Sittenbild. Thale, 22. Juli
„Keine Ahnung,
wovon alle reden.
Es war schon wieder nicht
der Sommer meines Lebens.“
(K.I.Z. 2024)
So.
Wer hätte das gedacht?
Also ich nicht.
Denn, ganz ehrlich?
Zwischendrin,
irgendwo in Rumänien,
hab ich vielleicht wirklich
mal ganz kurz
ans Aufhören gedacht.
Vielleicht sogar mehr als ein Mal.
Nicht sofort natürlich,
das Jahr hätte ich schon noch voll machen wollen,
will heißen:
die Jahre.
Fünf davon.
Die Hälfte
von #DieDoppeltenZwanziger
mit erhobenem Haupt zu Ende schreiben
und dann einfach stumpf abbrechen.
Hätte auch was gehabt.
Und Argumente dafür,
na ja,
die hat es in den vergangenen Wochen
mal wieder
völlig überraschend
mal wieder
mehr als genug gegeben.
Und ja doch,
ich weiß,
wie übertrieben
das im Vergleich mit den letzten Jahren klingt,
nämlich genauso so sehr,
wie es,
mal wieder,
wahr ist.
Aber:
Die Chronik
hat diesen irren Sommer überlebt!
Unter anderem
wegen der immensen Hilfe
von Demon Copperhead,
der unbestrittenen Romanfigur des Jahres,
und zwar auf deutlich mehr
als nur einer Ebene.
Aber:
Dazu demnächst erst mehr.
Denn vor allem
hat die Chronik überlebt,
weil es immer noch
solche Momente hier gibt,
und das sehr wahrscheinlich auch noch
bis zum Ende des Jahrzehnts.
Also hoffentlich;
aber auch dazu gleich noch mehr…
An dieser Stelle dann also,
gleich mal kurz zum Durchatmen,
bevor #DieDoppeltenZwanziger
wieder in ihren chronischen Zustand verfallen,
ein akuter Anfall von Frieden,
welchen es so anscheinend
wirklich nur noch
auf kleinster Ebene zu haben gibt.
Sprich:
Irgendwo in der Provinz.
Ein Sittenbild:
Hinter dem hohen Holzzaun
am Bahnsteig der Kleinstadt
stehen zwei Gartenstühle
in der warmen Nachmittagssonne,
um die Pflanzen weht spürbar Wind,
im Schatten der Bäume
haben wir Idealtemperatur erreicht.
Wären sie nicht so hoch,
man könnte von hier aus
die nahen Berggipfel sehen,
über die gerade die Schatten der weißen Wolken ziehen,
die diesen Hochsommertag endgültig
in ein Paradies verwandeln.
Die Gartenstühle sind nackt,
ihre Bezüge schlafen im Schuppen,
das Metall ihrer Rückenlehnen
funkelt in der Sonne.
Auf dem Holztisch davor
spiegelt sich ein Notebook;
bis zum Gießdienst am frühen Abend
sind noch ein paar Stunden Zeit.
Kein W-Lan.
„So cut the headlights,
summer’s a knife.
I’m always waiting for you
just to cut to the bone.
Devils roll the dice,
angels roll their eyes.
And if I bleed,
you’ll be the last to know.“
(Taylor Swift: Cruel Summer. 2019)
Das Motto dieser Bergfeststaffel hier
ist also naheliegenderweise:
Living it. Loving it.
Und das nicht nur,
weil mir nichts anderes einfallen würde.
Richtig turbulent
wird es ja aber auch erst in einer Woche,
morgen beginnt nämlich die letzte solche
in den Ferien,
oder wie wir Lehrkörper das nennen:
Vorbereitung.
Noch ein bisschen
die unterrichtsfreie Zeit nutzen
und genießen,
sich noch ein kleines bisschen
auf den Sturm, bzw. den viel zu heißen
ersten Schulmonat freuen.
Und die Furcht vor dem,
was es in diesem Herbst
zu erklären geben wird,
noch ein bisschen verdrängen.
Hier in der Chronik
geht das aber natürlich nicht;
sorry, not sorry.
Hier bleibt nur
der nächste Versuch
eines Auswegs,
einer Strategie,
irgendeiner Haltung,
mit der es sich
irgendwie bewerkstelligen lässt,
sich in Anbetracht der Weltlage,
drüben,
auf der anderen Seite des Gartenzauns,
nicht nur noch ausschließlich
unter der Bettdecke zu verkriechen.
Logischerweise juckt es mich gerade in den Fingern,
als Gegenstandpunkt
eine weitere Ode an den Garten zu schreiben,
dem Refugium der gequälten Seele,
wo diese Hand in Hand mit dem Weltschmerz
an den Beten, Stauden, Büschen und Bäumen vorbeiwandelt
und sich in diesem Traum vom Frieden wünscht,
nie wieder aufzuwachen.
Aber das ist mir irgendwie noch zu viel Hesse,
und außerdem braucht niemand
noch einen Text über Gärten.
Gärten sind gerade deshalb so schön,
weil über sie schon alles geschrieben wurde.
Noch dazu ist über Gärten zu schreiben
auch nur wie zu Fachwerk zu tanzen.
Gut,
wenn es also wieder mal kein Biedermeier 2.0 wird,
oder nur noch ein gescheiterter Versuch,
die Lücke zwischen Leben und Kunst zu schließen,
keine postmoderne Selbstverarsche,
keine selbstverliebte Neo-Romantik
und auch kein stumpfes Metagewichse,
dann wird die Auswahl zwar langsam überschaubarer,
aber warum soll das was schlimmes sein?
Lange Vorrede,
verlängerter Sinn:
#DieDoppeltenZwanziger switchen zum
Hyper-Optimismus.
Zumindest für eine Weile,
denn vielleicht wird es ja alles auch gar nicht so schlimm,
und der nächste Sommer,
der wird dann aber endlich
so rrrrichtig gut,
fast schon wieder golden
(was dann „normaler Optimismus“ wäre).
Nur bis dahin wird eben
mal wieder
alles nur noch schlimmer.
Und ja,
das ist das zugrundeliegende Paradox
dieses Textes.
Surprise,
ich weiß.
Was genau jetzt Hyper-Optimismus ist,
das sollte sich im Verlaufe dieser Staffel klären,
wenn es nicht eh schon klar ist.
Falls nicht,
bitte nicht googeln,
da kommt nur Spieleabendphilosophie bei raus.
Der Titel dieser ersten Episode
könnte allerdings einen Hinweis enthalten.
Vielleicht sogar mehrere.
Und ich hoffe erstmal nur,
dass ich nicht einen der besten Episoden-Titel
zu früh ver(sch)wendet habe.
Gerade,
es ist immer noch dieser traumhafte Nachmittag im Garten,
habe ich beschlossen,
dann doch im Weltkulturerbe
am Schreibtisch
weiterzumachen.
Für Weltuntergang ist es hier einfach zu schön,
der Ort bleibt friedlich.
Aber vorher muss ich noch gießen.
Alles, wo ein Stock dran ist
und alles, was blüht.
Und morgen dann,
sollte es bis dahin nicht regnen,
alles andere auch.
Wenn Arbeit schon fit halten soll,
dann doch bitte diese.
Und auch sonst komme ich hier auf zu viele gute Ideen,
um den Zeitgeist zu vergessen.
Was dem natürlich gar nicht gefällt,
denn er kann niemals
zu wenig Aufmerksamkeit bekommen.
Zwischen den bunten Blüten
beobachte ich also noch kurz
Bienen bei ihrer Arbeit
und denke mir neue Kurzgeschichten aus,
für den nächsten Sommer.
Nachdem ich in diesem
den ein oder anderen Roman zu viel
über Mutter/Kind gelesen habe
und mich der Geist meiner Familie
an diesem Ort hinter dem Zaun
beinahe schon überredet hat,
lasse ich sie aber noch etwas in meinem Kopf.
Bis auf die Anfänge,
die sich nicht zurückhalten lassen:
Kalifornien once more with feeling,
dieses Mal mit meiner dann 70jährigen Mutti;
zehn Jahre nach unserer ersten großen Reise,
will und wird sie
auch noch den anderen großen Ozean sehen.
Und danach beginne ich dann,
denn das flüstern die Blumen um mich herum mir gerade zu,
doch noch den ersten großen Roman
über meine Familie.
Und da er von Müttern und Kindern handeln muss,
wird er „Enddorn“ heißen.
Warum, das wissen sie selbst am besten.
* * *
Gesagt, getan.
Es ist einen Tag später,
ich sitze wie versprochen am Schreibtisch
und schaue nebenbei
den Wolken vor meinem Fenster
beim Sichzusammenballen zu;
am späteren Nachmittag soll es schon wieder krachen.
Was den Gießdienst erheblich verkürzen würde.
So viel ein erstes Mal zum Hyper-Optimismus,
dessen Funktionsweise eben diese ist:
An einem Unheil (hier: Gewitter)
ausschließlich das beste sehen (nämlich: weniger Arbeit),
wohlwissentlich,
dass mensch sich täuscht.
Die Um- und Aufwertung der Gegebenheiten.
Vielleicht ist ja was dran?
Vielleicht lassen sich Spiegelneuronen
tatsächlich so einfach austricksen.
Genug aber vom Wetter.
Womit wir beim Klima wären,
dem Dauerbrennertopthema des Jahrhunderts.
Die Erderwärmung bleibt nicht nur auf Kurs,
sie legt sogar weiter zu:
Momentan sind wir bereits bei +1,6°C
in den letzten zwölf Monaten
im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.
Und da auch der Juni
mal wieder der heißeste seiner Art in eben diesem Zeitraum war,
und somit die Hälfte des Jahres
bereits wärmer ist als im letzten Jahr,
dürfte also auch dieses Jahr
den Trend eher nicht verlangsamen.
Hurrican Beryl war der erste,
viel zu frühe Megasturm in der Karibik,
Opferzahlen und Schadensbeschreibungen
schaffen es nicht mal mehr in einen halben Newscycle.
Die gesamte Adria hat momentan
eine Wassertemperatur von 30°C.
Wien stellt in diesem Monat
einen neuen Monatsrekord mit Tropennächten auf,
da ist der Monat gerade so halb rum.
Für Berlin werden am Wochenende 40°C erwartet;
und die Klimaanlagendichte der Hauptstadt
ist noch nicht unbedingt auf Tropenniveau.
Aber:
In einem fernen Land im Osten
werden gerade zwei Drittel
der weltweiten Anlagen zur alternativen Energiegewinnung gebaut.
China ist tatsächlich auf dem besten Weg,
bis 2055 emmissionsfrei zu werden.
Klimaanlagen und alles andere
werden dann einfach mit Solarenergie betrieben.
Hyper-Optimismus, ne?
Hier im Westen allerdings
wird die Klimakatastrophe
nicht mal mehr im Wetterbericht erwähnt.
Wir haben, weiß Gott, andere Sorgen!
Wenn das Leben kein Jammertal wäre,
worauf sollten wir dann hoffen?
Und anstatt uns ein Beispiel zu nehmen,
werden lieber Strafzölle
auf chinesische Elektroautos eingeführt.
Und apropos China:
Nicht nur,
dass es denen gerade gelingt,
die Sonne einzufangen,
die sind auch ansonsten schon ein Stück weiter.
Als vor einigen Tagen ein Microsoft-Update
die gesamte westliche Welt
für einen halben Tag lahmgelegt hat,
wurde sich dort nur gewundert:
Microsoft?
Anyways.
Jetzt ist erstmal Olympia.
Brot und Spiele waren nie besser ausgeleuchtet.
Keine Sorge,
ich halte mich nicht allzu lang mit dem Sportteil auf,
aber wenn schon mal der Sportsgeist
an die andere Möglichkeit erinnert,
wie mensch noch miteinander umgehen kann,
dann bitte schön:
In Russland
werden die Spiele schon mal
gleich gar nicht (offiziell) übertragen,
es machen auch eh nur 15 Russ*innen mit,
aber unter neutraler Flagge,
weswegen sich Russland von denen auch distanzieren kann,
ohne „Verräter“ sagen zu müssen.
Auf der anderen Seite:
Zunächst das Comeback der besten Turnerin der Turngeschichte:
Simone Biles is back!
Und dann natürlich das:
Das erste Mal in der Geschichte des Sports
wird die US-Flagge
von einem Basketballer getragen.
Natürlich vom King höchstselbst;
alles andere wäre ja auch Quatsch gewesen.
Und wer weiß,
vielleicht sehen wir ja in zehn Jahren
einen Präsidentschaftskandidaten,
der nebenbei auch noch
der beste Basketballer aller Zeiten ist.
Und ja,
Hyper-Optimismus
lebt von utopischen Zukünften.
Und drum,
was soll’s?,
doch noch mehr Sport.
Denn das Momentum des Spiels mit dem orangenen Ball
ist beinahe schon unheimlich gut gerade.
Der wahrscheinlich wichtigste und jüngste Grund dafür
ist und bleibt Caitlin Clark.
Erst sollte sie sogar doch noch um Gold spielen,
weil Britney Griner schon wieder
irgendeine dumme Scheiße abgezogen hat,
aber dann darf sie erstmal noch
von der Tribüne aus zuschauen und lernen.
Das ist ihr aber anscheinend völlig egal,
denn sie wird einfach immer besser.
Ihrem Vorbild Sabrina Ionescu
knallt sie beim Auswärtsspiel in New York
das erste Triple Double eines Rookies überhaupt rein
(und gewinnt das Spiel)
und jetzt setzt sie sich an die Spitze der Spielmacherinnen
und hat schon mehr Assists als Rookie als Sue Bird,
führt die Liga vor dem All Star Game
in Total Assists und Assists per Game an,
bricht den Single Game Assist Record (19),
stellt den gleichen im All Star Game auf (10)
und schlägt nebenbei die Olympiaauswahl.
Und damit nicht genug:
Angel Reese hat verstanden,
wie sie sich als Nemesis inszeniert
und super effektiv spielen kann,
und nächstes Jahr kommt dann
auch noch Paige Bueckers!
Die WNBA vervierfacht(!) ihre Einnahmen aus Verkaufsrechten,
und Caitlin Clark ist für das Spiel jetzt schon das,
was Magic und MJ vor 40 Jahren waren:
Goldmedaille hin oder her
– a golden age is coming.
Und auch wenn ich damit
vielleicht schon zu viele Good News raushaue,
hier noch zwei mehr,
und dann geht wieder das Kopfzerbrechen darüber los,
welche der vielen Bad News
einfach nicht schlimm genug sind.
Als erstes hätten wir da
die neueste Touriattraktion der näheren Umgebung:
Entgegen meiner ersten Informationen
ist an der Staumauer der Rappbodetalsperre
doch kein Wald-Graffiti entstanden,
sondern, noch schöner,
riesengroße Schmetterlinge.
Mit denen keine adrenalinfördernde Action verbunden ist,
die mensch einfach nur angucken kann.
Und als zweites:
Der/die/das Klietz hat nun
pünktlich zum Hochsommer
doch noch aufgemacht!
Also zumindest die „Badeplatte“,
mehr als Abkühlung ist noch nicht drin;
auf einer staubigen Baustelle
entspannt es sich so schlecht.
Also folgt nun
das Unvermeidliche,
der Blick über den Beckenrand.
Da ich bereits Gefahr laufe,
es nicht mehr vermeiden zu können,
dass diese Episode
die mit Abstand längste in der bisherigen Chronik wird,
fasse ich kurz mal das Build Up
zu dem Modern History Event des Jahres zusammen:
Der Verfall des Westens
verlangsamt sich zu Beginn des Sommers
zunächst überraschend deutlich.
Im UK gehen die Tories gnadenlos unter,
und der neue Premier,
Keir Starmer (Labour),
beerdigt mit seiner ersten Amtshandlung
das gottlose „Ruanda-Project“;
auch weil das bereits gezahlte Geld
eh nur in ruandische Nobel-Villen geflossen ist.
Auch in Frankreich
wird der Rechtsruck erneut aufgehalten:
Der RN scheitert brutal in den Stichwahlen,
Jordan Bardella und Marine Le Pen
stehen vor einem leeren Reißbrett.
Victor Orban fällt beim gesamten Westen in Ungnade
als er als neuer EU-Ratspräsident von eigenen Gnaden
eine kleine Weltreise unternimmt.
Erst nach Moskau zum Kotau,
dann nach China,
und zum Schluß zu Trump.
Arschkriecherei kann unverschämter nicht mehr sein.
Und, ja, leider,
apropos Trump.
Yes.
He is back.
Endgültig.
Alles andere
als seine Wiederwahl im Herbst
wäre von heute aus betrachtet
eine echt dicke Überraschung,
wenn auch immerhin eine irgendwie gute.
Das Build Up klettert auf’s nächste Level:
Anfang des Sommers
wird auch den Unwissenden bekannt gemacht,
dass Donald J. Trump
seine zweite Amtszeit dazu nutzen will,
die US-Demokratie,
so wie wir sie kennen,
endgültig zu zerschlagen.
Der Plan nennt sich
„Project 2025“.
Der Frisurensohn distanziert sich davon natürlich ausdrücklich,
was nur noch mehr beweist,
wie tief er mit drin steckt.
Was will „Project 2025“?
Nun, im Grunde ist das eine Art neoliberale Verfassungsänderung,
neben der jede Rosskur
wie das Bad eines Hundewelpen anmutet.
Die Think Tanks dahinter
(Atlas Foundation/Heritage Foundation)
geben offen zu,
die Politik eines Mileis
(Argentinien, Anarchokapitalist, Kettensägenfresse)
als Blaupause zu benutzen;
das ist immerhin ehrlich.
Im Klartext bedeutete das:
Totaler Rückbau der Sozialsysteme,
Aufblähung von Privatmermögen
bei gleichzeitiger Verarmung
des Großteils der fast 400 Millionen US-Bürger*innen.
Der Widerstand der Demokraten
nimmt daraufhin fast schon militante Züge an.
Dazu kommt,
dass Joe Biden aus dem Amt scheidet.
Und zwar noch vor seiner Nominierung.
Ungezählte Versprecher und sonstige Aussetzer
(Selenskyj in D.C. als Putin vorgestellt),
und Covid-19 gibt ihm dann den Rest:
Am 21. Juli sagt er auf X Bye Bye.
Aber ich greife vor,
denn vor diesem Hintergrund
baut sich das Drama weiter auf.
Auf einem Nebengleis der Geschichte
reicht noch schnell niemand geringeres
als Alexandria Ocasio-Cortez
ein Amtsenthebungsverfahren gegen
gleich zwei oberste Bundesrichter ein
(Alito und, klar, Clarence).
Recht kommt.
Tja,
und weil aber auch das
alles einfach nicht mehr genug Drama ist,
knallt
es dann,
am 13. Juli,
einem sonnigen Samstagabend
in Butler, Pennsylvania,
wortwörtlich
fünf
mal.
Auf einer Open Air Wahlkampfveranstaltung
steht Trump erst seit einigen Augenblicken
am Mikrofon
inmitten der Arena,
der Schirm seines roten Maga-Caps
verschattet sein Gesicht.
Plötzlich zuckt
er kurz nach rechts,
duckt sich leicht,
fasst sich dann ans Ohr.
Überall um ihn herum
gehen alle in Deckung,
es sind noch Schüsse zu hören.
Fünf bis acht Secret Service Agents
stürzen sich auf Trump,
um ihn unter sich
in Deckung zu bringen.
Nur wenige Augenblicke später
hat er sich emporgekämpft,
und reckt,
mit blutverschmiertem Gesicht
seine rechte Faust
in die Höhe.
Auf seinen Lippen
und irgendwie wirklich
auch in seinem Blick
liest die Welt:
„Fight! Fight! Fight!“
Wiederum nur wenige Momente später
ruft Elon Musk höchstselbst
das erste mal weltöffentlich
dazu auf,
Trump zu wählen;
jeder Messias bekommt den Propheten, den er verdient.
Und während der Schütze
(Thomas Matthew Crooks,
20 Jahre alt geworden,
Mitglied der Republikanischen Partei in Pennsylvania
und instant Anti-Held aller Antifaschisten,
also so etwas wie der amerikanische Stauffenberg),
erschossen vom Counter-Sniper des Secret Service
mit dem Blick zum Himmel gerichtet da liegt,
explodieren sämtliche Online-Medien
und verbleiben in diesem Zustand für die nächsten
mindestens noch drei Tage.
Hier nur meine derzeitigen
Lieblingstheorien:
Ein Teilnehmer der Rally
sagt vor laufender Kamera,
dass er und ein paar andere
den Schützen dabei beobachtet hatten,
wie er Position bezog,
doch die Sicherheitskräfte
konnten nicht schnell genug reagieren,
da er jenseits eines Zauns auf ein Dach geklettert war;
oder wollten/sollten sie nicht rechtzeitig reagieren?
Wer steckt also noch alles dahinter?
Ihr könnt Euch denken,
was seit einem guten Tag
im Internet gerade los ist.
Aber!
Wer weiß als erstes,
was ja vielleicht auch Sache sein könnte?
Korrekt:
J.D. Vance,
der aktuell aussichtsreichste Kandidat
auf den Posten des Vizepräsidenten
unter Trump.
Und was glaubt der zu wissen?
Logisch:
Die linksradikalen Demokraten
und letztendlich
natürlich Joe Biden selbst
sind dafür verantwortlich.
Civil War 2,
was willst du mehr?
Genau, vielleicht noch
Trumps erste eigene Meldung
nach dem Attentat:
Gott habe ihn gerettet.
Na dann ist ja alles klar:
Das neue Evangelium nach Trump
wird fortgesetzt;
wake me up
when September ends.
So weit,
so krass.
Was keine 24 Stunden später auch auffällt:
der Grad der Metafizierung
der Berichterstattung
bricht immer noch Rekorde.
Vor allem auf den Skalen
der Absurdität
als auch auf der des moralischen Verfalls.
Da Trump überlebt hat
und wohlerauf denn je sein dürfte,
wird die Zeit bis zu seinem nächsten Auftritt
(nichts geringerem als seiner Kandidatenkür
zwei Tage später)
mit Selbstbespiegelung überbrückt.
Denn am interessantesten
für die Medien
ist momentan,
darüber zu berichten,
wie die Medien darüber berichten.
Beispiel NY Times:
Im Kampf
um das ikonischste Bild des Attentats
schickt sie eine Aufnahme ins Rennen,
auf der Trump,
vom Betrachter aus nach links schauend,
zu sehen ist,
und auf der,
vom Betracher aus von rechts kommend,
tatsächlich so etwas wie eine Patrone
zu erkennen ist
(die sich bei ca. 300 Meter pro Sekunde
auf sein Genick zubewegt
und kaum noch zehn Zentimeter
davon entfernt ist).
Irgendwie strange,
sich vorzustellen,
dass also auch dieses Image
zu einem Meme werden wird,
mit dem, egal wer,
dann nur eins ausdrücken wird:
„Schade.“
Die NY Times trägt also proaktiv dazu bei,
dass Menschen
die missglückte Ermordung
eines Menschen
irgendwie bedauern.
Schade.
Aftermath:
– Trumps Pick für seinen Vize:
Genau: J.D. Vance.
Keine 48 Stunden später
(The Rise or Fall begins).
– die Kugel
kam von rechts,
ist also auf dem Bild der NY Times
schon an seinem Kopf vorbei geflogen;
das ändert aber nichts an der Pointe.
– Angeblich gab es auch ein Mord-Komplott des Irans,
welches die Geheimdienste vereitelt haben
– Elon spendet 180.000.000.
– Anhänger rufen beim RNC
in großem Chor:
„Fight! Fight! Fight!“
– Biden will den Supreme Court reformieren
(Amtszeitbegrenzung)
– Mitch McConnell auf dem RNC ausgebuht
– Rede von Trump am Donnerstag:
was für ne Shit Show
(Reden, Reden, Reden von ausschließlich Hirnis,
die mal reden wollten,
inklusive, no shit:
Hulk Hogan,
der sich das Shirt zerreißt:
„Trumpamania!“)
– Kid Rock brüllt: „Fight! Fight!“
– Trump was „saved by god“
– btw: „Election was stolen“
– im Publikum beim RNC
war nicht nur Jens Spahn (CDU),
sondern auch Schilder,
die in Kameras gehalten wurden,
auf denen für Milliarden von Menschen zu lesen stand:
„Mass Deportations Now!“;
hochgehalten von lachenden Menschen.
– die Kugel
erwischte ihn um 6:11 Uhr
(→ Epheser 6:11 – „put on the full armor of god“)
→ Reps sind sich einig:
ein Wunder!
– Selenskyj gratuliert als einer der ersten zur Nominierung
– der Rest der Welt beißt sich heimlich in die Faust;
nur El Hotzo plautzt heraus,
und wird direkt gecancelt
– keine drei Tage später
geht der Wahlkampf schon wieder stumpf weiter,
nur mit zu viel Rückenwind
Da sind wir jetzt also angekommen,
Jens Spahn (CDU)?
Bei der pseudo-hyperoptimistischen Hoffnung,
dass es ja vielleicht dieses Mal
doch nicht so schlimm wird
wie gerade befürchtet?
Was soll das sein?
Der gemäßigte Trump? Teil 2?
Als was wiederholt sich Geschichte
beim zweiten Mal
noch mal?
Und war nicht das erste Mal schon Farce genug?
Trickst Trump am Ende sogar noch
den historisch-materialistischen Weltgeist aus?
Ist wirklich alles egal?
Trotz alledem,
man kann es nicht anders beschreiben:
Es bleibt maximal spannend.
Das immerhin hat der Frisurensohn geschafft:
Die längste Reality-Fiction Serie
aller Zeiten.
Älter als die Simpsons.
Seit über vierzig Jahren auf Dauer-Sendung,
no matter fucking what,
… , denn sie wissen nicht was sie tun;
das muss selbst ein Selenskyj erst mal schaffen.
Und ja, verlasst Euch drauf,
zu J.D. Vance
gibt es demnächst mit Sicherheit auch noch mehr,
denn dessen Werdegang
ist eine amerikanische Geschichte für sich,
und da arbeite ich noch dran.
Aber, und hier freut mich ein Aber echt mal besonders:
Jetzt ist eben Trump
der „alte“ Kandidat
(und weiß und scheiße).
Vielleicht behält nämlich
seine letzte innerparteiliche Konkurrentin, Nikki Haley, recht,
denn die hatte bereits im Januar orakelt:
„The first party
to retire his 80 year old candidate
wins this election.“
Okay.
Und wer jetzt gerade absolut niemand sein will,
das ist Kamala Harris.
Mehr Druck kann auf einem einzelnen Menschen nicht mehr lasten.
Aber, genau, schon wieder eins,
nur wenige Tage, nachdem sie als de facto Kandidatin feststeht,
rollt die blaue Welle (das Original) los,
als ob es wirklich um alles gehen würde.
Sämtliche Parteispitzen stellen sich in schneller Abfolge hinter sie.
Sollte sie Josh Shapiro,
Gouveneur of Pennsylvania (Swing State)
zum Vize machen,
hätte sie ein weiteres Schwergewicht im Team,
was besonders J.D. Vance nicht gefallen dürfte,
denn mit der Katastrophe,
die J.D.s Leute heimgesucht hat
(Opioid-Krise von 1995 bis 2010),
kennt der sich auch bestens aus,
schließlich war er der Generalstaatsanwalt,
der die Verantwortlichen dafür (Purdue-Pharma)
zur Rechenschaft gezogen hat.
Es wird schnell noch besser:
Hinter Kamala Harris
steht sofort eine seitdem wachsende Anzahl
schwarzer US-(Klein)Unternehmerinnen;
und wo sonst wird Politik nur unter Frauen besprochen,
wenn nicht im Beautysalon?
Auch sämtliche Promis reihen sich ein,
die größte zuerst:
Beyoné gibt Kamala die Erlaubnis,
einen ihrer Songs
während der Kampagne zu benutzen,
was eine klare Ansage ist.
„Tryna rain,
tryna rain on the thunder.
Tell the storm I’m new.
I’m a wall, come and march on the regular,
painting white flags blue.
Lord forgive me,
I’ve been running.
Running blind in truth.
I’ma rain,
I’ma rain on this bitter love.
Tell the sweet I’m new.
I’m telling these tears,
go and fall away, fall away.
May the last one burn into flames.“
(Beyoncé: Freedom. 2016)
Und ja,
vielleicht ist es ja wirklich möglich,
dass nicht nur die Trump Kampagne
nicht damit gerechnet hat,
aber jetzt tritt er gegen eine Frau an.
In seinem Fall heißt das:
Gegen alle Frauen.
So hyper-optimistisch
muss mensch vielleicht gar nicht mehr sein…
Aber,
dieses Mal aus der gegenüberliegenden Schublade,
bis da irgendwas entschieden ist,
vergehen noch fast vier Monate.
Und, wie gezeigt,
ist allein in vier Wochen
alles
mehrfach
möglich.
Was uns zurück bringt
zur bittersten Weltlage
seit letztem Sommer.
Weder der ältere (bald 2 ½ Jahre),
noch der andere (bald 1 Jahr)
Krieg
dieses kriegsgeilen Jahrzehnts
bewegt sich momentan
auf auch nur so etwas ähnliches
wie Frieden zu;
auch wenn einmal pro Woche
irgendwer was anderes behaupten muss,
das Sterben geht unvermindert weiter.
Im Nahen Osten
bleibt Israels Kriegskabinett maximal stur:
Am 13. Juli wird mindestens
ein Top-Kommandant der Hamas getötet.
In Chan Junis kommt es dabei
zu deutlich mehr
als reichlich „Kollateralschäden“,
was nur ein Kriegsverbrechen unter vielen ist.
Nachdem am 19. Juli
mitten in Tel Aviv eine Drohne explodiert,
werden die verantwortlichen Huthis
im 2.500km entfernten Hudaida (Jemen)
am Roten Meer
mit einer Explosionskraft bombardiert (Ölanlagen),
dass der Welt beim Betrachten der Bilder
der riesigen Flammenmeere
automatisch der Kiefer runterklappt.
Vier Tage später
steht der dafür verantwortliche Benjamin Netanyahu
in Washington D.C. vor dem US-Kongress
und beschwichtigt das House:
„Wir werden gewinnen.“
Hinter ihm sitzt Rashida Tlaib,
die bissigste Wölfin im „Squad“,
und hält ein kleines Schild in die Höhe:
„War Criminal“.
Und scheinbar gerade weil sie damit recht hat,
wird sie mit Antisemitismusvorwürfen nur so übergossen;
als Kind palästinensischer Einwanderer
hat sie aber nichts weiter gemacht
als: alles richtig.
Und ja,
es mag verrückt klingen,
aber verglichen damit
stimmen die Neuigkeiten vom älteren Krieg
ja fast schon wieder optimistisch.
Quasi passend zur Jahreszeit.
Kriegsprotokoll. Schreibtisch. Deutsche Heimatfront. Letzte Reihe.
Woche 124 bis Woche 126
Wenn schon kein Olympiafrieden, dann vielleicht ja wenigstens wieder Friedensgespräche. Montag: In Charkiw stirbt eine Familie durch eine Landmine. Orban trifft Xi, der spricht sich erneut für einen Waffenstillstand und anschließende Verhandlungen aus. Kurz vor dem Mittag wird die Ukraine mit mehr als 40 Raketen angegriffen, besonders die Zentralukraine und Kiew sind Ziele, dort wird eine Kinderklinik getroffen. Insgesamt sterben mindestens 40 Menschen, hunderte weitere werden verletzt. Polen und die Ukraine unterzeichnen ein Sicherheitsabkommen. Selenskyj kündigt in Warschau Vergeltung für den Großangriff an. Der Kreml macht die ukrainische Luftabwehr für die Zerstörung der Kinderklinik in Kiew verantwortlich. Am Nachmittag schüttelt der indische Präsident Modi Putins Hand in Moskau. Am Abend wird der UN-Sicherheitsrat einberufen. Dienstag: In Rostow brennt ein Umspannwerk nach einem ukrainischen Drohnenangriff, in Belgorod sterben vier Menschen. Russland bekräftigt: Das Kinderkrankenhaus sei von einer ukrainischen NASAMS-Rakete gertroffen worden, die von den USA entwickelt wurde. Der ukrainische SUB widerspricht: „Die Schlussfolgerungen der Experten sind eindeutig – es war ein direkter Angriff.“ Scholz denkt Putin durchschaut zu haben: Putin könne nicht darauf setzen, „dass er diesen Krieg gewissermaßen aussitzt und wartet, bis die Unterstützung für die Ukraine nachlässt.“ Selenskyj ist zum Nato-Gipfel in Washington eingetroffen und verkündet umgehend den Wiederaufbau der Kinderklinik in Kiew. Bei Donezk wird ein weiteres Dorf „befreit“. Mittwoch: Nato-Gipfel: Es gibt noch ein Patriotsystem mehr von den USA, in Washington wird ein ukrainisches Rüstungsbüro eingerichtet, Selenskyj fordert mehr Kampfjets, die USA wollen Langstreckenwaffen in Deutschland stationieren, China leiste Beihilfe zum russischen Angriffskrieg, das Nato-Kommando wird nach Wiesbaden verlegt, am Abend werden neue 40.000.000.000 Militärhilfe beschlossen. Riwne ist ohne Strom. Der Strack-Zimmermann-Nachfolger (Marcus Faber) fordert, dass alle Nato-Staaten 0,25% ihres BIP für Militärhilfe für die Ukraine ausgeben sollen. Odessa wird mit Raketen angegriffen. Auch in Belgorod schlagen Geschosse ein. Indien ist inzwischen wichtigster Ölabnehmer Russlands, Modi spricht sich Moskau für Verhandlungen aus. In Polen soll die „Ukrainische Legion“ gebildet werden (im Ausland lebende Ukrainer werden rekrutiert). Donnerstag: Die nächsten russischen Raketen schlagen in Sumy ein. Woschod (Donezk) wird „befreit“. Deutschland, Frankreich, Italien und Polen einigen sich auf die eigenständige Entwicklung von neuen Marschflugkörpern. Rumänien, Bulgarien und Griechenland bereiten sich auf die Stationierung von Nato-Truppen vor. Laut mehreren Geheimdiensten ist ein Attentat auf Rheinmetallchef Papperger vereitelt worden. Habeck hät die Stationierung von US-Langstreckenwaffen für „notwendig“. Selenskyj fordert die Aufhebung sämtlicher Auflagen zum Einsatz westlicher Waffen gegen Russland. Peskow ordnet am Abend weiter ein: „Wir sind auf dem besten Weg zu einem Kalten Krieg. Das alles gab es schon einmal.“ Freitag: Die UN-Vollversammlung fordert den russischen Rückzug vom AKW Saporischija. Scholz weist Selenskyjs Forderung von gestern in Washington zurück. Starokostjantyniw (ukrainischer Militärflughafen) wird mit Kalibr-Raketen angegriffen, die jedoch alle abgewehrt werden. Moskau weist den angeblichen Anschlag auf den Rheinmetallchef als Fake News zurück. Russland erhöht den Spitzensteuersatz zur weiteren Kriegsfinanzierung. Samstag: An der Front in Donezk sterben weiter Zivilisten. In Rostow brennt die nächste Ölraffinerie. Peskow zurrt die russische Position fest: „Europa ist ein Ziel für unsere Raketen, unser Land ist ein Ziel für US-Raketen in Europa. Wir haben die Kapazitäten, diese Raketen in Schach zu halten, aber die potenziellen Opfer sind die Hauptstädte dieser europäischen Länder.“ Sonntag: Belarus entspannt, und zieht große Truppenkontingente von der Grenze zur Ukraine ab. Urozhaine (südwestlich) von Donezk ist „befreit“. Polen zieht in Betracht, russische Raketen über der Ukraine abzuschießen. Montag: Mehr als 40% der Ukrainer*innen sind für Friedensgespräche mit Russland. An der Grenze zu Moldau wird ein ukrainischer Deserteur auf der Flucht ersschossen. In Busk (Lwiw) wird das Rekrutierungsbüro mit einer Granate angegriffen. Scholz lehnt die Lieferung deutscher Kampfjets weiterhin ab. Selenskyj hofft auf die Teilnahme Russlands beim nächsten Friedensgipfel. Die EU reagiert mit einer Art Boykott auf Orbans Weltreise. Dienstag: Belgorod, Rostow, Woronesch und Kursk werden mit Drohnen angegriffen. Laut Orban beginnt Trump direkt nach seiner Wahl mit Friedensverhandlungen. In weiten Teilen der Ukraine kommt es zu Stromsperren, die Klimaanlagen stehen während der aktuellen Hitzewelle still. Tschechien produziert ab demnächst Waffen in der Ukraine. Mittwoch: Krynky im Gebiet Cherson und Uroschajne im Gebiet Donezk werden aufgegeben. Orban hat laut EU-Kommission mit seiner Weltreise gegen EU-Verträge verstoßen. Im Süden Russlands und auf der Krim wird der Strom gedrosselt, wegen einer Hitzewelle, und ein Atomreaktor ist ausgefallen. An der Front Nichts Neues. Donnerstag: In der Nacht Luftalarm in Kiew. In Cherson geht ein wichtiger Brückenkopf der ukrainischen Armee wieder verloren. In Belgorod werden sämtliche Kitas geschlossen. Über der Krim werden drei Dutzend Drohnen abgeschossen. Innerhalb der letzten 24 Stunden gab es 144 Angriffe der russischen Armee allein im Oblast Donezk, mitsamt Gleitbomben, Uroschajne ist eines der nächsten Dörfer, die „befreit“ werden. Auf der Krim liegt ein Stützpunkt der Küstenwache in Trümmern. Die Ukraine führt weitere Kriegssteuern ein. Freitag: Diese Steuern sollen von bisher 1,5% auf 5% steigen. Selenskkyj spricht vorm neuen Kabinett im UK: Mehr Flexibilität bei langreichenden Waffen! Am frühen Abend präsentiert er Fotos von einem Kinderspielplatz in Mykolajiw, der von einer russischen Rakete getroffen wurde, darauf ist auch ein totes Kind zu sehen. In Belarus wird ein Deutscher wegen Söldnerei zum Tode verurteilt. Samstag: Im Norden der Ukraine wird die Energieinfrastruktur bombardiert. Die ehemalige Parlamentsabgeordnete Iryna Farion (Swoboda) wird in Lwiw erschossen. In Charkiw kommt es zu massiven Luftangriffen. Sonntag: Am frühen Morgen herrscht erneut Luftalarm über Kiew. Kurz darauf wird Krasnohoriwka (Donezk) von der ukrainischen Armee aufgegeben, in Charkiw und Luhansk werden weitere Dörfer „befreit“. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko rät dem ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj davon ab, allein über mögliche Gebietsabtretungen an Russland zu entscheiden. Er empfiehlt dem Staatsoberhaupt ein Referendum, sollte eine solche Entscheidung anstehen. Vor Charkiw sammeln sich neue russische Truppen. Der Papst ruft zur Waffenruhe über Olympia auf. Montag: Der Iran und Russland üben gemeinsam im Kaspischen Meer. An der Front wenig Neues. Dienstag: Die Energieinfrastruktur in Sumy wird wieder schwer getroffen. Krasnodar wird mit Drohnen attackiert, eine Fähre wird dabei schwer beschädigt. In Donezk wird Iwano-Darjiwka „befreit“. Das Kriegsrecht in der Ukraine wird um drei weitere Monate verlängert. Kuleba will in China „einen Wettbewerb der Friedenspläne vermeiden“. Moskau lockt neue Soldaten mit einer Einmalzahlung von 20.000€ an. Kiew nimmt Gespräche mit Kamala Harris’ Sicherheitsberater auf. Mittwoch: Der Hafen von Ismail (Südukraine) wird mit Drohnen angegriffen. In Moskau verletzt einen Autobombe einen ranghohen Offizier; wenige Stunden später wird in der Türkei ein verdächtiger Mann festgenommen. Kuleba hört in In China: „Der Zeitpunkt ist noch nicht reif.“ Die Stadt Charkiw steht weiter unter Artilleriefeuer. Scholz kennt eine Antwort auf die geplante Stationierung US-amerikanischer Langstreckenwaffen in Deutschland: Russland muss einfach den Krieg beenden, ansonsten ist auch er inzwischen dafür. Donnerstag: Die Ukraine meldet, Russland habe sämtliche Marineschiffe aus dem Asowschen Meer abgezogen. Peskow deutet an, das Friedensverhandlungen mit Selenskyj nicht möglich sind, da er „keine Legitimation“ besitze. Putin empfängt derweil Assad. In Tulcea (Rumänien) werden russische Drohnentrümmer gefunden, die Nato sieht jedoch keinen absichtlichen Angriff. Russland drosselt Youtube. Freitag: Die Autobombe in Moskau wurde von einem Russen gezündet, der im Auftrag des ukrainischen SUB handelte. Auf der Krim wird der Militärflughafen Saky beschossen. Der russische Ableger der „Bild“ wird als „ausländischer Agent“ eingestuft. Die Front vor Prokowsk beginnt zu bröckeln. Samstag: Losuwazke (Donezk) steht unter russischer Kontrolle. Lawrow ist sich bei einem Außenministertreffen in Laos weiter sicher, dass Russlands Kriegsziele erreicht werden, „daran gibt es keinen Zweifel.“ Fast 2.000 Kilometer hinter der Grenze wird ein russischer Langstreckenbomber auf dem zentralen Luftwaffenstützpunkt (Olenja) getroffen. Sonntag: In Cherson, Sumy und Charkiw sterben bei russischen Angriffen nicht nur Soldaten. In Kursk brennt das nächste Öllager. In Donezk werden die nächsten Ortschaften befreit. Ansonsten wenig Neues.
Die Vermutung liegt jetzt natürlich nahe,
dass bei all diesen erschreckend guten Entwicklungen (relativ),
irgendwas doch so richtig scheiße laufen muss.
Und ja, das tut es auch.
Und zwar für die deutschen Faschos,
was natürlich fantastisch ist,
aber eben kein Grund zu voreiliger Vorfreude,
denn bis zur ersten Landtags“schicksals“wahl (Sachsen)
sind es nur noch fünf Wochen.
Nach den sommerlichen Topmeldungen
blieb ja zu vermuten,
dass die AfD jetzt nur noch auf die Friedenspartei-Karte setzt,
als ob sie nicht auch damit alles falsch machen würde.
Aber nein,
es geht munter weiter den Bach runter.
Als erstes zerstreitet sich
die neue/alte Parteispitze:
Chrupalla will ein „Deutschlandjahr“ (Zivil- oder Wehrdienst),
die fast frisch gebackene Kanzlerkandidatin Weidel
jedoch die Wiedereinführung der Wehrpflicht,
schließlich steht das so im Parteiprogramm.
Das Katz- und Mausspiel mit den potenziellen Wähler*innen
fällt eben diesen sicherlich nicht weiter auf.
Und dann übernehmen auch schon wieder
die Oberhirnis die Schlagzeilen.
Nöbeditz’ finest, André Poggi Poggenburg,
provoziert den nächsten Tiefschlag,
als er in Dresden,
bei einer Kundgebung der „Blauen Welle“
öffentlich eine Pride-Flagge verbrennt,
während auf der kleinen Bühne hinter ihm
Björn Banane vor dem „Compact“-Logo
den gewohnten Dünnschiss absondert.
Der kurz darauf folgende CSD in Pirna
steht unter besonderer Beobachtung,
aber nichts nennenswertes passiert.
Auf europäischer Ebene
schließen sich die Nazis in einem neuen Bündnis zusammen,
dem ESN (Europa Souveräner Nationen),
womit es inzwischen schon ganze drei Fraktionen
rechts der behaupteten Mitte gibt;
nur Maxe Krah,
der darf dabei immer noch nicht mitmachen.
Also macht der eben ungeniert weiter Nazischeiße
und schwadroniert auf einem ersten
„Sommerfest“ der Scheitelträger (in Schnellroda)
auch nichts mehr von „Remigration“,
sondern holt gleich den nächsten Thorshammer raus:
Er fordert die Einrichtung von „ethnischen Enklaven“,
also nichts anderes als die Ghettoisierung aller Nichtarier*innen.
Da hat Jürgen Elsässer noch gelacht,
mit Götz Kubitschek angestoßen,
und beide sind sich super schlau vorgekommen,
als sie sich über das Titelblatt des neuen „Compact“-Magazins amüsiert haben:
„Deutschland den Deutschen – Ein Sommer zwischen Sylt, Mannheim und Fußball“
Aber, keine 48 Stunden später,
ziemlich früh am Morgen,
klopft das SEK an seine Tür.
Bundesinnenministerin Faeser schickt zeitgleich ein Memo
an sämtliche Presseangenturen:
„Compact“ ist ab sofort verboten.
Elsässer steht da,
in seinem „Ares“-Shirt,
das trotz XXL
sichtbar um die Hüfte spannt,
und nuschelt irgendwas in Mikrofone,
während im Hintergrund vermummte Polizisten
sein Haus durchsuchen.
Zu wenig geschlafen hat auch André Poggenburg:
Sein Rittergut Nöbeditz wird geräumt,
das gesamte Veranstaltungsequipment der „Blauen Welle“
wird abtransportiert.
Bei der „Jungen Freiheit“
werden schnell ein paar Redakteurstellen freigeschaufelt.
Poggi selbst aber heult erstmal
kleinlaut auf Social Media rum,
denn (Fehler im Original):
„Verbot von #Compact-Magazin & #CompactTV
ist weiterer klar undemokratischer Schlag
des ideologischen Linksstaates
gegen den freiheitlichen Rechtsstaat
Damit wurde die Pressefreiheit ausgehebelt
und öffentlich die Zensur eingeführt.
Deutschland schlittert in die Diktatur
(Foto: Abtransport von beschlagnahmten Compact-Fahrzeugen
vom Rittergut Nöbeditz von André Poggenburg)“
Wie weit sich die rechte Bubble
inzwischen in diesem populistischen Zirkel-, bzw. Trugschluss
verheddert hat,
zeigt exemplarisch auch folgender Follower-Kommentar auf Facebook:
„Faschismus pur.
Hat Faeser schonmal was von Pressefreiheit gehört?
Was glaubt die Dame mit einem Verbot zu erreichen?
Die Wahrheit hat sich schon längst durchgesetzt.
compact hatte Recht damit:“
(darunter das Bild von Compact 01/2024:
von rechts nach links:
Faeser, Pistorius, Strack-Zimmermann
als schwarz-weiß Frontal-Portraits,
darunter: „Der neue Faschismus – Der Linksstaat marschiert“)
Noch am selben Tag
hauen die Elsässer-Anwälte
dem „Compact“-Verein
auch noch die letzten humpelnden Beine weg
und veröffentlichen den Verbotserlass,
und zwar mit Klarnamen von NPD-Mitarbeitern
und Mordkomplotten gegen Habeck.
Schnell wird also mit Nebelkerzen geworfen:
Das „Compact-Sommerfest“ muss ausfallen,
und deswegen gibt es eben ein anderes Sommerfest,
natürlich zum Thema „Pressefreiheit“,
André Poggenburg erklärt:
„Zur Klarstellung:
Das #Compact-Sommerfest
findet am 27.07. NICHT statt!
Der dadurch frei gewordene Termin
wird für das „SOMMERFEST DER PRESSEFREIHEIT“ genutzt,
Veranstalter ist die Interessengemeinschaft #AufbruchDeutschland.
Weder Motto, Programmablauf, Ausstattung oder Veranstalter
entsprechen dem ursprünglich anberaumten Compact-Fest.
Es handelt sich daher
weder um eine direkte Ersatz- oder Nachfolgeinitiative
und liefert somit KEINEN VERBOTSGRUND.
Wir erwarten euch ab 12 Uhr
auf dem Rittergut, Nöbeditz 1, 06667 Stößen!
Bitte keine „Compact“-Fahnen, Kleidungsstücke etc. öffentlich präsentieren,
dies kann zu Ordnungsmaßnahmen führen.)“
Und, auch wenn für gestern top Wetter bestellt wurde,
wird auch dieses Fest Mitte der Woche untersagt,
immerhin will noch irgendein Leverkusener Anwalt
sofort dagegen vorgehen.
Wie ernst die Vollzugsbeamten das „Compact“-Verbot nehmen,
zeigt unter anderem die Tatsache,
dass das Schwenken einer „Compact“-Flagge
am letzten Montag
auf der allwöchentlichen Faschozusammenkunft in Halberstadt
zur Anzeige gebracht wird,
sogar einer der Redner
muss sich plötzlich für seinen Sprechdurchfall verantworten; geht doch.
Einmal angekommen im Hinterland,
kommen wir auch um den neuesten Faschoerfolg
hier im Weltkulturerbe nicht herum:
Treuen Leser*innen
ist der neue stellvertretende Stadtratsvorsitzende von Quedlinburg
nämlich bei Weitem kein Unbekannter.
Pfarrer Michaelis,
genau, der
der hier,
gleich die Hölle runter,
seine protestantischen Gottesdienste abhält,
sitzt seit wenigen Wochen
für die AfD im Stadtrat,
von denen er sich als „Parteiloser“
hatte aufstellen lassen.
Wäre es nicht so skrupellos,
ich könnte es fast clever nennen.
Die kommenden Stadtratssitzungen
versprechen heftig zu werden.
Ansonsten aber scheint die Sonne
in die Gassen der Mittelalterstadt,
die Touris kriegen nie genug.
Und auch für alle anderen wird gesorgt:
Gestern Abend
haben Pisse
die Reiche abgefackelt,
das Durchschnittsalter in den Pogopits
bleibt stabil.
Nur ein paar Tage vorher
war sogar die Bundesfamilienministerin da!
Lisa Paus mit zwei Daumen hoch
für’s Sozioweltkulturerbe Reichenstraße.
Und weil das alles schon wieder
viel zu viel Sonnenschein ist,
kommt auch noch ein neuer Dichter in die Stadt.
Die (selbstgestreuten) Gerüchte sind wahr:
Der Schwarze Poet
hält sein erstes Book Signing in der Bockstraße ab.
Weil auch Ihr das verpasst habt,
hier nur eine kleine (unbearbeitete) Kostprobe davon,
wofür das Weltkulturerbe von nun an
auch berühmt sein wird:
„Ich kann nicht leben, kann nicht Sein
mein Herz so schwer
gesprengter Stein
die Todesengel ziehen ein
Tausend Splitter dringen ein
die Seele tot,
ich kann nicht Sein
Wie wird Sie enden die dunkle Nacht?“
(Ric van Riegel: Tausend Splitter (VIII). 2023)
Wie sie enden wird,
die dunkle Nacht?
Im Allgemeinen
ja mit dem Sonnenaufgang.
Aber hey,
schwarze Seelen
sind auch nur Seelen.
Was mich leicht zur nächsten Rubrik führt,
nämlich einem schon länger geplanten Abgesang
auf die Festivalkultur,
so wie wir sie kannten.
Es wird wohl aber
nur ein Kurzabriss,
die Deadline hat grad nach Kaffee verlangt.
Jedenfalls:
Beim zweitliebsten Treffen der deutsch-schwarzen Szene,
dem hiesigen Rock Harz,
waren in diesem Sommer
alles sagender Weise
Judas Priest Headliner.
Ey, die waren schon alt,
als ich es noch nicht war.
Ihr könnt euch vorstellen,
was in Ballenstedt in den Moshpits los war:
Eher wenig.
Aber da hört es ja nicht auf.
Auch die anderen Subkulturen
geben eine nach der anderen auf
und begeben sich zurück
in ihre schattigen Nischen.
Auf dem letzten Melt!
im sachsen-anhaltinischen Ferropolis,
feierten tausende GenXer*innen,
Millenials und ein paar GenZer*innen
allen Ernstes Blümchen ab;
was so von den Neunzigern hängengeblieben ist.
Vor nicht mal 20 Jahren
hat da noch Björk
die Menschen begeistert.
Aber auch da hört es nicht auf.
Bei der Übermutter aller (europäischen) Megafestivals,
dem Glastonbury (UK),
waren es dieses Jahr
die Sugababes
und Avril Lavigne,
die für die größten Massenzusammenkünfte gesorgt haben.
Millenials!?
Was soll das?
Was ist aus „Kein Applaus für Scheiße“ geworden?
Beim Erwachsenwerden vergessen?
Dagegen läuft es hier in der Provinz
ja schon wieder fast beeindruckend stilsicher ab:
Beim Hexenwerk in Elbingerode
(also ebenfalls prima anschlussfähig für Gothics und Co.)
sollen es die ersten Superhelden der Technoheads gewesen sein,
die trotz strömenden Regens
Menschen zum Zucken ermutigt haben:
Westbam und Dr. Motte!
Damit sollte klar sein,
welche Sorte Hexen
für den Tanz in den August Sorge trägt.
Hatte Marusha keine Zeit?
Ein wichtiges „Thema“
kann dabei nicht unerwähnt bleiben,
und außerdem ist es
bei der Länge der Episode
jetzt auch wurscht:
Was verbindet diese ganzen Events,
egal wie unterschiedlich
das jeweilige Kernpublikum auch sein mag?
Richtig:
Zusammen feiern.
Sprich:
Sich in der Öffentlichkeit
(mehr oder weniger) gepflegt abschießen.
Bis spät in die Nacht.
Oder: „Jungsein“.
Nur ein paar Mal noch.
Ja, GenZ und folgende,
so fühlt sich das dann an,
wenn es sich nicht mehr so anfühlt
wie früher.
Als selbst ein Sieg über die Sonne
nicht wirklich außer Reichweite schien.
Sorry für den Spoiler,
aber es herrscht unter den älteren
inzwischen weitestgehend Übereinstimmung darüber,
dass dieses Überlegenheitsgefühl
sehr wahrscheinlich
sehr viel
mit der Menge an Alkohol und Drogen
zu tun gehabt haben könnte.
Just sayin’.
Und dass der Umgang
mit dem substanzindizierten Eskapismus
nicht nur auf Gartenpartys,
in Biergärten
und auf Festivals/Events
eine nicht unwichtige Rolle spielt,
zeigen auch die sommerlichen Kampagnenschwerpunkte
der großen Volksparteien.
Erst macht sich Karl Lauterbach
gegen das tatsächlich hirnrissige „Begleitete Trinken“ stark
(Kinder dürfen das „unter Aufsicht ihrer Erziehungsberechtigten“),
und erst heute titelt Die Welt am Sonntag,
Merz wolle die „Cannabislegalisierung“ zurücknehmen,
falls er Kanzler werden sollte.
Tja, GenZ und folgende,
dann genießt mal die letzten paar Sommer noch.
* * *
So.
Zum zweiten Mal in einer Episode.
Warum?
Weil endlich Sonntag ist,
und #DieDoppeltenZwanziger
ihr Ringen mit der Gegenwart
zu einem vorläufigen Ende bringen müssen.
Die Deadline nämlich,
die hat die Sommerpause
ebenfalls gut überstanden
und sitzt gerade noch so auf dem Balkon.
In der Sonne.
Wo sonst?
Das bedeutet für mich dann also,
die letzten (und neuesten) Notizen
über diesen irren Sommer
noch schnell irgendwie zusammenzustricken,
damit ab morgen wieder
der wöchentliche Wahnsinn versucht,
die Kurve zu kriegen,
als würde es zu schnell um eine Hausecke gehen,
auf nassem Kopfsteinpflaster.
Denn in den letzten Wochen
gab es ja nicht nur kleine Siege
über die Sonne,
sondern auch über den Regen.
Zum Beispiel in Paris,
aber dazu erst nächste Woche mehr,
die Spiele haben ja gerade erst begonnen.
Aber eben auch auf Gartenpartys
ganz hinten im Hinterland.
Gestern Abend
hat es pünktlich zum unsichtbaren Sonnenuntergang
angefangen zu schütten,
was sich dann bis spät in die Nacht
mit abnehmender Wucht fortgesetzt hat.
Und?
Ist etwa nicht gegrillt worden?
Haben etwa keine Kinder in Pfützen gespielt
und Regentropfen eingefangen?
Gab es etwa keine Süßigkeiten
nach der Bratwurst?
Haben etwa keine Feuer gebrannt?
Ist es etwa nicht so,
dass Kondenswasser
auf kalten Bierflaschen
mindestens genauso schön glitzert
im nächtlichen Feuerschein
bei leisem Sommerregen?
Fühlt es sich etwa nicht gut an,
wenn nur mal für ein Stunden
legal und illegal
schlicht scheißegal sind?
Gibt es nicht doch manchmal
ein richtiges Leben im falschen?
Und damit kurz vor Ende
nochmal zurück zum Anfang.
Es folgt eine weitere Beschreibung von perfektem Wetter:
Tagsüber immer kurz unter 30°C,
dazu leichter Wind,
tolle Wolken,
die aber nie die Sonne verdecken,
keine Schwüle,
die Sonnenblumen richten sich zu voller Größe auf,
und nachts regnet es dann.
So geschehen Mitte Juli.
An zwei Tagen in Folge.
Nie ist die Weltlage
leichter zu ertragen.
Außer …,
außer vielleicht in diesem Moment.
Es ist kurz vor drei Uhr.
Der Regen hat am Morgen aufgehört,
weiß-blauer kann ein Himmel nicht sein,
es sind knapp 25°C,
der Luftdruck ändert sich (Wind),
Tendenz also wieder steigend.
In zwei Stunden ist in Paris
Anpfiff zwischen Serbien und dem Team USA,
was ja eigentlich schon so etwas wie ein vorweggenommenes Finale ist.
Gestern haben die aktuellen Basketball-Weltmeister
(zur Erinnerung: Deutschland)
nicht mehr gemacht als nötig.
Und das nehme ich mir logischerweise zum Vorbild.
Hier also die letzten Meldungen;
der Hochsommer fängt immer noch grade erst an.
Donald J. Trump verliert schneller als gedacht die Fassung.
Kaum gibt es die ersten ernstzunehmenden Polls,
die Kamala Harris in mehr als einem Swingstate
vorne oder gleichauf sehen,
sagt er die bereits vereinbarten Fernsehdebatten ab
und überlässt seinen Einflüstertüten das Feld:
Steve Bannon und Stephen Miller,
die anscheinend schon wieder aus dem Knast raus sind,
blasen offen zum Bürgerkrieg.
Harris‘ Momentum
ist derweil beinahe schon zu schnell zu groß geworden,
und ihren zentralen Slogan
hat sie auch schon gefunden:
America war nie besser als jetzt –
„We are not going back!“
Ganz ehrlich,
ich habe tatsächlich ein gutes Gefühl.
Und dann wollen die G20
auch noch wirklich, in Echt dieses Mal,
über die Einführung einer spürbaren
globalen Vermögenssteuer sprechen.
Das ist schon mal besser
als nicht darüber zu sprechen.
Aber, zum letzten Mal für heute,
dem Krieg ist alles egal,
der bleibt immer noch
immer gleich:
Nach dem gestrigen Raketenangriff
auf die Golanhöhen,
den die Hisbollah dementiert,
folgt die Antwort gegen den Libanon postwendend
und wenig überraschend in ganz anderen Größenordnungen.
So viel zum Olympischen Frieden.
Also, was bleibt?
Nicht mehr
als eben noch mehr Hopequesting.
Ich habe gerade mal
nach chinesischen Sonnenkollektoren gegoogelt.
Marktführer ist momentan JinkoSolar
mit 10% Weltmarktanteil.
Steige ich doch noch ins Trading ein?
Vielleicht auch beim Energiepark Witznitz (Sachsen),
dem momentan größten seiner Art in Europa,
in dem seit wenigen Wochen
mehr als 1.100.000 Solarmodule
aus Licht Strom machen?
Nope.
Warum nicht?
Weil der dort gewonnene Strom
in den nächsten 15 Jahren exklusiv an Shell geht,
die den dann an Microsoft weiterverkaufen.
Immerhin ist da nichts mit Subventionen bezahlt worden.
Nebenbei aber finde ich
beim Scrollen noch ganz andere Sachen,
wie das beim Scrollen sonntagnachmittags
schnell mal passiert,
vor allem wenn die Sonne scheint.
Zum Beispiel:
Solar Punk.
Nach Steam Punk,
Cyber Punk
und Frost Punk,
ist das aktuell der heiße Scheiß.
Im nächsten Jahr wird dann auch
das entsprechende Video Game released.
Endlich mal ein bisschen Utopie
im Survival Genre.
Als letztes hyperoptimistisches Beispiel für heute
slide ich dann noch
bei einer Meldung aus der Astronomie vorbei:
Der Stern Gliese 710 rast auf unser Sonnensystem zu.
Vertraut man Menschen,
die sich mit Astronomie auskennen,
wird er (relativ) knapp an uns vorbeifliegen,
da werden wir also Glück gehabt haben,
in circa 1.000.000 Jahren.
Ein paar Jahre vorher allerdings
rücken „zwei Sonnen am Himmel“
mit jedem Tag ein bisschen näher.
Let’s begin the begin.
„Everything is good
that has a good beginning
and doesn’t have an end.
The world will die
but for us
there is no end.“
(Aleksei Yeliseyevich Kruchyonykh: Pobeda nad Solntsem. 1913.
Übersetzt von: Ewa Bartos and Victoria Nes Kiry. 1981)

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