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Fallout (S3:Ep12)

von | 2020 | 5. Oktober | Die Serie, Staffel 3 - Cope

An dieser Stelle
(das Staffelfinale rückt langsam
in spürbare Nähe)
mal ein herzliches Willkommen
an die paar Leser,
die in den letzten Monaten dazu gekommen sind,
worüber ich mich sehr freue: Cheers!
Richtet Euch gemütlich ein,
lest regelmäßig, oder lasst es sein.
Drüberfliegen ist erlaubt,
Querlesen auch ok,
Kommentieren ebenso,
und Weiterscrollen kriegt der Autor
eh nicht mit.
Hier findet ihr alles,
was ihr auch überall woanders im Internet
finden würdet,
und auch noch den üblichen
eigenen social-media Senf dazu.
Was jetzt folgt,
ist eine eher klassische,
also repräsentative Episode.
Ab und an gibt es hier aber
auch mal Vier-Sterne-Texte.
Wohl bekomm‘s!

Seit heute ist die Katze dann aus dem Sack:
Regierungssprecher Steffen Seibert gibt bekannt,
dass man sich darauf geinigt habe,
nächste Woche zu beschließen,
was dann übernächste Woche in Kraft tritt.

Zwei Wochen Rätselspaß.
Vorstöße irgendwelcher Bundesländer.
Drastische Verschärfungen in anderen:
Der „Fleckenteppich“ ist wieder da.
Nur in einem sind sich alle einig im Moment:
Nazis raus! (Außer den Nazis natürlich)
Das Einheitswochenende jedenfalls
wurde von denen nämlich dominiert,
zumindest was die Schlagzeilen angeht.
Die Bilder sind einfach krasser.
Der italienische Vorzeigefascho Salvini
steht vor Gericht (Genugtuung).
Der blaue Balken sinkt
bei den Wahlumfragen im Osten (Erleichterung).
Vermummte Neonaziaufmärsche
in Berlin (leichter Schock).
„Covidioten“-Menschenkette
in Konstanz (Kopfschütteln).
Ein Typ in Armeeklamotten
schlägt vor einer Synagoge
zum Sukkot (Laubhüttenfest)
mit einer Schaufel (!)
auf einen Studenten ein (WTF?).
Und als absolute Perversion
spricht dann auch noch
der Neffe der Scholl-Geschwister
bei den „Querdenkern“ in Salem.

Dass der Antifaschismus immer
noch nicht das Handtuch geworfen hat,
gleicht einem Wunder.
Das nächste rote Kreuz im Kalender
ist wieder mal der 9. November…
Aber mal abgesehen von der Kamera
und dem Internet:
Was genau war jetzt noch mal
vor ungefähr 100 Jahren so anders?
Ach ja, Pandemie.
Vergisst man ja auch gerne mal.
Auch kein Wunder,
denn wäre das wirklich alles so schlimm,
würden ja alle an einem Strang ziehen,
sich vernünftig abstimmen,
die Sache ernst nehmen.
Stattdessen geht das Chaos munter weiter:
Für das eine Bundesland
ist Berlin ein Risikogebiet,
für ein anderes nicht.
7-Tagesinzidenz über 50?
Ach, das kriegen wir schon hin.
Die Clubkultur in Berlin stirbt?
In Sachsen-Anhalt fliegt bald wieder die Kuh!
Es ist halt nicht so schlimm wie anderswo.
Im Iran stehen inzwischen alle Ampeln auf rot,
die Krankenhäuser stehen wieder
vor dem Zusammenbruch.
In Athen und Jerusalem
fliegen Steine und Molotowcocktails,
aber nicht wegen zu viel,
sondern wegen zu wenig Maßnahmen.
Die Lehrer gehen in den Streik.
Madrid, Paris und New York
stehen vor dem nächsten Lockdown.
Und im Weißen Haus?
Auch Pandemie.
Aus dem Militärkrankenhaus in Bethesda*
schickt der Frisurensohn beste Grüße
und haut es tatsächlich raus:
„I‘ll be back!“

Gesitteter, aber nicht weniger geschichtsträchtig
geht es auch in Europa weiter:
Der Brexit wird um einen weiteren Monat verschoben.
Boris Johnson kriegt es erwartbarerweise
einfach nicht gebacken.
Vielleicht bewegt sich aber
wenigstens in Belarus etwas:
Die Oppositionsführerin Tichanowskaja
wird in Berlin erwartet.
Erstaunlich, da sie sich
im politischen Exil befindet.
Ansonsten auch in der EU
viel Pandemie:
Quarantäneanordnungen im österreichischen Kabinett
und für die EU-Kommisionspräsidentin.
Also entweder nehmen die
das auch alle nicht ernst genug,
oder das Virus ist einfach zu viral.

Völlig unberührt davon
kann da ja eigentlich
nur noch
das Bernsteinzimmer sein.
Obwohl, das wurde gerade,
mal wieder,
vielleicht gefunden.
Auf der gesunkenen „Karlsruhe“
in der Ostsee.
Was soll jetzt bitte noch kommen?
Richtig, ein aufmunterndes Zitat:

„You hope
that we are with you
And you hope
you’re recognized
You want to go forever
You see it in my eyes
I’m lost in the confusion
And it doesn’t seem to matter
You really can’t believe it
And you hope
it’s getting better“

(R.E.M.: Hope. 1998.)

 

*Drei Holzpunkte für diejenigen, die das Easteregg in der Episode gefunden haben.

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