten auf.
Noch kann niemand mit Sicherheit sagen,
wohin dieser herrliche Unfug führen soll,
aber seine letzte Aufführung verspricht einiges:
Dr. Schmitt verschenkt Marmelade an das Tierheim in Quedlinburg,
und zwar ausschließlich,
um damit die rumänische Hundemafia platt zu machen.
Sagt Dr. Schmitt.
Und ja,
das ist scheißenlustig.

Zum Schluss dann aber
doch noch mal,
auch zum heutigen
Internationalen Friedenstag,
am absoluten Ende
des absolut „letzten Sommers“,
alles
was es zu allem
schon immer nur
zu wissen gab:

 

 

„The hits come hard,
the hits come low.
I never fear it
‚cause the thrust is too slow.
It hits hardest when you’re vulnerable.
Take what you want
but I will never let you go.
Two people in love
is a world in one.“

(Biffy Clyro. 2025)

 

 

Kriegsprotokoll. Schreibtisch. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe.
Woche 181.
Kriegsherbst Nummer Vier. Montag: Entlang der Front bricht die ukrainische Kommunikation zusammen, Starlink fällt aus. Ukrainische Drohnen beschädigen eine Ölraffinerie in Kirischi. Über dem Wohnsitz des polnischen Präsidenten wird eine Drohne „neutralisiert“. Dienstag: Das „Sapad“-Manöver in Belarus wird ohne Vorfälle beendet. Kein Liveticker. Mittwoch: Das zerstörte Haus in Polen in der letzten Woche (Drohnen über Polen) wurde wohl von einer fehlgeleiteten polnischen F-16 Rakete getroffen. Wieder kein Liveticker. „Ich glaube, dass es ihnen derzeit an der Kraft für großangelegte Offensiven mangelt“, teilt Selenskyj am Abend auf der Plattform X mit. Donnerstag: Selenskyj besucht die Front in Donezk und freut sich über Rückeroberungen. In Kostjantyniwka (Donezk) werden mindestens fünf Menschen durch einen russischen Bombenangriff getötet. Polen kauft Raketensysteme für 780 Millionen Dollar in den USA. Freitag: Eine russische Mig-31 im estnischen Luftraum, Estland aktiviert Artikel 4. Russland bestreitet den Vorwurf. Samstag: Dnipro wird mit Streubomben angegriffen, drei Zivilisten sterben. Sonntag: Nichts Neues.

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